Die gute Nachricht, wir können Ihnen heute erneut einen

Die gute Nachricht, wir können Ihnen heute erneut einen ausgeglichenen Haushaltsentwurf
vorlegen. Und auch wenn mir gegenüber bestätigt wird, dass es auch früher immer wieder
ähnlich schwierige Jahre gegeben hat, so muss ich dennoch sagen, dass die Runde in diesem
Jahr keine einfache war.
Unsere Ziele im investiven Bereich sind nach wie vor erheblich und das ist ja auch richtig,
denn die Stadt befindet sich weiter im Aufschwung. Die Einwohnerzahlen wachsen und nach
wie vor sind Kindergärten und Schulen voll, ja teilweise an der Leistungsgrenze.
In so einer Zeit darf man nicht verharren, sondern muss die gute Lage nutzen, und
Entwicklung vorantreiben. Nicht selten habe ich im vergangenen Jahr von Stadtratskollegen
gehört, dass Ihnen einiges zu schnell geht. Aussagen wie „Man werde nicht mitgenommen“
suggerieren dabei, dass die Pflicht zur Information stets eine einseitige sei. Nein, Fragen ist
nicht nur erlaubt, sondern sich zu informieren ist ein muss. Und auch die interne
Kommunikation untereinander ist Teil guter Fraktionsarbeit.
Dennoch tut mir leid, wenn Informationen auf der Strecke bleiben, denn dies schafft unnötig
Reibung. Aber seien Sie versichert, dass da erstens kein böser Wille dahinter steckt, und
zweitens ich selbst, sowie alle meine Mitarbeiter in der Stadtverwaltung, Ihnen stets zu allen
Dingen Auskunft geben werden, wenn gewünscht.
Kreditaufnahme
Bereits für das Jahr unmittelbar vor meinem Amtsantritt war für die Folgejahre im
Finanzplan die Aufnahme neuer Kredite zur Finanzierung der großen städtischen Projekte
eingeplant. Durch einen sehr bewussten Umgang mit den uns anvertrauten Finanzmitteln im
Rat und in der Verwaltung und auch durch Absenkung der Höhe der Schuldentilgung, die wir
hier gemeinsam beschlossen haben, konnten wir dies bisher vermeiden. Im
Haushaltsplanentwurf 2016 finden Sie nun unseren Vorschlag zur Aufnahme eines Kredites,
der durch die derzeitige Zinslage so günstig wie selten ist. Wir schlagen Ihnen die Aufnahme
eines Kredites in Höhe von 1,2 Mio Euro vor. Dieser liegt unterhalb der Höhe, die die
Eigenmittel bei den Großprojekten (Schließung des Bahnübergangs, Hospitalstraße/
Steingraben, und Fertigstellung der Neugestaltung des Stadions) in diesem Jahr umfassen.
Der Kredit liegt in seinem Umfang auch unter dem, was wir im kommenden Jahr an
Altschulden tilgen. Die pro Kopf Verschuldung sinkt also weiter und wir sind handlungsfähig
und können für unsere Stadt und ihre Bürger und Gäste weiter investieren.
Kreisumlage
Meine Damen und Herren, die Kreisumlage haben wir im vorliegenden Entwurf mit 245.000
Euro höher angesetzt, als im Vorjahr. Denn natürlich haben wir gelesen, dass eine Erhöhung
der Umlage geplant ist. Auch dass die Haushaltsberatungen aufgrund unsicherer Faktenlage
ausgesetzt wurden, ist uns bekannt. Die Presse zitiert den Landkreis zur Erhöhung wie folgt:
… dass in den sozialen Bereichen „gravierende Aufwüchse zu stemmen“ sind.
Wir sind sicher, dass die Mitarbeiter des Landkreises alles versucht haben, eine Erhöhung
der Umlage zu vermeiden. Dennoch ist der Griff in die Kassen der Kommunen als letztes
Glied der Kette mit dieser Begründung nicht hinnehmbar. Wenn Kosten für soziale Aufgaben
steigen, ist eine Beteiligung der Städte und Gemeinden an diesen Mehrkosten unzulässig.
