und Lehrpersonen

Pädago gis cher Ide alismus
trifft
aluf 4Vz
-Zimmer-
Re
alität.
Text und Fotos: Nathalie Glauser
Staunen ist der Anfang aller Weisheit Wir
haben sehr gestaunt, als es letzten Sommer
plötzlich hiess, der neue Kindergarten Marzili
werde in einer ehemaligen Wohnung auf dem
Gelände des Freibads untergebracht Wir be-
Gott geschaut, als er noch klein war?>. Gelingt
orientierte Unterrichtsplanung gilt
es, solche ausdrücklichen Erkenntnisinteressen
rieren kann Also: Freiräume
der Kinder in den Unterricht einzubinden, wird
echte Freiräume
an dem Punkt angeknüpft, der in Bezug auf
Lernzuwachs als der entscheidendste gilt: Was
-
konzent-
ja, aber bitte
Spielräume ermöglichen
Erlebnisse und Erkenntnisse
lung von Freispielräumen Die breite Öffentlich-
wir bereits wissen, prägt die weiterführenden
Fragen, die wir uns stellen So weit, so gut.
keit hat über Badewiesenverlust diskutiert
Lehrpersonen haben jeden Tag die unterschied-
zen war: <Frau Glaaaaauser, wenn chöimer ga
Unsere Spielraum-Visionen und die überzeugen-
lichsten Rollen unter einen Hut zu bringen
schpile?> Diese Frage war mir nicht sonderlich
den Erfahrungen aus der Umsetzung machen
uns beharrlich Diesen Sommer werden wir in
Nebst der Klassenführung will Zeit f ür
angenehm. Sie kam oft
fanden uns mitten in der didaktischen Entwick-
die
Die meistgestellte Frage in meinen Kreissequen-
Begleitung von angeleiteten Sequenzen, für
die Betreuung von einzelnen Kindern, für das
Was steht hinter dieser Frage? Ob John Hattie
einen Modulbau ziehen. Unsere Freispielräume
nehmen wir mit
Beobachten von Aktivitäten im Freispiel gefun-
weiss ich nicht, aber Folgendes hab ich mir
den werden Bei uns verteilen sich diese Aufga-
uberlegt: ln seiner Meta-Studie <Lernen sicht-
Freiräume schaffen für Kinder
und Lehrpersonen
ben auf 4/z Zimmer und über zwei Stockwerke.
bar machen> hat er untersucht, was in Bezug
Da sind didaktische Erneuerungen gut und
auf Lernprozesse wirksam ist. Er ist unter ande-
Kinder sind von Natur aus interessiert. Muster,
recht
aber bitte nicht zu einer weite-
rem zum Schluss gekommen, dass sich selbst
Wiederholungen und Gesetzmässigkeiten ge-
ren Verkomplizierung führen, sondern eìne Ent-
überdenkende Lehrpersonen und das Einbinden
ben sowohl Orientierung als auch Sicherheit
und sind bedeutsam beim Aufbau eines Welt-
lastung sein, damit ich mich als Lehrperson
von Schülerfeedback sehr effektiv sind
während des Unterrichts auch wirklich auf das
Zu Beginn dieses Artikels habe ich behauptet,
bildes So fragen Kinder <Wo geht am Morgen
das Dunkel hin?> oder <Wer hat zum lieben
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Sie sollen
-
mit meiner lnterpretation einverstanden wäre,
welches auf der Kindergarten-
Kinder seien von Natur aus interessiert Also
stufe als die Voraussetzung f ür eine förder-
darf ich die Frage <Wenn chöimer ga schpile>
Beobachten
abisS I Schwerpunkt I lnnenräume
nicht als Desinteresse am Thema deuten. lch
könnte sie als Rückmeldung auf meine ge-
Frau Gravitation übernimmt
die l:1-Betreuung
wählte Methode verstehen. Vielleicht ¡st die
lm Kindergarten lässt sich für wenig Geld eine
Lektion im Kreis nicht der geeignetste Rahmen,
solche historische Experimentieranlage
um kognitive Aktivität aller Kinder zu erwarten
Murmelbahn
Wahrscheinlich finden Erkenntnisse individuell
dienen als schiefe Ebenen Am besten werden
sie an beiden Enden mit je einem Magneten
und dort statt, wo die Kinder mit ihrer Aufmerk-
samkeit sind
-
im Spiel
-
-
sprich
nachbauen: mehrere U-Profile
versehen, damit sie sich an einer eisenhaltigen
Der Kindergarten bletet vielfältige Erfahrungs-
Fläche (zum Beispiel
angebote Spielräume ermöglichen freies Tun,
bei dem gerade bei jüngeren Kindern eine
lassen und die Neigung verstellbar ist. Nun
differenziertere kognitive Aktivität stattfindet
als in geleiteten Sequenzenl lm Marzili haben
wir uns daher entschieden, eine Didaktik zu
voilà
entwickeln dre Erkenntnisse im Spiel ermög-
übernimmt die 1 :1-Betreuung
licht. Spielend sozusagen
meln rollen über die geneigte Bahn in jedem
Fall nach unten. Je steiler, desto schneller; je
Galileo Galilei murmelt sich
in die Naturwissenschaften
schwerer die Kugel, desto schneller; je glatter
Erkenntnisse im Spiel ermöglichen? Gesetzmäs-
einfache Gesetzmässigkeit lässt sich spielerisch
sigkeiten eignen sich da besonders gut
unbegrenzt immer wieder erleben und erken-
in ihrer Natur, dass sie
am Radiator) befestigen
braucht es nur noch ein paar Murmeln
es liegt
wirken Der erkennende
et
lm freien Spiel können Kinder so Gesetzmässig-
keiten erleben und erkennen Frau Gravitation
die Bahn, desto schneller
-
-
!
