Cuenca, 16. September 2015 Reisen in einem Land voller Kontraste Während es in Deutschland langsam herbstlich wird, verändert sich hier in Cuenca das Wetter kaum. Gerade beginnt die etwas wärmere Jahreszeit, was allerdings außer etwas weniger Regen und mehr Sonne kaum einen großen Unterschied macht, wenn man die Jahreszeiten in Deutschland gewöhnt ist. Allerdings gibt es hier große regionale Unterschiede. Innerhalb weniger Stunden befindet man sich in einer vollkommen veränderten Welt, mit anderen Temperaturen, Pflanzen und Tieren. Ich hatte Glück und einen Monat Zeit, um dieses Land der Kontraste zu erkunden, bevor ich angefangen habe zu arbeiten. Das Relief von Ecuador lässt sich in drei topographische Großräume gliedern: westliches Küstenrelief (Costa), östliches Tiefland (Oriente) und zentrales Andenhochland (Sierra). Hinzu kommen noch die Galápagos-Inseln. Teile der Costa, des Orientes und der Sierra kenne ich inzwischen und möchte sie euch gerne genauer vorstellen und ein paar meiner Reiseerlebnisse mit euch teilen. Waale vor der Küste: Kurz nach meiner Ankunft in Ecuador habe ich mich mit Mathilde, der anderen Freiwilligen aus Deutschland, schnell auf dem Weg an die Küste gemacht. Hier sind wir mit dem Bus einen Teil des „Camino del Sol“ (Weg der Sonne) langgefahren und haben uns einzelne Strände angeschaut. Das Wetter an der Küste im August ist zwar nicht optimal, oft bewölkt, aber dafür ist es die beste Zeit um die Wale vor der Insel „Isla de la Plata“, oder auch Klein-Galápagos genannt, zu beobachten. Das war gigantisch! Nicht weit vom Boot entfernt sind Wale aufgetaucht, gesprungen und wieder in der unergründlichen Tiefe des Meeres verschwunden. Außerdem haben wir auf der Insel viele Fregattvögel und Blaufußtölpel gesehen und Wasserschildkröten im Meer. Wieder einmal hatte ich Reiseglück, denn auf dem Weg von Canoa über San Lorenzo de Manabi nach Puerto Lopez (dort kann man die Wale beobachten), hat uns ein ecuadorianisches Pärchen aufgegabelt und mit dem Auto mitgenommen. Die folgenden 2 Tage haben wir gemeinsam verbracht, die Insel und wunderschöne geschützte Strände im Nationalpark Machalilla erkundet. Außerdem konnten wir in San Lorenzo viel billiger in einem noblen Hostel eines Amerikaners übernachten, weil gerade keine Saison war. Hier haben wir auch den Bosque de Pacoche, einen geschützten Wald in der Nähe besucht und die ersten Affen gesehen. Diese 6 Tage an der Küste haben sich gelohnt und das Pärchen aus Quito, können wir jederzeit wieder besuchen. Geburtstag im Oriente: Weil im August noch Sommerferien waren und meine Gastmutter schon lange nicht mehr mit ihrer Tochter im Urlaub war, haben wir beschlossen gemeinsam in den Dschungel zu fahren. Dort haben wir Bekannte von Soraya in Coca und Lago Agrio besucht. Parks und Zoos angeschaut, im Fluss gebadet, Affen gefüttert und viel gelacht. Am Morgen meines 26. Geburtstags haben wir uns dann getrennt und ich bin früh (nach einem Stück Torte und dem Auspacken meiner Geschenke) Richtung Nationalpark Cuyabeno aufgebrochen. Soraya und Karin wollten mich nicht begleiten, weil die 3Tages-Tour mit Guide zu teuer war und ohne Guide darf man den Nationalpark leider nicht besuchen. Also habe ich mich allein auf den Weg in einen der artenreichsten Nationalparks der Welt gemacht. Im Boot Richtung Lodge hatte ich wieder einmal großes Glück. Ich habe eine Anakonda beobachtet, die gerade dabei war einen Kaiman zu strangulieren. Sogar die Guides waren total aus dem Häuschen, weil sie dieses Spektakel noch nie zuvor beobachtet haben. „Que suerte“ („Welches Glück“). In der Lodge hatten wir Zeit uns etwas auszuruhen, bevor wir im Sonnenuntergang in der Lagune gebadet haben. Meine Gruppe bestand nur aus mir, dem Guide und einem mittelalten ecuadorianischen Pärchen, aber am Abend hat sie sich glücklicherweise etwas vergrößert und 3 junge Frauen in meinem Alter sind angekommen. 