Leben im Mittelalter Seite 1 von 4 Leben im Mittelalter Zeitenwende Schon vor 1000 Jahren gab es eine Zeitenwende. Der geheimen Offenbarung Johannes zufolge war es das Jahr des Weltuntergangs. „Und wenn tausend Jahr vollendet sind, wird der Satanas los werden aus seinem Gefängnis und wird ausgehen zu verführen die Heiden an den vier Enden der Erde.“ Gemeint war aber die „Fülle der Zeit“ (Augustinus) Aber nur 30 Mio Christen von 500 Mio Menschen hatten Angst. Die orthodoxen Christen Ostroms lebten im Jahr 6509, die Mohammedaner feierten das Jahr 622. Die Juden lebten im Jahr 1312, die Buddhisten im Jahr 1544. – Die Zeitrechnung ist falsch, Christus wurde wahrscheinlich im Jahr 6 vor Christus geboren. Das dunkle Mittelalter Im 9. Jhd. zerstörten die Raubzüge der Wikinger (Leif Erikson entdeckte im Wege des Inselhüpfens Amerika, er fuhr nie mehr als 400 km übers offene Meer) Köln, Bonn und Trier. Sie plünderten, verwüsteten, folterten und massakrierten. Im 10. Jhdt. kamen die Magyaren ---- es wurden Burgen gebaut Im 13. Jhd. beginnt die Inquisition, der Millionen zum Opfer fielen vom 15. bis zum 18. Jhd. kostete der Hexenwahn Hunderttausenden das Leben die Pest brachte im 14. Jhd. mehr als ein Drittel der Europäer um Wie lebten die Menschen 80 % der vier Mio Menschen des fränkisch-sächsischen Reichs lebte in den Wäldern und Sümpfen – der Name Deutschland kam erst im 12. Jhd. auf. Das Volk wohnte in dunklen verräucherten Katen, die Herren in kalten, zugigen Gemäuern. Die Häuser Die Hütten waren aus Lehm oder aus Holz, hatten einen gestampften Lehmfußboden, einen Lehmherd mit einer Rauchlücke im Strohdach darüber. Der Herd war Heizung und Lichtquelle. Kerzen waren Luxus. Die Nacht war lang. Die Fensteröffnungen hatten hölzernen Läden, evtl. auch geölte Leinwand, geschälte Hornplatten oder Tierhaut. Glasfenster gab es erst ab den 12. Jhd. und nur in den Häusern der Reichen. Die Hütte enthielt meist nichts als eine Wohnschlafküche, zwei Meter hoch, niemals hell und immer schlecht belüftet, als Möbel ein Bett, Bänke, Tisch und eine Truhe. Das Essen Das Essen bestand aus Brot, Hafer oder Gerstenbrei, Erbsen, Linsen, Bohnen, Rüben und Kürbisse. Fleisch gab es kaum einmal an Feiertagen. Heinrich der IV versprach noch 16oo seinen Untertanen jeden Sonntag ein Huhn im Topf. Jagen durften nur die Herren. Es gab weder Kartoffeln, Tomaten oder Zucker. Gesüßt wurde bei den Reichen mit Honig. Kein Kaffee, kein Tee, kein Tabak. Gegessen wurde mit Holzlöffeln aus einem gemeinsamen Topf, getrunken wurde Wasser, an Feiertagen Apfelmost, Schnaps oder Bier. Leben im Mittelalter Seite 2 von 4 Die Landwirtschaft Es gab noch keine tiefgehenden Pflüge, deshalb mußte der Acker immer wieder mit der Hand umgegraben werden. Von der Ernte mußte mehr als ein Zehntel an den Grundherrn abgeführt werden. Die Bauern waren Hörige und durften nur mit der Einwilligung des Grundherrn heiraten. Die Familie Sechs bis zehn Kinder waren normal, die Hälfte davon starb in den ersten Lebensjahren. Oft überlebten nur zwei. (Noch im 18. Jhd. überlebten von Mozarts sechs Geschwistern fünf die Kindheit nicht). Sie lernten nicht lesen, mit fünf Jahren mußten sie auf dem Acker arbeiten, mit zwölf waren sie erwachsen. Die Frau war dem Manne untertan, sie galt als minderwertig. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer lag im 13. Jhd. bei 47, das der Frauen bei 44 Jahren. Es gab keine Wundärzte oder gar Krankenhäuser. 95 % der Menschheit vegetierten zwischen Schmerz und Schmutz, die Alten hinkend, zahnlos und triefäugig, mit zerschundenen Händen und zerfurchtem Gesicht. An den Festen wurde gefeiert auf Teufel komm raus. „Die Erde ist ein Jammertal“ Die Bildung Es gab kein Papier, Bücher aus Pergament gab es nur in den Klöstern. In den Klöstern wurde auch die Zeit gemessen – um die Stundengebete pünktlich einhalten zu können. Nur die Mönche, Priester und Fürsten kannten den Kalender. Das Volk erfuhr von den Kanzeln die Feiertage. Das Studium der Weltgesetze zu betreiben wurde noch 1163 allen Geistlichen verboten. Die Arbeit