Oktober 2015 - Solidinvest AG

Dear Investor
Eine Publikation der Solidinvest AG
Wirtschaftsentwicklungen, Wertschriftenmärkte und Anlageszenarien
Oktober 2015
Rückblick
Wie gewonnen, so zerronnen!
Die Finanzmärkte waren im vergangenen Quartal von weiteren Turbulenzen geprägt. Aktien mussten in der
abgelaufenen Berichtsperiode die schlechteste Entwicklung seit über drei Jahren hinnehmen (-8%). Dagegen
vermochten die in letzter Zeit gemiedenen Obligationen trotz extrem niedrigen Renditen positiv abzuschneiden (+2%). Nachdem sich die Sorgen über die Griechenland-Krise allmählich legten, verunsicherten die
schrumpfenden Wachstumszahlen der chinesischen Wirtschaft und die neuen Wechselkursbestimmungen im
Reich der Mitte die Märkte erneut. Die Betrugsaffäre bei Volkswagen – hier stellt sich die Frage, hat „nur“
VW betrogen oder kommt noch mehr auf die Automobilbranche zu? – und die Schieflage des Rohstoffgiganten Glencore lösten teilweise erdbebenartige Kursverluste aus. Der Entscheid der US-Notenbank, die Leitzinsen im September nicht zu erhöhen, war unseres Erachtens zwar richtig, verunsicherte die Anleger aber zusätzlich. Sind derart tiefe Zinsen weiterhin nötig und ist der Markt bezüglich der Konjunkturentwicklung in
den USA zu optimistisch?
Die genannten Faktoren führten im 3. Quartal zu sehr hohen Volatilitäten und zu noch nie dagewesenen Tagesschwankungen. Der US Aktienmarkt verzeichnete am 24. August 2015 im Handelsverlauf mit fast -7%
zweitweise den grössten Tagesverlust der Geschichte – zum Handelsschluss hat der Index nach extremen
Schwankungen den Verlust halbiert und schloss bei -3.7%.
Dear Investor Oktober 2015
Chart Dow Jones, 21.08.2015 – 26.08.2015
Das vergangene Quartal war das schlechteste seit 2011, der schweizerische Aktienindex SMI verlor über 4%,
was den Verlust seit Anfang 2015 auf -5.2% ansteigen liess.
Chart SMI, 05.01.2015 – 20.10.2015
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Dear Investor Oktober 2015
Mit einem Quartalsverlust von rund 8% verloren die Anleger auch mit US Aktien seit Jahresbeginn 9.4% (in
CHF), europäische Valoren verzeichnen im gleichen Zeitraum einen Verlust von 10.4%. Der deutsche Aktienindex (DAX) stieg anfangs Jahr stark an und erzielte auf dem Höchststand eine Performance von +26.5%,
ein grosser Teil der Gewinne musste aber bereits im Vorquartal wieder preisgegeben werden. Mit dem Verlust im 3. Quartal von weiteren rund 12% ist auch dieser Index seit Jahresanfang ins Minus gerutscht:
Wie gewonnen, so zerronnen!
Entgegen unseren Erwartungen und Empfehlungen schnitten die Aktienmärkte der Schwellenländer und
Rohstoffaktien schlecht ab; letztere aufgrund gefallenen Rohstoffpreisen in Folge der stotternden chinesischen Wirtschaft. In diesen Anlagekategorien verloren die Investoren fast 20% (in CHF). Der chinesische
Aktienmarkt verlor allein im 3. Quartal um die 30%.
Lediglich der steigende EUR- und USD-Wechselkurs sowie oben erwähnte Obligationen haben unsere gut
diversifizierten CHF-Depots „über die Runden gebracht“ und einen leicht positiven Beitrag zur Performance
geleistet: Der Euro erholte sich in den letzten drei Monaten gegenüber dem CHF um 4.4%, der USD um
4.0%.