-
- denn die Mur-
je-desto. Diese
nen
Spieler par excellence ist Galileo Galilei, Begrün-
Kinder stellen im freien Spiel mehr Fragen als in
der der experimentellen Physik. Er hatte keine
geleiteten Sequenzen
vorbereitete Lernumgebung, in der ihm eine
Lehrperson die Materialien, Prozessbeschrei-
Sinn: Zum einen sprechen die Kinder selber im
bungen, Zeitangaben usw zielführend zurecht-
wicklungs- und Erkenntnisstand in ihrem Han-
gelegt hat. Galileo musste sogar seine Experi-
deln. Durch das reine Beobachten, wie ein Kind
mentieranlagen selber erfinden
an der Murmelbahn frei spielt, wird klar ob es
Sie haben unseren Antrag
die Gesetzmässigkeit erlebt und noch alle mö9-
te Kindergarten- und Unterstufenklassen kön-
gung nicht begreift, kann man auch die Natur
lichen und unmöglichen Kombinationen aus-
nen sich anschliessen und vor Ort einen eige-
nicht begreifen.> Galileo Galilei wollte heraus-
probiert
finden, wie schnell sich die Dinge bewegen
erkannt hat und das je-desto beim Bau der Mur-
und begleiten solche Entwicklungen. Dank der
Niemand vor ihm hat das je berechnen können
melbahn bereits zielbewusst anwendet.
Akademien der Wissenschaften können wir die
!
Ein konkretes Beispiel: <Wenn man die Bewe-
- und zwar im doppelten
Spiel häufiger Zum anderen zeigt sich der Ent-
-
oder ob es die Gesetzmässigkeit
Zwar war allen klar, dass Apfel von den Bäumen
Erfahrungsraum für Murmelspiele.
<Akademien der Wissenschaften) unterstützt.
bewilligt: lnteressier-
nen Freispielraum entwickeln. Wir unterstützen
teilnehmenden Lehrpersonen bezahlen, Mate-
nach unten fallen, aber niemand wusste wie
schnell. Galileo hat dieses Fallen verlangsamt
Freispielräume - machen Sie mit!
rialgeld ist ebenfalls vorhanden
Unser Marzili-Kindergarten ist komplett mit
und veranschaulicht, indem er Kugeln über eine
Spielräumen eingerichtet, in denen Gesetzmäs-
Freiraum! Gemeinsam wollen wir Antworten
auf die Frage nach professioneller Spielbegleitung finden Wenn Sie interessiert sind, uns
zu besuchen oder im Projekt mitzumachen,
-
immer und immer
sigkeiten erlebt und erkannt werden können.
wieder. Mal steil, mal flach. Mal grosse Kugeln,
5o können die Kinder zum Beispiel nebst der
Murmelbahn (e steile¡ desto schneller) mit den
schiefe Ebene rollen liess
mal kleine Kugeln. Mal schwere Kugeln, mal
.leichte
Kugeln. Er war neugierig und machte
sich sein gutes Gehör zunutze. Über der schie-
fen Ebene befestigte er in regelmässigen
Abständen Glöckchen, an, denen die Kugeln
vorbeirollten und sie zum Klingen brachten:
je flacher die schiefe Ebene, desto kliiiiiiiiiing-
kliiiiiiiiiiiiing-kliiiiiiiiiing (die Kugel rollt langsam), je steiler die Ebene, desto kling-klingkling (Kugel rollt schnell). Galileo hat seine
Beobachtungen kategorisiert, in eine Gleichung gebracht und geboren war die Erkenntnis der Gesetzmässigkeit
Kinderspiell
-
aus einem
melden Sie sich
- wir freuen
uns.
frei zugänglichen Saiten-lnstrumenten die
Musik erkunden (e länger die Saite, desto
tiefer der Ton). Oder sie können im Kino selber
Geschichten erfinden: Ein Hellraumprojektor
und ein Leintuch als Leinwand für Schattentheater bieten da unbegrenzte Möglichkeiten
(e weiter weg der Hellraumprojektor von der
Nathalie Glauser
Leinwand steht, desto grösser die Projektion).
RebekkaWeingart im Kindergarten Marzilí und als
Die Frage nach dem <Wenn chöimer
Dozeüin f'ur Medienpädagogtk an der Pädago-
ga
schpile?> haben wir also geklärt. Die Frage nach
arbeitet mit Emma Herzig, Sarah Obrecht und
gis chen H o chs chule B er n.
unserer Rolle als Spielbegleitende wollen wir
noch vertiefen, um auch da konkrete Antwor-
>>> Weitere lnformationen zum Projekt unter
ten zu finden. Unser Vorhaben wird durch die
www.je-desto.ch <<<
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