Einzelpreis 9,90 Euro | 30. Jahrgang | 01 2015 aktuelles aus psychiatrie und gemeinde PSYCHOSOZIALE psychosoziale umschau 01 /2015 Umschau beate lisofsky besucht monika schöpe Reden hilft, handeln auch jörg m. fegert Sichere Orte für Kinder und Jugendliche schaffen wiebke schubert Mir reicht es! Wider die herrschende Meinung zu Zwang und Gewalt in der Psychiatrie! 2 | Psychosoziale Umschau 012015 | Editorial Foto: Ernst Fesseler Sichere Orte Der Winter ist oft mit einem Rückzug in die eigenen vier Wände verbunden, in den familiären Raum, dorthin, wo es warm und gemütlich ist. Sich vorzustellen, dass es so einen Rückzugsort nicht gibt, weil man für eine gewisse Zeit in einer Einrichtung mit wenig Rückzugsmöglichkeiten lebt, möchte man nicht; dass es dabei auch zu Grenzüberschreitungen, Gewalt und Missbrauch kommen kann, ist inakzeptabel, dabei an Kinder zu denken, fast unerträglich. So ist es aber nicht wenigen Kindern und Jugendlichen auch in psychiatrischen Institutionen ergangen, wie die Einrichtung einer Anlaufstelle für Betroffene ergeben hat. Der »Runde Tisch sexueller Kindesmissbrauch« hat in der Folge eine Mehrebenenstrategie der Prävention mit der Implementierung von Mindeststandards besprochen. Jörg M. Fegert beschreibt sie in diesem Heft. Prinzipiell gilt das Gesagte auch für die Erwachsenenpsychiatrie, wo es ebenfalls zu Gewalt an Patientinnen und Patienten kommen kann. Es geht hier wie dort um Haltungen und effektive Beschwerdewege, um Schutz zu gewähren und weitere Vorfälle zu verhindern. In den letzten Jahren war das mehrfach Thema in der Umschau. Michael Löhr stellt dieses Mal das Safewards-Modell vor, das an den Haltungen und am therapeutischen Milieu ansetzt. Die neue Sensibilität für die Schutzrechte Psychiatrie-Erfahrener hat aber auch zur Folge, dass Aggressionen, die von Patientinnen und Patienten ausgehen können, zuweilen keine klaren Grenzen mehr gesetzt werden. Darunter leiden insbesondere Pflegekräfte und Angehörige, die den engsten Kontakt mit ihnen haben. Axel Kramer, Christoph Müller und Wiebke Schubert gehen damit auf unterschiedliche Weise um, wie ihre Beiträge zeigen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie das Beschweigen ihrer Gewalterfahrungen nicht mehr hinnehmen wollen, erwarten, dass auch ihre Bedürfnisse gesehen werden und sie im Umgang mit Gewalt professionelle Unterstützung erfahren. Subjektorientierung und Empowerment für alle, könnte man auch sagen. Nicht unerwartet spielt dieser Aspekt auch bei der aktuellen Sterbehilfedebatte eine Rolle. Christian Zechert erklärt, was er unter Selbstermächtigung versteht und von einer gesetzlichen Regelung befürchtet. Das Spannungsfeld zwischen Einzelfall- und Pauschalregelung ist ein Dilemma, das sich durch die ganze Gesetzgebung zieht, wie Felix Welti in seinem Grundsatzbeitrag zu »Behinderung im Recht« zeigt. Keine einfachen Fragen also, die uns in diesem Heft beschäftigen. Vielleicht auch Fragen, die des Rückzugs an einen ruhigen Ort und des Austauschs mit Freunden und Kolleginnen bedürfen. Wir hoffen, dass Ihnen beides zur Verfügung steht und wünschen alles Gute für 2015! Ihre Redaktion Inhalt | Psychosoziale Umschau 012015 | 3 Psychiatrie & Gemeinde Täter, Opfer, Helfer Bettina Jahnke befragt den Krankenpfleger Axel Kramer zu seinen Gewalterfahrungen in der Psychiatrie 4 Mit sich selbst befreundet sein Mit Gewalterfahrungen bleiben psychiatrisch Tätige oft alleine | Christoph Müller 5 Sichere Orte für Kinder