Für etwas, für das wir weder zuständig sind, noch finanziell ausgestattet werden, können wir
auch nicht in Pflicht genommen werden. Der Landkreis muss gegen das Land vorgehen.
Nicht unberücksichtigt bleiben sollte auch, dass die Stadt Heilbad Heiligenstadt seit
Jahrzehnten in erheblichem sechsstelligem Umfang jährlich freiwillig Leistungen erbringt und
damit den Landkreis bei der Erfüllung sozialer Aufgaben unterstützt.
Belastungen für Bürger
Aufgrund stagnierender Zuweisungen (und das bedeutet bei steigenden Kosten real ja
weniger Geld in der Kasse) und der wohl steigenden Kreisumlage, kommen wir leider auch
um eine Belastung unserer Bürger nicht herum:
Meine Damen und Herren, lagen die Gesamtkosten der Kindergärten im Jahr 2005 noch bei
2,7 Mio Euro, liegen sie zehn Jahre später, im aktuellen Haushalt 2015, bei 5,3 Mio Euro. Die
Kosten haben sich in 10 Jahren verdoppelt! Unter anderem durch Tarifabschlüsse steigen sie
im Jahr 2016 um weitere 150.000 Euro und die Tendenz geht weiter nach oben.
Ein Kindergartenplatz für ein Dreijähriges Kind „in Vollzeit“ kostet im städtischen
Kindergarten heute um etwa 650 Euro. Davon zahlen die Eltern derzeit maximal 115 Euro.
Für die Differenz zwischen den Beiträgen der Eltern und den tatsächlichen Kosten steht
hauptsächlich die Stadt ein.
Obwohl wir gern das Gegenteil tun würden, kommen wir nicht umhin, in kleinem Umfang
deshalb die Elternbeiträge zu erhöhen. Ein Thema, welches niemandem wirklich Spaß macht
und ich bin sicher, könnte ich heute einen durchfinanzierten Antrag stellen, die
Elternbeiträge auf null zu setzen, dann würde ich sofort Ihre 100% ige Zustimmung erhalten.
Die letzte Beitragserhöhung hat der Stadtrat nach zähem Ringen im Jahr 2011 beschlossen.
Wir schlagen Ihnen mit dem Haushaltsentwurf eine Erhöhung um 20 Euro für einen
Vollzeitplatz vor. Die Mehreinnahme gleicht dabei lediglich die Tarifsteigerungen des letzten
Abschlusses aus.
Letztlich ist auch eine Erhöhung der Grundsteuer B auf den sogenannten „fiktiven
Hebesatz“ vorgesehen. Hier rechnet das Land bei der Ermittlung der Schlüsselzuweisungen
an uns bereits seit Jahren mit einem Satz von 389, den wir bisher nicht erheben. Die
Differenz dazu wird heute aus dem Stadthaushalt getragen, was wir ändern müssen. Aber es
ist verträglich, die Mehrbelastung für einen Eigentümer liegt dann zum Beispiel bei einem
700 qm Grundstück bei knapp über 20 Euro.
Vereine
Wir unterstützen schon immer unsere Vereine, Gemeinden, Schulen, Einzelinitiativen bei
ihrer Arbeit nach Kräften und das wann immer möglich, ohne Kosten zu berechnen. Die
Finanzierung dafür wird uns auch im kommenden Jahr erneut gelingen. Das aber
Freizeitsportler auf modernen Anlagen trainieren können, ohne hierfür zu bezahlen, oder
dass Vereine Räumlichkeiten entsprechend nutzen können, ist jedoch keineswegs
selbstverständlich. Diese Kosten sind Teil des Haushaltes und wir stellen gemeinsam diese
Mittel bewusst für die Förderung des gesellschaftlichen Lebens in unserer Stadt zur
Verfügung. Das darf man ruhig auch mal mit Stolz sagen!
Kosten der Verwaltung
Auch die Aufgaben der Stadtverwaltung werden umfangreicher, von Bürokratieabbau im
System Verwaltung unseres Landes ist bisher wenig zu spüren und auch die Umsetzung einer
heute geforderten digitalen Verwaltung kostet Geld. Wir befinden uns hier mitten im
Prozess und tragen damit dafür Sorge, in Zukunft von Routinearbeiten entlastet zu werden.
