Pressemitteilung des Verbands Deutsche Nierenzentren (DN) e.V. Februar 2016 11. Annual Post ASN-Meeting vom 30. bis 31. Januar 2016 in Berlin Das 11. Annual Post ASN-Meeting, gemeinsam ausgerichtet vom Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e.V., der American Society of Nephrology und der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, lockte auch in diesem Jahr wieder rund 220 Nephrologinnen und Nephrologen nach Berlin. In einer kompakten Zusammenfassung präsentierten drei deutsche und drei amerikanische Referenten die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse der Kidney Week 2015 der ASN in San Diego/USA. Organisiert wurde das Treffen von Seiten der amerikanischen Gesellschaft von Herrn Prof. Mark Rosenberg, University of Minnesota, und von Seiten des DN e.V. von Herrn Prof. Helmut Reichel, Villingen-Schwenningen, und Herrn Prof. Gerhard Lonnemann, Langenhagen. Den Auftakt der Veranstaltung machte Herr Prof. Samir Parikh aus Boston mit einem Überblick zum Thema „Akutes Nierenversagen“. Er berichtete, dass die Wahrnehmung des akuten Nierenversagens als prognostischer Marker sowohl für die kurzfristige Morbidität und Mortalität als auch für die langfristige renale Prognose der betroffenen Patienten weltweit steigt. Allerdings gebe es große Unterschiede sowohl in den Ursachen als auch in den Langzeitergebnissen der Therapie bei akutem Nierenversagen zwischen Ländern der westlich-industrialisierten Welt und den Entwicklungsländern. Weitere Teile des Beitrags widmeten sich der Frage diagnostischer Kriterien bei Patienten mit hepatorenalem Syndrom (z.B. Veränderungen im Urinsediment) und dem Monitoring der Volumensubstitution bei kritisch kranken Patienten auf der Intensivstation. Hierbei gewinnt möglicherweise die Bestimmung des intraabdominellen Druckes beziehungsweise des intraabdominellen Perfusionsdruckes eine prädiktive und therapiesteuernde Bedeutung. Frau Prof. Maria DeVita, New York, fasste die Beiträge zum Thema „Klinische Nephrologie“ zusammen. Im Einzelnen wurden Studien zur Progressionshemmung der Zystennierenerkrankung diskutiert. Vor allem männliche Patienten mittleren Lebensalters scheinen hier von einer Therapie mit einer Blockade des Renin-Angiotensinsystems und sehr niedrigen Zielblutdrucken bezüglich der Verzögerung des Zystenwachstums zu profitieren. Weitere Arbeiten zeigten ein erhöhtes Osteoporoserisiko und kardiovaskuläres Risiko bei Patienten mit Nierensteinleiden auf. Zahnfleischerkrankungen spielen möglicherweise eine größere als bislang bekannte Rolle sowohl bei der Progression einer chronischen Nierenerkrankung als auch als (Mit-)Ursache für das erhöhte kardiovaskuläre Risiko von chronisch niereninsuffizienten Patienten. Einen der besonderen Höhepunkte des vergangenen Jahres stellte die Studie zu Empagliflozin bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 dar. Unter der Therapie war ein signifikanter Rückgang der kardiovaskulären Hospitalisation und Mortalität zu erkennen und nachzuweisen. 1 Über das Thema „Glomeruläre Erkrankungen“ referierte Herr Prof. Jürgen Floege, Aachen. Beginnend mit einer detaillierten Zusammenfassung der deutschen STOP-IgAN-Studie ging er zunächst auf neuere Therapiestudien der IgA-Glomerulonephritis ein. Während in der STOP-IgAN-Studie die Rolle einer systemischen Immunsuppression für den Verlauf der Erkrankung eher kritisch gesehen wurde, weisen neuere Daten zur topischen Immunsuppression mit Budenosid auf einen möglicherweise günstigen Effekt auf die Proteinurie als wichtigen prognostischen Marker hin (NEFIGAN-Trial). Bei der membranösen Glomerulonephritis zeichnet sich ab, dass die Bestimmung der diagnostisch relevanten PLA2-Rezeptor-Antikörper auch für die Steuerung der Therapie von Bedeutung sein kann. Darüber hinaus wurde eine französische Studie zum Einsatz von Rituximab bei membranöser Glomerulonephritis im Vergleich zu einer konservativen, nicht immunsuppressiven Therapie vorgestellt. Hier wurden unter Rituximab signifikant höhere