4. Schritt - VERITAS Verlags

4. Schritt
TEXTINTERPRETATION
FASSUNG 1
DEINE ÜBERARBEITUNGSVORSCHLÄGE
Der deutsche Erfolgsautor Patrick Süskind stellte in seinem 1995 entstandenen Prosatext „Der Zwang zur Tiefe“ eine junge Künstlerin in den Mittelpunkt des Geschehens. Der Text geht der Frage nach, welchen Einfluss Kritik bei dem Entwicklungsprozess einer Künstlerin / eines Künstlers hat.
Eine junge Künstlerin hat ihre erste Ausstellung und wird von einem Kritiker für ihr Talent gelobt, er meint aber auch gleichzeitig, dass ihren Zeichnungen die Tiefe fehle. Deshalb macht sie sich auf die Suche nach der Tiefe.
Sie sucht in Galerien, Museen, Buchhandlungen etc. nach einer Antwort. Sie
findet keine. Sie verfällt äußerlich und innerlich zunehmend. Sie begibt sich
sogar auf eine Reise nach Neapel, findet aber auch dort keine Tiefe. Daraufhin zerstört sie ihre Zeichnungen und begeht schließlich Selbstmord. Nach
ihrem Tod schreibt der Kritiker über die Künstlerin und spricht dabei von
ihrem „Zwang zur Tiefe“ (Z. 105), der schon in ihren ersten Arbeiten zu bemerken gewesen sei.
Süskind erzählt chronologisch über die Veränderungen der Hautfigur, die
schrittweise dann zu ihren Tod führen. Im ersten Abschnitt wird die junge
Künstlerin erstmals mit Kritik konfrontiert.
In der Zeitung lobt sie ein Kritiker zwar für ihre erste Ausstellung, doch er
bemängelt, dass ihren Zeichnungen Tiefe fehle. Dies hört sie dann auch in
ihrem Freundeskreis, als ihre Freunde auf einer Party laut über das Lob des
Kritikers, aber leise auch über seine Kritik in Bezug auf die fehlende Tiefe
sprechen. Der zweite Teil des Prosatextes handelt von der Suche der Frau
nach Tiefe. Diese Suche verläuft in drei Phasen über drei Wochen: In der
ersten Woche zeichnet die Künstlerin nichts und denkt intensiv über die
fehlende Tiefe nach. Innerhalb der zweiten Woche zeichnet sie wieder, es
gelingt ihr aber nicht, Tiefe in ihre Bilder zu bringen. Sie hat bereits die Kritik
verinnerlicht. Die dritte Woche ist die Suche nach der Tiefe gewidmet. Die
Frau studiert andere Künstler und Werke, liest in Kunstbänden nach, kauft
sich „das tiefste Buch“ (Z. 33) und besucht Galerien und Museen. Doch eine
Antwort bekommt sie nicht. Es beginnt ihr Rückzug, ihr körperlicher und
seelischer Verfall, schließlich der Selbstmord. In dieser Phase isoliert sie sich
von ihren Freunden und der Außenwelt, lässt ihr Talent verkümmern und
beginnt, Tabletten zu schlucken. Sie trinkt, wird dick und kümmert sich
nicht mehr um ihr Äußeres. Es geht ihr auch die Fähigkeit verloren, sich zu
äußern, sie gibt nur noch „unverständliches Gebrabbel“ von sich. Nach einer
Neapelreise zerstört sie all ihre Zeichnungen und springt dann vom Fernsehturm in den Tod. Der letzte Abschnitt der Geschichte beschäftigt sich
damit, was nach ihrem Tod passiert. Die Presse stürzt sich auf den Selbstmord der jungen Künstlerin, in den Zeitungen werden Fotos von ihrer verwahrlosten Wohnung abgedruckt und ein Kritiker schreibt in einer Notiz
über ihre Arbeiten, dass schon hier ihr „gnadenloser Zwang zur Tiefe“ (Z.
105) erkennbar gewesen sei.
Das Schlüsselwort dieser Geschichte heißt „Tiefe“. Es wurde 15-Mal verwendet und bildet somit den roten Faden des Textes. Dieses eine Wort hat so
viel Kraft, dass am Ende die Hauptperson in die Tiefe springt und sich tötet.
