Zahl der Pflegebedürftigen steigt weiter an

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Nachricht aus Markt & Politik vom 26.6.2015
Zahl der Pflegebedürftigen steigt weiter an
Bis 2030 steigt die Zahl der Pflegebedürftigen nach Berechnungen des Bundesinstituts für
Bevölkerungsforschung um 35 Prozent an. Besonders hochbetagte Menschen werden vermehrt
betroffen sein, besonders die Frauen. Unter den jüngeren Bundesbürgern soll sich die Zahl der
Pflegebedürftigen dagegen reduzieren.
Innerhalb der nächsten 15 Jahre könnte die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland um etwa 35
Prozent steigen. Das ergaben Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (http://www.bibdemografie.de/) (Bib) unter der Annahme konstanter alters- und geschlechtsspezifischer Pflegequoten.
Ende 2013 galten nach einer Statistik des Bundesministeriums für Gesundheit (http://www.bmg.bund.de/)
(BMG) rund 2,63 Millionen Personen im Sinne von SGB XI (http://bundesrecht.juris.de/sgb_11/index.html) als
pflegebedürftig, 3,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor (VersicherungsJournal 12.8.2014
(http://www.versicherungsjournal.de/markt-und-politik/rasante-zunahme-der-pflegebeduerftigen119774.php)).
Dem Forschungsinstitut zufolge werden es im Jahr 2030 voraussichtlich 3,5 Millionen sein. Das Statistische
Bundesamt (http://www.destatis.de/) (Destatis) war zuletzt von rund 3,4 Millionen Pflegebedürftigen im Jahr
2030 ausgegangen.
Höhere Nettozuwanderung angenommen
Die Berechnungsmethodiken von Destatis und dem Bib sind gleich, erklärte Dr. Stephan Kühntopf vom
Institut auf Anfrage des VersicherungsJournals. Es werde angenommen, dass die alters- und
geschlechtsspezifischen Pflegequoten konstant bleiben.
„Der Unterschied zur letzten Prognose des Statistischen Bundesamtes ergibt sich, weil wir sowohl neuere
Zahlen zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung (13. koordinierte Bevölkerungs-Vorausberechnung) als
auch aktuellere Pflegequoten (2013) verwendet haben.“
Außerdem nehme das Bib in seiner Pflegeprognose für die Bevölkerungsentwicklung eine höhere
Nettozuwanderung an als das Statistische Bundesamt in seiner Prognose, nämlich 200.000 statt 100.000 pro
Jahr.
Vor allem hochbetagte Frauen sind betroffen
Die starke Zunahme der Pflegebedürftigen werde vor allem betagte Menschen betreffen. So werde die Zahl
der Pflegefälle in der Altersklasse der 80- bis 89-Jährigen um mehr als ein Viertel auf 1,3 Millionen Menschen
steigen.
Bei den 90-Jährigen und Älteren geht das Institut sogar von einer Verdopplung auf etwa 900.000 aus. Im
Gegensatz dazu werde sich die Zahl pflegebedürftiger Menschen unter 65 Jahren reduzieren.
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Zum Vergrößern Bild klicken (Bild: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung)
„Wesentliche Triebfeder dieser Entwicklung ist die Alterung der starken Babyboomer-Jahrgänge der in den
1950er und 1960er Jahren Geborenen“, erklärte Kühntopf. Obwohl die Menschen im Alter immer länger
gesund sind, steige die Zahl Pflegebedürftiger aufgrund der wachsenden Zahl älterer Personen zukünftig an.
Bei Hochbetagten sei Pflegebedürftigkeit vor allem ein weibliches Phänomen. „Während bis zum 80.
Lebensjahr die Pflegequoten beider Geschlechter noch gleich hoch sind, steigen sie im weiteren Verlauf bei
Frauen stärker an als bei Männern“, teilte das Bib weiter mit. So seien ab einem Alter von 90 Jahren etwa
zwei Drittel aller Frauen auf Pflege angewiesen, bei Männern dagegen nur jeder Zweite.
Regional Entwicklung ist unterschiedlich
Berechnungen der Barmer GEK (http://www.barmer-gek.de/) zufolge wird die Anzahl der Pflegebedürftigen in
Zukunft regional sehr unterschiedlich ansteigen. Bis 2030 ist laut dem „Pflegereport 2014“ die prognostizierte
Zunahme in Relation zu 2010 in Brandenburg und Berlin am höchsten (jeweils mehr als 50 Prozent).
Bis 2060 sei der Spitzenwert hingegen in Baden-Württemberg zu beobachten (plus 114 Prozent). Auch für
Berlin, Hamburg und Bayern werden Steigerungswerte von über 100 Prozent ausgewiesen
(VersicherungsJournal 26.11.2014 (http://www.versicherungsjournal.de/markt-und-politik/laenderspezifischedemografie-treibt-zahl-der-pflegefaelle-120812.php)).
Bib-Wissenschaftler Kühntopf erklärte allerdings, dass Ergebnisse, die über 2030 hinausgehen, vorsichtig zu
interpretieren seien. Ein Unsicherheitsfaktor sei beispielsweise die zukünftige Bevölkerungsentwicklung, die
sich aufgrund stark schwankender Wanderungszahlen in der Realität immer mehr oder weniger abweichend
von den Varianten der Bevölkerungs-Vorausberechnung entwickelt.
Zahlen bis 2030 sind gut vorauszusagen
Zudem sei davon auszugehen, dass sich die alters- und geschlechtsspezifischen Pflegequoten insbesondere
auf lange Sicht verändern und nicht konstant bleiben. „Nimmt man an, dass Frauen und Männer länger
gesund bleiben und die Pflegequoten sinken, könnten unsere Ergebnisse vielleicht eher als Obergrenze der
zukünftigen Zahl der Pflegebedürftigen interpretiert werden“, sagte Kühntopf.
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Bis 2030 werde die Abweichung aber vermutlich nicht allzu stark ausfallen, da die steigende Zahl an
Pflegebedürftigen vor allem durch die zunehmende Zahl älterer Menschen getrieben werde und diese
demografische Entwicklung mittelfristig relativ gut prognostizierbar sei, so der Wissenschaftler weiter.
Barbara Kriesten ([email protected])
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