und Jugendliche schaffen Grenzüberschreitungen und sexuellen Missbrauch in Institutionen vermeiden | Jörg M. Fegert 7 Ungerechtigkeit beim Umgang mit Leid und Unrecht an Kindern und Jugendlichen | Ulrich Krüger 9 Der gemeindepsychiatrische Verbund als Motor der Inklusion Zehn Jahre GPV im Landkreis Ravensburg | Johannes Leger 10 Von der Schnittstelle zur Nahtstelle Auf der Jahrestagung des DV wurde nach Lösungen für Steuerungs- und Koordinierungsprobleme gesucht | Thomas Pirsig 12 Mir reicht es! Wider die herrschende Meinung zum Thema Zwang und Gewalt in der Psychiatrie | Wiebke Schubert 14 Psychiatrische Praxis & Soziale Arbeit Das Safewards-Modell Konflikte und Einschränkungen verhindern und Partizipation ermöglichen | Michael Löhr 16 Kunst & Kultur Freiheit beim Malen Fünf Jahre Wanderausstellung »Kunst trotz(t) Demenz« | Cornelia Schäfer 18 Sozial- & Gesundheitspolitik Behinderung im Recht Im Spannungsfeld zwischen Typisierung und Einzelfall | Felix Welti 20 G-BA für Psychotherapie bei Psychosen 22 Psychisch kranke Kinder und Jugendliche: große Bestandsaufnahme | Ulrich Krüger 23 Im Blickpunkt Kinder- und Jugendpsychiatrie 24 Nachgefragt Reden hilft, handeln auch Beate Lisofsky besucht Monika Schöpe, die Vorsitzende des Leipziger Angehörigenvereins WEGE eV 26 Arbeit & Rehabilitation Neues Miniprogramm für Langzeitarbeitslose | Manfred Becker 29 Kümmerer gesucht Ein Augsburger Projekt sucht das Gespräch mit engagierten Personalverantwortlichen | Maria Boge-Diecker 30 Recht konkret Eine Begutachtung steht an – welche Rechte habe ich? | Christian Zechert 32 Angehörigenbewegung Die Selbstverfügbarkeit des eigenen Lebens bei psychisch kranken Menschen | Christian Zechert 34 Angehörige leisten einen Teilzeitjob als Unterstützer Erste Ergebnisse einer europaweiten Befragung von EUFAMI veröffentlicht | Beate Lisofsky 35 Wissen – Können – Handeln Kompetenzerweiterung für die Selbsthilfeberatung in der Psychiatrie | Renate Dille-Beyer 36 Ehrenamt mit sexy Aufgaben | Esther Geißlinger 36 BApK gestaltet Fachtag Seelische Gesundheit in Unternehmen | Renate Dille-Beyer 37 Selbsthilfe Psychiatrie-Erfahrener »In der eigenen Altersgruppe fühlt man sich wohler« In Dresden treffen sich junge Menschen mit psychischen Problemen in einer eigenen Selbsthilfegruppe | Cornelia Schäfer 39 Selbsthilfe pur BPE-Jahrestagung machte Mut | Gangolf Peitz 40 Kurz & knapp Agenda und Allianzen für Demenz 41 | Ba-Wü hat PsychKG 41 | EMDR als Methode der Traumatherapie anerkannt 42 | Subjektives Erleben von Psychopharmaka: ein partizipatives Forschungsprojekt 42 | Psychosoziale Versorgung von Flüchtlingen verbessern 42 | DGSP-Forschungspreis 2014 43 | DGPPNInnovationspreis für Genesungsbegleiter und Delirpfleger 43 Bücher & Medien Gewichtiger Wälzer APA: Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen DSM-5 | Asmus Finzen 44 Sinnsuche im Trialog Thomas Bock, Kristin Klapheck, Friederike Ruppelt: Sinnsuche und Genesung | Svenja Bunt 45 Sehr strukturierte, hilfreiche Interventionen Bernd Kozel: Professionelle Pflege bei Suizidalität | Tobias Teismann 46 Das Wunder der Bindung Bernhard Strauß: Bindung | Michael Konrad 46 Ohrwurm im Hirn Ellen Mersdorf: Alles nur in meinem Kopf Leben mit Obsessionen und Zwangsgedanken | Cornelia Schäfer 48 Schön provokativ Andreschka Großmann: Die schönste Krankheit der Welt. Ein Film über Bipolare Störungen | Johanna Römmelt 48 Impressum 50 Termine 50
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