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Fotos: Villiger Söhne
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MEHR ALS
HEISSE LUFT
Die Zigarren von Villiger genießen unter Kennern auf der ganzen Welt hohes Ansehen.
Wir trafen den Kopf des Familienunternehmens zum Gespräch.
von Frank Hidien
Sie haben 1938 das 50-jährige Firmenjubiläum Ihres
Ich hatte eine dreisprachige Ausbildung und er konnte
Unternehmens erlebt – und das 125-jährige erst kürz-
nicht ver­stehen, dass ich meinen Lebensweg in einer
lich. Sie haben das Unternehmen entscheidend ge-
Stumpenfabrik antreten wollte. Aber ich habe diesen
prägt. Warum macht Ihnen mit 84 Jahren Ihre Arbeit
Schritt nie bereut.
immer noch Spaß?
Ich bin im Jahr 1950 nach dem Abitur in unser Unter­
Rauchen gilt als extrem ungesund, die gesetzlichen
nehmen eingetreten. In den ersten 14 Monaten arbei­
Maßnahmen sind entsprechend. Haben Sie ein
tete ich als Praktikant bei Rohtabakunternehmen in den
schlechtes Gewissen, Zigarren herzustellen? Inwiefern
USA, vorwiegend auf Tabakauktionen in den Süd­
fühlen Sie sich als Unternehmer eingeschränkt?
staaten an der Ostküste, erlernte jedoch auch die
Ich würde nicht sagen, dass Rauchen extrem ungesund
Sortierung von Deckblättern in Connecticut und
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ist. Ich stimme jedoch zu, dass Rauchen nicht gesund
Massachusetts. Anschließend folgten Aufenthalte in
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ist. Es gibt im Leben noch viele andere Dinge, die auch
Kuba, Puerto Rico und Brasilien. Das war immer Tabak
nicht gesund sind. Ich habe durchaus Verständnis da­
in Reinkultur, von morgens bis abends, und damit der
für, dass der Staat um die Gesundheit seiner Bürger
Einstieg ins Tabakgeschäft, das mich bis zum heutigen
besorgt ist, aber die derzeitigen gesetzlichen Maß­
Tage nicht mehr losgelassen hat. Aber dass ich bis
nahmen gegen das Rauchen empfinde ich als über­
heute dabei bleiben würde, konnte ich mir damals
zogen. Es gibt viele Möglichkeiten, Tabak zu ge­
nicht vorstellen.
nießen, mit unterschiedlichen gesundheitlichen Risiken.
Der Zigarrengenuss ist relativ harmlos. Deshalb habe
Als junger Mann wollten Sie Journalist werden. Haben
ich kein schlechtes Gewissen, Zigarren herzustellen
Sie den Schritt bereut, in die Fußstapfen Ihres Vaters zu
und zu verkaufen. Natürlich ist unsere Bewegungs­
treten?
freiheit als Unternehmer eingeschränkt, aber letztlich
Mein letzter Klassenlehrer wollte mich eigentlich zum
entscheidet der Konsument selbst darüber, was er
Studium an der Universität von Neuchâtel überreden.
­essen, trinken oder rauchen will.
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Doppelt gut:
Was sagen Sie einem Nichtraucher, warum Sie
Cachaça. Tabak und Schnaps passen auch gut
Heinrich Villiger stellt
­Zigarren rauchen? Wo liegt der Unterschied zu einer
­zusammen.
eigene Zigarren her,
Zigarette?
importiert aber auch
Ich möchte jetzt nicht Zigaretten mit einer Cola und
Welchen Wert legen Sie auf Kleidung, gute Schuhe
Premiumzigarren aus
Zigarren mit einem Bordeaux vergleichen, aber es
oder eine exquisite Uhr?
Kuba und anderen
geht schon ein bisschen in diese Richtung. Das eine ist
Außer zu offiziellen Anlässen und Feierlichkeiten trage
Ländern.
für das schnelle Vergnügen, das andere für den
ich nur Jeans und Pullover, Schuhwerk von der Stange,
weniger hektischen Genuss. Das muss jeder selbst
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aber ich lege Wert auf eine einfache Edelstahluhr
entscheiden.
