Rezension des Buches - (BAG) Spiel & Theater

Masken – Pädagogik, Geschichte, Religion, Theater, Therapie
Klaus Hoffmann, Uwe Krieger, Hans-Wolfgang Nickel (Hrsg.):
Masken. Eine Bestandsaufnahme.
Schibri Verlag, 404 Seiten, 25,00 € – ISBN 3-937895-03-5, 2004
Auf den ersten Blick ein sperriges Buch: Der vierhundert kleingedruckte Seiten
umfassende Umfang lässt Gewaltiges vermuten, insbesondere, da die Gliederung
verspricht, das Thema „Masken“ umfassend aus den Blickwinkeln der Pädagogik, der
Historie und der Therapie zu betrachten. Gleichzeitig soll aber auch das
Pragmatische im Umgang mit Masken seinen Platz einnehmen. Viel Text, der immer
wieder durch gut ausgewählte Abbildungen unterbrochen und unterstützt wird,
umfangreiche (teilweise nicht mehr ganz aktuelle und daher nicht immer leicht
zugängliche) Literaturverweise, die vielfältige Herangehensweise an das Thema –
also: Es ist nicht die Liebe auf den ersten Blick.
Wer jetzt das Buch aus der Hand und ins Regal stellt, begeht jedoch einen
eindeutigen Fehler, denn es ist ein äußerst lesenswertes und im Kontext des Themas
auch seltenes Buch. Dranbleiben, durchbeißen - genießen!
Den drei Herausgebern gelingt es, eine Vielzahl von Autoren für ihr Buchprojekt zu
binden; erfreulich, dass nicht ausschließlich solche des theaterpädagogischen
Mainstream
gewonnen
werden
konnten.
Entstanden
ist
dieses
als
Bestandsaufnahme „Masken“ zu bezeichnende Werk aus einer Reihe von
Symposien, die seit 1985 durchgeführt wurden, und einer diese Veranstaltungen
begleitenden Publikationsreihe. Über diesen Weg gelingt eine Interdisziplinarität um
das Phänomen Maske, die sich in der Veröffentlichung widerspiegelt und die den
Reiz des Lesens ausmacht. So leitet Hans-Wolfgang Nickel mit seinem Artikel
„Spielpädagogik und Maske“ nicht nur das Buch, sondern auch zum Blick aus der
Pädagogik heraus ein. Er schafft die Grundlage um die Zusammenhänge von Maske
- Identität - Person und begleitet den Leser auf den ersten Schritten
spielpädagogisch-pragmatischer Auseinandersetzung mit dem Gegenstand Maske.
Klaus Hoffmann eröffnet den historischen Teil des Buches, indem er seinen
reichhaltigen Erfahrungsschatz innerhalb des Gebietes Theater und Religion auf die
Spezifik des Maskenspiels überträgt. Ausgehend von den Dionysosfesten des
antiken Griechenlands beschreibt er die Entwicklung von Theater und Maske, streift
die mittelalterliche Kirche, bis er argumentativ in der Gegenwart mit ihrer theatralen
Komplexität angekommen ist. Uwe Krieger unterstreicht seine pragmatische
Herangehensweise an das Thema endgültig im ersten Artikel des Praxisteils mit der
durchaus auch als Aufforderung lesbaren Überschrift: „Masken bauen“.
Eindrucksvolles Bildmaterial unterstreicht die vielfältigen Möglichkeiten des
Maskenbaus und -spiels.
In insgesamt 39 Beiträgen werden Impulse für Theorie und Praxis gegeben, die zum
Weiterdenken und Weiterspielen anregen mögen.
Lars Göhmann
(Quelle: Spiel & Bühne)