2 aus Argentinien und 1 aus Italien. Allerdings leben 2 in Cuenca. Es gab nochmal einen Kuchen für mich und man kann es kaum glauben, der Guide hat mir einfach einen Tag mehr im Nationalpark geschenkt. So konnte ich einen vierten Tag mit den 3 anderen jungen Frauen bleibe. Wir haben 5 verschiedene Affenarten, eine Tarantel, graue Süßwasserdelfine, Kaimane in der Nacht und viele verschiedene Vögel und Pflanzen gesehen. Unglaublich dieser Nationalpark. Nur die rosa Süßwasserdelfine wollten sich leider nicht zeigen, aber ich fand die grauen schon sehr beeindruckend. Außerdem haben wir noch ein Dorf der Indigenas besucht und einen Schamanen getroffen. Nach den Erlebnissen in Cuyabene sind wir gemeinsam weiter Richtung Reventador (Übergang Oriente zur Sierra) gereist, um den größten Wasserfall Ecuadors, San Raphael, zu sehen. Ich hatte 5 unglaublich tolle Tage mit den dreien. Nach dem Ausflug nach San Raphael habe ich mich auf den Rückweg nach Cuenca gemacht und bin dort freudig von meiner Familie empfangen worden. Das war wirklich ein einzigartiger und beeindruckender Urlaub! Leben in der Sierra: Die Sierra – das zentrale Andenhochland. Hier lebe ich auf ca. 2530m Höhe in einem Hochlandbecken. Die Stadt Cuenca hat ca. 300.000 Einwohner, ist die drittgrößte Stadt Ecuadors, wird von Bergen umgeben und auch als „Athen von Ecuador“ bezeichnet. Wunderschön und lebendig. Im Nordwesten ungefähr 35 km vor der Stadt, breitet sich der Nationalpark „El Cajas“ aus. Hier erreicht der höchste Gipfel eine Höhe von ca. 4450m und der Himmel scheint fast greifbar zu sein. Die Luft wird dünner und die Landschaft karger, aber wunderschön. Hier gibt es über 230 azurblaue Lagunas mit Trinkwasser. Außerdem Sümpfe, Bäche und kleine Wasserfälle. In weniger als 1 Stunde mit dem Bus von Cuenca ist ein Refugio erreicht, von wo aus man 8 verschiedene, gut ausgeschilderte Routen abwandern kann. Ein Guide ist nicht notwendig, um sicher wieder am Ausgangspunkt anzukommen und Campen ist erlaubt. Hier habe ich die Möglichkeit, mich an den Wochenenden zu entspannen und neue Energie zu tanken. Bisher habe ich mit Mathilde, Karin und Soraya nur die erste Route ausprobiert, aber ich habe mir fest vorgenommen alle 8 Routen abzuwandern und auch mal dort zu übernachten, um den Sonnenauf- und Untergang in dieser einsamen, einzigartigen Landschaft zu beobachten, die ich so bisher noch nie gesehen habe. Darüber hinaus gehören zur Sierra natürlich noch zahlreiche weitere Städte, wie die Hauptstadt Quito und die höchsten Berge und Vulkane Ecuadors (Chimborazo: 6310m, Cotopaxi: 5897m). Bisher hatte ich jedoch keine Gelegenheit diese Regionen besser kennenzulernen, aber das kommt bestimmt noch. Allerdings ist die Region um den Cotopaxi, aufgrund des Vulkanausbruchs derzeit gesperrt. Dennoch besteht kein Grund zur Sorge. Die Lage hat sich wieder beruhigt und ich lebe weit genug weg. In Quito war die Situation kurz etwas unsicher, aber hier in Cuenca, 8 Stunden Richtung Süden von Quito, war und ist es ruhig. Ihr seht, hier habe ich unendlich viele Wandermöglichkeiten und die Sehnsucht nach den Alpen hält sich in Grenzen. Allerdings kann man hier, obwohl es auf den höchsten Bergen natürlich Schnee und Gletscher gibt, nicht Ski fahren. Das wird mir mit Sicherheit fehlen und ich freue mich schon jetzt auf meinen nächsten Winter in Deutschland. Bis bald. Eure Johanna.
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