SLSP_Blog_Interview_PL_V1.3_DE

Interview mit Dr. Wolfram Neubauer (Projektleiter) und Dr. Alice Keller (Stv. Projektleiterin)
„Einzigartig an SLSP ist, dass es sich um das erste Bibliotheksprojekt handelt,
in welchem alle Landesteile der Schweiz vertreten sind“
Das Projekt SLSP Swiss Library Service Platform hat die Arbeit in der Konzeptionsphase aufgenommen.
Die Projektleitung spricht über Ziele, Inhalte und erste Ergebnisse.
Interview von Iris Capatt, 05.11.2015
Projektleitung SLSP Swiss Library Service Platform: Dr. Wolfram Neubauer (c/o ETHBibliothek) und Dr. Alice Keller (Zentralbibliothek Zürich).
SLSP – was genau verbirgt sich hinter diesem Projekt?
Neubauer: Die Swiss Library Service Platform verfolgt das Ziel, schweizweit ein Bibliothekssystem zur
Verfügung zu stellen, welches den modernsten Anforderungen entspricht. Dank diesem System sollen
in Zukunft sämtliche Medien einheitlich verwaltet und in einfachster Form recherchiert werden können.
Keller: Gleichzeitig bietet SLSP auch eine solide Rechtsform, im Rahmen derer auch andere bibliothekarische oder informationstechnische Dienstleistungen angeboten werden können. So ist beispielsweise denkbar, dass das Konsortium oder auch Repositories in SLSP integriert werden könnten.
Neubauer: Zudem: Einzigartig an SLSP ist, dass es sich um das erste Bibliotheksprojekt handelt, in
welchem alle Landesteile der Schweiz vertreten sind. Die Bibliotheken und Hochschulen zeigen sich
sehr interessiert und arbeiten in unterschiedlicher Form am Projekt mit.
Sie sprechen von der Recherche nach Bibliotheksmedien. Worin unterscheidet sich SLSP zum
Metakatalog Swissbib?
Keller: SLSP ist eine Dienstleisterin primär für die Bibliotheken zur Verwaltung von Daten, Services und
Beständen. Swissbib hingegen ist ein typisches Endnutzertool. Inwiefern SLSP für den Endnutzer sichtbar sein wird, ist noch unklar.
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Das Projekt wurde von den wissenschaftlichen Bibliotheken lanciert. Wird die Lösung auch für
öffentliche Bibliotheken zugänglich sein?
Keller: Im Hinblick auf die Realisierungsphase unterscheiden wir zwischen primären und sekundären
Kundengruppen: Primäre Partner sind Bibliotheken aus dem Hochschulbereich einschliesslich den
Fachhochschulbibliotheken und den Bibliotheken der Pädagogischen Hochschulen. Bei den sekundären Kundengruppen handelt es sich um weitere wissenschaftliche Bibliotheken, wie beispielsweise einzelne Kantonsbibliotheken von Nicht-Universitätskantonen oder Museumsbibliotheken.
Neubauer: SLSP richtet sich aber klar an die wissenschaftlichen Bibliotheken. Im Rahmen dieses Projekts werden keine Lösungen für öffentliche Bibliotheken erarbeitet.
Wird SLSP die bisherigen Verbünde wie NEBIS, RERO, etc. komplett ablösen?
Neubauer: Das können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit absoluter Genauigkeit sagen. Was sicher
ist: SLSP wird die zukünftige Arbeit der Verbünde beeinflussen.
Keller: Und was wir auch mit Sicherheit sagen können: Entsprechend des Beteiligungsmodells können
die Partner in SLSP nicht die Verbünde sein, sondern nur die Bibliotheken bzw. ihre Trägereinrichtungen.
Was für Konsequenzen hat die Plattform auf das bibliothekarische Tagesgeschäft?
Neubauer: Auch diese Frage ist Gegenstand der aktuellen Konzeptionsphase. Die Konsequenzen hängen nicht zuletzt von der Darstellung der künftigen Plattform ab, unter anderem, wie stark zentralisiert
die Bibliotheksdienstleistungen angeboten werden sollen.
Keller: Wichtig zu erwähnen ist noch, dass eine Voraussetzung für SLSP für alle beteiligten Bibliotheken
verbindliche, gemeinsame Standards sind. Hier wird der speziellen Situation der Mehrsprachigkeit der
Schweiz explizit Rechnung getragen.
Wird durch die Zentralisierung auch das Thema Arbeitsplatzsicherheit aktuell?
Neubauer: Kurzfristig sind keine dramatischen Veränderungen absehbar. Mittelfristig ist aber schon ein
Wandel denkbar, was von verschiedenen Faktoren abhängt.
Keller: Die meisten Bibliotheken arbeiten ja heute schon in Verbünden, insofern ist diese Form der Kooperation nicht neu, und in den nächsten Jahren würden sich sowieso grosse Veränderungen durch
anstehende Systemwechsel abzeichnen. Alle Bibliothekssysteme der neuen Generation begünstigen
die Arbeit mit grossen, internationalen Datenpools und integrierter Module für Print- und Online-Medien.
Insofern folgt SLSP dem internationalen Trend.
Das Projekt dauert bis Februar 2017. Was geschieht danach?
Neubauer: Alle Beteiligten gehen davon aus, dass nach einer erfolgreichen Planungsphase die Umsetzungsphase erfolgt. Diese zweite Phase ist abhängig von der Finanzierungsfrage, da die Fördergelder
der SUK-P2 erst für die Konzeptionsphase gesprochen worden sind, aber wir gehen davon aus, dass
ungefähr im Jahr 2019 die Plattform SLSP existieren wird.
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Welche Ergebnisse konnten seit der Auftaktveranstaltung im August bereits realisiert werden?
Keller: Die Projektarbeit erfolgt im Rahmen von drei Teilprojekten, welche intensiv mit der Bearbeitung
ihrer Arbeitspakete beschäftigt sind. Die ersten Lieferobjekte, welche sich mit der Definition der Kundengruppen, den möglichen Rechtsstrukturen sowie Beteiligungs- und Distributionsmodellen beschäftigen, konnten bereits vorgelegt werden.
Neubauer: Seitens der Projektleitung ist die Kommunikation ein wichtiger Aspekt: Wir haben einen Blog
eingerichtet und planen einen Newsletter, damit sich die Bibliotheken und andere Interessensgruppen
informieren können. Parallel berichtet die Projektleitung in verschiedenen Institutionen und Gremien
persönlich über das Projekt und die laufenden Fortschritte.
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