Letztlich ist auch der Bauhof gefordert, wie nie. Unsere Mitarbeiterzahl ist konstant, die
früher zur Verfügung stehenden ABM-Kräfte aber fehlen heute an allen „Ecken und Enden.“
Dennoch gelingt es uns gut, die rechnerische Anzahl Vollzeitstellen in der Verwaltung und
allen angeschlossenen Einrichtungen bei 140 zu halten, mit leicht sinkender Tendenz. Außer
im Bereich Kindergarten haben wir seit Jahren kein Personal aufgestockt.
Die Personalkosten jedoch steigen durch Tarifabschlüsse um 190 TEur auf 7,26 Mio. Hierin
enthalten sind zum Beispiel auch Kosten für Schulungen, die wir mit jedem unserer
Mitarbeiter in einem Jahresgespräch vereinbaren. Kosten für Sach- und Dienstleistungen,
hierein gehören auch Energie, Heizung, Abfall, konnten wir um 100.000 Euro senken.
Feuerwehr Heiligenstadt
Die Zahl der Einsätze der Feuerwehr Heiligenstadt steigt seit Jahren an. Lagen wir vor 7 oder
8 Jahren noch bei 200/ 250 Einsätzen pro Jahr, überschreiten wir heute nicht nur die 300
deutlich, sondern wir nähern uns bereits der 400. Zum Glück sind es selten tatsächliche
Brände, oft genug jedoch werden die Kameraden bei Fehlalarm der Brandmeldeanlagen
Heiligenstädter Unternehmen gerufen, oder zu zahlreichen Ölspuren und auch „ausgesetzte
Katze“ hiess es zum Schluss in einem Funkspruch. Man kann erahnen, welchen Belastungen
unsere Feuerwehrleute dadurch ausgesetzt sind und wie schwer es mitunter auch ist, sich
zusätzlich zu Familie und Beruf zu einem solchen „Hobby“, welches ja auch Wartung der
Ausrüstung und kontinuierliche Schulungen umfasst, zu motivieren. Ein Prämiensystem zu
Anerkennung dieses Einsatzes haben wir bereits installiert, dieses hat sich bewährt, im
vorliegenden Haushaltsentwurf schlagen wir eine Erhöhung vor. Dieses Prämiensystem ist
Ausdruck unserer Wertschätzung.
Investitionen
Die Arbeiten im dritten Bauabschnitt des Stadions haben begonnen, diese Teilmaßnahme
kostet insgesamt 1,85 Mio Euro, die wir im Haushalt und im Finanzplan eingestellt haben. Bis
Mitte kommenden Jahres wird der neue Rasen liegen, dann muss er anwachsen, in dieser
Zeit wird am Umfeld weiter gebaut. Fertig wird das Stadion dann, incl. eines neuen
Spielplatzes, zum Sommer 2017. Schon heute sieht man, dass unser neues Stadion einer
Kreisstadt wirklich angemessen ausgestattet sein wird. Darauf können wir sehr stolz sein!
Auch die Baumaßnahmen im Rathaus gehen voran, im späteren Frühjahr werden wir wie
geplant das Bürgerbüro eröffnen können. Dem Beschluss des Stadtrates folgend, das
gesamte Rathaus für Verwaltung zu nutzen, haben wir Gelder im vorliegenden Entwurf
eingeplant. Die genaue Planung hierzu erläutern wir im Bauausschuss. Das Ziel der
Maßnahme, das sollten auch Kritiker stets bedenken, ist die bessere Nutzung vorhandener
städtischer Immobilien und der Verkauf von Gebäuden. Es geht darum, langfristig Kosten zu
senken.
Eine weitere große Baumaßnahme ist der Bau des Hungrabens, der Hospitalstraße und des
Steingrabens samt Fußgänger- und Radfahrerbrücke. Auch diese seit mehr als 10 Jahren
geplante Maßnahme ist ausfinanziert. Im Bereich des Steingrabens wird zusätzlich, bereits
jetzt schon, an der Entwässerung gearbeitet.
