Jahresbericht 2015 bahnhofkirche

bahnhofkirche
chapelle de gare
chiesa della stazione
station church
Bahnhofkirche
Postfach, 8021 Zürich
Tel. 044 211 42 42
Fax 044 211 42 40
[email protected]
www.bahnhofkirche.ch
PC 87-330962-2
Jahresbericht 2015
Einladende Offenheit:
ökumenisch getragen, interreligiös gastfreundlich!
Menschwerdung
"Menschwerdung geschieht überall da, wo Menschen Leben ermöglicht wird."
Dieser Satz steht im diesjährigen Blatt, das von der Krippe aus Kamerun erzählt.
Die Krippe steht den ganzen Advent in der Bahnhofkirche. Keine Krippe hat bis
anhin ein so grosses Echo ausgelöst. Aus einem Holz geschnitzt sind Maria,
Josef, Engel, Stern und Jesuskind. Nur wer den Holzstrunk öffnet, findet die
Heilige Familie.
Wer das Herz öffnet, verleiht dem Wunder der Menschwerdung Hand und Fuss.
Genau so lässt sich unsere Arbeit als Seelsorgende hier in der Bahnhofklirche
am Besten und Einfachsten beschreiben.
Menschen auf der Suche, Menschen in Krisensituationen ihres Lebens offen
begegnen, zuhören und mit ihnen Wege suchen auf Menschwerdung hin, das ist
unsere Aufgabe. Offenheit ist der Schlüssel in unserer Arbeit. Menschen haben
oft Angst vor Verurteilung, sie sind kirchenfern und doch auf der Suche nach
Gott, nach Versöhnung, nach Menschlichkeit, nach Segen. Unsere offene Tür
ermöglicht Menschen unangemeldet, anonym und unentgeltlich zu einem
Gespräch zu kommen. Die christlichen Werte, die wir vertreten, sind ihnen
wichtig auch wenn sie selber in keiner oder einer anderen Religion beheimatet
sind. Bänker und Bettler, SBB-Personal und Reisende finden den Weg zu uns.
Sicher die Hälfte unserer Besucherinnen und Besucher gehören nicht mehr einer
Landeskirche an oder sind in einer anderen Religion beheimatet. Wir erfüllen
einen volkskirchlichen Auftrag.
Wir Seelsorgenden erlebten im vergangenen Jahr immer wieder das Wunder der
Menschwerdung. Wir erfahren und erleben, wie Gott mitten unter uns leidet und
lebt.
Menschwerdung geschieht täglich in der Bahnhofkirche.
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche
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365 Tage geöffnet!
Seelsorgeteam
Das Jahr war geprägt von Unfall und Krankheit bei den Seelsorgenden. Rolf Diezi
hatte zu beginn des Jahres einen Unfall und konnte erst Mitte März wieder
tatkräftig mitarbeiten. Roman Angst musste wegen Rückenproblemen Ende
Oktober ins Spital und wird erst im kommenden Jahr wieder einsatzfähig sein.
Trotzdem: Unsere Türe war 365 Tage offen.
Über 2000 Personen haben bei uns ein Gespräch erhalten.
Geschätzte 150'000 Menschen haben die Bahnhofkirche besucht.
Treffen und Weiterbildung
www.offenetuer.net
Ein Highlight im September war die Tagung und Weiterbildung der Offenen Türen
des europäischen, deutschsprachigen Raums. Wir durften 30 engagierte
SeelsorgerInnen und BeraterInnen bei uns in der Schweiz Willkommen heissen.
Neben dem bereichernden Austausch über unsere Arbeit, genossen wir eine
Weiterbildung zum Thema: "Humor in der Seelsorge."
Worüber lachen Sie? Worüber nicht? Warum lachen Sie, und warum vergeht
ihnen manchmal das Lachen? Warum lacht am besten, wer zuletzt lacht? Wann
haben Sie das letzte Mal herzhaft gelacht? In welchem Kontext war dies und mit
wem? Wir alle besitzen unseren eigenen Humor und sein Einsatz hängt von
vielen Faktoren ab. Wer wann was lustig findet und warum ist Gegenstand der
Gelotologie, der Wissenschaft der Auswirkungen des Lachens.
Wir alle haben schon von den Clowns im Spital gehört. Sie besuchen Langzeitkranke und erhellen ihren tristen Alltag. Sie bringen Unterbrechung ins Gewohnte
und manchmal sogar Abstand zum Gewohnten und viel befreiendes und lösendes Lachen.
Humor ist auch Lebenselixier in der Seelsorge und Beratung. Auch da löst und
manchmal sogar erlöst er. Er durchbricht das Schwere und das Weinen. Er eröffnet einen neuen, meist grösseren Horizont.
Aber Humor kann nicht "gemacht" werden. Er ereignet sich in der Begegnung von
Menschen - manchmal unfreiwillig, manchmal ganz bewusst. In jedem Fall kann
er aber nutzbar gemacht werden. Schweres wird leichter und bekömmlicher und
manchmal führt er fast schlagartig zum Wesentlichen, weil er das Vorgegebene
aufreisst und das Weiterbringende deutlich macht.