Die eigentliche Wortbedeutung, also „Ausdehnung senkrecht nach unten“
© VERITAS-Verlag, Linz – DURCHSTARTEN ZUR ZENTRALMATURA. Deutsch AHS / BHS
4. Schritt
TEXTINTERPRETATION
FORTSETZUNG FASSUNG 1
DEINE ÜBERARBEITUNGSVORSCHLÄGE
(Definition Duden) ist nicht schwer zu verstehen. Auch im Alltag trifft man
auf Wendungen mit „Tiefe“, z. B. „Heute habe ich tief und fest geschlafen.“,
„eine tiefe Wunde“. Und dieser Begriff wird auch vielfach in übertragener
Bedeutung verwendet. Im Fall des Textes steckt die Bedeutung Tiefgründigkeit dahinter. Das kann einerseits auf Kunstwerke bezogen sein, wie in diesem Fall auf die Zeichnungen der Künstlerin, anderseits auch auf den Charakter einer Person angewendet werden.
Mit Kritik umzugehen, ist schon mal gar nicht so leicht. Als Künstlerin / Künstler ist man auf gute Kritik angewiesen, wenn man erfolgreich und
in der Kunstszene anerkannt sein will. Was alles eine vielleicht sogar nur
beiläufige Rezension eines Kritikers auslösen kann, sieht man in diesem
Text. Nicht das Lob wird von der Künstlerin wahrgenommen, sondern nur
die Kritik gehört. Diese Kritik wird zwar von der Künstlerin selbst reflektiert,
von ihren Freunden aber unreflektiert weitergegeben. Doch was mit dieser
Kritik überhaupt gemeint ist, kann keiner erklären, denn häufig werden einfach Worthülsen geschrieben, die gut klingen, aber eigentlich keine konkrete Aussage haben. Hätte der Kritiker sich genau mit dem Werk der Künstlerin auseinandergesetzt, hätte er ihr vielleicht konstruktives Feedback geben
können, mit dem die Künstlerin auch etwas anfangen hätte können, aber
wenn gar nicht bekannt ist, was kritisiert wird, kann man auch nichts ändern. Wie gedankenlos mache Kritik ausgesprochen wird, sieht man daran,
dass im Nachruf auf die Künstlerin genau das Gegenteil der ersten Kritik
behauptet wird.
Somit sieht man, dass die Macht der Kritik nicht zu unterschätzen ist.
Eine Kritik ist schnell gesprochen bzw. geschrieben, kann aber viel Schaden
anrichten, in diesem Fall hat sie bis zum Tod geführt.
776 Wörter
© VERITAS-Verlag, Linz – DURCHSTARTEN ZUR ZENTRALMATURA. Deutsch AHS / BHS
5. Schritt
TEXTINTERPRETATION
FASSUNG 2
DEINE ÜBERARBEITUNGSVORSCHLÄGE
Der deutsche Erfolgsautor Patrick Süskind stellte in seinem 1995 entstan­
denen Prosatext „Der Zwang zur Tiefe“ eine junge Künstlerin in den Mittelpunkt des Geschehens. Der Text geht der Frage nach, welchen Einfluss Kritik bei dem Entwicklungsprozess einer Künstlerin / eines Künstlers hat.
Eine junge Künstlerin hat ihre erste Ausstellung und wird von einem Kritiker für ihr Talent gelobt, er meint aber auch gleichzeitig, dass ihren Zeichnungen die Tiefe fehle. Deshalb macht sie sich auf die Suche nach der Tiefe.
Sie sucht in Galerien, Museen, Buchhandlungen etc. nach einer Antwort. Sie
findet keine. Sie verfällt äußerlich und innerlich zunehmend. Sie begibt sich
sogar auf eine Reise nach Neapel, findet aber auch dort keine Tiefe. Daraufhin zerstört sie ihre Zeichnungen und begeht schließlich Selbstmord. Nach
ihrem Tod schreibt der Kritiker über die Künstlerin und spricht dabei von
ihrem „Zwang zur Tiefe“ (Z. 105), der schon in ihren ersten Arbeiten zu bemerken gewesen sei.
