150709 PTS bifa Bericht Ökobilanz Gras 21998

Projektgesellschaft C + G Papier GmbH
Hennef
PROZESSMODELLIERUNG UND
VERGLEICHENDE ÖKOBILANZ FÜR
GRAS-HALTIGEN KARTON
Projektbericht Nr. 21998
Zusammenfassung
Ziel
Die Projektgesellschaft C + G Papier GmbH entwickelt einen Rohstoff aus Gras
(Graspellets), der herkömmliche Faserstoffe für die Papierherstellung anteilig
ersetzen kann. Ziel der Studie war es, anhand einer Ökobilanz die Nachhaltigkeit von grashaltigem im Vergleich zu konventionellem Karton zu bewerten.
Referenzprodukt
und Szenarien
Als geeignetes Zielprodukt für den Einsatz von Graspellets wird Faltschachtelkarton GD2 (Chromoduplexkarton) betrachtet. Auf Basis eines typischen Produktaufbaus wurde ein Einsatz von 20 % in der Mittellage angenommen.
• Erstes Referenzprodukt war ein 350 g/m²-Karton aus 100 % Altpapier.
• Als zweite Referenz wurde ein Karton aus Altpapier mit 20 % Holzschliff in
der Mittellage gewählt. Hierbei wird mit einer Flächenmasse von 338 g/m² die
gleiche Biegesteifigkeit wie beim rein Altpapier-basierten Produkt erzielt.
• Das grashaltige Produkt hat 20 % Gras in der Mittellage und eine Flächenmasse vom 338 g/m².
Der Berechnung wurde eine Kartonproduktion von 450 km²/a zugrunde gelegt.
Ergebnisse der
Modellierung
Durch die Volumeneffekte von Gras und Holzstoff erzielt ein um 3,4 % in der
flächenbezogenen Masse reduziertes Produkt die gleiche Biegesteifigkeit wie
der rein Altpapier-basierte Karton. Entsprechend ist mit der Produktion von
Gras oder Holzschliff haltigem Karton ein in geringem Umfang reduzierter Ressourcenaufwand verbunden. Die Massen- und Energiebilanz der Kartonherstellung in den drei Szenarien ging in die Ökobilanzierung ein.
Ergebnisse
Ökobilanz
Korrespondierend zu dem reduzierten Ressourcenaufwand beim Einsatz von
Gras und Holzschliff sinken auch die Umweltwirkungen, die beispielsweise an
die Erzeugung der zur Kartonproduktion benötigten Strom- und Wärmemengen
gekoppelt sind. Dem stehen allerdings höhere Umwelt-Aufwendungen aus dem
Anbau und der Bereitstellung der Ausgangsprodukte Holz und Gras gegenüber.
Der Einsatz von Gras als Ersatz für Holzschliff ist aus Sicht der umweltbezogenen Bewertung tendenziell positiv und nicht mit substanziellen Risiken verbunden. Umweltbezogenen Nachteilen aus dem Einsatz von Düngemitteln bei intensiver Grasproduktion kann durch die Verwendung von extensiv angebautem
Gras entgegengewirkt werden
Die Umweltwirkungen des Kartons mit Gras aus extensivem Anbau gleichen
denen des Kartons aus 100 % Altpapier. Nur in der Wirkungskategorie Naturraumbedarf besteht ein systematischer Nachteil des Ausgangsstoffes Gras
gegenüber dem Sekundärprodukt Altpapier.
Aus Sicht der umweltbezogenen Bewertung kann der anteilige Einsatz von
Graspellets zur Herstellung von Karton eine Alternative zu Holzstoff und Altpapier bieten. Umweltnachteilen in den Wirkungskategorien, in denen sich der
Einsatz von Düngemitteln zur Grasproduktion abbildet, kann durch den Einsatz
von extensiv angebautem Gras entgegengewirkt werden. Allein die mit dem
Grasanbau verbundene Naturraumbeanspruchung bleibt als systematischer
Nachteil gegenüber dem Sekundärprodukt Altpapier bestehen.
Projektbericht Nr. 21998
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ProduktionsTechnologie
Für den Prozess der Kartonherstellung wurde eine Altpapier-Stoffaufbereitung
mit Fraktionierung und ohne Dispergierung hinterlegt. Kraftwerk und Abwasserreinigungsanlage wurden in diesem Arbeitsschritt außerhalb der Modellgrenzen
angesetzt. Für das Abwasser wurde jedoch der Biogasgewinn aus der Anaerobstufe einer zweistufigen Abwasserreinigungsanlage berechnet.
BiogasTechnologie
Aus dem wasserlöslichen Anteil der Graspellets wird Biogas gewonnen. Dazu
werden Graspellets suspendiert. Die Wasserphase (Grassaft) wird abgetrennt
und einer Biogasanlage zugeführt. Das damit erzeugte Biogas wird zusammen
mit dem Biogas aus der Anaerobstufe der Abwasserreinigungsanlage in einem
BHKW zur Strom- und Dampferzeugung eingesetzt. Der Strom wird mit EEGVergütung verkauft, der Dampf im Betrieb eingesetzt.
