Roboter lassen Späne fliegen - phi – Produktionstechnik Hannover

Roboter lassen Späne fliegen
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Roboter lassen Späne fliegen
Auf einen Blick
Kostengünstige und flexible
Fertigung mit Industrierobotern
Automatisierte
Prozessplanung und
-optimierung
Steigerung der
Fertigungsqualität
02. 2015
IFW | Industrieroboter sind günstig, flexibel und bieten ein gewaltiges
Marktpotenzial für die spanende Bearbeitung großer Strukturbauteile für
Flugzeuge. Das IFW will die Roboter für den Serieneinsatz nutzbar
machen – doch auf dem Weg dahin müssen die Forscher einige Hürden
beseitigen.
Fügen, montieren, verpacken – das beherrschen moderne Industrieroboter
längst. Weil sie so flexibel einsetzbar sind und geringe Investitionskosten
erfordern, bieten sie ein hohes wirtschaftliches Potential und erobern nach der
Handhabungstechnik auch viele andere Bereiche der Fertigung. Bei der
spanenden Bearbeitung weisen die Roboter allerdings noch erhebliche
Defizite auf, etwa eine geringe Steifigkeit im Vergleich zur Werkzeugmaschine
und eine hohe Schwingungsanfälligkeit.
Das Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz
Universität Hannover will diese Defizite beseitigen und die flexiblen Roboter
für den Serieneinsatz in der spanenden Bearbeitung nutzbar machen. Das
Projekt „Innovative und flexible Fertigung von Flugzeugbauteilen aus
Hochleistungswerkstoffen“, kurz INNOFLEX, wird seit 2012 vom Land
Niedersachsen gefördert.
Um die Leistungsfähigkeit von Industrierobotern zu steigern, entwickelt das
Team um Professor Dr. Berend Denkena ein ganzheitliches Konzept (siehe
Bild 2): Die Forscher wollen unter anderem die Prozessauslegung optimieren,
die Fertigungsqualität verbessern und Werkzeuge entwickeln, mit denen sich
Schwingungen reduzieren lassen.
Prozesse intelligent planen – und Fehler vermeiden
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Je früher Fehler erkannt werden, desto einfacher sind sie zu vermeiden –
deshalb hat das IFW mit seinen Partnern im Projekt INNOFLEX eine
vorausschauende Prozessplanung entwickelt. Damit ist es möglich, bereits in
der Planungsphase Fehler zu detektieren und Fertigungsprozesse zu
optimieren, lange bevor der eigentliche Roboter zum Einsatz kommt (siehe
Bild 3).
Die neuen Methoden zur Bahnplanung und -optimierung werden in
bestehende Prozessplanungssysteme integriert (engl. CAM – Computer Aided
Manufacturing). Wichtig ist dabei, dass der Planer sein technologisches
Wissen, das er über Jahre mit konventionellen Fertigungssystemen aufgebaut
hat, in die Auslegung von Bearbeitungsprozessen mit Robotern einbringen
kann. Deshalb muss die Programmierung der Industrieroboter genauso
komfortabel erfolgen wie gewohnt. Unterstützt wird der Planer jetzt allerdings
durch zusätzliche Analyse- und Simulationsmethoden, die ihm eine direkte
Rückmeldung zur prognostizierten Fertigungsqualität geben.
Die Fertigungsqualität vorhersagen – und verbessern
Die Fertigungsqualität hängt nicht nur von der Prozessplanung ab, sondern
auch vom Roboter selbst. Im Fokus steht dabei sein Nachgiebigkeitsverhalten:
In einer Prozesssimulation lassen sich die auftretenden Kräfte vorhersagen,
während ein Modell des Roboters die Bahntreue unter Last abbildet – beides
zusammen ermöglicht die Prognose der erreichbaren Fertigungsqualität.
Mit diesem Wissen wird die Prozessplanung kontinuierlich überwacht und bei
Bedarf angepasst. Beispielsweise können andere Prozessgeschwindigkeiten
oder auch andere Posen des Roboters vorgegeben werden, um
Abweichungen von der Bahn zu reduzieren. Zusätzlich kann die
Prozessprognose während der Fertigung verwendet werden, um frühzeitig
Abweichungen vom normalen Prozessverlauf zu erkennen, noch bevor Fehler
auftreten. Solche Abweichungen können zum Beispiel durch den Verschleiß
eines Werkzeuges entstehen. Die Forscher am IFW haben deshalb MiniaturSensoren in die Struktur des Roboters eingebracht, um die Kräfte im Prozess
zu messen und zu überwachen.
Fertigung ganzheitlich optimieren – und Geld sparen
Mit der automatisierten Bahnplanung und -optimierung können Unternehmen
nicht nur die Fertigungsqualität steigern, sondern auch die Planungszeit
reduzieren und damit die Produktivität der spezialisierten Fachkräfte erhöhen.
Im Projekt INNOFLEX beschäftigen sich die Forscher außerdem mit der
Werkzeugauslegung, der Fertigungssteuerung und einer verbesserten
Konstruktion der Roboter. Wenn beispielsweise die Werkzeuge speziell für
den Prozess ausgelegt werden, lassen sich Schwingungen derart reduzieren,
dass sie sich nicht negativ auf die Oberflächenbeschaffenheit des Bauteils
auswirken. Und wenn moderne Steuerungen zum Einsatz kommen, können
die Positionier- und Bahngenauigkeit gesteigert werden.
Mit all diesen Maßnahmen wollen die Forscher Industrieroboter für die
spanende Bearbeitung einsatzfähig machen. Das wirtschaftliche Potenzial
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bringen sie bereits mit: Erste Schätzungen auf Basis der Erkenntnisse aus
INNOFLEX sagen ein Einsparpotenzial von 20 bis 30 Prozent im Vergleich zu
konventionellen Bearbeitungszentren über den gesamten Lebenszyklus
voraus.
Forschen für die Luftfahrt von Morgen – IFW stellt Ergebnisse vor
Neben der roboterbasierten Fertigung von Flugzeugstrukturen widmen sich die
Forscherteams um Professor Dr. Berend Denkena auch vielen weiteren
Themen rund um die Herstellung und Instandsetzung innovativer
Luftfahrtbauteile. Vorgestellt werden die Forschungsergebnisse bei der
internationalen Machining Innovations Conference „Neue Fertigungstechnologien für die Luft- und Raumfahrt“, zu der das Machining Innovations
Network e. V. in Kooperation mit dem IFW einlädt.
Die Konferenz findet am 18. und 19. November 2015 im
Produktionstechnischen Zentrum Hannover (PZH) in Garbsen statt. Im Fokus
steht die Fertigung komplexer Strukturbauteile. Das Konferenzprogramm und
weitere Informationen sind unter www.machining-network.com/conference zu
finden.
von Jan Brüning
E-Mail: [email protected]
Tel.: (0511) 762 18320
Webseite: www.ifw.uni-hannover.de
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