Süskind erzählt chronologisch über die Veränderungen der Hautfigur, die
schrittweise dann zu ihren Tod führen.
Im ersten Abschnitt wird die junge Künstlerin erstmals mit Kritik konfrontiert. In der Zeitung lobt sie ein Kritiker zwar für ihre erste Ausstellung, doch
er bemängelt, dass ihren Zeichnungen Tiefe fehle. Dies hört sie dann auch in
ihrem Freundeskreis, als ihre Freunde auf einer Party laut über das Lob des
Kritikers, aber leise auch über seine Kritik in Bezug auf die fehlende Tiefe
sprechen.
Der zweite Teil des Prosatextes handelt von der Suche der Frau nach Tiefe.
Diese Suche verläuft in drei Phasen über drei Wochen:
In der ersten Woche zeichnet die Künstlerin nichts und denkt intensiv über
die fehlende Tiefe nach.
Innerhalb der zweiten Woche zeichnet sie wieder, es gelingt ihr aber nicht,
Tiefe in ihre Bilder zu bringen. Sie hat bereits die Kritik verinnerlicht.
Die dritte Woche ist die Suche nach der Tiefe gewidmet. Die Frau studiert
andere Künstler und Werke, liest in Kunstbänden nach, kauft sich „das tiefste Buch“ (Z. 33) und besucht Galerien und Museen. Doch eine Antwort bekommt sie nicht.
Es beginnt ihr Rückzug, ihr körperlicher und seelischer Verfall, schließlich
der Selbstmord. In dieser Phase isoliert sie sich von ihren Freunden und der
Außenwelt, lässt ihr Talent verkümmern und beginnt, Tabletten zu schlucken. Sie trinkt, wird dick und kümmert sich nicht mehr um ihr Äußeres. Es
geht ihr auch die Fähigkeit verloren, sich zu äußern, sie gibt nur noch „unverständliches Gebrabbel“ von sich. Nach einer Neapelreise zerstört sie all
ihre Zeichnungen und springt dann vom Fernsehturm in den Tod.
Der letzte Abschnitt der Geschichte beschäftigt sich damit, was nach ihrem
Tod passiert. Die Presse stürzt sich auf den Selbstmord der jungen Künstlerin, in den Zeitungen werden Fotos von ihrer verwahrlosten Wohnung abgedruckt und ein Kritiker schreibt in einer Notiz über ihre Arbeiten, dass
schon hier ihr „gnadenloser Zwang zur Tiefe“ (Z. 105) erkennbar gewesen
sei.
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5. Schritt
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FORTSETZUNG FASSUNG 2
DEINE ÜBERARBEITUNGSVORSCHLÄGE
Das Schlüsselwort dieser Geschichte heißt „Tiefe“. Es wurde 15-Mal verwendet und bildet somit den roten Faden des Textes. Dieses eine Wort hat so
viel Kraft, dass am Ende die Hauptperson in die Tiefe springt und sich tötet.
Die eigentliche Wortbedeutung, also „Ausdehnung senkrecht nach unten“
(Definition Duden) ist nicht schwer zu verstehen. Auch im Alltag trifft man
auf Wendungen mit „Tiefe“, z. B. „Heute habe ich tief und fest geschlafen.“,
„eine tiefe Wunde“. Und dieser Begriff wird auch vielfach in übertragener
Bedeutung verwendet. Im Fall des Textes steckt die Bedeutung Tiefgründigkeit dahinter. Das kann einerseits auf Kunstwerke bezogen sein, wie in diesem Fall auf die Zeichnungen der Künstlerin, anderseits auch auf den Charakter einer Person angewendet werden.