Prozessbild
Folgendes Schema gibt das Modell mit Bilanzgrenzen wieder. Herstellungsdetails und Kalibrierwerte sind im Anhang dokumentiert.
Altpapier
AltpapierAufbereitung
Marktholzstoff
(SGW)
Graspellets
HolzstoffAufbereitung
GrasAufbereitung
Strom
Dampf
Gas
…
Rejekte
Entsorgung
Additive
Kartonmaschine
Pigment, Binder
für Strich
Streichaggregat
BiogasAnlage
Rohabwasser
AnaerobReaktor
Wärme
(interne Nutzung)
Faltschachtelkarton
Projektbericht Nr. 21998
Abwasser
zur Aerobstufe
BHKW
Strom (Verkauf)
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3.3.1
Treibhauseffekt
Netto-Ergebnisse Die treibhauswirksamen Emissionen des Szenarios „20 % Gras (Naturwiese,
intensiv)“ unterscheiden sich nur geringfügig von denen des Szenarios „100 %
AP“, sind aber ca. 11 % niedriger als die treibhauswirksamen Emissionen des
Szenarios „20 % HS“. Die Verwendung von extensiv angebautem Gras führt zu
einer weiteren Verbesserung des Ergebnisses für grashaltigen Faltschachtelkarton um ca. 3 %.
Im Netto-Ergebnis weisen die Szenarien bezogen auf die Kartonproduktion von
450 km² folgende Treibhauspotenziale auf:
•
•
•
•
Szenario „100 % AP“
Szenario „20 % HS“
Szenario „ 20 % Gras (Naturwiese, intensiv)“
Szenario „ 20 % Gras (Naturwiese, extensiv)“
107,8 Mio. kg CO2-Äqu.
119,3 Mio. kg CO2-Äqu.
106,4 Mio. kg CO2-Äqu.
103,2 Mio. kg CO2-Äqu.
140.000
Ausgangsprodukt Graspellets
t CO2-Äquivalente
120.000
Ausgangsprodukt Holzschliff
Ausgangsprodukt Altpapier
100.000
Herstellung Faltschachtelkarton
80.000
Nutzung Faltschachtelkarton
60.000
Verwertung Biogas
40.000
Verwertung Faltschachtelkarton
20.000
Netto-Ergebnis
0
-20.000
-40.000
BruttoErgebnis
-----Gutschriften
NettoErgebnis
100 % AP
Projektbericht Nr. 21998
BruttoErgebnis
-----Gutschriften
NettoErgebnis
20 % HS
BruttoErgebnis
-----Gutschriften
NettoErgebnis
20 % Gras
(Naturwiese, intensiv)
BruttoErgebnis
-----Gutschriften
NettoErgebnis
20 % Gras
(Naturwiese, extensiv)
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Gesamtvergleich
In der folgenden Abbildung wird deutlich, dass das Szenario „20 % Gras (Naturwiese, intensiv)“ gegenüber dem Szenario „100 % AP“ bei der Versauerung,
der Eutrophierung und dem Flächenbedarf Nachteile aufweist. In den anderen
Wirkungskategorien sind die Ergebnisse beider Szenarien ähnlich.
Gegenüber dem Szenario „20 % HS“ weist das Szenario „20 % Gras (Naturwiese, intensiv)“ ebenfalls bei der Versauerung und der Eutrophierung Nachteile auf. Dem stehen allerdings Vorteile bei den anderen Wirkungskategorien
gegenüber.
Umweltbelastung
9.400
10.397
9.272
8.996
Treibhauseffekt
100 % AP
20 % HS
20 % Gras (Naturwiese, intensiv)
9.840
11.737
Versauerung
20 % Gras (Naturwiese, extensiv)
16.682
Wirkungskategorie
9.780
22.240
25.980
28.746
Eutrophierung, gesamt
23.169
2.349
2.732
2.269
2.242
Photooxidantienbildung
14.510
16.469
13.907
13.846
KEA fossil
460
50.033
Naturraumbeanspruchung
5.595
22.741
3.325
3.897
3.270
3.266
Wasserverbrauch
0
10.000
20.000
30.000
40.000
50.000
60.000
Einwohnerwert
Die Verwendung von Gras von einer extensiv bewirtschafteten Naturwiese führt
mit Ausnahme der Naturraumbeanspruchung in allen untersuchten Wirkungskategorien zu einer Verbesserung des Ergebnisses für grashaltigen Faltschachtelkarton. Vor allem bei den „kritischen“ Wirkungskategorien Versauerung und
Eutrophierung macht sich bemerkbar, dass bei der extensiven Landwirtschaft
keine Düngemittel eingesetzt werden. Die höhere Naturraumbeanspruchung ist
darauf zurückzuführen, dass extensiv bewirtschaftete Naturwiesen nur einmal in
Jahr, aber intensiv bewirtschaftete Naturwiesen bis zu fünfmal im Jahr geerntet
werden können.
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