Der Radweg nach Kalteneber kann trotz schwieriger Situation finanziell gesichert werden,
Grund hierfür ist die 75% ige Förderung.
Auch unsere Ortsteile werden ständig weiterentwickelt, Schwerpunkt ist dabei im
kommenden Jahr der Abschluss der Dorferneuerung in Günterode. Zum Schluss: wir
unterstützen wir natürlich wie geplant im kommenden Jahr die Maßnahme der Gemeinde St
Aegidien, die sich ja bereits im Bau befindet. Gemeinsam mit unserem Rathaus-Umbau wird
unser Marktplatz durch beide Maßnahmen aufgewertet.
Kommunale Unternehmen
Die Klinikgesellschaft bewegt sich seit Jahren in einem immer schwieriger werdenden
Umfeld, die Branche leidet erheblich unter dem Sparkurs von Rentenversicherungen und
Krankenkassen. Leider hat auch das im Jahr 2008 eröffnete Hotel bisher kaum zur
Verbesserung des Betriebsergebnisses beitragen können. War unser Kerngeschäft, die Kur
selbst, bisher eine „sichere Bank“, so gerät auch diese mittlerweile unter erheblichen
Druck. In dieser Zeit hat der Stadtrat der Stadt Heilbad Heiligenstadt ein deutliches Zeichen
„pro Kur“ gesetzt, als er festlegte, dass die Erlöse aus dem Stadtwerkeverkauf in die Zukunft
des Kurbetriebes unserer Stadt investiert werden. Zu den eingeplanten 500.000 Euro
Verlustausgleich, kommen daher weitere 330.000 Euro p.a., die zur Schuldentilgung
verwendet werden. Das schafft Raum für Investitionen.
Die Entscheidung des letzten Jahres, uns in die Stadtwerke einen starken, kommunalen
Partner an die Seite zu holen, war richtig! Die Verschmelzung gelingt derzeit dank der
Professionalität beider Unternehmen sehr gut und neue Projekte sind in Planung. Die Erträge
sind stabil und in etwa der Höhe vergangener Jahre eingeplant.
Liethen Stadtumbau
Der Umbau auf den Liethen ist für Stadt, Kowo und WG ein großes Thema. Unser
kommunales Unternehmen setzt derzeit und auch im kommenden Jahr die Arbeiten an der
Husumer Straße fort. Ein Abriss von Kowo-Blöcken wird aufgrund der starken Auslastung
derzeit nicht erfolgen, die Kowo wird jedoch in verträglicher Weise im Bestand arbeiten.
Abriss erfolgt aber, so der Plan, im Bestand der Wohnungsgenossenschaft in der Mescheder
Straße. Dieser Block ist nicht bewohnbar. Wir als Stadt haben im Haushalt 2016 ebenfalls
Mittel für unseren Aufgabenteil, also für infrastrukturelle Maßnahmen, eingeplant.
Viele weitere Zahlen und Erläuterungen finden Sie im Haushaltsentwurf und im
entsprechenden Vorbericht. Nutzen Sie gern auch wieder in den Fraktionen die Möglichkeit,
dass unsere Mitarbeiter den Haushalt erläutern und Fragen beantworten. Wir stehen Ihnen
gern zur Verfügung.
Zum Abschluss danke ich allen Mitarbeitern, die diesen Entwurf maßgeblich ausgearbeitet
haben. Es war nicht einfach, alle Ziele unterzubringen und ihn dennoch auszugleichen. Es gab
in den vergangenen Wochen viele Gesprächsrunden, in allen Ämtern wurde Position für
Position auf den Prüfstand gestellt.
Ein besonderer Dank geht namentlich für die Erarbeitung an Frau Althaus, Frau Wetzig, an
Frau Fröhlich und Herrn Heinrichs.
Die Zusammenarbeit, sehr geehrte Stadträte, macht bei allen Widrigkeiten großen Spaß. Ich
freue mich auf das kommende Jahr und vor allem auf die gemeinsame Weiterentwicklung
von Heilbad Heiligenstadt!
Thomas Spielmann
28.10.2015