Start Blog Archiv Videos Impressum Start Blog Archiv Videos Impressum Teilen Das große Tabu: Linker Geheimdienstsumpf im Osten Veröffentlicht am 03.02.2016 In der öffentlichen Auseinandersetzung mit der NSU-Legende, die ja eher das Herumwursteln an einer Erzählung ist als eine analytische Beschäftigung, spielen so genannte V-Leute eine wichtige Rolle. Sie bringen das erotische Motiv in die Story ein, den Verrat, das Doppelgesicht, das den Menschen einen Schauer über den Rücken jagt. Gibt es so etwas auch bei den Linken? Liefert Verena Becker einen erotischen Aspekt für die RAFStory? Eher nicht. Abgesehen von frühen Gestalten wie Andreas Baader, die am ehesten den Tino Brandt der RAF geben hätten können, wenn sie nur enttarnt worden wären, ist der linke Spitzel unsichtbar, staubtrocken, ein saudummer und gerader Aktivist. Vielleicht agiert er ab und zu ein wenig schematisch, eskaliert dort, wo es nicht passt. Ansonsten bleibt er aber unauffällig, weil der Staat und daher die Presse kein Interesse an seiner Enttarnung und der dramatischen Ausschlachtung seiner disziplinierten Rolle haben können. Objektiv betrachtet ist es für einen Geheimdienst auch ungleich schwieriger, in linke Strukturen einzudringen als in rechte, was die Anzahl der V-Leute etwa des BfV in der linken Szene begrenzt. Das mag an der Ideologie liegen: Der deutsche Nationalist hat grundsätzlich mehrere Herzen in der Brust, er ist fast immer Gefühlssozialist, liebt Deutschland auf verkrampfte, enttäuschte Weise und schleppt auch noch anderen im Grunde mit radikalem Nationalismus unvereinbaren ideologischen Müll mit sich herum. Oft ist er gar kein Nationalist. An diese Bruchlinien kann der Staat anknüpfen. Die große Toleranz, ja ideologische Feindesliebe unter den deutschen Rechten bietet dazu ideale Voraussetzungen. Wer viele deutsche Nationalisten kennt, der weiß, dass sie so unterschiedlich sind und so unterschiedlich denken, dass eine politische Gemeinsamkeit sich daraus nicht ableiten lässt. Diese Leute sitzen bloß, einander fremd und doch zugetan, mit feuchten Augen in verfallenen Häusern zusammen und deuten einander den gemeinsamen Schmerz an, der Deutschland ist. Auf der Seite der Linken kommt es dagegen zur Grüppchenbildung mit straffer ideologischer Definition. Da ist es ungleich schwieriger, den „bunten Hund“ einzuschleusen oder aufzubauen, der von seinen Kameraden ins Herz geschlossen wird und Schaden anrichten kann. Deutsche Rechte sind fast immer Anarchisten, und die Mitglieder der ausdefinierten linken Grüppchen sind fast immer Polizisten. Das geht so weit, dass es überhaupt nicht auffällt, wenn das BKA oder eine Landespolizeibehörde den Jungpolizisten frisch von der Polizeischule zum verdeckten Ermittler in einer trotzkistischen Bande macht. Dieser Spitzel braucht aber eine aufwändige Legende und muss hauptberuflich tätig sein. Auf solche Weise hat sich historisch in der BRD eine Arbeitsteilung zwischen der Polizei und den Geheimdiensten herausgebildet. Die Polizei macht die Linken und die Geheimdienste machen die Rechten. In Mitteldeutschland ist das aus historischen Gründen ein wenig anders. Dort haben sich im radikal linken Milieu Widersprüche gehalten, die im Westen undenkbar gewesen wären. Das gilt vor allem für die Kirche, die nicht nur ein Vehikel für die DDR-Opposition war sondern sich dort ähnlich aufgestellt hat wie im Bauernkrieg und während der Reformation oder bei späteren Aufständen: Der kleine Gemeindepriester kann dort als Radikaler auftreten und sich prügeln wie ein Staatsfeind, ohne je seinen Bibelkreis und die Pfarrerswürde aufgeben zu müssen. Nehmen wir den Herrn Pfarrer Lothar König: Dieser Mann sieht nicht nur aus wie ein urdeutscher Holzschnitt aus dem Bauernaufstand, er benimmt sich auch so wie seine historischen Vorbilder. In solchen Milieus herrscht, ganz ähnlich wie bei den Nationalisten, eine weitgehende ideologische Beliebigkeit vor, die bloß „gegen die Nazis“ gerichtet sein muss um zu funktionieren. In solchen Milieus hat man daher einen ähnlichen ideologischen Salat wie bei den „Nazis“ selbst, was dem geheimdienstlichen Spitzelwesen in die Hände spielt. Die ehemalige DDR-Kirche ist aber durch ihre tradierten Strukturen gleichzeitig auch an das Establishment angebunden, das nach der Wende Teile der Opposition für sich vereinnahmt hat. So verwundert es wenig, dass aus dem unmittelbaren Merseburger Umfeld des Herrn König sowohl linksradikale Straßenrabauken als auch Spiegel-Autoren, Politiker (wie das Fräulein Tochter) und Kulturfunktionäre hervorgehen können, die vom Staat leben und der Polizei nahe stehen. Staat leben und der Polizei nahe stehen. Diese Verflechtungen erklären auch, warum es für die Sicherheitsbehörden der BRD fast unmöglich ist, mit Hilfe der Presse Strukturen wie die um den Herrn König auszuheben. Man würde sich damit zu stark selbst beschädigen. Es ist klar, dass im Rahmen einer behördenübergreifenden Aktion wie der Legendierung des NSU-Blödsinns solche Strukturen ideal einsetzbar sind. Praktisch unangreifbar, stehen sie ja selber im Zentrum der Vertuschung und Aufklärungsverhinderung, treten selber als Märchenerzähler auf. Im Besitz von großen Archiven, mit Zugang zu Massenmedien und zur Polizei, unter dem Schutz von Kirche und hoher Politik übernehmen diese Strukturen am Ende selber die Geheimdienste. Jener „rechte Sumpf“, den sie wie die losgelassenen Borderliner als den Hintergrund des NSU predigen und auf die Leinwände der Republik projizieren, das düstere Netzwerk zwischen Staat und Radikalen, sind sie selber; sie spalten es in ihrer Propaganda ab und binden es den Rechten ans Bein, wo es auf immer hängen bleiben soll. Quelle Bild 1 Lizenz Quelle Bild 2 Lizenz: Gemeinfrei « voriger Eintrag | Weiter » Zurück © 2016 Siegfried Mayr RSS
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