Agnoli - Forum Prävention

Psychosoziale Erste Hilfe bei betrieblichen Notfällen
B. Agnoli
Zellstoff Pöls AG, Steiermark, Österreich
Beobachtungen aus der betriebsärztlichen Praxis
Die Beobachtung beziehen sich auf eine seit elf Jahren bestehende arbeitsmedizinische Tätigkeit für
die Zellstoff Pöls AG. Dieses Werk ist in der Obersteiermark einer der wichtigsten Arbeitgeber, da
diese Region stark von Abwanderung betroffen ist. Aufgrund dieser demographischen Lage stellt auch
die Organisation einer für alle zufriedenstellenden psychosozialen Ersten Hilfe eine Herausforderung
dar.
Das Jahr 2014 war für dieses Werk insofern ein Ausnahmejahr, da sich im Zeitraum von zehn Tagen
zwei schwere Arbeitsunfälle ereignet haben. Der erste Unfall passierte am Holzplatz bei
Waggonreinigungsarbeiten und endete für einen Mitarbeiter tragischerweise tödlich, der zweite Unfall
geschah bei der Explosion des Laugenkessels und führte zu einer zum Glück glimpflichen Verletzung.
Für die ersten 24 Stunden stand das Kriseninterventionsteam zur Verfügung und im Anschluss wurde
von betrieblicher Seite die psychosoziale Erste Hilfe eingeleitet. Konkret wurde ein Team bestehend
aus Führungskräften, Sicherheitsfachkraft und Betriebsarzt aufgestellt. In enger Kooperation wurde
eine Grobeinschätzung des Zustandsbildes vorgenommen, Kontakt zu den behandelnden Hausärzten
hergestellt und falls erforderlich fachärztliche und/oder therapeutische Hilfe angeboten. Im Falle des
Laugenkessels entschied man sich auch für eine Gruppentherapiesitzung mit einem
Kriseninterventionspsychologen, um den am alten Kessel tätigen Mitarbeiten Ängste zu nehmen.
Von betrieblicher Seite wurden des weiteren die entsprechenden Arbeitsplätze neu evaluiert, der
Notfallplan überarbeitet und die psychosoziale Erste Hilfe als fester Bestandteil des Krisenstabes
mitaufgenommen. Die Aufgabe der Arbeitsmedizin bestand darin die entsprechenden Angebote zu
prüfen und mitaufzunehmen. In weiterer Folge wird nun die Belegschaft über den neuen Notfallplan
informiert werden und gebeten die entsprechenden Checklisten für die unterschiedlichen Bereiche zu
prüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten. Geplant ist im Laufe des Jahres den Ablauf in Form von
praktischen Übungen zu testen.
Literaturverzeichnis
1.Personalbüro/Lohnverrechnung: Personaleckdaten
2.“Sicherheitsbücherl“, Büro, Hr. Ing. Strohmeyer
3.Statistik Austria, demographische Daten für Österreich und die Steiermark
4.Seminar der AUVA: 23.09.2014, Fr. Mag. Gabriele Weger, Psychosoziale 1. Hilfe bei betrieblichen Notfällen
5.Artikel von Univ. Prof. Dr. Peter Hoffmann in der österreichischen Ärztezeitung Ausgabe 05.2015: Depressive
Anpassungsstörungen, State of the art
6.ASU, Zeitschrift für medizinische Prävention, Kontexte und betriebliche Prävention, Arbeit, Psyche, Seele