profil:Grün Betrug und Selbstbetrug: die No-Spy-Illusion juni 2015 Profil:GRÜN im Juni 2015 4 4 8 Betrug und Selbstbetrug: Die No-Spy-Illusion Fast täglich kommen brisante Informationen über die Aktivitäten von BND und NSA an die Öffentlichkeit, hierzu Konstantin von Notz. Die Rolle der Geheimdienste erläutert Hans-Christian Ströbele. 8 Heute für morgen investieren Die zehn zentralen Zukunftsthemen des grünen Investitionsplans 2015-2018 beleuchten Kerstin Andreae, Katja Dörner und Oliver Krischer. 12Für Klimaschutz und globale Gerechtigkeit Welche Gipfel 2015 bestiegen und gestürmt werden müssen, zeigen Annalena Baerbock und Claudia Roth. 16Cannabis Freiheit und Verantwortung statt Prohibition: Das grüne CannabisKontroll-Gesetz zeigt unsere Alternative, vorgestellt von Katja Dörner und Harald Terpe. 18Porträt 12 Entwaffnend – Franziska Brantner im Gespräch mit Susanne Sporrer. 20Parlament:Grün Unsere parlamentarische Arbeit aus den Arbeitskreisen Herausgeberin: Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion, 11011 Berlin, TEL 030/227 56789, FAX 030/227 56552, [email protected], V.i.S.d.P.: Herta Parchent, Redaktion: Gisela Hüber, Ute Köhler, Sibylle Kraut-Eppich, Gestaltung: Stefan Kaminski, Jakina Wesselmann, Titelbild: Stefan Kaminski, Druck: Dierichs Druck+Media Kassel, Auflage: 75.500, erscheint auch als Anzeige im „schrägstrich“, Redaktionsschluss: 06.06.2015, Papier: 90 g Revive Pure, profil:GRÜN erscheint vier Mal im Jahr, das Abo kostet 7,50 Euro. 2 Liebe Leserin, lieber Leser, die Legislaturperiode nähert sich der Halbzeit. Zu Beginn hatte die große Koalition einen Plan: Wenn jeder an sich denkt, ist allen geholfen. Das entspricht eigentlich dem gescheiterten Gesellschaftsbild der FDP, aber Union und SPD haben dieses Dogma zum Kitt ihrer Zweckgemeinschaft erhoben. Rente mit 63 hier, Sparpolitik da und eine PKW-Maut für die lästige Verwandtschaft aus Bayern. Mit einer gemeinsamen Idee für Deutschland hat das nichts zu tun, doch 80 Prozent Mehrheit im Bundestag, eine gnädige Konjunktur und eine Kanzlerin, die die politische Debatte meidet, haben die Anfangszeit der Regierung besser aussehen lassen als sie war. Aufgegangen ist der Plan trotzdem nicht – wir haben das Spiel gedreht. Beispiel „Ehe für alle“: Wir Grüne im Bundestag beantragen sie, die Union ist innerlich zerrissen, sagt aber nein und die SPD ist gelähmt. Ergebnis: Die Rechtslage in Deutschland bleibt voraussichtlich wie sie war – noch konser vativer als in Irland. Peinlich für die Bundesregierung. Auch die ursprüngliche Gemeinsamkeit von Union und SPD, Skandale auszusitzen, hat nicht wirklich funktioniert. Skandale gibt es genug: das schwarze Loch der illegalen Zusammenarbeit von BND und NSA, die Edathy-Affäre oder die Rüstungsdesaster im Verteidigungsministerium. Nur mit dem Aussitzen hat es nicht so geklappt. Denn wir haben das nicht zugelassen, haben Untersuchungsausschüsse erzwungen, aufgedeckt und nachgehakt. Die Union als Partei der Kompetenz in Fragen innerer und äußerer Sicherheit hat dabei ordentlich Federn gelassen. Jetzt ist es an uns, in den kommenden zwei Jahren Vorschläge zu erarbeiten, wie eine „grüne Sicherheit“ aussehen könnte. Eine Sicherheit, die von der Freiheit her denkt und die unsere Sicherheitsorgane reformiert und besser kontrolliert. Auch unsere Offensive kommt ins Rollen. Mit Gesetzentwürfen wie zur Legalisierung von Cannabis oder zur Einwanderung machen wir der Parlamentsmehrheit Beine – mit starkem gesellschaftlichen Rückhalt. Den spüren wir auch jede Woche, wenn wir im Plenum für die Rechte von Flüchtlingen streiten, für mehr Klimaschutz und eine ökologischere Landwirtschaft. Und den brauchen wir, denn es ist wir gegen die anderen. Unser Plan für die zweite Halbzeit steht: Wir werden unsere eigenen Stärken weiter ausspielen und die zerstrittene Koalition mit unseren Vorschlägen treiben. Manchmal braucht man Geduld und einen langen Atem. Herzlich Katrin Göring-Eckardt Fraktionsvorsitzende 3 Foto: St. Kaminski Be trug und Se lbstbe d i e N o- t r u g : Spy-Ill usion Der 1. Parlamentarische Untersuchungsausschuss der 18. Wahlperiode – auch „NSA-Ausschuss“ genannt – soll als Konsequenz aus den Enthüllungen von Edward Snowden Fehlentwicklungen der Geheimdienste bei der Fernmeldeaufklärung beziehungsweise Internetüberwachung sowie Zusammenhänge und Verantwortlichkeiten beim sogenannten „Geheimen Krieg“ aufklären. 4 Konstantin von Notz Bereits vor den Anschlägen des 11. September 2001 arbeiteten Geheimdienste weltweit an umfassenden Ansätzen zur Überwachung von Internet und Telekommunikation. Nach 9/11 haben sich Dienste und Regierungen offenbar rigoros über berechtigte politische Bedenken und rechtliche Beschränkungen hinweggesetzt. Bezüglich der Dimension dieser rechtsstaatlich hochproblematischen Entwicklung hat Edward Snowden der Welt im Sommer 2013 die Augen geöffnet. Seine Veröffentlichungen haben gezeigt: Geheimdienste zielen auf eine flächendeckende Überwachung der weltweiten Kommunikation. Sie haben ein geheimes Daten-Tauschsystem errichtet, das rechtliche Vorgaben und parlamentarische Kontrolle bewusst aushebelt. Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) ist ein wichtiger Akteur in diesem Spiel. Mehr als zwei Jahre nach den ersten Snowden-Veröffentlichungen hat der Skandal Bundeskanzlerin Merkel erreicht. Lange interessierten die Enthüllungen sie gar nicht. Dies änderte sich erst, als ihr eigenes Handy betroffen war. Man gerierte sich als Opfer, zog ein „No-Spy“-Abkommen aus dem Hut und suggerierte, dass dessen Abschluss unmittelbar bevorstünde – obwohl es nie eine realistische Aussicht hierauf gab. Die Kanzlerin muss sich deshalb heute den Vorwurf der bewussten Wahlkampfmanipulation gefallen lassen. Doch die eklatanten Versäumnisse bei der Fachaufsicht über die Geheimdienste reichen sehr viel weiter zurück. Selektorenlisten – zu geheim für den NSA-Ausschuss? Die Aufklärung im Untersuchungsausschuss, dessen Sinnhaftigkeit anfänglich offen in Frage gestellt wurde, schreitet weiter voran. Aktuell geht es vor allem um die Frage, ob und in welchem Umfang sich der BND rechtswidrig der Beihilfe an der Ausspionierung deutscher und europäischer Unternehmen und Behörden durch die National Security Agency (NSA), den größten Auslandsgeheimdienst der USA, mitschuldig gemacht hat. Im Mittelpunkt der Debatte stehen Filter- und Suchkriterien, mit denen die abgegriffenen Datenmassen durchforstet werden, die sogenannten Selektoren. Rasterfahndung mit Selektoren Bei „Selektoren“ handelt es sich um Suchmerkmale wie Telefonnummern oder E-Mail-Adressen. Massen-Telekommunikationsüberwachung funktioniert wie eine Rasterfahndung: Erfasst wird zunächst der gesamte Datenfluss einer Richtfunkstrecke, einer Glasfaserleitung oder eines Satelliten. Unterschieden wird zwischen „Verkehrsdaten“ (wer hat wann, wo mit wem, wie lange kommuniziert) und „Inhaltsdaten“ (Inhalte von Telefonaten, Chats oder E-Mails). Die Inhaltsdaten werden mithilfe der „Selektoren“ durchforstet. Taucht in einem Datensatz ein von der NSA übermittelter „Selektor“ auf, leitet der BND diese Information an den US-Geheimdienst weiter. Legale und weniger legale Selektoren Die verwendeten „Selektoren“-Listen müssen natürlich mit geltenden rechtlichen Vorgaben übereinstimmen. Die Einsicht in die Listen ist essenziell, will man bewerten, ob sich der BND immer an diese Vorgaben gehalten hat. Für den Ausschuss und seine Arbeit sind die Listen somit wichtige Beweismittel zur unmittelbaren Erfüllung des Untersuchungsauftrags. Doch die Bundesregierung versucht 5 derzeit, die parlamentarische Aufklärung auszubremsen, indem sie die Herausgabe der Listen an den Ausschuss verweigert. Die Diskussion um einen Sonderermittler ist ein reiner Ablenkungsversuch. Diese Schwächung von Ausschuss und Parlament werden wir nicht hinnehmen und notfalls auf Herausgabe der Listen klagen. „Ausspähen unter Freunden: das geht gar nicht“ – oder doch? Die NSA hat in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Suchbegriffe an den BND übermittelt. Stichprobenhafte Prüfungen hatten bereits vor Jahren ergeben, dass auch deutsche und europäische Unternehmen zum Ziel wurden. Doch statt die Reißleine zu ziehen, zog man es offenbar vor, die Kooperation einfach unbeirrt fortzuführen. Bei den Metadaten nimmt der BND nach gegenwärtigem Kenntnisstand noch immer keinerlei Beschränkung nach Suchbegriffen