Mit Kritik umzugehen, ist schon mal gar nicht so leicht. Als Künstlerin / Künstler ist man auf gute Kritik angewiesen, wenn man erfolgreich und
in der Kunstszene anerkannt sein will. Was alles eine vielleicht sogar nur
beiläufige Rezension eines Kritikers auslösen kann, sieht man in diesem
Text. Nicht das Lob wird von der Künstlerin wahrgenommen, sondern nur
die Kritik gehört. Diese Kritik wird zwar von der Künstlerin selbst reflektiert,
von ihren Freunden aber unreflektiert weitergegeben. Doch was mit dieser
Kritik überhaupt gemeint ist, kann keiner erklären, denn häufig werden einfach Worthülsen geschrieben, die gut klingen, aber eigentlich keine konkrete Aussage haben. Hätte der Kritiker sich genau mit dem Werk der Künstlerin auseinandergesetzt, hätte er ihr vielleicht konstruktives Feedback geben
können, mit dem die Künstlerin auch etwas anfangen hätte können, aber
wenn gar nicht bekannt ist, was kritisiert wird, kann man auch nichts ändern. Wie gedankenlos mache Kritik ausgesprochen wird, sieht man daran,
dass im Nachruf auf die Künstlerin genau das Gegenteil der ersten Kritik
behauptet wird.
Somit sieht man, dass die Macht der Kritik nicht zu unterschätzen ist. Eine
Kritik ist schnell gesprochen bzw. geschrieben, kann aber viel Schaden anrichten, in diesem Fall hat sie bis zum Tod geführt.
776 Wörter
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6. Schritt
TEXTINTERPRETATION
FASSUNG 3
DEINE ÜBERARBEITUNGSVORSCHLÄGE
Der deutsche Gegenwartsautor Patrick Süskind stellte in seinem 1986 entstandenen Prosatext „Der Zwang zur Tiefe“ eine junge Künstlerin in den
Mittelpunkt des Geschehens. Der Text geht der Frage nach, welchen Einfluss Kritik bei dem Entwicklungsprozess einer Künstlerin / eines Künstlers
hat.
Eine junge Künstlerin hat ihre erste Ausstellung und wird von einem Kritiker für ihr Talent gelobt, er meint aber auch gleichzeitig, dass ihren Zeichnungen die Tiefe fehle. Deshalb macht sie sich auf die Suche nach der Tiefe.
Sie sucht in Galerien, Museen, Buchhandlungen etc. nach einer Antwort. Sie findet keine. Sie verfällt äußerlich und innerlich zunehmend.
Sie begibt sich sogar auf eine Reise nach Neapel, findet aber auch dort keine
Tiefe. Daraufhin zerstört sie ihre Zeichnungen und begeht schließlich
Selbstmord. Nach ihrem Tod schreibt der Kritiker über die Künstlerin und
spricht dabei von ihrem „Zwang zur Tiefe“ (Z. 105), der schon in ihren ersten
Arbeiten zu bemerken gewesen sei.
„Der Zwang zur Tiefe“ folgt einem ganz klaren Aufbau, der paralell zum Verfall und schließlich zum Selbstmord der jungen Frau verläuft. Süskind erzählt chronologisch über die Veränderungen der Hautfigur, die schrittweise
dann zu ihren Tod führen.
Im ersten Abschnitt wird die junge Künstlerin erstmals mit Kritik konfrontiert. In der Zeitung lobt sie ein Kritiker zwar für ihre erste Ausstellung, doch
er bemängelt, dass ihren Zeichnungen Tiefe fehle. Dies hört sie dann auch
in ihrem Freundeskreis, als ihre Freunde auf einer Party laut über das Lob
des Kritikers, aber leise auch über seine Kritik in Bezug auf die fehlende Tiefe sprechen.
Der zweite Teil des Prosatextes handelt von der Suche der Frau nach Tiefe.
Diese Suche verläuft in drei Phasen über drei Wochen:
In der ersten Woche zeichnet die Künstlerin nichts und denkt intensiv über
die fehlende Tiefe nach.
Innerhalb der zweiten Woche zeichnet sie wieder, es gelingt ihr aber nicht,
Tiefe in ihre Bilder zu bringen. Sie hat bereits die Kritik verinnerlicht.
Die dritte Woche ist die Suche nach der Tiefe gewidmet. Die Frau studiert
andere Künstler und Werke, liest in Kunstbänden nach, kauft sich „das tiefste Buch“ (Z. 33) und besucht Galerien und Museen. Doch eine Antwort bekommt sie nicht.
