Dieser Atomeisbrecher macht den Nordpol unsicher

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Dieser Atomeisbrecher macht den Nordpol unsicher
Die russische 50 Years of Victory geht auf wagemutige Expeditionen in die Arktis.
schiff
Mit den bordeigenen Helikoptern können auch vereiste Küsten angeflogen werden – oder aber zu einem spektakulären Fotoflug über dem Schiff kreisen.
An Bord der 50 Years of Victory gibt es auch eine Physiotherapeutin,
die regelmäßig ihre kleine Massagepraxis öffnet.
Das ursprünglich für die Besatzung gebaute Schwimmbecken tief im
Schiffsinneren steht auch den internationalen Gästen zur Verfügung.
Das ist einmalig: mit einem
Eisbrecher über eine Distanz von
mehr als 20 Breitengraden durch
die Barentssee und den ganzjährig von einem Eisschild bedeckten
Arktischen Ozean zu reisen.
Der Atomeisbrecher 50 Years
of Victory macht’s möglich. Er
ist als einziges Schiff mit einer
besonderen Bugform gebaut,
die es ermöglicht, bis zu 3 Meter
dickes Eis zu durchbrechen. Und
dank der beiden Nuklear-Reaktoren, die gewaltige 75.000 PS
produzieren. Das russische Schiff
wurde in Sankt Petersburg nach
20 Jahren Bauzeit im Jahr 2006
fertig gestellt, entspricht allen
internationalen Standards und
ökologischen Anforderungen, die
an Schiffe solcher Kategorie, aber
auch an Passagierschiffe gestellt
werden. Die 50 Years of Victory
startet nur bis zu drei Mal pro
Jahr – im Monat Juni und Juli –
zu zwei jeweils 14-tägigen Reisen
ab Murmansk in die Arktis. Auf
dem Weg zu sehen sind die Tiere
der Arktis: Walross-, Robbenund Vogelkolonien und mit großer Wahrscheinlichkeit auch der
„König“ dieser Region, der Eisbär.
Ziel ist Franz-Joseph-Land, wo
die eisige Polarkappe beginnt.
Landgänge in dieser Region
sind nicht nur für Botaniker ein
ganz besonderes Erlebnis. Die
seltsamen Steinkugeln auf der
Champ-Insel geben immer noch
Rätsel auf, viele Expeditionen
zum Nordpol nahmen hier ihren
Anfang und ihr Ende.
REEDEREI
Gern angenommener Luxus – auf längeren Seereisen macht es
besonders Spaß, „sich die Beine zu vertreten“.
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Blick in eine Standardkabine – praktischer Komfort, der ohne Luxus
auskommt. Für einen Eisbrecher aber immer noch sehr gediegen.
Das Schiff ist im staatlichen,
russischen Besitz, gehört der
Murmansk Shipping Company
und wird durch FGUP „Atomflot“
operiert. Es wird als Arbeiterschiff
für die Winterversorgung der
sibirischen Polarmeer-Regionen
eingesetzt. Die Reederei ist
inzwischen hauptsächlich auf
den Frachtschiff- und Tankschiffbereich spezialisiert, aber mit
den Passagier-Eisschiffen der
Mittelklasse werden die polaren
Gebiete auf komfortable Art und
Weise angesteuert.
Die Arktika-Klasse ist eine
russische (ehemals sowjetische)
Baureihe nukleargetriebener Eisbrecher. Die sechs Schiffe dieser
Klasse zählen zu den größten
und leistungsstärksten ihrer Art
und gehören zu den insgesamt
zehn nicht-militärischen Schiffen
Russlands, die mit Kernreaktoren
ausgerüstet sind. Eigner ist die
Russische Föderation, die Bereederung erfolgt über die „Atomflot“
(Murmansk Shipping Company).