vor, sondern leitet sie nach automatisierter Ausfilterung vermeintlich deutscher Daten vollständig an die NSA weiter. Hinsichtlich der Verwertbarkeit dieser Daten, beispielsweise für die Zielsteuerung von DrohnenEinsätzen, ein höchst fragwürdiges und aus unserer Sicht rechtlich unzulässiges Verfahren. Geheimdienste auSSer Kontrolle? In komplexen Sicherheitslagen weltweit erfüllen Geheimdienste eine wichtige Funktion. Im Rahmen der ihnen vom Grundgesetz zugestandenen Aufgaben und Befugnisse liefern sie Informationen, zum Beispiel zur Terrorismus- und Proliferationsbekämpfung oder zur Sicherung von Bundeswehrangehörigen in Auslandseinsätzen. Rechtlich sind die Dienste den typischen demokratischen und bürgerrechtlichen Schutzvorkehrungen weitgehend entzogen. Ihr Handeln bleibt überwiegend geheim und kann durch Gerichte allenfalls in engen Ausnahmefällen überprüft werden. Der kritischen Bewertung durch die Öffentlichkeit sind damit enge Grenzen gesetzt. Umso bedeutsamer sind die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben und eine effektive Aufsicht. Doch genau hier hat das zuständige Bundeskanzleramt nicht nur weitestgehend versagt. Statt die Risiken der Kooperationen mit der NSA sowohl rechtlich, technisch wie auch organisatorisch abzusichern, hat man sich an offenkundig unvertretbaren Überdehnungen des Rechts beteiligt. Illegale Massenüberwachungen Bestätigt sich dies, handelt es sich um eine illegale geheimdienstliche Massenüberwachung unter Billigung 6 des Kanzleramtes. Hierfür direkt verantwortlich ist die Kanzlerin. Seit zehn Jahren steht sie an der Spitze der zuständigen Fach-Aufsichtsbehörde. Obwohl es seit 2005 wiederholt Meldungen an das Kanzleramt zur Übergriffigkeit der NSA gab, zog man die rechtsstaatlich notwendigen Konsequenzen offenkundig nicht. Eine tatsächliche, systematische Überprüfung der „Selektoren“ wurde von Beginn der Kooperation an nicht vorgenommen. Erst nach den Enthüllungen Snowdens im Jahr 2013 soll eine erste grundlegende Überprüfung und Löschung fragwürdiger „Selektoren“ im BND erfolgt sein. Heute wissen wir: Erst nach Angela Merkels denkwürdigem Satz „Ausspähen unter Freunden – das geht gar nicht“ stellte man die Ausspähung eben dieser Freunde durch den BND überhastet ein. Und das angeblich heimlich, ohne die BND-Spitze und das Kanzleramt zu informieren. Fragwürdige Kooperationen – Merkel weiSS nichts davon Grenzüberschreitende Kooperationen der Geheimdienste sind grundsätzlich notwendig, doch es gilt: Rechtliche Bindungen und das Grundgesetz müssen zwingend beachtet werden. Der BND aber hat sich nach heutigem Kenntnisstand an heimlichen, unter Missachtung aller rechtlichen Bindungen weltweit stattfindenden, geheimdienstlichen Telekommunikationsüberwachungen und am Austausch der so gewonnenen Informationen beteiligt. Hier stellt sich die Frage, ob er dafür gezielt politische Unterstützung und Rückendeckung bekam. Auch dies gilt es aufzuklären. Die Liste der im Ausschuss aufgedeckten, skandalträchtigen Vorgänge ist lang. Und die Aufklärung schreitet trotz aller Sabotageversuche der Regierung weiter voran. Für unsere Rechte als Parlament und Opposition werden wir auch weiterhin entschieden streiten. Das Ziel ist und bleibt, die mit grundlegenden rechtsstaatlichen Prinzipien nicht in Einklang zu bringende grenzen- und anlasslose geheimdienstliche Massenüberwachung zurückzudrängen. Als Parlament müssen wir die Hoheit über ein System zurückgewinnen, das sich nach heutigem Erkenntnisstand aufgrund einer absolut unzureichenden Fachaufsicht ein Stück weit verselbstständigt hat, sich in Rechtsstaaten aber nicht verselbstständigen darf. Dies sind wir auch Edward Snowden schuldig. Dr. Konstantin von Notz MdB Stellv. Fraktionsvorsitzender, AK 3: Demokratie, Recht & Gesellschaftspolitik Aufgaben und Befugnisse der Geheimdienste begrenzen, Aufsicht und Kontrolle stärken! Von Hans-Christian Ströbele MdB Mitglied im Parlamentarischen Kontrollgremium Eine Reihe brisanter Vorgänge weist darauf hin, dass die Geheimdienste ihre Kompetenzen überschritten und deren ministerielle Aufseher versagt haben. Die Kooperation von BND und NSA bei der Massendatenüberwachung, die dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) angetragene Bespitzelung von Journalisten und nicht zuletzt die unrühmliche Rolle des Verfassungsschutzes im NSU-Skandal sind dafür beredte Beispiele. Für uns ist klar: Der Wildwuchs bei den Geheimdiensten muss beschnitten werden. Strukturelle Veränderungen gefordert Bereits die grüne Bundesdelegiertenkonferenz 2013 forderte, den überflüssigen MAD wie auch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) aufzulösen. Gleiches hatten auch wir Grüne im Bundestag mehrfach beantragt. Die Aufgaben des BfV zur Aufklärung von gewaltfreiem Extremismus seien einem unabhängigen Institut ohne Hoheitsbefugnisse zu übertragen. Für die Gewalt-, Spionage- und Terrorismusabwehr solle eine neue „Inlandsaufklärung“ des Innenministeriums eingesetzt werden, soweit dafür nicht schon Strafverfolgungsbehörden zuständig sind. Im Übrigen sollten Aufgaben und Befugnisse von BfV und BND verringert statt erweitert werden, wie es die Regierung zurzeit vorhat: etwa für diffuse „Cyber-Aufklärung“, beim Einsatz von V-Leuten oder bei auswärtiger Telekommunikationsüberwachung. Schon die derzeitige „TÜ“-Praxis des BND ist aber verfassungswidrig. Die grünen Forderungen nach strukturellen Veränderungen sind aktueller denn je. Wenn KoalitionsvertreterInnen dieser Tage Defizite parlamentarischer Geheimdienst-Kontrolle monieren, ist das ein durchsichtiges Ablenkungsmanöver. Tatsächlich hat die vorrangige Dienst- und Fachaufsicht in Ministerien und Kanzleramt ein Eigenleben der Dienste ignoriert oder gar toleriert. Diese gravierenden Pflichtverletzungen gilt es abzustellen und die Dienste mit klaren Vorgaben und regelmäßiger Berichtspflicht an die kurze Leine zu nehmen. Es ist ein Unding, wenn Bundestag beziehungsweise dessen Kontrollgremien erst aus den Medien von dubiosen Vorgängen erfahren, statt durch die Regierung direkt informiert zu werden. Die seit langem eingerissene Unkultur, Bevölkerung und Parlament über die Dienste gezielt irrezuführen, Skandale zu vertuschen oder zu beschönigen, muss ein Ende finden. Wirksame parlamentarische Kontrolle ermöglichen Unser Vorschlag ist, die diversen Kontrollgremien, die bisher isoliert nebeneinanderher arbeiten und einander nicht informieren dürfen, in einen regulären Ausschuss zusammenzuführen. Dieser Ausschuss soll auch öffentlich tagen können. Das Ausschuss-Sekretariat muss mit ausreichend Personal und Kapazitäten ausgestattet werden. Dem soll ein Sonder ermittler mit eigenem Stab zur Seite stehen, den die Ausschuss-Mitglieder fallweise mit Untersuchungen beauftragen können. Anders als einige Unionsvertreter wollen wir nicht die parlamentarische Kontrolle ersetzen durch einen institutionellen Geheimdienstbeauftragten, der nach dem Willen der Regierungsmehrheit gewählt würde und weniger politisches Gewicht hätte als derzeit die Abgeordneten. Die Mitglieder des Ausschusses sollen künftig wirksamer arbeiten können. Eigene benannte MitarbeiterInnen sollen sie dabei unterstützen. Diese müssen anders als heute regelmäßig an den Ausschusssitzungen teilnehmen und die Kontroll-Vorgänge mit besprechen dürfen. Was Regierungsvertreter im Ausschuss berichten, soll endlich protokolliert werden, um es später nachprüfen zu können. Nicht nur der gesamte Ausschuss soll die Kontrollbefugnisse wahrnehmen können, sondern auch jede Fraktion separat. Sonst hinge dies vom Gutdünken der Regierungsmehrheit im Ausschuss ab. Auch die Zusammenarbeit der Dienste mit ausländischen Partnern sowie die ministerielle Aufsicht müssen der parlamentarischen Kontrolle unterliegen. Mitarbeiter der Dienste müssen sich vertraulich an einzelne Ausschussmitglieder wenden dürfen. Diese und weitere Maßnahmen sind nötig, um die Kon trolle über die Geheimdienste endlich wirksamer zu gestalten. Es ist zu hoffen, dass die Abgeordneten der Regierungskoalition konstruktiv daran mitwirken und es nicht bei Lippenbekenntnissen bleibt. 