Faszination Indianer.cdr

Faszination Indianer
“Indianer” in Ostpreußen - ein altes Familienfoto
Das Bild ist etwa 1920 entstanden und zeigt, wie schon damals die Faszination
Indianer das deutsche Bild prägte.
Woher das Interesse, die Faszination, Bewunderung?
Peter Haug
Immer wieder werden wir gefragt, wie wir dazu gekommen sind. Woher kommt bei vielen Deutschen das Interesse, die Faszination, Bewunderung
und teilweise Verehrung für die Indianer?
"Ich fühlte mich schon als Kind zu den Indianern hingezogen" hört man ja oft.
Im Alter von 10 Jahren fing ich an Karl May zu lesen. Gefolgt von Gerstäcker, Cooper und unzähligen Fach- und Sachbüchern. Literatur, in der auch
Karl May zu Hause war. Amerika besuchte er erst viele Jahre nach Erscheinen seiner ersten Wild-West-Erzählungen. Auch ich entdeckte viele
Widersprüche, ja sogar regelrechte Unwahrheiten in manch einem Fachbuch - von den Romanen der
Unterhaltungsliteratur und den unzähligen Lügen, die auch mit Hilfe von Filmen verbreitet wurden,
einmal ganz abgesehen. Falsche Klischees halten sich bis heute hartnäckig.
Ein echter Indianer!
Viele Deutsche sind sich der Tatsache nicht bewusst, dass mit
dem 2. Weltkrieg ganz viele Indianer unterschiedlicher
Nationen bei uns durch die US-Streitkräfte eine zeitweilige
Heimat fanden. Nachkommen davon existieren noch heute.
Bis vor ein paar Jahren sind noch weitere US-Soldaten
dazugekommen, die hier stationiert waren. Mit einer
deutschen Frau verheiratet sind sie oft in Deutschland
geblieben. Die Frau eines solchen Indianers hat uns über
einen Zeitungsbericht in der Tagespresse gefunden und
angesprochen.
Es entstand eine tiefe Freundschaft zwischen unseren Familien und hat mit dazu
beigetragen, dass wir uns tiefer mit dem Leben der “Indianer” beschäftigten. Über die rein
geschichtlichen Begebenheiten wusste ich mehr als mein Seneca-Freund. Die
Hintergründe dazu erarbeiteten wir gemeinsam. Sie waren für ihn ebensoft neu, wie für
Redeye, Seneca
mich. In engem Schulterschluss mit seinen Verwandten in USA/Canada fanden wir heraus,
dass zu seiner Stammesverwandtschaft mütterlicher- und väterlicherseits berühmte
Häuptlinge zählten. Sein Vater war Mohawk, seine Mutter Seneca.
Ein ernsthafter Kontakt mit Indianern öffnet viele Türen und Einsichten in die vielseitigen Kulturen dieser Völker. Schon lange hatte ich vermutet und bekam es jetzt fundiert bestätigt: Völker mit
unterschiedlichen Sprachen - so unterschiedlich wie Russisch, Deutsch, Französisch, Englisch usw. - und unterschiedlicher Herkunft wurden zu “dem Indianer” stilisiert. Was man nicht versteht wird
vereinfacht und somit verfälscht aufgenommen. Die Phantasie trägt mit dazu bei und es entsteht ein “Edelindianer wie Winnetou”, den es so nie und nirgends gab.
Und warum die Faszination?
Die anziehenden Wirkung, die Begeisterung, ja fast ein euphorisches Interesse finden wir Deutschen wenn das Wort “Indianer” fällt. Vielleicht hängt es daran, dass auch die Deutschen ein
mehrfach geschlagenes und zum Teil unterdrücktes Volk waren. Auch wir wurden unserer eigentlichen Kultur entrissen. Werte wie Treffen ganzer Familien, Sippen und Stämmen sind verloren
gegangen. Wir lernen heute über das Internet, Bücher und nicht mehr von einander durch Überlieferung. “Alte” sind lästig und nicht mehr interessant. Die Familie tritt immer mehr in den Hintergrund.
Der Besitz wird immer wichtiger - weit über die Notwendigkeit zur Existenz hinaus.
Neueste wissenschaftliche Erforschungen bestätigen, was bis vor kurzer Zeit belächelt wurde und erst im Zeitalter der Gentechnik Bestätigung findet. Indianer sagen das schon immer:
Wir sind alle miteinander verwandt!