Der Rumpf der Schiffe ist
doppelwandig ausgeführt. Die
Materialstärke des aus Stahlguss
gefertigten Bugs beträgt bis zu
50 cm. In Abhängigkeit von der
Einsatzbelastung liegt die Wanddicke der Außenhülle zwischen 25
und 48 mm. Zwischen den beiden
Hüllen befindet sich Meerwasser,
das sowohl als Ballast fungiert
als auch das Eisbrechen durch
Verlagerung unterstützt. Zudem
verfügen die Schiffe an der Rumpfunterseite über kombinierte Luft-/
Wasserdüsen. Zur Reibungsminimierung verfügen einige Schiffe
dieser Klasse über einen Polymermantel. Es ist möglich, das Eis in
der Vorwärts- und Rückwärtsfahrt
zu brechen.
Maschinenanlage und Antrieb:
Die Eisbrecher der Arktika-Klasse
verfügen über zwei Druckwasserreaktoren des Typs OK-900A, von
denen jedoch nur jeweils einer
betrieben wird. Jeder Reaktor hat
ein Gewicht von 160 Tonnen und
befindet sich in einer hermetisch
abgeschlossenen Abteilung mit reduziertem Luftdruck. Die Abschirmung erfolgt mit Stahl, Beton und
Wasser. Bei einem Verbrauch von
200 Gramm Uran pro Tag können
die Schiffe vier Jahre ohne Unterbrechung betrieben werden. Da die
Atomeisbrecher der Arktika-Klasse
zwingend kaltes Meerwasser zur
Kühlung ihrer Reaktoren benötigen, können diese Schiffe nicht in
der Antarktis eingesetzt werden,
da dazu tropische Gewässer
durchquert werden müssten. Die
Schiffe sind in der Lage, Eisdecken
bis zu einer Dicke von über fünf
Metern zu brechen.
AusflugsangeboT
kabinen
Wasserdichte Gummistiefel zum
Ausleihen. Wetterfester Expeditions-Parka im Preis inbegriffen.
64 Außenkabinen stehen zur
Verfügung, die alle über einen
guten Komfort verfügen mit
Badezimmer mit Dusche/Badewanne, einem Fenster, das sich
öffnen lässt. Außerdem sind in
den Kabinen ein Fernseher und
ein DVD-Player vorhanden.
Die Mini-Suite verfügt über
einen separaten Sitzbereich, die
anderen Suiten sind mit einem
Kühlschrank und einer Kaffeemaschine ausgestattet. In der
Arktika Suite werden die Gäste
täglich verwöhnt durch eine erlesene Auswahl an frischen Früchten sowie Snacks und Drinks.
Zodiac-Fahrten, Flüge mit
geräumigem Hubschrauber, in
dem bis zu 30 Personen zeitgleich
Platz finden. Highlight: Fahrt im
Heißluftballon. Begleitung durch
englischsprachiges Expeditionsteam. Alle Ausflüge sind
inklusive!
DRESSCODE
Preisniveau
Etwa 1500 Euro pro Tag, inklusive
Flügen.
★★★
★★★
gastronomie
Im Restaurant finden alle Passagiere bei freier Sitzplatzwahl
in einer Tischzeit Platz, und in der
Bar kann man anschließend die
Ereignisse des Tages besprechen.
Getränke sind im Preis eingeschlossen.
service
Freundlich. Trinkgelder sind nicht
im Reisepreis eingeschlossen.
sport & wellness
Innenschwimmbad mit angewärmtem Meerwasser, Fitnessraum, Sauna.
bordprogramm
Bibliothek mit Literatur zum
Zielgebiet. Im Salon werden die
Lektorate abgehalten. FotoDVD von der Reise im Preis
inbegriffen.
50 Years of Victory
Schiff11,5
Kabinen6,1
Gastronomie9,2
Service8,3
Sport & Wellness
4,8
Bordprogramm7,5
Ausflugsangebot9,1
GESAMT Punkte
56,5
Bordsprache: Englisch,
Russisch, Deutsch, Chinesisch
Bordwährung: Dollar, Euro
Passagiere: 128
Crew: 140
PCR: 0,91
SR: 71,46
Baujahr: 2007
Flagge: Russland
BRZ: 23.439
Länge/Breite: 159,60 m/30 m
4/2014
azur.de
87 °