7 Heute für morgen investieren Für eine chancenreiche Zukunft Unser Land braucht Innovationen, damit wir auch in Zukunft gut leben können. Dazu müssen wir heute an richtiger Stelle investieren. In Köpfe, die zukunftsträchtige Ideen entwickeln, in mehr Chancen für jeden einzelnen, in schnelles Internet und nachhaltige Mobilität. Wir müssen die Klimakrise wirksam angehen und Europas Wirtschaft ankurbeln. Dafür wollen wir mit dem grünen Investitionsplan bis 2018 rund 45 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Köpfchen statt Beton, das ist das politische Gebot der Stunde. Damit machen wir Deutschland gerechter und lebenswerter. Die Voraussetzungen für so ein Programm sind eigentlich gut. Der niedrige Ölpreis und ein schwacher Eurokurs bescheren der Bundesregierung ein milliardenschweres Konjunkturprogramm quasi frei Haus. Die gute Konjunktur mit niedriger Arbeitslosigkeit sowie historisch niedrigen Zinsen eröffnet erhebliche finanzielle Spielräume. Allein an Zinszahlungen spart die Bundesregierung bis 2019 gegenüber der letzten Finanzplanung rund 32 Milliarden 8 Euro. Überdies werden im gleichen Zeitraum über 100 Milliarden Euro zusätzliche Steuereinnahmen erwartet. Doch die Bundesregierung macht nichts daraus, der „große Wurf“ bei den Investitionen bleibt aus. Das von ihr aufgelegte Investitionsprogramm umfasst gerade mal zehn Milliarden Euro. Den Kommunen bietet sie ein Sondervermögen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro an. Das sind überfällige, aber viel zu kleine Schritte angesichts des Modernisierungsstaus bei der Infrastruktur. Milliarden gehen dagegen drauf für den Bau überflüssiger Straßen, für Wahlgeschenke oder sie versickern irgendwo im Haushalt. Der grüne Investitionsplan geht die Probleme entschlossener an und vor allem: Er setzt die richtigen Schwerpunkte. » gruene-bundestag.de/zukunftsinvestitionen Kerstin Andreae MdB Stellv. Fraktionsvorsitzende AK 1: Wirtschaft, Arbeit, Soziales, Finanzen, Haushalt Die 10 ZukunftsProjekte des grünen Investitionsplans 2015–2018 … damit Europa neue wirt- … damit Schulen für die schaftliche Impulse erhält. Zukunft gerüstet sind. In Deutschland ist es nicht so spürbar, doch Europa leidet unter einer schwachen Nachfrage und massiv eingebrochenen Investitionen der öffentlichen Hand. Nicht die besten Voraussetzungen für den dringend notwendigen Ausbau der Infrastruktur; für Energie und Schiene, für schnelles Internet, Bildung und Forschung. Der geplante Europäische Fonds für strategische Investitionen (EFSI) will hier neue Finanzierungswege erschließen. Er kann ein wirksames Signal für die Zukunft der EU und der Solidarität sein, es kommt aber auf die konkrete Ausgestaltung an. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen und europä ische Zukunftstechnologien im Sinne des Green New Deal wollen wir mit dem EFSI unterstützen. Die Bundesregierung soll sich daran mit zwölf Milliarden Euro beteiligen. … damit wir ein Wissenschaftswunder entfachen. Wissen und Innovation sind unsere wichtigsten Ressourcen. Um innovativ zu sein, braucht Deutschland starke Hochschulen. Wissenschaft lebt von neugierigen Menschen und die brauchen die notwendigen Räume und Ausstattung, also moderne Infrastrukturen des Wissens. Durch unser Modernisierungsprogramm sollen Hörsäle und Bibliotheken, digitale Infrastrukturen und Studienplatzvergabe, Labors, Forschungsgeräte und Wohnheimplätze bis 2020 wieder auf der Höhe der Zeit sein. Für bessere Arbeitsbedingungen sollen eine Novelle des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes und ein Bund-LänderProgramm sorgen, das 10.000 zusätzliche Nachwuchsstellen mit Aussicht auf eine Festanstellung schafft. Ideenreichtum und Erfindergeist sind oft das Markenzeichen kleiner und mittlerer Unternehmen. Damit sie ihre Stärken entfalten können, wollen wir Ausgaben in Forschung und Entwicklung mit einer Steuergutschrift von 15 Prozent honorieren. Schulen sollen unsere Kinder auf die Zukunft vorbereiten. Doch das durchschnittliche Parkhaus ist in einem besseren Zustand als so manche Schule. Tausenden Schulen fehlt es am Nötigsten: keine Mensen, baufällige Sporthallen, zugige Klassenzimmer. Es mangelt an Räumen für naturwissenschaftlichen oder handwerklichen Unterricht oder an digitalen Medien. Und nur wenige Kinder können wie gewünscht eine Ganztagsschule besuchen. Hier setzt das Programm „10.000 Schulen fit für die Zukunft“ an. Es fördert Maßnahmen zur baulichen, energetischen und behindertengerechten Sanierung. Ziele wie Barrierefreiheit und Inklusion sollen verwirklicht und die notwendige Infrastruktur für ganztägige Bildungs- und Betreuungsangebote geschaffen werden. Auch die mediale Ausstattung wird unterstützt. … damit die Kleinsten gut gefördert und betreut werden. Seit 2013 gilt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab einem Jahr. Die Zahl der Kitas ist seitdem gewachsen, doch noch ist der nötige Ausbau nicht vollendet. Zuweilen hat die Qualität der Betreuung mit dem Ausbautempo nicht Schritt gehalten; mancherorts ist sie unter fachlichen Gesichtspunkten sogar bedenklich. Um frühkindlicher Bildung und Förderung gerecht zu werden, braucht es einen bundesweit einheitlichen Standard. Dazu gehört auch ein guter Betreuungsschlüssel: das heißt eine Fachkraft für vier Kinder unter drei Jahren beziehungsweise für zehn ältere Kinder. Die Erziehenden brauchen zudem Zeit für Vor- und Nachbereitung, für Team-, Elterngespräche oder Weiterbildung. Weil der Ausbau frühkindlicher Bildungsangebote eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, soll sich der Bund beteiligen. 9 werber besser in Arbeit kommen. Deutschland braucht qualifizierte Beschäftigte. Fast die Hälfte der Arbeitslosen hat jedoch eine veraltete oder gar keine Ausbildung. Die Folge: Geringqualifizierte werden abgehängt und rutschen in die Langzeitarbeitslosigkeit. Auch Asylbewerberinnen und -bewerber und Flüchtlinge verdienen bessere Chancen. Es fehlen die nötige Unterstützung bei der Anerkennung ihrer Abschlüsse und berufsbezogene Deutschkurse. Hier setzt unsere Qualifizierungsoffensive an. Damit sollen Brücken in Arbeit und gesellschaftliche Teilhabe gebaut werden. Mit dreifachem Mehrwert: Qualifikation, Integration und Fachkräftesicherung. Ziel ist es, rund 90.000 Arbeitslose bis Ende 2017 nachhaltig zu qualifizieren sowie Flüchtlinge zu beraten und auf dem Weg in Arbeit zu unterstützen. … damit Selbstbestimmung in jedem Alter möglich ist. sorgende Initiativen unterstützen. Dazu wollen wir die bestehende Städtebauförderung um die Aspekte Gesundheitsförderung, Teilhabe im Alter, Mobilität und generationsübergreifendes Engagement ergänzen. Mit einem „Bewegungsfreiheitsbonus“ wollen wir den Abbau von Barrieren unterstützen. Für Ältere, aber auch für Kinder, Schwangere, junge Eltern oder Menschen mit Behinderungen sollen bauliche Hürden entschärft werden. Das schafft Raum für Autonomie und persönliche Entfaltung. Stadtteilkoordinationsbüros sollen sich darum kümmern, die Strategie voranzutreiben. … damit die Welt in unsere Dörfer kommen kann. Auf dem Land fehlt es noch zu oft an schnellen Internetanschlüssen. Nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich dadurch eingeschränkt, auch Unternehmen meiden diese Regionen. Wir wollen in die digitale Zukunft des ländlichen Raums investieren. Überall in Deutschland soll eine Internetverbindung mit 50 Mbit/s zur Verfügung stehen. Mit einem Förderprogramm vor allem für kommunale Anbieter und zinsgünstigen Darlehen für Privatunternehmen wollen wir den Breitbandausbau beschleunigen. Der demografische Wandel ändert vieles. Auch die Stadtquartiere müssen sich anpassen. Wir wollen lebendige Nachbarschaften entwickeln und gesundheitsförderliche, ? Drei Fragen an Katja Dörner und Oliver Krischer Der Fraktionsschwerpunkt Zukunftsinvestitionen betrifft verschiedene Politikbereiche. Besonderer Nachholbedarf besteht bei Bildung und Mobilität. Wo wollt ihr die Akzente setzen? Katja: Wir sollten vor allem in Köpfe statt in Beton investieren, das beginnt schon in der Kita. Gute Förderung und Betreuung heißt zum Beispiel weniger Kinder pro Fachkraft. An den Universitäten wollen wir ein Wissenschafts- 10 wunder entfachen. Es gilt, Bauten und Ausstattung auf Vordermann zu bringen und die Arbeitsbedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu verbessern. Oliver: Unsere Verkehrsinfrastruktur ist in miserablem Zustand. Wir müssen andere Prioritäten setzen und den Erhalt vor den Neubau stellen. Tausende Straßen- und Eisenbahnbrücken warten darauf, saniert zu werden. Stattdessen fließt das Geld in fragwürdige Umgehungsstraßen und nutzlose Prestigeprojekte. Damit muss Schluss sein. Wie wollt ihr