LOKALES LOKALES SONNABEND, 17. OKTOBER 17./18. Sonnabend/Sonntag, 2015 Oktober 2015 13 Es darf ruhig ein bisschen mehr sein Offshore-Windkraft könnte viel mehr leisten, als die Regierungspläne bisher vorsehen / Komponentenhersteller warnen: Zwei bis drei Parks pro Jahr sind zu wenig VON THOMAS SASSEN BREMERHAVEN/CUXHAVEN. Zwei bis drei Windparks pro Jahr sind zu wenig, um die Kapazitäten der Offshore-Branche in Deutschland auszulasten und den Standort international wettbewerbsfähig zu halten. Bei der anstehenden Neuregelung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) muss die Bundesregierung nachlegen. Gegen ein geplantes Ausschreibungsverfahren beim Bau neuer Parks haben Komponentenhersteller aus Bremerhaven und Cuxhaven grundsätzlich nichts einzuwenden. Das sind die Kernaussagen des „Windgipfels“, zu dem der Presseclub Bremerhaven Unterweser am Donnerstagabend ins Klimahaus eingeladen hatte. Im Interview mit den Journalisten Gerd Wöhlecke und Herbert Klonus informierten von Siemens-Hamburg der Deutschland-Verkaufschef Marco Kosan, vom Bremerhavener Anlagenhersteller Adwen Projektdirektor Jan Koschinski, vom Nordenhamer Monopile-Hersteller Steelwind Ralf Hubo und vom Sicherheitstrainings-Anbieter Falck Safety Services aus Bremerhaven Georg Wölk über aktuelle Lage und Perspektiven ihrer Unternehmen. Beste Windverhältnisse Mit Offshore-Windenergie ist die Energieversorgung in Deutschland grundsätzlich sicherzustellen, dazu umweltverträglich und sogar schon in wenigen Jahren zu wettbewerbsfähigen Preisen. Die deutsche Nordsee und ihre Küstenstädte bieten ideale Bedingungen. Beste Windverhältnisse mit 50 Prozent Volllaststromerzeugung über das Jahr gerechnet, geringe Wassertiefen, unproblematische Sandböden sowie eine weltweit führende Offshore-Industrie und Forschung. Einzige Hürde stellen noch immer die engen Zum traditionellen „Windgipfel“ hatte der Presseclub Bremerhaven Unterweser diesmal ins Klimahaus nach Bremerhaven eingeladen. Passend zum Thema schauten sich die Teilnehmer vor der Informationsveranstaltung in der vor einem Jahr eingerichteten Abteilung „Offshore-Windenergie“ um. Hauptanziehungspunkt ist ein Helikoptersimulator, mit dem Besucher zu einem Windpark bei Helgoland „hinausfliegen“ können. Fotos: Sassen Vorgaben der Bundesregierung dar, die die Branche eher ausbremsen statt zu fördern. Global Player wie die Anlagenhersteller » Cuxhaven hat das attraktivste Gesamtpaket angeboten .« MARCO KOSAN, SIEMENS HAMBURG Siemens und Adwen (ehemals Areva) schauen trotzdem optimistisch in die Zukunft. Sie sehen – wenn schon nicht in Deutschland – so doch auf dem Weltmarkt ausreichend Absatzchancen für ihre Turbinen. Kosten und Risiken im Offshorebereich sind wesentlich größer als bei Windparks an Land. Das betrifft sowohl Errichtung als auch Wartung und insbesondere Reparatur. Auch der Bremerhavener Hersteller Adwen hat in einigen Projekten noch als Areva teures Lehrgeld bezahlen müssen und seine Anlagen inzwischen entsprechend angepasst. Leistung und technische Zuverlässigkeit bestimmten am Ende die Wirtschaftlichkeit. Das Gewicht der Komponenten begrenze die Leistungsfähigkeit der Anlagen, sagte Adwen-Projektdirektor Koschinski. Adwen baut zurzeit an einer neuen Turbine mit acht MW Leistung, die von einem Rotor mit 180 Meter Durchmesser angetrieben wird. 70 Stück sollen davon bis Ende 2017 hergestellt werden und das Bremerhavener Werk, das zurzeit vergrößert wird, bis Ende 2017 auslasten. In wenigen Jahren will das Unternehmen weltweit 20 Prozent aller Offshore-Windturbinen liefern. Da ist Siemens als Weltmarktführer schon einen großen Schritt weiter. Der Konzern mit seiner äußerst erfolgreichen Windsparte mit Sitz in Hamburg wird in Kürze mit dem Bau des weltweit größten Turbinenmontagewerkes in » An den Kos- ten für das Fundament kann nur noch wenig gespart werden « RALF HUBO, STEELWIND GF Cuxhaven beginnen. Dort soll ab 2017 die neue getriebelose 7-MWAnlage zusammengebaut werden, deren Prototyp bereits in Däne- mark läuft. Während die Entwicklungszentralen mit den beiden Werken in Brande und Aalborg in Dänemark bleiben, soll, so Siemensvertreter Kosan, Cuxhaven mit dem neuen Werk zur Montage- und Logistikdrehscheibe für Offshore-Turbinen der nächsten Generationen ausgebaut werden. Auf die Frage, warum sich der Konzern letztendlich für Cuxhaven entschieden habe, antwortete Kosan: „Cuxhaven hat im Vergleich aller Standorte das attraktivste Gesamtpaket angeboten.“ Im Wesentlichen sind das die erschlossene Fläche und der fast fertige Liegeplatz.
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