AN ge DACHT „Sorge im Herzen bedrückt den Menschen; aber ein freundliches Wort erfreut ihn.“ (Sprüche 12,25) Eigentlich spricht der Bibelvers für sich, ist fast schon eine Allerweltsweisheit und ich muss keinem beibringen, wie sehr er auch in unserem Miteinander eine Rolle spielen kann. Wenn ich merke, eine Kollegin oder ein Mitarbeiter geht mit sorgenvollem Gesicht oder ist schweigsamer als sonst, kann es sein, dass gerade ich im Moment die Richtige bin, das rechte Wort zur rechten Zeit zu finden. Oder auch nicht – dann tut es hoffentlich jemand anderes. Es bleibt eine Frage der Balance, wo am Arbeitsplatz private Probleme einen angemessenen Ort finden können, aber letztlich kommen wir jeden Tag als Menschen zur Arbeit und nicht als Roboter. „Sorge im Herzen bedrückt den Menschen; aber ein freundliches Wort erfreut ihn.“ Die Weisheiten aus dem Buch der Sprüche im Alten Testament klingen manchmal wie direkt aus dem Poesiealbum entnommen, das macht sie jedoch nicht falsch. Im Gegenteil, vielleicht verstehen wir sie so unmittelbar und lebensnah besser als hohe Theologie. Gestern haben ein Mitarbeiter und ich uns über verschiedene Begegnungen im Öffentlichen Nahverkehr unterhalten und selbst da gilt, dass man mit kleinen freundlichen Gesten den Banknachbarn für einen Moment aus dem Trott holen kann oder man sich umgekehrt gewinnen lässt. Wenn ich den Bibelvers auf unsere Begegnungen im LAFIM beziehe, merke ich, wie wichtig das Anschauen und Hinschauen unter uns sein kann. Nur wenn ich aufmerksam bin, wird es mir auffallen, wo Sorge im Herzen einen Menschen bedrückt. Seine Sorge ansprechen und sie benennen oder aus meiner Sicht Hilfe anbieten kann ich nur nach genauem Hinschauen, wenn ich mir Zeit nehme. Ein kurzes „Lass uns mal telefonieren“ wird es da nicht tun, wo Bedrückung sich eingestellt hat, ist in diesem Fall dann nur eine hilflose Floskel! Der Kirchentag 2017 in Berlin, Potsdam, Wittenberg und anderen Städten in Ostdeutschland hat bereits eine Losung: „Du siehst mich“, ein Wort an Gott gerichtet. Es ist aus dem 1.Buch Mose, Kapitel 16 entnommen, wo es genauer heißt „Du bist ein Gott, der mich sieht“. Das gefällt mir gut im Hinblick auf das Gesagte und dient gegebenenfalls zur Entlastung: Wenn wir Sorgen in unserem Umfeld übersehen, Bedrückung und Traurigkeit nicht wahrnehmen, wenn uns der Mut zum tröstenden Wort fehlt und erst Recht ein freundliches Wort, dann vertrauen wir darauf, dass Gott es tut: Nicht schweigt, nicht wegsieht oder Wichtiges übersieht und dass er sein freundliches Gesicht zeigt. Für uns in Kirche und Diakonie bleibt die Aufgabe, wie es das Neue Testament im Philipperbrief formuliert: „Lasst alle Menschen eure Freundlichkeit spüren“ Wochenspruch: „Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit“ Daniel 9,18 Wochenpsalm: Psalm 89, 20 - 35 Wochenlied: EG 409 Es grüßt Sie zum Wochenbeginn Ihre Pfarrerin Friederike Pfaff-Gronau
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