Zukunftsinvestitionen nachhaltig gestalten? Oliver: Wir brauchen mehr Investitionen in nachhaltige Mobilität. Die Zukunft gehört einem intelligenten und gut vernetzten Mix aus umweltfreundlichen und flexiblen Verkehrsträgern: ÖPNV, Bahn, Radverkehr, dazu die Elektromobilität und das Carsharing. Unser Straßensystem muss instand gehalten werden. Des- Fotos S. 8-11: Blickwinkel, Corbis, St. Kaminski, M. Luedecke, Picture Alliance, Radius Images, Visum, Illu: J.U. Wesselmann … damit Arbeitslose & Asylbe … damit wir nachhaltig mobil sein können. Deutschland steht im Stau. Immer mehr Beton für immer mehr Autos bedeutet viel Abgase und Lärm. Das wollen wir ändern. Für eine nachhaltige Mobilität und damit wir schnell und sicher von A nach B kommen, muss gerade in Ballungsräumen der ÖPNV leistungsfähiger werden. Er soll künftig das Herzstück vernetzter Mobilitätsdienstleistungen sein: mit Anlaufstellen, wo man zwischen ÖPNV, Fahrrad oder Carsharing barrierefrei umsteigen und E-Fahrzeuge aufladen kann. Überall auf der Welt boomt der Radverkehr. Logisch, denn Investitionen in den Radverkehr sind kostengünstig und nebenbei sinken auch die Gesundheitsausgaben. Wir wollen Radschnellwege ausbauen und in das Verkehrsnetz integrieren. Bahnhöfe und Umsteigeplätze sollen mit sicheren Abstellanlagen ausgestattet sein. Das macht Radfahren auch für mittlere Distanzen attraktiv. … damit eine neue Stromwelt entsteht. Für die Stromwelt von morgen spielen Speichersysteme eine zentrale Rolle: Sie halten die Netze stabil, federn die Erzeugungsspitzen von Wind und Fotovoltaik ab und wegen dürfen Autobahnen aber nicht zum Renditeobjekt von Banken und Versicherungen werden, wie die Bundesregierung sich das vorstellt. Die Erfahrung zeigt: Das macht es teurer, aber nicht besser. Katja: Ich finde Investitionen in Köpfe grundsätzlich nachhaltig. Wie sollen sonst neue Ideen und Innovationen entstehen? Mit unserem 10.000-Schulen-Programm sollen 10 Mrd. Euro in die bauliche, energetische und behindertengerechte Sanierung der Schulen und in den Ganztagsausbau fließen. können als Schnittstelle zwischen Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor dienen. Überschüssiger Strom kann so sinnvoll genutzt werden und das Energiesystem wird wirtschaftlicher. Davon können auch die Verbraucher profitieren. Durch unser Investitionsprogramm sollen 100.000 neue Speicher entstehen. Fördern wollen wir zudem effiziente und umweltfreundliche Anwendungen von Ökostrom insbesondere in Wärmenetzen („Power to Heat“) wie auch Entwicklungs- und Markteinführungsprogramme für Power-to-Gas-Anlagen zur Verknüpfung von Strom-, Wärme und Mobilitätssektor. … damit wir uns in und vor der Klimakrise schützen. Der Klimawandel schreitet voran. Noch können wir die Katastrophe verhindern. Wir wollen zur Eindämmung der Klimakrise beitragen und zugleich Menschen, Städte, Umwelt und Natur widerstandsfähiger für den erwarteten Wandel machen. Zu den erforderlichen Maßnahmen gehören Investitionen in den Hochwasserschutz, in Entsiegelung und Renaturierung. Wir wollen die Auen entlang der Flüsse reaktivieren und den Böden ihre Funktion als CO2- und Wasserspeicher wiedergeben. Es gilt, die Wälder als wichtige Ökosysteme und Klimaregulatoren zu erhalten und die Meere vor Überfischung, Überdüngung und Vermüllung zu bewahren. Programme zur Stadtbegrünung sollen die Menschen auch in den Städten besser vor den Folgen von Wetterextremen wie Hitzewellen oder Starkregen schützen. Wie wollt ihr die Kommunen bei ihren Aufgaben unterstützen? Katja: Unser 10.000-SchulenProgramm kommt den Kommunen zugute. Es sorgt dafür, dass Parkhäuser nicht besser in Schuss sind als Schulgebäude. Oliver: Im letzten Winter wurde viel über die Schlaglöcher in unseren Straßen gewitzelt, aber im Ernst: Die Kommunen brauchen ein Sonderprogramm für den Erhalt und nachhaltigen Ausbau ihrer Infrastruktur. Oliver Krischer MdB Stellv. Fraktionsvorsitzender AK 2: Umwelt, Energie, Landwirtschaft, Verkehr Katja Dörner MdB Stellv. Fraktionsvorsitzende AK 5: Wissen, Generationen, Gesundheit 11 für Klimaschutz und Juli: Finanzierungsgipfel in Addis Abeba Foto: Corbis Juni: G7-Gipfel in Elmau Von Annalena Baerbock und Claudia Roth 2015 wird ein Gipfeljahr und ein zentrales Jahr für die Zukunft unseres Planeten. Gleich drei internationale Zusammentreffen bieten die Chance, die Weichen für eine nachhaltige und klimagerechte Zukunft zu stellen: die Finanzierungskonferenz in Addis Abeba, der Nachhaltigkeitsgipfel in New York und die Weltklimakonferenz in Paris. Vieles wird davon abhängen, wie ambitioniert und glaubwürdig die Europäische Union und die Bundesregierung im Vorfeld der Konferenzen auftreten. Als Gastgeber des diesjährigen G7Gipfels im Juni hat Deutschland eine besondere Verantwortung. Es kann zum Vorreiter für Klimaschutz und globale Gerechtigkeit werden. 12 Die Herausforderungen sind gewaltig Die Herausforderungen, vor denen die Weltgemeinschaft steht, sind gewaltig. Internationale Konflikte, Bürgerkriege und Flüchtlingsströme halten uns in Atem. Viele Migrationsbewegungen gehen auf Umweltschäden und Klimawandel zurück, viele Konflikte sind Ressourcenund Verteilungskämpfe. Gleichzeitig schreitet die Klimakrise weiter voran. Die globalen Folgen wie Dürren, extreme Unwetter, gravierende Gletscherschmelzen und der Anstieg des Meeresspiegels werden zunehmend sichtbar. Auch die soziale Ungleichheit nimmt rasant zu: 2016 wird ein Prozent der Weltbevölkerung voraussichtlich mehr besitzen als die restlichen 99 Prozent der Menschen auf der Erde. Doch es passiert viel zu wenig, um gegenzusteuern. Der Ausstoß an Treibhausgasen steigt global nahezu ungebremst und knackt immer neue Negativrekorde. Seit Beginn der Aufzeichnungen wurde keine höhere Konzentration von CO2 als in den vergangenen Monaten gemes- globale Gerechtigkeit Dezember: Weltklimakonferenz in Paris September: Nachhaltigkeitsgipfel in New York November: G20-Gipfel in Antalya sen. Das heizt den Treibhauseffekt und die Klimakrise immer stärker an. Auch in Deutschland nahm der CO2Ausstoß zuletzt wegen des ausufernden BraunkohleBooms weiter zu. Die Bundesregierung droht ihre eigenen Klimaziele zu verfehlen. Obwohl weltweit mehr Krisen zu verzeichnen sind, ändert sich bisher wenig an den politischen Strategien. Statt vorausschauend und nachhaltig zu handeln, doktert man nach der Heftpflaster-Methode herum: Konflikte werden nur situativ und notdürftig angegangen, jede neue Krise wird mit überraschtem Erschrecken zur Kenntnis genommen. Was wir stattdessen brauchen, ist eine vorausschauende Friedenspolitik und ein nachhaltiges und gerechtes Entwicklungsmodell. So, wie die Konflikte zusammenhängen, müssen auch die Lösungen zusammen gedacht und umgesetzt werden, um Frieden, Armutsbekämpfung und den Schutz der Menschenrechte zu garantieren. Darum geht’s Bereits im Juli wird in Addis Abeba über die zukünftige Finanzierung der globalen Entwicklungsaufgaben entschieden. Hier wird es maßgeblich darauf ankommen, Entwicklungsfinanzierung und Klimaschutz miteinander zu verbinden. Es gilt die finanziellen Weichen für die Nachhaltigkeitsagenda zu stellen. Davon werden auch die Erfolge bei den nachfolgenden Gipfeln abhängen. Nur wenn die reichen Staaten bereit sind, finanziell und beim sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft voranzugehen, werden sich auch die Entwicklungs- und Schwellenländer bewegen. Zugleich müssen viele Länder mehr für eine eigenständige nachhaltige Entwicklung tun. Dazu gehört beispielsweise, die Menschenrechte zu sichern, die Rechtsstaatlichkeit zu stärken, Korruption zu bekämpfen und gerechte Steuersysteme aufzubauen. Besonders die Entwicklungsländer brauchen eine Chance, regionale Wirtschaftskreisläufe zu entwickeln, ohne von mächtigen 13 Industrieländern zu einer überzogenen Marktöffnung gedrängt zu werden. Auf dem Nachhaltigkeitsgipfel der Vereinten Nationen (VN) im September muss es darum gehen, eine ambitionierte und abgestimmte Agenda für nachhaltige Entwicklung zu verabschieden, die den bestehenden Herausforderungen begegnet und den Weg zu einem sozial-ökologischen Umbau der Weltwirtschaft bereitet. Dafür sollten die von den VN vorgeschlagenen 17 Ziele, die von Armutsund Hungerreduzierung über Geschlechtergerechtigkeit, klimagerechte Städte, eine nachhaltige Infrastruktur bis hin zu einer neuen globalen Partnerschaft reichen, unbedingt beibehalten werden. Vor