Wie privat ist mein Foto auf Facebook?

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Wie privat ist mein Foto
auf Facebook?
Viel wert!? Mit rund 104 Milliarden Dollar wurde Facebook beim
Börsengang im vergangenen Mai bewertet und stellte damit einen
neuen Rekord auf und zeigt die wirtschaftliche Bedeutung von
Facebook. Aber welchen Wert haben Facebook und andere soziale
Netzwerke im Alltag der Nutzerinnen und Nutzer? Der Kurs
«Social Media: Facebook, Twitter & Co.» bietet Orientierungshilfe.
TEXT Fritz Keller BILD Sarah Keller
«Wer kann sich das Foto anschauen,
das ich bei Facebook hinauflade?
Kann das die ‹ganze Welt› oder
können das nur meine FacebookFreunde?» Die Teilnehmenden bringen zu Beginn des zweiten Kursnachmittages konkrete Fragen zum
Thema «Social Media» ein. Sie haben schon einige Anwendungsmöglichkeiten kennen gelernt, ganz
den Überblick haben sie noch nicht.
Es sind ja auch keine «Digital Natives» hier im Kurs, niemand von ihnen ist mit dem Computer aufgewachsen. Sie alle haben vierzig,
fünfzig sechzig, ja siebzig Lenze
hinter sich und wollen erfahren,
was es mit diesen «neumodischen»
Facebook, Twitter, Xing und anderen
sozialen Netzwerken auf sich hat.
Selber den Weg finden. Die beiden
Kursleitenden Martina Würmli
und Lorenz Imhof verstehen ihren
Kurs denn auch mehr als Orientierungsangebot und weniger als Gebrauchsanleitung. «Wir zeigen nicht
Schritt für Schritt, wie man in Facebook zu diesem oder jenem Resultat kommt», sagen sie. «Wir wollen
den Teilnehmenden ermöglichen,
selber zu Lösungen zu kommen,
selber zu entscheiden, was sie wollen.» In den Übungsphasen vertei22 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012
len sie sogenannte Forschungsfragen, die einen Auftrag enthalten,
z.B.: Laden Sie einen Freund zu einer Veranstaltung ein. Mit ein paar
Hinweisen, sollen die Teilnehmenden selber herausfinden, wie sie
dieses Problem lösen können.
Wo ist die Nachricht? Die Teilnehmenden scheinen diese Arbeitsform zu schätzen. Sie stecken ihre
Köpfe zusammen und diskutieren
intensiv, was da hinter der Bildschirmoberfläche alles abgeht.
Dabei tauchen auch Probleme auf:
«Ich habe dir ein Mail geschrieben», sagt eine Frau zu ihrer Kollegin, die gleich am Computer neben
ihr sitzt. «Hast du es schon erhalten?» Die zweite Frau lässt ihren
Blick über ihren Bildschirm schweifen und kommt dann zu einer negativen Antwort. «Vielleicht hat es
damit zu tun, dass du noch gar
nicht eingeschrieben bist in diesem
Netzwerk.» Sie diskutieren weiter,
machen Eingaben auf ihrer Tastatur, und siehe da, nach einiger Zeit
taucht das Mail tatsächlich auf dem
benachbarten Bildschirm auf.
Eigentlich sind diese sozialen
Netzwerke wie Facebook, Twitter,
Xing und andere gemacht für den
einfachen und schnellen Austausch
von verschiedensten Informationen
zwischen Freunden, Bekannten und
Geschäftspartnern. Die Kommunikation auf diesen Plattformen
erlaubt den gegenseitigen Austausch von Meinungen, Eindrücken
und Erfahrungen. So kann man
auch Gespräche führen (chatten),
Fotos zeigen und auf Veranstaltungen hinweisen. Und man kann
Gruppen bilden, sei es aus gemeinsamen Interessen heraus oder um
politisch Druck zu machen. Als vor
einiger Zeit bekannt wurde, dass
sich die Mammut AG gegen ein
griffiges CO2-Gesetz stellte, bekam
das Unternehmen den Druck aus
Facebook zu spüren und änderte
daraufhin seine Position.
Vorsicht ist Trumpf. Martina Würmli
und Lorenz Imhof laden die Teilnehmenden ein, die verschiedenen
Möglichkeiten weiter auszuprobieren. «Mit der Zeit bekommt ihr
das Gespür, was für euch von Bedeutung ist», sagen sie. Einen klaren Ratschlag aber geben sie allen
noch mit auf den Weg bezüglich
Datenschutz: «Gebt nur so viel von
euch preis, wie ihr preisgeben
mögt. Einmal ins Netz gestellt,
sind Einträge kaum mehr rückgängig zu machen.» Das erinnert
an ein geflügeltes Wort, das schon
vor dem Internetzeitalter Gültigkeit beanspruchte: «Ein gesprochenes Wort holen vier Pferde im
Galopp nicht ein.»
Orientierungspunkte gefunden. Solche Vorgänge interessieren auch den
50-jährigen Martin Better. Er ist
Berufsschullehrer und will wissen,
«was wichtig ist und was nicht,
für mich persönlich, aber auch für
meine Schülerinnen und Schüler.»
Was ist Hype und was ist Trend und
was kann man wieder vergessen?
«Bis jetzt habe ich es noch nicht
ganz herausgefunden», sagt er, «es
gibt offenbar keine schnellen Antworten.» Sie zu finden, sei wohl sehr
zeitaufwändig. Weiss die 44-jährige
Christine Barta schon mehr? Die im
Marketing tätige Frau will erfahren,
wie man Facebook in ihrem Bereich
einsetzen kann. Und auch welche
Gefahren allenfalls auftauchen
können, wenn sich ihre Kinder in
diesen sozialen Netzwerken tummeln. Ein klares Bild hat auch sie
noch nicht bekommen, aber vieles
kann sie besser einordnen.
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