Remissionsraten beobachtet. Ein großes Themenfeld, das von Herrn Prof. Matthias Girndt, Halle, bearbeitet wurde, war „das Terminale Nierenversagen und die Dialysetherapie“. Hier gibt es interessante neue Erkenntnisse zur Bedeutung von Veränderungen der bakteriellen Darmbesiedelung bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung und dessen Bedeutung für die Entstehung des urämischen Syndroms und des damit verbundenen kardiovaskulären Risikos. Möglicherweise eröffnen sich hier in der Zukunft neue therapeutische Ansätze, z.B. durch diätetische Maßnahmen oder Probiotika. Neue technische Lösungen für Dialysemembranen (SiliconNanotechnologie) und Systeme, die die Funktion renaler Tubuli ersetzen (mit Tubuluszellen besiedelte Dialysemembranen) sind interessante Ansätze, die aber noch keine Serienreife haben und z.T. seit längerem in der experimentellen Entwicklung sind. Auch die tragbare künstliche Niere hat in den letzten Jahren keine wirklich bahnbrechenden Durchbrüche erzielt. Frau Prof. Karen Griffin, Chicago, machte zu Beginn ihrer Zusammenfassung zum Thema „Hypertonie“ darauf aufmerksam, dass Hypertonie weiterhin weltweit einer der führenden Risikofaktoren für schwere, lebensbedrohliche Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt und periphere arterielle Verschlusskrankheit ist. 25-50% der Weltbevölkerung, je nach Land und Alter, seien davon betroffen und die Versorgungssituation sei nach wie vor verbesserungsbedürftig. Dabei scheint der Anteil derer, die mit medikamentöser und nicht medikamentöser Therapie nicht einzustellen sind, bei maximal 9,5% zu liegen, wie eine größere Studie aus einer Hochdruckambulanz zeigte. Dabei stellt sich immer wieder die Bedeutung der hohen Natriumzufuhr unter den Bedingungen einer westlichen Ernährung als ein wichtiger pathophysiologischer Faktor in der Entstehung heraus, aber auch in der Therapie der Hypertonie. So wird als Hypothese der hohen Hypertonieprävalenz von einem aktivierten Renin-Angiotensinsystem ausgegangen, das unter den Bedingungen einer erhöhten Natrium-ChloridZufuhr zur Entstehung eines Hochdrucks beiträgt, ohne Salzzufuhr jedoch keine Hypertonie induziert. Therapeutisch untermauert das die Bedeutung der Therapie mit Salzrestriktion und Diuretika. Bei schwer einstellbarem Hochdruck empfiehlt sich auch, die medikamentöse Therapie über den Tag zu verteilen (Abenddosis). 2 Abschließend fasste Herr Prof. Martin Zeier, Heidelberg, die Beiträge der Kidney Week 2015 zum Thema „Nierentransplantation“ zusammen. Es wurden zunächst mehrere Studien zur Langzeitumstellung auf CNI-Inhibitor freie Immunsuppression vorgestellt. Dabei zeigte sich in beiden Studien zur Kombination von Everolimus mit MMF und Steroiden eine überlegende Transplantatfunktion gegenüber der mit CNI-Inhibitoren behandelten Kontrollgruppe. Auch die Initialbehandlung mit Belatacept zeigte sich in der BENEFIT-Studie bezüglich der Entwicklung der Transplantatfunktion der Kontrollgruppe mit Cyclosporin überlegen, so dass zunehmend Daten vorliegen, die für die Möglichkeit einer langfristigen CNI-freien Immunsuppression sprechen. Weiterer Schwerpunkt des Vortrags war die Frage des Umgangs mit einer transplantierten Niere nach Transplantatversagen. Hier ist die Fortsetzung der Immunsuppression mit dem Risiko gehäufter Infektionen einem Ausschleichen der Therapie gegenüber der Gefahr der langsamen Abstoßung des Organs abzuwägen. Neuere Daten weisen auf eine häufigere Bildung von spenderspezifischen Antikörpern hin, wenn man Transplantate entnimmt. Jetzt schon vormerken: Das 12. Annual Post ASN-Meeting findet statt vom 28.-29.01.2017. Fotos der Referenten sowie den Text als Word-Version finden Sie unter www.dnev.de/presse im Bereich „Verbandseigene Pressemitteilungen“ Pressekontakt: Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e.V. Öffentlichkeitsarbeit Immermannstraße 65 A 40210 Düsseldorf Tel: 0211 – 179579-0, Fax: 0211 – 179579-60, [email protected], www.dnev.de 3
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