IWD 09 2016

iw-dienst | Nr. 9 | 3. März 2016 | Seite 8
Kaufkraftargument. Die von der
IG Metall geforderten hohen Lohnsteigerungen würden die Metall- und
Elektro-Industrie zusätzlich unter Druck
setzen. Und ein Nachfrageschub für die
deutsche Wirtschaft ist davon auch
nicht zu erwarten.
Die deutsche Wirtschaft und vor
allem exportorientierte Bereiche wie
die Metall- und Elektro-Industrie
stehen vor schwierigen Zeiten. Wichtige Absatzmärkte schwächeln und
die allgemeine Unsicherheit ist angesichts vieler internationaler Konflikte groß. Daher ist für 2016 allenfalls mit einem moderaten Wirtschaftswachstum zu rechnen (vgl.
iwd 48/2015). Zusätzliche Belastungen für die Unternehmen am
Standort D sind deshalb unbedingt
zu vermeiden.
Dessen ungeachtet will die IG
Metall Lohnerhöhungen von 5 Prozent durchsetzen. Begründet werden
die gewerkschaftlichen Forderungen
Entgelterhöhung in der M+E-Industrie:
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Lesebeispiel: Von einer Entgelterhöhung um 100 Euro
gibt ein in der M+E-Industrie
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im Schnitt
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iwd 9 · Foto: MEV
Schwach auf
der Brust
Annahmen: Bruttomonatsverdienst nach Erhöhung von 4.100 Euro; Single: kinderlos ab einem Alter
von 23 Jahren; Ursprungsdaten: Bundesministerium der Finanzen, Statistisches Bundesamt
regelmäßig durch das sogenannte
Kaufkraftargument.
Dessen Befürworter unterstellen
folgende Wirkungskette: die individuellen Lohnsteigerungen würden
den gesamtwirtschaftlichen Konsum
ankurbeln. Das führe zunächst in
der Konsumgüterindustrie zu mehr
Jobs und Investitionen, was dann
auch in den Investitionsgüterbranchen – wie im Maschinenbau – die
Produktion und die Beschäftigung
steigen ließe. Damit würden wiederum die Löhne und der Konsum
steigen.
Doch bei näherem Hinsehen erweist sich das Kaufkraftargument
als schwachbrüstig. Denn übermäßige Lohnerhöhungen schaden der
Wirtschaft – aus drei Gründen:
• Kostensteigerungen. Wenn die
Entgelte angehoben werden, bedeutet das für die Unternehmen höhere
Produktionskosten – und damit auf
den hart umkämpften M+E-Märk-
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ten eine erhebliche Beeinträchtigung
ihrer Wettbewerbsfähigkeit.
• Arbeitsplatzverluste. Die kostenbedingten Wettbewerbsnachteile
können am Ende sogar zu einem
Stellenabbau führen, was den Konsum dann möglicherweise sogar
schrumpfen lässt.
• Sickerefekte. Auch der Blick auf
den einzelnen M+E-Arbeitnehmer
zeigt, dass von dessen Lohnplus nur
ein kleiner Teil der hiesigen Wirtschaft zugutekommt (Grafik):
Ein verheirateter M+E-Arbeitnehmer mit zwei Kindern und einem Bruttomonatsverdienst von 4.100 Euro
gibt von 100 Euro Lohnerhöhung im
Schnitt nur 30 Euro für inländische
Konsumgüter aus – bei einem Single
sind es sogar weniger als 25 Euro.
Der große Rest fließt als Steuern
und Sozialabgaben an den Staat,
wird gespart oder landet durch den
Kauf von Importgütern bei ausländischen Firmen.
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