Chart EUR/CHF und USD/CHF, 02.01.2015 – 20.10.2015
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Dear Investor Oktober 2015
Es stellt sich die Frage, ob im Laufe dieses Jahres überhaupt Geld verdient werden konnte? Wenn ja, mit
was? Langfristige Schweizer Staats- und erstklassigen Unternehmensanleihen legten 2.9% resp. 1.8% zu.
Aufgrund der extrem tiefen Renditen in fast allen Währungen und insbesondere im Schweizer Franken weisen wir aber mit Nachdruck darauf hin, dass eine weitere positive Entwicklung sehr unsicher ist. Sollten die
Leitzinsen in naher Zukunft steigen, wird auch diese Anlagekategorie leiden.
Wie bereits mehrmals im „Dear Investor“ erwähnt, sollten die Anleger weiterhin das Risiko beachten und der
definierten Anlagestrategie treu bleiben – entgegen gewissen Expertenmeinungen, das Aktienengagement im
Sinne einer „Dividendenjagd“ als einzige Option im aktuellen Marktumfeld zu Lasten sicherer Anlagen zu
erhöhen.
Aktuelles
In den nächsten Tagen stehen Entscheidungen der europäischen (EZB, 22.10.2015), der amerikanischen
(Fed, 28.10.2015) und der japanischen Zentralbank (BoJ, 30.10.2015) an. Wir gehen davon aus, dass sie ihre
Geldpolitik unverändert fortführen, d.h. die Zinsen tief bleiben werden. Es ist sogar möglich, dass weitere
Stimulierungsmassnahmen der EZB und BoJ angekündigt werden – die Effektivität dieser Massnahmen ist
aber mehr als fraglich. Nach fast sieben Jahren Rettungs- und Stimulierungspaketen sind die Wachstumszahlen immer noch bescheiden.
Die chinesische Regierung wird in Kürze ihre neue Planung für die nächsten fünf Jahre bekannt geben. Was
für Massnahmen sind zu erwarten? Es gibt Stimmen, die einen Übergang von der Industrie- und Produktionsausrichtung zum Dienstleistungssektor erwarten. Diese Transformation wird Zeit benötigen und das aktuelle
Wirtschaftswachstum schwächen. Die damit einhergehenden sinkenden Exporte sollen zu einer stärkeren
Binnenwirtschaft führen, was die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Ausland reduzieren soll. Die Folgen des
geringeren Wirtschaftswachstums in der Produktion und Industrie trifft vor allem die Rohstoffbranche und
-länder. Mehr dazu in der Rubrik „Fremdwährungen“.
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Dear Investor Oktober 2015
Ausblick
Wie erwähnt gibt es auch im letzten Quartal des Jahres genügend Potential für wirtschaftliche und politische
Spannungen, Unsicherheiten und für positive und negative Überraschungen. Die anstehenden Unternehmensabschlüsse für das dritte Quartal werden die Märkte beeinflussen und die Volatilität hoch halten. Historisch
gesehen sind die Börsenmonate November bis Februar jeweils gut und bescheren den Anlegern häufig positive Renditen.
Der Präsident der europäischen Zentralbank, Mario Draghi, gab zu verstehen, dass die EZB bei Bedarf auch
über September 2016 hinaus bereit sei, das quantitative Lockerungsprogramm zu verlängern. Der Grund für
diese Aussage ist das nach wie vor schwache Wirtschaftswachstum und die tiefe Inflation. In solch unsicheren Zeiten empfehlen wir unseren Kunden, nicht in Aktivismus zu verfallen und geduldig abzuwarten. Es
kann durchaus sein, dass wir bis Ende Oktober nochmals Korrekturen an den Märkten erleben werden. Mit
unseren früheren Empfehlungen im „Dear Investor“ (Ausgaben April und Juli 2015), auch einmal mutig Gewinne zu realisieren, ist genügend Liquidität vorhanden, um solche Kaufgelegenheiten wahrzunehmen.