allem braucht es aber verbindliche Vereinbarungen zu deren Umsetzung. Reine Absichtserklärungen gibt es schon zu viele. Es braucht endlich den politischen Willen für eine völkerrechtlich verbindliche Klima- und Gerechtigkeitspolitik. Dazu gehört das Bekenntnis zu einer nachhaltigeren Gesellschaft, die sich vom Verbrauch fossiler Rohstoffe entkoppelt, umweltschädliche Subventionen abbaut und ihre Politikfelder glaubwürdig im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung aufeinander abstimmt. Und es braucht ehrliche Aufwuchspläne zur Entwicklungs- und Klima finanzierung, die dem Prinzip der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten (Common but differentiated responsibilities, CBDR) entsprechen. Auf der Weltklimakonferenz Ende des Jahres in Paris steht an, das auslaufende und ohnehin unzureichende KyotoProtokoll abzulösen. Hier muss mindestens eine prinzi pielle Einigung aller Staaten auf wirksame nationale Minderungen von Treibhausgasemissionen erreicht werden. Bisher mangelt es allerdings mehrheitlich an der nötigen Bereitschaft dazu. Neben der EU haben noch nicht einmal zehn weitere Staaten dem Klimasekretariat ihre nationalen Beiträge zur CO2-Reduktion gemeldet. Außerdem sind die bisher eingereichten Ziele, inklusive des EU-Ziels einer CO2-Minderung von 40 Prozent bis zum Jahr 2030, zu schwach. Sie hätten eine Erwärmung von deutlich mehr als 3,5 Grad bis zum Jahr 2100 zur Folge. Für uns Grüne im Bundestag ist deshalb zentral, dass das 2-Grad-Limit als völkerrechtlich verbindliches Minimalziel beschlossen wird, aus dem die Verpflichtung zu einer klimaneutralen Welt erwächst. Ein Abschluss in Paris darf und wird damit kein Schlusspunkt in der Klimapolitik sein, sondern ist Auftrag für engagiertes Handeln auf allen Ebenen: von der Kommune bis zur Weltgemeinschaft, von der Bürgergenossenschaft bis zum Hedge Fonds. 14 Unsere ganze Gesellschaft muss die Chance ergreifen, die in diesem Gipfeljahr liegt. Wir appellieren an die Zivilgesellschaft, die Gipfel genau zu verfolgen und den nötigen politischen Druck auf die Bundesregierung aufzubauen. Denn bisher lässt die große Koalition nicht den politischen Willen für eine ambitionierte Nachhaltigkeits- und Klimaschutzpolitik erkennen. Warme Worte – wenig Taten Gerade in Deutschland müssen wir genau hinschauen. Zwischen den warmen Worten der Bundeskanzlerin und der tatsächlichen Regierungspolitik klaffen Welten. So spricht Entwicklungsminister Müller von einem fairen Handel, aber Kanzlerin Merkel protegiert weiterhin den ungehemmten Freihandel. Umweltministerin Hendricks redet von ökologischen Belastungsgrenzen der Erde, legt aber gleichzeitig ein Gesetz zum umweltschädlichen Fracking vor, und der Wirtschaftsminister traut sich nur in Trippelschrittchen an die klimaschädliche Kohle ran. Die Entwicklungshilfefinanzierung der europäischen Mitgliedsstaaten soll auf 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens steigen, doch bei der Umsetzung des Ziels wird an allen Ecken und Enden gespart. Die Bundesregierung ist immerhin der langjährigen grünen Forderung entgegengekommen und hat für das kommende Jahr 1,2 Milliarden Euro mehr für die Entwicklung angekündigt. Aber sie konterkariert diese richtige Mittelaufstockung mit einer gleichzeitigen Erhöhung des Wehretats. Auf der einen Seite mehr Geld für Entwicklung und Klima in den Haushalt einzustellen und gleichzeitig Milliarden in teure und sinnlose Rüstungsprojekte zu versenken und Waffen auch in Krisengebiete zu liefern, ist alles andere als nachhaltig. Mit einer solchen Politik der Widersprüche und ohne gemeinsamen Kompass vergibt Deutschland die Chance, die das Gipfeljahr bietet. Deutschland muss seine Hausaufgaben machen Um in der internationalen Wahrnehmung nicht als Scheinriese dazustehen, muss Deutschland jetzt vorangehen. Für uns heißt das, die Energiewende konsequent zu Ende zu denken und den Kohleausstieg auf den Weg zu bringen. Wir wollen durch den weiteren ambitionierten Ausbau der Erneuerbaren teure Energieimporte einspa- ren. Große Potenziale bergen die Energieeinsparung und der Einsatz erneuerbarer Energien im Wärmebereich. Dadurch lassen sich bei einem gleichzeitigen, schrittweisen Kohleausstieg Gasimporte in einer Höhe einsparen, wie wir sie derzeit pro Jahr aus Russland beziehen. Zudem braucht es ein Klimaschutzgesetz, das bis 2050 jährliche Reduktionsziele verbindlich festlegt und einen CO2-Mindestpreis entwickelt, der den ökologischen Kosten der klimaschädlichen Kohleverstromung entspricht. Die Bundesregierung fordern wir auf, sich national und international für den Abbau der Subvention fossiler Energieträger einzusetzen. Es kann nicht sein, dass wir beispielsweise den Bau von Kohlekraftwerken im Ausland immer noch mit Milliarden subventionieren und damit die Abhängigkeit über Jahrzehnte zementieren. Dieses Geld ist in der Entwicklungszusammenarbeit und der internationalen Förderung erneuerbarer Energien besser angelegt. Wir erwarten, dass bis zur Finanzierungskonferenz in Addis Abeba ein transparenter und realistischer „Aufholplan“ für das 0,7-Prozent-Versprechen vorgelegt wird. Mit politischem Willen und den richtigen Maßnahmen ließe es sich leicht erreichen. Zielführend wäre zum Beispiel die Einführung einer Finanztransaktionssteuer, die die Finanzindustrie an den Kosten des globalen sozialökologischen Umbaus beteiligt, und vor allem der Abbau von über 50 Milliarden Euro umwelt- und klimaschädlicher Subventionen. Wer das Klima schützen und die Welt gerechter machen will, der muss hier Farbe bekennen: Die Finanzierung von fossilen und armutsverschärfenden Projekten ist mit diesen Zielen unvereinbar. » gipfeljahr.gruene-bundestag.de Annalena Baerbock MdB Sprecherin für Klimapolitik claudia roth MdB Bundestagsvizepräsidentin 15 Freiheit und Verantwortung statt Prohibition: Das grüne CannabisKontroll-Gesetz Von Harald Terpe und Katja Dörner Das grüne Cannabis-Kontroll-Gesetz ist eine Alternative zur sinnlosen Repressionspolitik. Die Prohibition kriminalisiert Konsumentinnen und Konsumenten und kostet Polizei wie Justiz Unmengen an Geld und Personal. Es ist Zeit für eine kontrollierte Abgabe. Ein Glas Wein zu trinken gehört in unserer Gesellschaft zum guten Ton. Einen Joint zu rauchen geht allenfalls im stillen Kämmerlein, und selbst das ist strafbar. Cannabis ist nach wie vor eine kriminalisierte Droge. Der Genuss der Hanfpflanze ist ebenso wie der Anbau und der Verkauf verboten. Doch diese Verbotspolitik ist gescheitert. Denn trotz des Verbots ist Cannabis überall und für jeden leicht erhältlich. Die Zahl der Konsumentinnen und Konsumenten ist seit Jahren gleichbleibend hoch: Etwa 2,3 Millionen deutsche Erwachsene nutzen die Droge, um die 22 Prozent der 15- und 16-jährigen Schülerinnen und Schüler haben sie schon einmal probiert. Die Verbotspolitik schreckt Konsumentinnen und Konsumenten also nicht ab, sie richtet aber gesellschaftliche und soziale Schäden an – national wie international. Die aktuelle Drogenpolitik befördert den Schwarzmarkt und die organisierte Kriminalität. Der Dealer fragt nicht nach dem Alter, er weist nicht auf Gefahren des Konsums hin oder kontrolliert, was im Produkt enthalten ist. So sind 16 gestreckte, verunreinigte Produkte im Umlauf, die die Gesundheit der Konsumenten gefährden können. Diesen Schwarzmarkt gilt es auszutrocknen und die unverhältnismäßige Kriminalisierung erwachsener Konsumentinnen und Konsumenten zu beenden. Eine Entkriminalisierung der Droge würde zudem die Justiz von kostspieligen und zeitraubenden Strafverfolgungen und ineffektiven Massenverfahren entlasten. Hier eingesparte Gelder in Höhe von rund 1,8 Milliarden Euro könnten ungleich sinnvoller in die Suchtprävention investiert werden. Regulieren statt kriminalisieren Die Bundesregierung lehnt es ab, Cannabiskonsum als gesellschaftliche Realität zu akzeptieren und gesetzlich zu regeln. Einer neutralen Evaluation des Betäubungsmittelrechts, wie von deutschen RechtsprofessorInnen und der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin gefordert, verweigert sie sich. In Ländern wie Uruguay oder einigen US-Bundesstaaten, aber auch in Portugal oder Holland hat die Legalisierung von Cannabis in den letzten Jahren keine Zunahme des Konsums gezeigt. Es ist Zeit, auch in Deutschland einen anderen Weg einzuschlagen. Die grüne Bundestagsfraktion setzt sich für eine kontrollierte Lockerung der