Wüsten als Ort der Besinnung und Entscheidung

06. Betrachtung
Stoffsammlung
06.02.2016
Wüsten als Ort der Besinnung und Entscheidung
Einstieg: Was verbindet ihr mit dem Begriff „Wüste“?
(Form- und Endlosigkeit, Stille, Ablenkungsfrei (kein Netz), Tod, Alltagswüste)
Welche Überlebensregeln, die in der Sahara gelten, können wir auf unsere
„Wüstenerfahrungen“ übertragen? Abenteurer Rüdiger Nehberg rät:
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Wenn möglich, mit kundigen Führern unterwegs sein.
Immer in lebensrettender Distanz zum Mitreisenden (Rettung, wenn ich versinke)
Auf alles Entbehrliche verzichten.
Aktivismus in der Hitze des Tages ist tödlich (in der nächtlichen Kühle ist das
Freischaufeln des Autos möglich) . . .
Warum sind Wüstenerfahrungen für alle Menschen unvermeidlich?
Weshalb wird gerade hier deutlich, wer ich bin? Hier zählt kein Konto, Titel, keine
Kosmetik . . . Worin kann das Positive dieser Erfahrung für uns liegen?
Besinnung auf das eigentlich Wichtige, Wüste als Wendepunkt im Leben – Kurskorrektur.
Wüste als „Lebensschule“? Heute wollen wir uns drei unterschiedliche Wüstenerfahrungen
anschauen – vielleicht helfen sie uns in unserer Lebenssituation.
1. Josef, der Hörende (Matth. 1)
Der Zimmermann aus Nazareth fühlte sich hintergangen, seine geliebte Maria war
schwanger. Wieviel Wüste wird ihm von Gott zugemutet – sein Nachdenken und Überlegen,
was zu tun sei (19.20), war endlos und lässt die menschliche Erschütterung erahnen.
In scheinbar auswegloser Lage unterbricht Gott sein Nachdenken: „Josef, du Sohn Davids.“
Worin kann uns Josef in seiner „Wüstenerfahrung“ Vorbild sein?
Wir hören von Josef kein Wort, kein Hymnus, aber er ist ganz dabei – der Mann im
Hintergrund, der Entscheidendes tut, damit Gottes Sohn seinen Weg in dieser Welt findet.
Wüsten – Lernorte des Glaubens? „Allein der Glaube muss gelernt werden.“ M. Luther
Warum sind Hörfähigkeit und Treue unverzichtbare Eigenschaften für einen Weg
durch die Wüste?
Es wird zu allen Zeiten Großes und Wichtiges geschehen, aber der Mensch im Hintergrund,
der fragende, hörende und besonnen zupackende Mensch, der seinen Dienst tut wie damals
wird immer die Geschichte der Gemeinde Gottes begleiten. Menschen wie Josef machen
nicht Geschichte, aber sie machen sie möglich.
2. Johannes, die „Stimme eines Predigers in der Wüste“ (Matth. 3)
Johannes hat in der Wüste gelernt, was zählt: kein missionarisches Projektgetöse, keine TaufErfolgsstatistik, kein Freikirchenstolz. Nein, nur die Stimme eines Rufenden in der Wüste,
sein Name ist nicht wichtig, nicht einmal seine eigenen Worte, seine Person tritt in den
Hintergrund. Seine Predigt löst eine gewaltige Bewegung aus, so dass sich die geistliche
Behörde in Jerusalem mit dieser „Wüstenerscheinung“ befassen musste.
Welcher großen Versuchung (dreifach) begegnete Johannes? (Joh. 1, 19-23)„Bist
du der Christus . . . Elia . . . Prophet? Dreimal hielt er stand: „Nein das bin ich nicht.“
Wie
oft ist die Kirche in ihrer Geschichte an dieser Frage gescheitert – etwas sein zu wollen.
Worauf aber kam es Johannes an? Er schuf Raum für den Messias, sein Kommen war
ihm wichtig, wenn es einen gibt, der diese reformatorische Formel: solus christus (Allein
Christus) gelebt hat, war es Johannes.
„Ich bin nicht wert, ihm die Schuhe zu tragen.“ (11) Manchmal wird heute vergessen, wer da
Mensch geworden ist – Johannes würde sich gegen einen fast kumpelhaften Umgang mit
Christus verwahren, nicht einmal sein Sklave könnte ich sein . . . zum Gottesdienstbeginn
wird in mancher Gemeinde fröhlich geschwatzt, andere beugen vor dem gegenwärtigem
Christus die Knie. Wie sieht mein Christusbild aus?
3. Jesus, der Klarsichtige (Matth. 4)
Diese Begebenheit liest sich so einfach, es scheint alles klar und vorhersehbar und doch war
es eine Auseinandersetzung, die von Jesus alles forderte. Stichpunkthaft werden 40 Tage
Versuchung skizziert.
Warum wurde die Wüste als Ort des Geschehens gewählt?
Anfechtung in Einsamkeit, auf sich allein gestellt; unwirtliche, schwierige Umgebung . . .
Beispielhaft werden aus 40 Tagen Versuchung – drei näher beschrieben:
o Versuchung des Materialismus (Steine zu Brot verwandeln). Faszination des
Geldes, des Habens, Emanzipation des Menschen: „Yes, we can!“
o Macht gegen Anbetung; Macht als finale Versuchung – „Alle diese Macht . . . wenn
. . .“ Keine Kompromisse in Sachen Anbetung Gottes!
o Missbrauch von Verheißungen Gottes – auf religiösem Gebiet der Jugend- und
Neureligionen ein weites Feld. Man glaubt von Gott fordern zu können . . . aber im
Grund wird nur die eigene Sensationsgier befriedigt.
In diesen drei Begriffen: Materialismus, Kompromiss und Sensationslust ist alle Versuchung
dargestellt. Worin lag die Stärke Jesu nicht nur in dieser Zeit der Versuchung?
Geistesgegenwart ließ ihn erkennen und widerstehen. Welche Möglichkeiten haben wir?
Geschwisterliche Solidarität, gemeinsames Widerstehen und auch wieder Aufstehen!
4. Und wir?
Welche Gemeinsamkeiten bestehen zwischen Wüstenwegen und dem Weg der
Gemeinde (z. B. in der Mission)? Sand in den Schuhen, zwischen den Zähnen, auf der
Seele? Da versucht eine Gemeinde alles ihr Mögliche, aber der Sand gewährt nichts, aber er
fordert alles. Eins ist sicher: Treibhauschristen gibt es in der Wüste nicht!
Bedenken wir das Wort des Johannes: Gott kann . . . aus diesen Steinen Kinder erwecken.“
(3,8) heißt aber doch: Gott lässt seine Kinder nicht allein in der Wüste – bei Gott ist alles
möglich. Wie ernst nehmen wir Gottes Verheißung für unser Leben?
Was geschieht, wenn eine Gemeinde die Gottesorientierung in der Wüste verliert?
Oder: warum ist es gefährlich für eine Gemeinde jedem bunten Kameltreiber1,
der am Wüstenhorizont auftaucht, zu folgen?
Ein Zuspruch, nicht nur für meine brandenburgischen Geschwister: Wenn die
Wüste Judäas engelfähig ist, dann ist´s der märkische Sand auch! („siehe, da traten
Engel zu ihm“ 4,11) Was für Jesus, Johannes und Josef galt – steht auch für uns
heute!
Cottbus, den 02.02.2016, Christian Knoll
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Hier meine ich durchaus den theologischen, bzw. missionarischen Horizont.