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ohne Schnickschnack, jedoch der Oberklasse – zum
Und
Nichtrauchen
ist
auch
eine
­Alternative, die ich respektiere.
Beispiel von Patek Philippe. Ich habe sie schon seit
zwanzig Jahren oder mehr, zurzeit ist sie gerade im
In Ihrem Alter machen Sie im Anzug wie auf dem
Kundendienst, was allein schon ein kleines Vermögen
­Motorrad noch immer eine gute Figur. Wie bleibt man
kostet.
so jung und vital?
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Das Altwerden ist keine persönliche Leistung, sondern
Sie betreiben einen Demeter-Bauernhof, destillieren
eine biologische Entwicklung, die der Mensch hinneh­
Obstbrand, sind Jäger. Was bedeuten Ihnen diese
men muss. Selbstredend kann man und sollte man
­Hobbys?
­etwas dazu beitragen, um fit zu bleiben. Außer regel­
Meinen Demeterhof habe ich aus einer Erbschaft
mäßig mit meinem Bike zu fahren und gelegentlichen
erworben. Der Hof ist ein sogenanntes Eigenjagd­
­
Gartenarbeiten treibe ich keinen Sport. Ich esse grund­
revier, und ich gehe dort auch zur Jagd, für die ich
sätzlich sehr wenig (im Restaurant reicht mir ein Kin­
allerdings kaum Zeit habe. Zwischen Weihnachten
derteller), trinke jedoch regelmäßig Alkohol, ein
und Neujahr mache ich auf dem Hof ein paar Tage
­schönes Weizenbier, ein Viertel Wein und zum Kaffee
Urlaub und brenne Zwetschgen und Äpfel. Das macht
auch mal einen Rum oder Whisky oder auch ein
mir viel Spaß.
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In früheren Jahren standen Sportautos der Marken
Südafrika-Tour teil. Planen Sie weitere Touren, was
Ferrari und Aston Martin in Ihrer Garage. Sie sponsern
macht den Reiz daran für Sie aus?
bis heute Autorennen. Wie kam es zu dieser
Wenn man einmal Benzin gerochen hat, so gibt man
gilt weltweit als einer
­Leidenschaft?
diese Leidenschaft nicht so schnell auf. Nach den
der besten Tabak-Kenner
Als es in Europa noch kaum Geschwindigkeitsgrenzen
schnellen Autos stieg ich dann aufs Motorrad um und
und ist natürlich
gab, fuhr ich gerne schnelle Autos. Ich begann mit
spulte nahezu alle unsere Alpenpässe ab, war mit Zelt
begeisterter
einem frisierten Alfa Romeo, mit dem ich auch
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und Motorrad in den Rocky Mountains, fuhr die Halb­
Zigarrenraucher.
Bergrennen fuhr. Im Laufe der Jahre folgten dann
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insel Baja California hoch bis nach San Diego, auch
Aston Martin, ein Lamborghini Miura und letztlich
­
quer durch Mexiko und Marokko und vor zwei Jahren
noch zwei Ferrari 512, bis ich am Fahren auf unseren
noch die rund 3.000 Kilometer von Windhuk nach
überfüllten Straßen mit den vielen Geschwindigkeits­
Kapstadt. Vor wenigen Tagen habe ich meine BMW
fallen keinen Spaß mehr hatte. Seit etwa 20 Jahren
1200 GS mit Tränen in den Augen verkauft. Man wird
fahre ich nur noch einen Geländewagen von
ja im Leben nicht jünger, dafür etwas vernünftiger.
­Mercedes. Wir sponserten dann noch während zwei
Aber die schönen Erinnerungen bleiben.
Jahren das amerikanische Shadow Formel 1 Team und
gewannen im Jahr 1977 mit Alan Jones, der später
Weltmeister wurde, den Großen Preis von Österreich.
Shadow hatte stets zwei Wagen im Rennen, und wir
waren zwei Sponsoren. Nachdem der zweite Sponsor
ausstieg, mussten auch wir aufgeben, und das war
dann das Ende des Shadow-Teams.
Sie fahren regelmäßig noch ein BMW-Motorrad und
nahmen zuletzt noch an einer 3.000 Kilometer langen
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Renommiert:
Der Schweizer Villiger