unwirksamen Verbotspolitik ein. Mit Foto: Picture Alliance dazu gehören die Einführung eines Grenzwerts von 0,5 Nanogramm pro Milliliter im Blutserum für das Führen von Kraftfahrzeugen sowie Vorgaben für die Überprüfung der Fahreignung von Cannabiskonsumierenden. Unsere Vorgaben für die Legalisierung von Cannabis sind damit strenger als für die Weitergabe von Alkohol. Denn es ist uns wohl bewusst, dass der Konsum nicht harmlos ist. Cannabis kann bei häufigem und übermäßigem Gebrauch, ebenso wie Alkohol und Nikotin, schädlich sein. Gerade für Kinder und Jugendliche im Entwicklungsalter kann sich ein Konsum negativ auswirken. Die Gefahr psychischer und physischer Abhängigkeit ist bei Alkohol jedoch viel größer, bei Cannabis ist sie bisher wissenschaftlich umstritten. Viele Befürchtungen von Gegnerinnen und Gegnern der Entkriminalisierung sind hingegen unbegründet. Dass Cannabis eine Einstiegsdroge sei oder eine Regulierung einen verstärkten Konsum anrege, entbehrt jeder Grundlage. Das grüne Cannabis-Kontroll-Gesetz sieht eine regelmäßige Evaluation vor, um möglichen Fehlentwicklungen rechtzeitig entgegenzuwirken. Cannabis als Medizin dem grünen Cannabis-Kontroll-Gesetz wollen wir eine regulierte Abgabe an Erwachsene ermöglichen und einen wirksamen Jugend- und Verbraucherschutz schaffen. Für Kinder und Jugendliche tabu Wir wollen mündige Verbraucherinnen und Verbraucher und einen starken Jugendschutz. So soll der Besitz von maximal 30 Gramm Cannabis oder drei Hanfpflanzen erst ab 18 Jahren erlaubt sein. Der Verkauf darf nur in lizen sierten Fachgeschäften stattfinden, die nicht in der Nähe von Kinder- und Jugendeinrichtungen liegen. Verkauf, Anbau und Handel sollen streng kontrolliert werden. Das Verkaufspersonal muss regelmäßig an Schulungen zur Suchtprävention teilnehmen, Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen wird großgeschrieben. Eine Weitergabe an Kinder und Jugendliche steht unter Strafe und wird mit Lizenzentzug geahndet. Der Cannabisverkauf an Automaten oder per Versand ist unzulässig. Die Produktqualität wird über Vorschriften gesichert. So dürfen beim Anbau keine Pflanzenschutzmittel verwendet werden, nach dem Reinheitsgebot sind Beimischungen von Alkohol oder Tabak unzulässig. Packungsbeilagen und Warnhinweise sollen einen informierten und verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis unterstützen. Neue Regelungen in der Straßenverkehrsordnung sollen Risiken vermeiden, Cannabis wird in seiner schmerzlindernden und entzündungshemmenden Wirkung seit Jahren in der Medizin eingesetzt. Der Hanfpflanze wird ein hohes medizinisches Potenzial zugeschrieben, das noch weitgehend unerforscht ist. Seit 2005 können Patientinnen und Patienten die Droge mit einer Ausnahmegenehmigung in der Apotheke erwerben. Oft weigern sich jedoch die gesetzlichen Krankenkassen, die Kosten zu übernehmen. Viele Schwerkranke können sie sich aber aus ihrem Geldbeutel nicht leisten, sodass sie zum illegalen Anbau greifen, um den notwendigen Bedarf zu decken. Sie setzen sich damit notgedrungen der Strafverfolgung aus. Auch hier schafft das grüne Cannabis-Kontroll-Gesetz Abhilfe, da Kauf und Eigenanbau legal werden. Ziel bleibt es jedoch, Cannabis als Medizin für bestimmte Krankheiten anzuerkennen und damit auch eine Kostenerstattung über die gesetz liche Krankenversicherung zu erreichen. » gruene-bundestag.de/cannkg Dr. Harald Terpe MdB Sprecher für Sucht- und Drogenpolitik Katja Dörner MdB Stellv. Fraktionsvorsitzende AK 5: Wissen, Generationen, Gesundheit 17 Brantner Entwaffnend Auch im Bundestag hat sich die frühere EU-Parlamentarierin Franziska Brantner ihre europäische Perspektive bewahrt. Familienpolitik und Krisenprävention sind die Themen der Heidelbergerin. Von Susanne Sporrer Wenige Meter vom Reichstag entfernt sitzt die zierliche Frau mit der auffälligen großen Brille in der Frühlingssonne. Von der Spree sind die Ausflugsschiffe zu hören. Vor zwei Jahren tauschte die 35-Jährige Brüssel gegen Berlin. Nachdem sie bereits vier Jahre für die Grünen im Europaparlament gesessen hatte, wurde sie 2013 über die baden-württembergische Landesliste in den Deutschen Bundestag gewählt. Franziska Brantner ist mit Kopf und Herz Europäerin. Im Dreiländereck in Lörrach geboren besuchte sie das deutsch-französische Gymnasium in Freiburg. Französisch, Englisch und Spanisch spricht sie fließend. Als Studentin und Politikerin war sie in Paris, Brüssel und Oxford zu Hause. Nach wie vor liest sie regelmäßig Le Monde und The Guardian auf ihrem Blackberry. „Ich habe eben nicht nur Deutschland im Blick. Mich interessiert auch, wie sich unsere Politik zum Beispiel auf die Wahlen in Spanien auswirkt.“ „Die Zeit im Europaparlament hat mich geprägt“, sagt Franziska Brantner. An manche Gepflogenheiten des deutschen Politikbetriebes hat sie sich noch nicht gewöhnt – und will sich damit auch nicht abfinden. „In Berlin herrscht diese Unkultur, dass ganz viel abends stattfindet.“ In Brüssel hingegen werde vieles beim ausgedehnten Mittagessen besprochen, der Abend bleibt eher frei. Bei maximal zwei Abendterminen pro Woche soll es denn auch bleiben, lautet ihr Vorsatz – der fünfjährigen Tochter zuliebe, die sie allein erzieht. Als Sprecherin für Kinder- und Familienpolitik weiß Franziska Brantner, wovon sie redet. Nicht nur aus persönlichen Motiven fordert sie, „den Arbeitsmarkt so einzurichten, dass er den Familien entspricht und nicht umgekehrt“. Am Rednerpult des Bundestages erlebt man die Abgeordnete aus Heidelberg stets ruhig und sachlich, Emotionen zur Schau zu stellen ist nicht ihre Art. Doch im Gespräch 18 wird schnell deutlich, worüber sie sich aufregt und was sie antreibt. Das „anachronistische Bild von Familie und Ehe in Deutschland, wo den Frauen immer noch bestimmte Aufgaben zugeschrieben werden“, findet sie „einfach grausam“ und schüttelt sich. „Aber es gibt noch etwas, was mich wirklich auf die Palme bringt, und das ist kurzfristiges Denken“, sagt Brantner. Das hat vor allem mit ihrem zweiten Schwerpunktthema, der zivilen Krisenprävention, zu tun. Wann in Syrien welche Chance vertan wurde, eine Eskalation zu verhindern, hat sie genau im Kopf. Weil sie wissen wollte, wie man Konflikte friedlich lösen kann, machte sie vor zehn Jahren eine Ausbildung zur Mediatorin. Verstehen und verändern wollen – dieses Motiv begleitet Franziska Brantner seit ihrer Schulzeit. Schon als Jugendliche organisiert sie Streiks an ihrem Gymnasium. Nach dem Abitur geht sie zur Böll-Stiftung nach Tel Aviv, um die jüdische Kultur kennenzulernen. Als Studentin an der Sciences Po, dem renommierten Pariser Institut für politische Studien, beschäftigt sie sich bereits vor dem 11. September mit dem politischen Islam. Und in ihrer Doktorarbeit geht sie der Frage nach, wie reformfähig die Vereinten Nationen sind. Franziska Brantners Lebenslauf klingt nach Überfliegerin, Stipendien und Arbeit für die Vereinten Nationen eingeschlossen. Sie selbst sieht es locker: „Ich lerne sehr gerne und das fällt mir zum Glück leicht.“ Sich in neue Themen einzuarbeiten macht ihr Spaß, aber bitte keine halben Sachen: „Da habe ich auch den Anspruch, richtig gut darin zu werden“, sagt sie und lacht. Für Kino, Theater oder Sport bleibt da kaum Zeit. Jede freie Minute, die ihr bleibt, verbringt Franziska Brantner mit ihrer Tochter. Nur das Lesen lässt sie sich nicht nehmen. Gerade liegt Michel Houellebeqs „Unterwerfung“ auf ihrem Nachttisch: natürlich im Original. Foto: St. Kaminski Franziska Brantner vor dem Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Tiergarten. Dr. Franziska Brantner 1996-1997 Mitglied im Landesvorstand der Grünen Jugend Baden-Württemberg seit 1997 Mitglied bei Bündnis 90/ Die Grünen 1997-1999 Mitglied im Bundesvorstand der Grünen Jugend 2009-2013 Mitglied des Europäischen Parlaments seit 2013 Abgeordnete im Deutschen Bundestag, Sprecherin für Kinder- und Familien politik und Vorsitzende des Unterausschusses für Zivile Krisenprävention 19 parlament:Grün »»Gut versorgt bis zum Schluss Sterben und Tod sind gesellschaftliche Tabuthemen. Davon geprägt ist die Angst vieler Menschen, unter unwürdigen Bedingungen, mit Schmerzen oder einsam zu sterben. Die meisten wünschen sich, ihre letzte Lebensphase bis zum Tod in einer vertrauten Umgebung verbringen zu können. Die Realität sieht häufig anders aus. Denn unsere Gesellschaft ist noch weit entfernt von einer flächendeckenden, guten