Darum ist es wichtig, dass Seelsorgerinnen und Seelsorger, Beraterinnen und
Berater offen sind für diesen Humor, der da passieren kann. Es ist wichtig, dass
sie gelernt haben, damit umzugehen, ihn wirklich nutzbar zu machen. Und dazu
ist es auch nötig, dass sie ihren eigenen Humor gut kennen. Das braucht viel
Offenheit und die Bereitschaft, auch einmal in den Spiegel zu schauen.
Ganz besonders spannend waren dann die Erzählungen von humorgeladenen
Seelsorge- und Beratunsgesprächen. Was für eine Kraft zu positiven und verändernden Gefühlen hat der Humor, das Lachen und manchmal auch nur das stille
Schmunzeln. Schlagartig können sich Sichtweisen zum Positiven verändern.
Deutlich kniffliger und gefährlicher wird es, wenn wir gezielt und bewusst den
Humor als Interventionswerkzeug gebrauchen. Da ist Vorsicht angebracht. Lässt
die Gesprächsbeziehung das schon zu? Mit Humor können wir Menschen auch
überfahren. Wir haben das geübt und beides erlebt: Erfolg und Niederlage.
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche
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Gerade wegen solcher Erfahrungen wurde die Tagung und Weiterbildung ein
grosser Erfolg. Die einen nahmen Vorsicht beim Einsatz des Humors mit, die anderen den Mut dazu.
Statistische Angaben
Themen
Allgemeine Lebensfragen, Soziales
Arbeit, Asyl, Ausländer
Finanzielle Probleme
Glaubensfragen, Religionen, Kirche
Informationen
Krisen, Sucht
Partnerschaft, Familiäre Probleme
Psychische Probleme
Sonstiges
Vernetzungsgespräche
Total
Zahlen
Personen
davon Männer in %
Seelsorgegespräche
Diakonische Gespräche
Gruppen & Vorträge
Interviews
Gespräche gesamt
Auskünfte Freiwilliger
2009
1748
41.21
1619
776
93
24
2512
2866
2012
98
98
150
324
191
157
79
104
236
113
1550
2010
1477
40.99
1365
629
68
20
2082
2534
2011
1795
41.2
1782
806
70
31
2689
3365
2013
109
80
144
348
161
167
94
94
245
47
1489
2012
1637
42.3
1550
401
72
26
2049
2581
2014
2015
201
104
112
424
162
106
94
153
190
336
175
166
396
252
58
98
172
165
32
1578
51
1869
2013
1564
41.1
1489
246
63
12
1810
2167
2014
1669
39.4
1578
251
78
10
1917
2945
2015
2048
39.07
1869
112
61
10
2051
2988
Freiwillige
Freiwillige
Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter
Ruth Anderegg
Katharina Beiss (Feb/März 15)
Maria Brändle
Margrit Egli
Beatrice Fontanellaz
Renata Hery
Pia Lingg (seit Aug 15)
Elsbeth Meili
Conny Pfammatter
Willi Schärer
Monika Vosseler
Maja Zettel
Yolanda Bärtschi
Erica Beran (bis Juni 15)
Katharina Bürgin
Hans R. Fischer
Angelica Häusler (seit Aug 15)
Verena Hutter
Elsbeth Maurer
Georg Mühlebach (seit Nov 15)
Michael Ramsauer (seit Jan 15)
Susanna Sprokkereef (seit Jan 15)
Dora Widmer Bisconi
Elisabeth Zürrer
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche
4
Seelsorgende
Leitung
Roman Angst
Rita Inderbitzin
in Teilzeit
Rolf Diezi
Edith Arpagaus
Aushilfe
Beat Schlauri (Notfallstellvertretung)
Ausschuss und Kommission der Bahnhofkirche
Kommission
und
Ausschuss*
Andrea Bianca
Pfarrer und Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Landeskirche
Rita Famos*
Leiterin Gemeindeentwicklung der Evangelisch-reformierten Landeskirche
Rolf Bezjak (bis Juni 2015)
Mitglied des Römisch-katholischen Synodalrates
Othmar Kleinstein (ab Juli 2015)
Mitglied des Römisch-katholischen Synodalrates
Markus Köferli*
Bereichsleiter Spezialseelsorge des Römisch-katholischen Synodalrates
Daniela Jerusalem-Stucki*
Verband der stadtzürcherischen evangelisch-reformierten Kirchgemeinden
Ursula Graf*, Präsidentin
Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden der Stadt Zürich
René Berchtold
Pfarrer und Vertreter des Generalvikars für den Kanton Zürich
Daniel Wassmer
Centerleiter RailCity Zürich
Anton Müller
Kantonspolizei im Hauptbahnhof
Britta Crameri Wu
Bahnhofhilfe Zürich
*Mitglieder des Kommissionsausschusses
Erstellt: Februar 2016
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche