Graham, Rudolf: Urgeschichte der Menschheit. Stuttgart

62
Buchbesprechungen
Graham, Rudolf: U r g e s c h i c h t e d e r Menschen sehr nahe standen und HalbM e n s c h h e i t . Ein! in d. Abstäm- menschen genannt werden dürfen, damit
mlings- u. Kulturgeschichte des Men- die Rückverlegung der menschlichen Entschen. Mit 7 Tabellen, 110 Abb. 5 Kt. u. wicklung in das Tertiär, dem sich in Zue. Beibl. Stuttgart, Kohlhammer (1952). kunft die größte Aufmerksamkeit zuzu311 S., 2Taf.8°Lw. 16.40.
wenden hat."
Auch der Verfasser betrachtet die EntDer 'erste kurze Abschnitt „Abriß der
des Menschen zum geistigen WeErdgeschichte" trägt den mißverständli- wicklung
als eine einmalige Leistung der Natur
chen Untertitel: Schöpfung oder Entwick- sen
und gibt Geist und Handfertigkeit als die
lung? Seit den weltanschaulichen Debat- Grundlagen
der Kulturentwicklung an, die
ten, die sich an die materialistische in ihren Stadien
Grund des vorhandeAusdeutung der darwinistischen Entwick- nen Materials mitaufihren
charakteristischen
lungslehre durch Haeckel und Gesin- Merkmalen geschildert werden.
Das Pronungsgenossen anschlössen, wurde zur Ge- blem
der Menschwerdung greift weit über
nüge herausgestellt, daß Schöpfung und die Naturwissenschaft
und die Psychologie
Entwicklung keinen Gegensatz bilden, daß hinaus und gibt schwierige
metaphysische
beide Begriffe auf ganz anders geartete Rätsel auf. Der hier eingeführte
Fragestellung eine Antwort geben. Außer- des Halbmenschen erfordert eine Begriff
dem scheint der Verfasser bei der Ent- psychologische und metaphysischegenaue
wicklungslehre an dem alten Gedanken lyse, die zur Negierung des Begriffes Anafüheiner allmählichen Umbildung der Organe
kann. Das Material ist noch nicht reichfestzuhalten, wogegen schon Bergson und ren
eine widerspruchsfreie
Oswald Spengler Entscheidendes einge- haltig genug,zuum
ermöglichen. Wie weit auch
wandt haben. Nach einem Überblick über Ausdeutung
in naturwissenschaftlichen Kreisen die
die Entwicklung der Affen, gibt der Ver- Auffassung
über die Menschenabstamfasser einen genauen Überblick über das mung auseinander
gehen, ist genugsam bepaläontologische Material, das zur Bestim- kannt. Vgl. die näheren
Ausführungen in
mung der Menschwerdung der heutigen meiner „Geschichte der Abendländischen
Forschung zur Verfügung steht. Folgende Weltanschauung" Bd. V.
Stufen werden namhaft gemacht: Australopithecusgruppe (aufrechter Gang, menschH. M e y e r
liches Gebiß, keine Steingeräte, noch kein Würzburg
Feuergebrauch, Halbmenschen) — Anthropusgruppe (der älteste uns bekannte Urmensch) — die Urriesen (abgestorbener
Seitenzweig) — Neandertalgruppe,—Praesapiensgruppe — der Altmensch (Homo
sapiens diluvialis). Als wichtigste Forschungsergebnisse der letzten 15 Jahre
werden namhaft gemacht:
„Die Entthronung des Neandertalers als
kennzeichnenden Urmenschen und als
Vorfahren des heutigen Europäers.
Die Erkenntnis, daß bereits vor dem
Neandertaler eine Entwicklung in Richtung auf den Homo sapiens stattfand (Präsapiensgruppe).
Die endgültige Anerkennung des Pithecanthropus als urtümlichster Menschenart.
Die Entdeckung der Urriesen.
Die Entdeckung der Australopithecinen
als aufrecht gehender Wesen, die dem