Kohlen, Helen (2015): Manuskript Forschungsethik

Kohlen, Helen (2015): Manuskript Forschungsethik,
Seminarunterlagen, Masterstudiengang Pflegewissenschaft,
Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar.
Gewährleistung von Sicherheit gegenüber den Teilnehmenden an
Forschung1
In Lehrbüchern der (Pflege-) Ethik wird argumentiert, dass jede Forschung potentiell
den Teilnehmern Schaden zufügen kann (Long, Johnstone 2007, 2012, 2015). Dazu
gehört auch die Auslösung von emotionalem Stress während der Studie. Die
Möglichkeiten, die Forscher wahrnehmen, um das Risiko eines Schadens zu minimieren,
sind vielfältig.
Zunächst ist es bedeutsam, dass alle Erfordernisse zum Erhalt von Gesundheit und
Sicherheit getroffen werden. Zudem müssen die Teilnehmenden an einer Studie über
alle möglichen potentiellen Schäden, die während des Forschungsprozesses auftreten
könnten, informiert werden; das heißt, es geht um eine umfassende Aufklärung.
Eine Forschung hält ethische Standards ein, wenn folgende Anforderungen erfüllt sind:
(a) (Informierte) Einwilligungserklärung (Informed Consent)
(b) Schaffung und Aufrechterhaltung von Vertrauenswürdigkeit (Confidentiality)
(c) Einhaltung der Regeln des Datenschutzes
(d) Informationen über das Recht auf Abbruch
(e) Informationen über einen potentiellen Nutzen
(f) Informationen über einen potentiellen Schaden
Informierte Einwilligungserklärung
Die informierte Einwilligung ist zentral für die ethische Praxis. Sie sollte von den
Teilnehmenden schriftlich eingeholt werden BEVOR die Forschung beginnt. Die
Zustimmung zur Teilnahme an der Forschung erfolgt freiwillig nach Mitteilung aller
Informationen (Bezugspunkte a-f, siehe oben). Jede Form von Risiko gehört zur
Mitteilung.
Die Informationen sind transparent und in einer verständlichen Sprache für die
Forschungsteilnehmer mitzuteilen. Es muss sichergestellt werden, dass der Teilnehmer
die Informationen verstanden hat. Sie sollten sowohl mündlich als auch schriftlich
mitgeteilt werden. Den Forschungsteilnehmern sollten Zeit für Rückfragen und
Überlegungen zu Konsequenzen eingeräumt werden.
Informiert wird über das Recht, dass der Forschungsteilnehmer jederzeit von der
Möglichkeit Gebrauch machen kann, von der Studie zurückzutreten.
1
Siehe: Royal College of Nursing (2009): Research Ethics. RCN Guidance for Nurses. London.
1
(b, d, e, f) Siehe Kontextualisierung im Seminar des Doktorandenprogrammes
(c)
Siehe Lehrveranstaltung von Dr. (xy) (Jurist)
Zentral für die Pflege:
Vulnerabilität
Beispielsweise Kinder, Menschen mit einer geistigen oder Lernbehinderung oder
Schwierigkeiten in der Kommunikation, in Gefangenschaft oder junge Straftäter gelten
als vulnerabel. In unterschiedlichen Abstufungen gelten auch andere Gruppen als
vulnerabel, wie beispielsweise Menschen, die taub sind oder deren Sehkraft
eingeschränkt ist. Als eingeschränkt vulnerabel gelten auch Menschen, die nicht
uneingeschränkt der deutschen Sprache mächtig sind.
In Bezug auf die Forschung impliziert Vulnerabilität, dass die Betroffenen nicht in der
Lage sind, die Bedeutung bzw. Folgen ihrer Teilnahme an der Forschung zu verstehen
und ihre Wünsche und Präferenzen nicht verständlich einbringen können.
In Folge sind sie kaum, nur graduell oder gar nicht in der Lage ihre (informierte)
Einwilligung zur Teilnahme an der Forschung zu geben. In diesem Sinne, besteht die
Gefahr, dass diese Individuen manipuliert, fehlgeleitet oder zu einer Entscheidung
gebracht werden, die sie bereuen könnten.
Es ist deshalb bedeutsam diesen Individuen zur Teilnahme an der Forschung besonders
viel Zeit für ihre Überlegungen und Fragen einzuräumen. Erforderlich ist zusätzliche
Aufmerksamkeit und Achtsamkeit für vulnerable Individuen und Gruppen, um ihre
Selbstbestimmung und Autonomie zu fördern.
Ist ein Individuen nicht in der Lage eine Zustimmung zur Forschung zu geben ( in
einigen Organisationen gibt es Kompetenztests zur Ermittlung der Kompetenz), so wird
in der Regel die Zustimmung des nächsten Verwandten eingeholt.
Literaturhinweise
Frewer, Andreas; Schmidt, Ulf (2007): Standards der Forschung. Historische Entwicklung und ethische
Grundlagen klinischer Studien.
Lenk, Christian; Duttge, Gunnar; Fangerau, Heiner (Hg.) (2014): Handbuch Ethik und Recht der Forschung
am Menschen. Heidelberg: Springer.
Long, Tony; Johnson, Martin (2007): Research Ethics in the Real World: Issues and Solutions for Health
and Social Care Professionals. New York: Elsevier.
Schnell, Martin W; Heinritz, Charlotte (2006): Forschungsethik. Ein Grundlagen- und Arbeitsbuch mit
Beispielen aus der Gesundheits- und Pflegewissenschaft. Bern: Huber.
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