Anlagestrategie
Mit Blick auf unsere Markterwartungen (Saisonalität) werden wir im Verlauf des 4. Quartals die Aktienquote
zu Lasten der Liquidität um 5% erhöhen. An unserer Strategie, besonders auf die Qualität der Anlagen zu
achten, halten wir fest. Dies gilt vor allem auch bei den Hochzinsanleihen, bei denen das Risiko mit zu wenig
Ertrag entschädigt wird. Im Bereich der „Alternativen Anlagen“ investieren wir nur in Immobilienaktien und
–fonds bzw. für risikofreudige Anleger zudem in Cat-Bond-Fonds.
Fremdwährungen
Den grössten Teil unserer Anlagen halten wir nach wie vor in CHF. Wie immer auch der Entscheid der Fed
betreffend Zinserhöhung in den kommenden Wochen ausfallen wird, gehen wir von einer relativ engen
Bandbreite des USD/CHF zwischen 0.95 und 1.00 aus. Die Schweizerische Nationalbank wird die Entwicklung weiterhin genau verfolgen und allenfalls intervenieren. Wir nehmen an, dass sich der EUR/CHF-Kurs in
nächster Zeit kaum gross verändern und innerhalb der Spanne zwischen 1.06 und 1.10 bewegen wird. An den
Rohstoffwährungen (AUD, NZD, NOK, CAD) halten wir im Sinne einer breiten Diversifikation fest, auch
wenn diese im 2015 stark verloren haben. Die Zinsdifferenz in AUD und NZD ist gegenüber dem CHF immer noch beachtlich und kompensiert zumindest einen Teil der aktuellen Buchverluste.
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Dear Investor Oktober 2015
Anleihen/Zinsen
Die Anleihenrenditen in den Leitwährungen (EUR, USD, CHF) sind immer noch unattraktiv. Langfristige
Obligationen sind zu meiden, da diese bei Zinserhöhungen stark korrigieren werden. Wie bereits erwähnt
muss stets auf eine gute Qualität der Schuldner geachtet werden.
Aktien
Wir bevorzugen weiterhin solide, grosskapitalisierte Dividendenpapiere („Blue Chips“) sowie ausgewählte
Aktien von kleineren und mittleren Unternehmen („Small- und Mid-Caps“). Es gibt Anzeichen für eine Stabilisierung in Schwellenmärkten. Für risikofreudige und vor allem langfristig orientierte Anleger stellen diese
Aktien – insbesondere in Asien – eine Kaufgelegenheit dar, da diese im Verhältnis zu den entwickelten Aktienmärkten günstig bewertet sind.
Rohstoffe
Nach deutlichen Rückschlägen im Juli stabilisierte sich der Goldpreis (in Unzen/USD) in den letzten Wochen. Trotz den Verlusten der letzten Monate halten wir im Sinne einer Diversifikation an den Goldpositionen fest.
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Anlagestrategie nach Währung
(Musterbeispiel, individuell pro Kunde)
4. Quartal 2015
(maximale Gewichtung)
CHFAnleger
EURAnleger
USDAnleger
10%
10%
10%
40%
40%
40%
55%
55%
55%
Immobilienfonds, Alternative Anlagen
20%
20%
20%
Rohstoffe, inkl. Edelmetalle
20%
20%
20%
40%
40%1
40%2
Anlagekategorien
Liquidität
( -5% )
Obligationen
Aktien
( +5%)
Währungen
Total Fremdwährungsanteil
(über alle Asset Klassen)
1
Für EUR-Anleger bis 80% in CHF möglich
2
Inklusive Lokalwährungen (Anteil Lokalwährung bis 40% möglich)
Redaktionsschluss: 20. Oktober 2015
Obwohl der Inhalt dieser Publikation auf zuverlässigen Informationen beruht, können wir keine Haftung übernehmen. Nachdruck, auch auszugsweise, ist mit dem
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