Der jeweilige Beruf ist in einem Ständesystem geordnet. Dieser bestimmt sogar die Kleidung – man kleidet sich an-ständig. Die Kleidung ist das sichere Erkennungsmerkmal für den Beruf. Die Farbe Grün war im 15. Jahrhundert das Vorrecht der französischen Königin und der Prinzessinnen. Die Musik Jeder Stand hatte auch sein eigenes Essen und seine eigene Musik: Mönche und Geistliche haben den Gregorianischen Choral, die Edelleute ihre Minnesänger und Spielleute, die Bauern ihr lautes Gedudel und Gefiedel. Die Adeligen Die Adeligen ließen sich auf einem Hügel Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichten, bauten Palisaden als Schutzzaun, später eine Burgmauer. Die meisten Burgen hatten eine Fläche von 50 qm – eine Zweizimmerwohnung! Man lebte eng, feucht, finster und eintönig. Die Städte Die Könige residierten in Hofburgen, den Pfalzen. Sie zogen, da der Schwarm der Schreiber, Knappen, Höflingen, Geistliche, Knechte bald alles leergegessen hatte, nach einigen Wochen weiter. Außerdem mußte der Kaiser überall präsent sein. Ein Reiter schaffte 60 km am Tag, der Hofstaat 20km. 20000 Einwohner hatte Deutschlands größte Stadt – Regensburg im Jahr 1000. München war ein Kloster, Berlin, Dresden, Düsseldorf existierten noch nicht. Schmutzige Gassen, mit Schweinegegrun- Leben im Mittelalter Seite 3 von 4 ze und Pferdemist, unpassierbar bei Regen, völlig finster bei Nacht. 1570 verlangte der Stadtarzt von Frankfurt, daß endlich verboten werden sollte, Urin auf die Strasse zu schütten. Steinhäuser waren selten. Selbst die Kirchen waren aus Holz. Rom, die einstige Millionenstadt, von den Goten, den Wandalen, den Sarazenen geplündert hatte nicht mehr Einwohner als Regensburg. Christliche Kirchen waren aus antiken Monumenten errichtet worden. Klöster hatten sich mit Barrikaden aus Säulen umgeben. Die größte Stadt war Venedig. Leben im Mittelalter Seite 4 von 4 Während Europa in dumpfer Armseligkeit lag, blühte im Osten und in Asien das Leben. Die reichsten Städte waren das griechisch-orthodoxe Konstantinopel am Bosporus, das islamische Palermo auf Sizilien, Sevilla und Cordoba in Spanien. Cordoba war die Stadt der Wunder, besaß nach Mekka die größte aller Moscheen, aus Marmor, Porphyr und Jaspis, aus römischen Tempelruinen zusammengeklaubt. Konstantinopel Größer und reicher war nur Konstantinopel, mit verschwenderischer Pracht ausgestattet. Es besaß das größte Gotteshaus – die Hagia Sophia. Bagdad Das Zentrum der arabisch-islamischen Welt war Bagdad am Tigris, eine goldstrotzende Metropole. Die Reichen lebten in einem Luxus, von dem deutsche Burgherren nicht einmal träumen konnten, mit blühenden Gärten, Springbrunnen 1500 öffentliche Bäder, prachtvolle Basare, Seien- und Baumwollmanufakturen. In Asien pulsierte das Leben, aber noch grandioser waren die buddhistischen Metropolen: Angkor, Kyoto und Hangzhou. Angkor In Angkor, dem heutigen Kambodscha stampften zehntausende Sklaven eien Stadt aus Tempel und Palästen. ES gab drei Reisernten pro Jahr und während in Deutschland der Troß des Königs die Pfalzen leerfraß, konnte Angkor mit Leichtigkeit eineinhalb Mio Menschen ernähren. Jeder Gottkönig baute sich einen Tempel, so wurde Nagkor zur größten Tempelstadt der Welt. Nach der Plünderung von Thaivölkern im 15. Jhd wurde die Stadt aufgegeben und vom Urwald umschlungen. Kyoto Im Japan war Kyoto die Kaiserstadt in welcher die Künste blühten Hangzhou. Diese Stadt war 1000 Jahre lang eine der größten des chinesischen Riesenreiches. Die Stadt der Seide, des Papiers und des Porzellans. Marco Polo besuchte diese Stadt um 1300 und war begeistert von der Pracht und der Kultur. Noch 1850 war es nach Peking und London die drittgrößte Stadt der Welt und wurde 1861 beim Aufstand gegen die europäische Vorherrschaft zerstört. Yucatan In Mexiko hatten die Maya ihre Heimat und ebenfalls eine hochentwickelte Kultur mit Pyramiden und Palästen. Nordamerika und Australien Befand sich noch in der Steinzeit. In Amerika gab es kein Rad, keine Pferde, kein Eisen.
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