Es beginnt ihr Rückzug, ihr körperlicher und seelischer Verfall, schließlich der Selbstmord. In dieser Phase isoliert sie sich von ihren Freunden
und der Außenwelt, lässt ihr Talent verkümmern und beginnt, Tabletten zu
schlucken. Sie trinkt, wird dick und kümmert sich nicht mehr um ihr Äußeres. Es geht ihr auch die Fähigkeit verloren, sich zu äußern, sie gibt nur noch
„unverständliches Gebrabbel“ (Z. 74–75) von sich. Nach einer Neapelreise
zerstört sie all ihre Zeichnungen und springt dann vom Fernsehturm in den
Tod.
Der letzte Abschnitt der Geschichte beschäftigt sich damit, was nach ihrem
Tod passiert. Die Presse stürzt sich auf den Selbstmord der jungen Künstlerin, in den Zeitungen werden Fotos von ihrer verwahrlosten Wohnung abge-
© VERITAS-Verlag, Linz – DURCHSTARTEN ZUR ZENTRALMATURA. Deutsch AHS / BHS
6. Schritt
TEXTINTERPRETATION
FORTSETZUNG FASSUNG 3
DEINE ÜBERARBEITUNGSVORSCHLÄGE
druckt und ein Kritiker schreibt in einer Notiz über ihre Arbeiten, dass
schon hier ihr „gnadenloser Zwang zur Tiefe“ (Z. 105) erkennbar gewesen
sei.
Das Schlüsselwort dieser Geschichte heißt „Tiefe“. Es wurde 15-Mal ver­
wendet und bildet somit den roten Faden des Textes. Dieses eine Wort hat
so viel Kraft, dass am Ende die Hauptperson in die Tiefe springt und sich
tötet. Die eigentliche Wortbedeutung, also „Ausdehnung senkrecht nach
unten“ (Definition Duden) ist nicht schwer zu verstehen. Auch im Alltag
trifft man auf Wendungen mit „Tiefe“, z. B. „Heute habe ich tief und fest geschlafen.“, „eine tiefe Wunde“. Und dieser Begriff wird auch vielfach in übertragener Bedeutung verwendet. Im Fall des Textes steckt die Bedeutung
Tiefgründigkeit dahinter. Das kann einerseits auf Kunstwerke bezogen sein,
wie in diesem Fall auf die Zeichnungen der Künstlerin, anderseits auch auf
den Charakter einer Person angewendet werden.
Mit Kritik umzugehen, ist schon mal gar nicht so leicht. Als Künstlerin / Künstler ist man auf gute Kritik angewiesen, wenn man erfolgreich und
in der Kunstszene anerkannt sein will. Die Macht der Worte hat somit großen Einfluss auf das Kunstschaffen und auf die Künstlerinnen / Künstler
selbst. Was alles eine vielleicht sogar nur beiläufige Rezension eines Kritikers auslösen kann, sieht man in diesem Text. Nicht das Lob wird von der
Künstlerin wahrgenommen, sondern nur die Kritik gehört. Diese Kritik wird
zwar von der Künstlerin selbst reflektiert, von ihren Freunden aber unreflektiert weitergegeben. Doch was mit dieser Kritik überhaupt gemeint ist, kann
keiner erklären, denn häufig werden einfach Worthülsen geschrieben, die
gut klingen, aber eigentlich keine konkrete Aussage haben. Hätte der Kritiker sich genau mit dem Werk der Künstlerin auseinandergesetzt, hätte er ihr
vielleicht konstruktives Feedback geben können, mit dem die Künstlerin
auch etwas anfangen hätte können, aber wenn gar nicht bekannt ist, was
kritisiert wird, kann man auch nichts ändern. Wie gedankenlos mache Kritik ausgesprochen wird, sieht man daran, dass im Nachruf auf die Künstlerin genau das Gegenteil der ersten Kritik behauptet wird.
Somit sieht man, dass die Macht der Kritik nicht zu unterschätzen ist. Eine
Kritik ist schnell gesprochen bzw. geschrieben, kann aber viel Schaden anrichten, in diesem Fall hat sie bis zum Tod geführt.
816 Wörter
© VERITAS-Verlag, Linz – DURCHSTARTEN ZUR ZENTRALMATURA. Deutsch AHS / BHS