MANZ · INTERN] Porträt des Monats: Veränderungen machen das Leben erkenntnisreich. Manchmal geht es ganz schnell. Als Christian Steiner 2011 bei der Wirtschaftsprüfungs- und Unternehmensberatungsgesellschaft Ernst & Young begann, prangten noch die zwei Namen der ursprünglichen Gründer auf seiner Visitenkarte. Dann erfand sich die US-Firma mit rund 190.000 Mitarbeitern weltweit neu. Neuer Name, neues Branding, neue Farben – gelb und grau. Aus Ernst & Young wurden zwei Buchstaben „EY“. Als Spezialist für Rechnungslegung ist Christian Steiner für die Geschäftsberichte großer österreichischer Unternehmen verantwortlich. Er schaut aus dem Fenster im 34. Stock des EY-Firmensitzes gleich hinter der UNOCity über Wien auf Gebäude, in denen überall Steiners Klienten sitzen. Von hier oben sieht alles klein und ganz übersichtlich aus. Apropos Übersicht: Die hatte Christian Steiner schon ziemlich früh in seinem Leben. Geboren 1982, wuchs er im Bezirk Lilienfeld auf. Eine waldreiche Gegend nennt er seine Heimat, ideal für eine schöne Kindheit. Nach der Hauptschule wollte er nichts dringender, als sein eigenes Geld verdienen. Er begann eine Ausbildung zum Industriekaufmann beim Industriebetrieb Georg Fischer Fittings, erkannte aber bald, dass eine Matura nicht schaden könnte. Den Stoff büffelte er nach Feierabend in Eigenregie und hatte die Prüfung mit 19 Jahren in der Tasche. 2002 ließ er Lilienfeld hinter sich, übersiedelte nach Wien und inskribierte an der Wirtschaftsuniversität. „Ich war ein guter Nachhilfelehrer und wollte mir die Option, zu unterrichten, nicht verbauen“, erinnert er sich und begründet damit die Wahl seines Studiums zur Wirtschaftspädagogik. Mehrere Standbeine seien immer von Vorteil, sagt er, der selbst ein lebendes Beispiel dafür ist. Sein Studium absolvierte er in Mindestzeit. Prägend waren seine beiden Professoren Romuald Bertl und Josef Aff, die ihm eine wichtige Weisheit vermittelt haben: „Wenn man Dinge einfach und prägnant vermitteln will, dann muss man sich richtig gut auskennen.“ 2006 begann der junge WU-Absolvent als Wirtschaftsprüfer bei der KPMG, tauchte ins internationale Rechnungswesen ein und leckte Blut. Als er 2009 ein Angebot von der belgisch-französischen Dexia-Bankengruppe bekam, griff er zu. „Die Wirtschaftskrise war für mich eine Chance“, sagt er rückblickend. Als Leiter der R E C H T A K T U E L L # 1 0 | Ok t o b e r 2 015 Konzernrechnungslegung war er mit 27 Jahren für zehn Milliarden Bilanzsumme verantwortlich, bemerkt er beiläufig. Mit der Schließung der Dexia in Österreich begann für ihn ein neuer, beruflicher Abschnitt. Seit Juni 2011 ist er für EY tätig. Doch in Christian Steiners Brust schlagen zwei Herzen und irgendwie sieht man ihm das auch an: Unternehmensberater, die ihre Haare zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammenbinden, sind eher selten. Er ist nicht nur gerne Berater, sondern genauso gerne Vortragender. Er ist Lektor an der WU Wien, an der FH Joanneum und einer Reihe anderer Bildungseinrichtungen. Seine Tätigkeit als Fachbuchautor für MANZ ist in gewisser Weise auch das Resultat seiner Lehrtätigkeit. 2014 kam sein erstes Buch „Der Jahresabschluss nach IFRS“ bei MANZ heraus, ein Jahr später folgten „Das Rechnungslegungs-Änderungsgesetz 2014“ sowie „UGB versus IFRS – der Jahresabschluss im Vergleich“. Es ist Studienliteratur für die Praxis, fasst er den Anspruch an seine eigenen Bücher zusammen. Was er in den nächsten Jahren vor hat? Nun strahlt er plötzlich übers ganze Gesicht und sagt: „Papa sein“, sagt er. Seine Frau, eine Steuerberaterin, erwartet im Jänner eine Tochter, und Steiner plant, nächstes Jahr zumindest zwei Monate in Väterkarenz zu gehen. Insgesamt, weiß er, wird sich sein Leben verändern: auch die musikalischen Vorlieben. Steiner ist Hardrockfan und mag unter anderem AC/DC und Iron Maiden. © Foto Zimmermann Wien Bilanz aus Lehre Christian Steiner CHRISTIAN STEINER ist Senior Manager bei EY, Fachbuchautor und Vortragender im Bereich der nationalen und internationalen Rechnungslegung (IFRS und US-GAPP). „Wenn man Dinge einfach und prägnant vermitteln will, dann muss man sich richtig gut auskennen.“ Seine neue familiäre Situation wird sich auch auf seine Reisegewohnheiten auswirken. „Sobald wir Urlaub hatten, fuhren wir möglichst weit weg“, erzählt Steiner. Auch da wird ab Jänner unter Umständen einiges anders werden, für ein paar Jahre zumindest. Gleich bleiben wird das Arbeitspensum, aber Christian Steiner freut sich darauf und grinst. Im 34. Stock des EY-Büros ist das Hochgefühl ansteckend. Sein Leben geht in eine neue Kurve. Karin Pollack 11
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