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Das Kriegsende in und um Osnabrück
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Soldaten der 1. britischen Commado-Brigade auf dem Neumarkt (damals
Adolf Hitler Platz) in Osnabrück im Vorgehen in Richtung Wittekindstraße.
chern der Feuerstellung dort, während Wachtmeister Hellermann mit den übrigen 3 bis 4 km weiter bis zur Straßenkreuzung Leeden - Natrup - Hagen fuhr, um
zunächst bis dort die Leitung zu legen. Von den Höhen kam der Kampfeslärm
merklich näher. Es blieb noch Zeit zum Essen und Scharfmachen der Handgranaten und Panzerfäuste, dann kam der Einsatzbefehl des Abteilungskommandeurs.
Die schon liegende Leitung sollte zur Beobachtungsstelle und zum vorgeschobenen Beobachter verlängert werden, zunächst bis zu einer Panzersperre in einem
Hohlweg Richtung Lengerich. An dieser Panzersperre stand ein Flakgeschütz,
das vorher zwei Panzer abgeschossen hatte. In dem 300 Meter vor der Sperre liegenden Wäldchen lag starkes feindliches Artillerie- und Granatwerferfeuer. Der
Beobachtungsoffizier, Oberleutnant Göbel, kam von vorn zurück. Wachtmeister Hellermann ging allein weiter vor und erhielt etwa 100 Meter vor der Sperre
am Rand einer Linkskurve plötzlich aus 30 Meter MP-Feuer. Die Straße war
plötzlich voller Kampfeslärm und künstlicher Nebelschwaden. Die Panzersperre mußte aufgegeben werden. Der Infanteriehauptmann führte die Reste seiner
Einheit bis etwa 200 Meter vor die Straßenkreuzung Leeden - Natrup-Hagen zurück; die Nachrichtenmänner schlossen sich an. Hauptmann Grunert, ein Unteroffizier und ein Funker blieben seitdem vermißt. Hauptmann Gilbert übernahm
die Abteilung. 60 Infanteristen trafen als Verstärkung ein.
Der Feind arbeitete sich im Dunkeln langsam heran; er verständigte sich durch
unauffällige Pfiffe. Die beiden Batterien schossen Störungsfeuer in den Auf-
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Die Kämpfe im nördlichen Emsland, am Küstenkanal und im Raum Oldenburg
10.04.1945 Sögel: Deutscher Gefangener wird von Kanadiern abgeführt (siehe
S. 234).
te. Anschließend nach Osten folgte die 7. Fallschirmjäger-Div. von Friesoythe
bis einschließlich Vehne Moor. Hier schloß die 8. Fallschirmjäger-Div. an, deren
Kampf um Cloppenburg zusammen mit der Brigade GD schon beschrieben wurde.
Sämtliche am Küstenkanal zwischen Ems und Kampe befindlichen Brücken
waren durch Marine-Einheiten zur Sprengung vorbereitet und durch Sprengkommandos besetzt worden. Eine westlich der Ems kämpfende Luftwaffenkampfgruppe in Stärke eines Btl. wurde der 21. Fallschirmjäger-Div. (Oberst Gericke) unterstellt und auf das Ostufer der Ems gezogen.
Inzwischen hatte die »D«-Company der Algonquins am Südufer des Küstenkanals Teile des Lake Superior Rgt. abgelöst und traf dort auf eine Einheit des 1.
S.A.S. (Special Air Service) Regiment mit ihren weinroten Baretts und Superjeeps. Sie kam von der 2. britischen Armee. Während die anderen Teile der eigenen Division über Sögel und Börger auf Lorup marschierten, erhielt das Algonquin-Rgt. den Auftrag, zusammen mit dem British Columbia Rgt. (Panzer) in
Company-Squadron-Groups nach Norden auszuschwärmen. »C« Company /
«C« Squadron besetzten Neubörger ohne Widerstand und machten 27 Gefange-
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Gliederung der drei Rgt.: Marine-Rgt. West 1 Major Keck. Mar. Fest. Btl. 363, 367, Mar.Inf.Ers. und
Ausb. Btl., 7./Mar.Abt. 126, Teil einer Panzerjäger-Abt., Fallschirmjäger der Div. Gericke. Marine-Rgt.
West 2 Korv. Kpt. M. A. Bubert. Mar. Insel-Btl. 353, ein Alarm-Btl., 6./Mar. Art. Abt. 126, 1 Flakzug. Marine-Rgt. West 3 Korv.Kpt. Küster. Mar.Fest.Btl. 366, Mar.Inf.Lehr-Btl. 1, ein Alarm-Btl., 8./Mar. Art.
Abt. 126, 1 Flakzug
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Die Kämpfe im nördlichen Emsland, am Küstenkanal und im Raum Oldenburg
Besetzung der Stadt Oldenburg: 3. Mai 1945: Eine Patrouille der Mont-Royal
Fusiliers marschiert am Rathaus vorbei, wo die kanadische Flagge gehißt
wurde.
den. Patrouillen hatten Torsholt und Rostrup zu erreichen. Brigadier Robinson
entsandte die »Frank Force« (Oberstleutnant White mit Teilen seines 6. Armoured Rgt. [1. Hussars], dem 18. Armoured Car Rgt. [12. Manitoba Dragoons] u.
dem Belgian S.A.S.Rgt.) gegen Godensholt, das am 30. April mit Hilfe von gepanzerten Bulldozern und Bailey-Brücken erreichte wurde. Die Royal Canadian
Dragoons trafen in Westerstede am 3. Mai die Polen. Bei Eintritt des Waffenstillstandes hatte die 2. Armoured Brigade mit ihren Panzerspähwagen15 Grabstede
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Des 1. Canadian Armoured Car Rgt. (The Royal Canadian Dragoons).
Die Kämpfe im nördlichen Emsland, am Küstenkanal und im Raum Oldenburg
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08.06.1945: Gefangene deutsche Offiziere im Lager Esterwegen.
der zurück. Der Lehrer, seine Familie und die Nachbarn saßen im Schulbunker, der in der Nacht zuvor einen Volltreffer erhalten hatte. Wäre dieser auf
die Mitte des Bunkers eingeschlagen, wären alle zehn darin befindlichen Personen getötet worden. Am 25. April, vormittags gegen 10 Uhr, kamen die
feindlichen Soldaten abermals. Die Nachbarhäuser lagen bereits in Schutt
und Asche. Die Kanadier gingen durch das Schulhaus. Im selben Augenblick schlugen die Flammen aus dem Hause. Der ganze Schulhof stand bald
voll von feindlichen Marketenderwagen und Geschützen. Alle mußten aus
dem Schulbunker heraustreten und sich mit erhobenen Händen vor den Kanadiern aufstellen. Der Bunker wurde anschließend nach Munition und
deutschen Soldaten durchsucht. Während sich dieses alles zutrug, brannte
das Schulgebäude bis auf die Mauern ab. Nichts konnte gerettet werden. In
der folgenden Nacht erhielt die nähere Umgebung des Schulhauses ein gewaltiges Feuer. Die Einschläge waren kaum zu zählen. Am anderen Morgen
hatte der Feind den Schulplatz wieder in seiner Hand. Nur das Schultoilettengebäude stand noch.«
Ltn. Mohr berichtet dann weiter:
«Nach der Räumung der Feuerstellungen der Fallschirmartilleristen im
Raum Ohrwege wurde die letzte Feuerstellung der I./7 am Zwischenahner
Meer in einer ausgebombten V2-Abschußrampe bezogen. Der Aufenthalt
war hier aber nur kurz, so daß die Batterie (2./7) nicht mehr zum Einsatz
kam.