Versorgung am Lebensende. Diese Situation hat der Antrag (Bt-Drs. 18/4563) der grünen Bundestagsfraktion: „Gute Versorgung am Lebensende sichern“ aufgenommen und grundlegende Verbesserungen der Palliativ- und Hospizversorgung erarbeitet. Fakt ist, dass wir eine Palliativversorgung brauchen, die sich an den Wünschen, Bedürfnissen und Wertvorstellungen der PatientInnen und ihrer Angehörigen orientiert. Dafür wollen wir Beratung und Trauerbegleitung für Angehörige auf- und ausbauen, das bürgerschaftliche Engagement als Hauptträger der Hospizarbeit finanziell und strukturell stärken, die pflegerischen und medizinischen Leistungen besser verzahnen und mehr Geld für gut geschultes Pflegepersonal bereitstellen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, Leiden und Ängste zu lindern sowie die Lebensqualität der Menschen in der letzten Lebensphase so lange wie möglich zu erhalten. »»Erinnerungskultur in Deutschland Die angemessene Aufarbeitung der deutschen Geschichte musste in der Vergangenheit immer wieder neu von der Zivilgesellschaft erkämpft werden und bleibt bis heute Gegenstand von Kontroversen. Erinnerungskultur »»Kleinanleger schützen, solidarische Ökonomie stärken Mit einem gerade beschlossenen Gesetz sollen Anlegerinnen und Anleger besser vor unseriösen und intransparenten Finanzprodukten 20 ist einer der kulturpolitischen Schwerpunkte der grünen Bundestagsfraktion. Wir richten uns gegen jede Forderung nach einem „Schlussstrich“ und setzen uns für offene und vielfältige Formen des Erinnerns ein. Die Erinnerung an den Holocaust bleibt dabei eine moralische Verpflichtung, die sich niemals „loswerden“ lässt. Trotz der Singularität des millionenfachen Massenmords der Nationalsozialisten bleibt auch die Vermittlung der DDR-Geschichte ein bleibender Auftrag. Zugleich erfordern die Realitäten der Einwanderungsgesellschaft neue Formen der Vermittlung. In einem Fachgespräch über „die neue Vielfalt in der Erinnerungskultur“ sind wir der Frage nachgegangen, wie die Geschichten und Erinnerungen von Migrantinnen und Migranten Teil eines gemeinsamen Erinnerungsnarrativs werden können. Das weitere, derzeit intensiv diskutierte Thema des Fachgesprächs war der Umgang mit der deutschen Kolonial geschichte. Denn obwohl Deutschland sich gerne als „Aufarbeitungsweltmeister“ sieht, gehört der deutsche Kolonialismus zu den am meisten verdrängten historischen Themen. Auch dieser „weiße Fleck“ in der deutschen Erinnerungskultur kam erst durch das Engagement zivilgesellschaftlicher Initiativen auf die politische Agenda. Die Bundestagsfraktion möchte weiterhin Ansprechpartner für solche Initiativen sein und die offene und demokratische Auseinandersetzung über die Zukunft des Erinnerns vorantreiben. Fragen zu Wissen, Generationen & Gesundheit? [email protected] geschützt werden. Unser Ziel war es auch, Kleinanlegerschutz und bürgerschaftliches Engagement in Balance zu bringen. Das Gesetz geht da schon in die richtige Richtung, hat aber Regelungslücken und ist an einigen Stellen sogar schlecht gemacht. Eine Regulierung aller Bereiche des Grauen Kapitalmarktes war überfällig. Das haben die Erfahrungen der letzten Jahre bitter gezeigt. Viele langjährige grüne Forderungen wurden mit dem Kleinanlegerschutzgesetz verwirklicht: Endlich ist der kollektive Verbraucherschutz Foto: S. Pucher/Picture Alliance Hier berichten wir über unsere parlamentarische Arbeit aus den Arbeitskreisen. Weitere Informationen und Themen sowie unsere parlamentarischen Initiativen bietet unsere Website » gruene-bundestag.de. Foto: M. Scholz/Picture Aalliance mit den tatsächlichen Verhältnissen in Einklang. gesetzlich festgeschriebenes Aufsichtsziel der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und endlich unterliegen auch Nachrangdarlehen, eine bislang unregulierte und für den Anleger relativ riskante Form der Finanzierung, der Aufsicht durch die BaFin. Wichtige Fragen des Anlegerschutzes wurden allerdings nicht angepackt. In Bezug auf die solidarische Ökonomie ist die Regulierung zudem ungenau und bringt die Belange des Verbraucher- und Anlegerschutzes nicht Bürgerschaftlich getragene Projekte der solidarischen Wirtschaft brauchen politischen Rückenwind. Denn diese Initiativen treiben mit ihren Projekten vor Ort den ökologischen und sozialen Fortschritt voran. Beispielsweise wäre der Erfolg der Energiewende in Deutschland ohne das genossenschaftliche und bürgerschaftliche Engagement nicht denkbar gewesen. Viele dieser Projekte finanzieren sich mit Nachrangdarlehen aus Unterstützerkreisen. Nachrangdarlehen findet man heute vielerorts auch bei der Finanzierung von am Gemeinwohl orientierten Wohnprojekten, Dorfläden und Schulen. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung hatte dies zunächst gar nicht berücksichtigt. Es hätte für viele solidarische Projekte in Deutschland das Aus bedeutet. Wir Grüne im Bundestag haben uns deshalb für Änderungen im Gesetz starkgemacht. Es ist zwar gelungen, die gravierendsten Folgen für Pro- »»Die Stadt der Zukunft ist grün Die Berliner Jugendfarm Moritzhof bangt um ihre Existenz, weil neben den Ponyställen Wohnungen gebaut werden sollen. Ein weiterer grüner Freiraum in einer engen, lauten Stadt droht verloren zu gehen. Dabei sind grüne Freiräume für Städterinnen und Städter lebenswichtig. Dort trifft man sich zum Gärtnern und Erholen; sie sind gut für die Natur, kühlen die überhitzte Stadt ab und können Starkregen auffangen. InvestorInnen und StadtentwicklerInnen opfern oft leichtfertig städtische Grünflächen. Dabei wäre es so einfach: Denn wer flächensparend baut und eine Stadt der kurzen Wege plant, hat genug Reserven für guten Wohnungsbau mit grünen Freiräumen. Wir fordern: keine Investoren-Baupläne ohne solide Umweltprüfung und Bürgerbeteiligung. Liegenschaften des Bundes sollten günstiger abgegeben werden, etwa um Kleingärten als Grünoasen in dicht jekte der solidarischen Wirtschaft zu verhindern. Dennoch fehlt es dem Gesetz immer noch an Passgenauigkeit und Verhältnismäßigkeit. So ist die Obergrenze für Nachrangdarlehen in Höhe von 2,5 Millionen Euro weiterhin zu niedrig. Hier wäre eine Grenze von 4 Millionen Euro angemessen gewesen. Außerdem sind einige Rechtsunsicherheiten für Genossenschaften immer noch nicht beseitigt. Leider versäumt das Gesetz zudem eine gute Regulierung der CrowdinvestingPlattformen. Die Aufsicht über die Plattformen sollte nicht bei kommunalen Gewerbeämtern, sondern zentral bei der BaFin angesiedelt sein. Schließlich versäumt die Bundesregierung, bessere Standards für Wertpapierprospekte zu setzen, damit diese ihren eigentlich Zweck erfüllen: Anleger auf verständliche Weise mit den wesentlichen Informationen zu versorgen. Fragen zu Wirtschaft, Finanzen & Sozialem? [email protected] bebauten Stadtteilen zu schützen. Und auch die Städtebaumittel des Bundes sollten Bürgerengagement wieder besonders berücksichtigen. Doch für unsere Anträge (18(16)14, 18/3044, 17/10846) zum Schutz städtischen Grüns hat Schwarz-Rot nur eins übrig: Ablehnung. »»Meere weltweit schützen Unsere Meere sind in einer historischen Krise und teils bereits unumkehrbar verändert. Leergefischt, vermüllt, übernutzt und als Opfer der Klimakrise sind die Meeresökosysteme bis zum Äußersten strapaziert. Tausende an Quadratkilometern große Plastikmüllteppiche treiben durch die Ozeane, Nährstoffe aus industrieller Landwirtschaft und Gifte fließen ungefiltert ins Wasser. Zwar hat es der Meeresschutz auf die Agenda des G7-Gipfel geschafft, doch außer einem Aktionsplänchen gegen 21 parlament:Grün Vermüllung, wird in Elmau nichts für einen wirksamen Schutz der Meere verabschiedet. Das greift zu kurz. Wir Grüne im Bundestag meinen, es müssen vielfältige Hebel zum Schutz der Meere in Bewegung gesetzt werden. Zum Beispiel müssen die Fischerei in die Verantwortung genommen, konsequente Schutzzonen umgesetzt, aber auch die Nährstoff- und Gifteinträge (beispielsweise Phosphate aus der Landwirtschaft) verringert werden (Antrag „Schutz der Meere weltweit verankern“, Bt-Drs. 18/4814). Die Kanzlerin hätte ihren Einfluss auf die Mächtigsten beim G7-Gipfel dafür aufwenden müssen – so aber bleibt es bei einem bisschen Müll. len Energieträger an Kohle, Gas und Öl im Boden bleiben. Viele der fossilen Reserven von Konzernen wie Shell oder Exxon wären dann weniger wert als bislang angenommen und es bestünde die Gefahr einer auf fossilem Kohlenstoff basierenden Finanzmarktblase (Carbon Bubble). Um eine solche Fehlentwicklung zu verhindern und negative Auswirkungen auf die Wirtschaft abzuwenden, muss jetzt entschieden gegengesteuert werden. Wir wollen deshalb Investitionen in den Klimaschutz umlenken (Divestment), indem zum Beispiel FinanzberaterInnen auf fossile Risiken hinweisen müssen und Fonds und Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck erkennbar ausweisen (Bt-Drs. 18/4877). »»Carbon Bubble Auf den Finanzmärkten der Welt werden täglich Milliarden bewegt. Nach wie vor wird dort sehr viel Geld in fossile Energien investiert. Doch wenn wir die Klimakrise abwenden wollen, dann muss ein Großteil der fossi- »»Rückenwind aus Foto: C.McNaughton/Reuters Irland Mehr als 62 Prozent der Iren votierten für die Öffnung der Ehe. Auch in Deutschland ist eine ähnlich breite Mehrheit dafür. Das Eheverbot für lesbische und schwule Paare hierzulande ist eine konkrete und eine symbolische Diskriminierung, für die es keinerlei Rechtfertigung gibt. Wir Grüne im Bundestag wollen gleiches Recht: Ehe für alle. Nur die Bundesregierung will weiter diskriminieren. Merkels Regie22 Fragen zu Umwelt, Energie, Landwirtschaft & Verkehr? [email protected] rungssprecher betonte, dass „die vollständige Gleichstellung von Ehe und Lebenspartnerschaft (…) kein Projekt dieser Bundesregierung“ sei. Stattdessen präsentierte sie ein paar kosmetische Änderungen bei der Eingetragenen Lebenspartnerschaft, die selbst nach eigener Aussage nur „von geringerer praktischer Bedeutung“ sind. Das SPD-geführte Bundesjustizministerium behauptete auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen sogar, das Grundgesetz lasse eine Eheöffnung für gleichgeschlechtliche Paare nicht zu. In gewundenen Formulierungen dementierte Justizminister Maas daraufhin via Facebook sein eigenes Ministerium! Wir meinen: Die Lebenspartnerschaft war eine wichtige Etappe auf dem Weg von der Rechtlosigkeit gleichgeschlechtlicher Paare hin zum Ziel der vollständigen Gleichstellung. Durch ein fortwährendes Eheverbot werden Lesben und Schwule aber als Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse behandelt. Das steht nicht im Einklang mit den Grundwerten unserer Verfassung – der Menschenwürde, der freien Entfaltung der Persönlichkeit und der Gleichheit vor dem Gesetz. Die grüne Bundestagsfraktion wird ihre Anstrengungen verstärken, auch in Deutschland die Ehe für alle durchzusetzen. 20 Länder sind uns hier schon voraus. »»Kirchentag 2015 – Ein Gipfel mit den Menschen Wie der Spiegel es ausdrückte, war der 35. Evangelische Kirchentag „grün unterwandert“. Die „Parlamentarische Nacht“ der Bundestagsfraktion in Stuttgart stand unter dem Thema „Globale Gerechtigkeit“. Im Gegensatz zum G7-Gipfel ist der Kirchentag ein Gipfel der aktiven Zivilgesellschaft; „statt abgeschottet in einem Schloss auf einem Berg, findet er mit den Menschen statt“, so Katrin Göring- »»Bindende Kriterien »»Nicht zum SchieSSen Ohne eine Gesetzesänderung wird es keine entscheidende Trendwende in der Exportpraxis von Militärgütern geben. Deutschland zählt nach wie vor zu den Top-Rüstungsexporteuren der Welt, ganz entgegen den Ankündigungen von Wirtschaftsminister Gabriel. Solange Kriterien wie die Menschenrechtslage im Empfängerland, die Einstufung als Spannungsgebiet oder die Zuverlässigkeit der Endverbleibskontrolle nur unverbindliches Beiwerk sind, stehen der Rüstungsindustrie Tür und Tor offen, um fragwürdige Drittstaaten zu beliefern. Ein Rüs- Eckardt. In vielen Tischgesprächen war das Gipfeljahr Thema. Volker Beck griff das Motto des Kirchentages „Damit wir klug werden“ auf. Politik, Parlamente und Kirchentag treffen sich prinzipiell bei der Frage, wie wir den Verzehr unserer natürlichen Lebensgrundlagen aufhalten können - in diesem Sinne müssen wir alle noch klüger werden. Neben Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Oberbürgermeister Fritz Kuhn, die als Ehrengäste ein Grußwort hielten, waren Kirchentagspräsident Andreas Barner und der Vorsitzende des Rates der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, sowie zahlreiche weitere Bischöfe und Mitarbeitende der kirchlichen Gremien und Werke zur „Parlamentarischen Nacht zu begrüßen. Fragen zu Bürgerrechten & Demokratie, Rechts& Gesellschaftspolitik? [email protected] Foto: epa AFP Nackstrand für Waffenexporte tungsexportkontrollgesetz könnte das ändern. Es würde endlich die „Politischen Grundsätze der Bundesregierung für den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern“ auf eine gesetzliche Ebene heben und damit klare Entscheidungskriterien etablieren. So sieht es unser Antrag (BT-Drs. 18/4940) vor. Ebenso gilt es, die vom Bundesverfassungsgericht angemahnten Informationslücken zu füllen, damit sich Außenstehende überhaupt ein vollständiges Bild der Genehmigungsverfahren machen können. So, wie die Bundesregierung unterrichtet, ist das Parlament weiterhin nicht in der Lage, Rüstungsexporte ausreichend informiert zu kontrollieren. Worte und Taten klaffen im Wirtschaftsministerium auseinander. Auch die jüngste Ankündigung sogenannter Kleinwaffengrundsätze zur Verhinderung des Weiterleitens von Kleinwaffen ist kein großer Wurf. Die Idee „Neu für Alt“ – also Genehmigungen für kleine und leichte Waffen nur dann zu erteilen, wenn im Gegenzug alte Bestände vernichtet werden – ist keineswegs neu. Sie sollte auf Druck der grünen Bundestagsfraktion bereits seit ihrer Einführung 2003 gängige Praxis sein. Ob sie es ab jetzt wird, wird sich zeigen. Auch diese „Kleinwaffengrundsätze“ sind bisher nur eins: unverbindlich. Das Pannengewehr G36 hat in seiner jetzigen Konstruktion keine Zukunft mehr in der Bundeswehr. Das ist das vorläufige Ergebnis unzähliger Nachfragen, Recherchen und Sitzungen des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages. Über Jahre wurden Hinweise auf Probleme am Gewehr durch das Verteidigungsministerium (BMVg) wahlweise ignoriert, beiseitegewischt oder vertuscht. Jüngst wurde bekannt, dass das Rüstungsunternehmen Heckler & Koch unter Mithilfe der Abteilung Rüstung im BMVg versucht hat, den Militärischen Abschirmdienst gegen Kritiker des Gewehres einzuschalten. Nach Hinweisen auf Korruption musste nun auch Verteidigungsministerin von der Leyen eingestehen, dass es möglicherweise Verbandelungen zwischen ihrem Haus und Heckler & Koch gibt, die über das übliche Maß vertrauensvoller Geschäftsbeziehungen hinausgehen. Spätestens diese Enthüllungen machen unseres Erachtens einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss notwendig, um die Causa G36 aufzuklären. Die Fraktion Die Linke im Bundestag hat sich jedoch gegen eine sorgsame parlamentarische Aufklärung entschieden und den Weg für einen Untersuchungsausschuss blockiert. Frau von der Leyen muss nun liefern und insbesondere klären, welche Kenntnis der Probleme sie seit wann und in welchem Umfang hatte. Auch der Filz zwischen Hersteller und Ministerium muss schleunigst aufgedeckt werden. Fragen zu Internationaler Politik & Menschenrechten? [email protected] 23 Termine Die Lange Nacht der Ernährung am 01.07. in Berlin AK 2-Koordination, TEL 030/227 59406, [email protected] Wandel unternehmen: Aufbruch in eine faire und ökologische Wirtschaft von morgen! Konferenz am 04.07. in Berlin AK 1-Koordination, TEL 030/227 51121, [email protected] Friedenspolitik in einer unfriedlichen Zeit Kongress am 18.09. in Berlin AK 4-Koordination, TEL 030/227 58943, [email protected] Klimakonferenz am 05.10. in Berlin AK 2-Koordination, TEL 030/227 59406, [email protected] Termine: immer aktuell unter gruene-bundestag.de » Termine Online Tagesaktuelle Informationen, die neuesten Fraktionsbeschlüsse, Initiativen, Bundestagsreden, Videos sowie politische Hintergründe finden Sie auf » gruene-bundestag.de. Neues und Wissenswertes liefern unsere Newsletter. uns geht‘s ums ganze 24 Ihre Anregungen, Kommentare, Ideen und Fragen können Sie uns auch über die sozialen Netzwerke schicken: Publikationen Eine Auswahl. 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In jeder Sitzungswoche greifen wir ein Thema aus dem Parlamentsbetrieb auf: frech und ohne Blatt vor dem Mund. profil: GRÜN ist die Zeitschrift der Bundestagsfraktion. Sie erscheint vier Mal im Jahr, das Abo kostet 7,50 Euro und kann unter oben stehender Adresse bestellt werden. www.gruene-bundestag.de
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