SoSe 2015 - Universität Bremen

SoSe 2015
Erfahrungsbericht Istanbul Commerce University – Türkei
Bewerbung/ Warum Istanbul?
Mein Wunschziel lag von Anfang an in Istanbul. Ich wollte schon seit längerem dort ein
Auslandssemester bestreiten und habe mich bereits am Anfang meines Studiums sehr
gefreut als ich erfuhr, dass die Universität Bremen gleich mehrere Partneruniversitäten in
Istanbul hat. Also habe ich mich auch nur an allen 3 Partner-Universitäten in Istanbul
beworben.
Dass die Wahl auf die Istanbul Commerce University, oder wie es im Türkischen heißt,
Ticaret Universitäsi, fiel hatte keinen besonderen Grund. Die Kursauswahl stimmte mit
meinem Schwerpunkt überein (IEM² - International Management) und daher habe ich die
Universität als erste Wahl angegeben.
Der Grund weshalb ich unbedingt nach Istanbul gehen wollte ist sicherlich zum einen der
große kulturelle Unterschied zu Deutschland. Das Leben in der Türkei läuft sehr anders ab
als in Deutschland. Es ist ein muslimisches Land und daher ist es klar, dass es in
bestimmten Situationen andere Verhaltensweisen gibt. Aber besonders gereizt hat mich das
exotische und geschichtsträchtige an Istanbul. Es ist weltweit die einzige Stadt auf 2
Kontinenten.
In Istanbul leben bis zu 15 Millionen Menschen nur im Stadtzentrum, mit Randbezirken
spricht man von über 20 Millionen Einwohnern. Das bedeutet das Istanbul zu den größten
Metropolen weltweit zählt. In Deutschland gibt es keine vergleichbare Stadt. Die enorme
Einwohnerzahl hat mich gereizt ich wollte erfahren wie es ist in einer Metropole zu leben.
Natürlich bietet die Stadt durch die Größe auch ein großes kulturelles Angebot.
Kultur
Istanbul bietet eine große Vielfalt an Möglichkeiten. Jeden Tag konnte man viele Dinge
unternehmen. Mir hat es gut gefallen eine der unzähligen beeindruckenden Moscheen zu
besichtigen, in Kunst Galerien zu gehen, Fähre zur Prinzessinnen Insel zu fahren oder auch
einfach nur einen Cai trinken zu gehen.
Anfangs hatte ich sehr viel Respekt vor der großen Stadt aber nach einer Weile bekommt
man ein Gefühl dafür, was man machen sollte und was man besser unterlassen sollte.
Obwohl die Einschränkungen für gewisses Handeln sich nur auf bestimmte Stadtteile
bezieht.
So lernt man schnell, dass die Gegend um den Taksim herum sowie auch Kadiköy auf der
Asiatischen Seite sehr liberal sind und man sehr viele Bars, Clubs und westliche Restaurants
finden kann.
Außerdem habe ich mich auch als Frau, die so manches Mal auch nachts alleine nach
Hause gelaufen ist, nicht unsicher gefühlt. Ich habe in Cihangir gewohnt. Dies ist ein Stadtteil
in der Nähe des Tasim aber auch dicht an der Wasserpromenade gelegen. Dort gibt es sehr
viele Cafés, Bars und Restaurants. Ich habe aber auch bewusst ausgewählt in der Gegend
zu wohnen, da es dort einige Ausländer bzw. Erasmus Studenten gibt und die Straßen durch
die vielen Geschäfte immer belebt sind. Dadurch ist man selten alleine durch eine
furchteinflößende, dunkle Straße gelaufen. Außerdem kenne ich keinen einzigen meiner
Freunde dort, der ausgeraubt oder überfallen wurde.
Das Leben in Istanbul spielt sich draußen ab. So war ich fast jeden Tag mit den Freunden,
die ich dort gefunden habe, etwas essen und Cai trinken. Man war sehr selten zu Hause und
hat sehr viel erlebt. Es passierte oft, dass man morgens aus dem Haus ging und vor spätem
Abend nicht wieder heim kam.
Doch gerade das hat mir so gut am Leben in Istanbul gefallen. Es ist ein orientalisches Land
und ich konnte sehr viel daraus mitnehmen dort ein paar Monate gelebt zu haben. Ich denke
ich interessiere mich jetzt mehr für den Orient und plane auch weitere Reisen dorthin.
Außerdem habe ich mehr Kenntnisse und Verständnis für die muslimische Kultur gewonnen.
Ein Problem in der Türkei ist jedoch, dass die Menschen nur sehr begrenzt Englisch lernen
und man daher sehr große Kommunikations Schwierigkeiten hat. Jedoch habe ich an meiner
Universität einige türkische Studenten kennen gelernt, die einem gerne geholfen haben
wenn es darum ging Bürokratische Hürden zu meistern.
Die Ankunft
Gerade weil die Kultur so unterschiedlich ist, kam es anfangs vor das man sich überfordert
gefühlt hat. Jedoch hat sich das schnell gelegt, da wir an der Commerce Universiy eine
Orientierungs Woche hatten, in der wir von unserer Erasmus Koordinatorin und auch
Türkischen Studenten auf kulturelle Unterschiede hingewiesen wurden und auch schnell ein
paar türkische Vokabeln lernten. Außerdem wurde uns in der ersten Woche erklärt was wir
für Formalien zu beachten haben. Da die Türkei nicht in der EU ist benötigt man eine
Aufenthaltsgenehmigung. Doch mit Hilfe unserer Betreuer haben wir es alle geschafft die
benötigten Dokumente zu bekommen.
Das finden einer Wohnung war vor Ort sehr einfach. Ich habe mich bewusst dagegen
entschieden vor Ankunft ein Zimmer zu mieten. Es hat dann auch nur 2 Tage vor Ort
gedauert etwas Schönes zu finden. In Istanbul gibt es ein großes Angebot, da es viele
Erasmus Studenten gibt.
Die Istanbul Commerce University
Die Commerce University ist eine Private Universität. Der Campus der Wirtschaftskurse
befindet sich in Beyoglu, genauer in Sütlüce. Zuvor war mir nicht bewusst, dass meine
Partnerhochschule im Ausland eine private Einrichtung ist. Dies hat jedoch einige
angenehme Nebeneffekte mit sich gebracht. Zum ersten gab es private Shuttle-Busse aus
dem Stadtzentrum zum Campus was einem die anstrengende und zeitaufwendige Fahrt mit
dem öffentlichen Bus ersparte.
Außerdem war die Kohortengröße in den Kursen sehr angenehm. Die durchschnittliche
Kursgröße lag bei rund 30 Studenten. Es gab bei allen Kursen eine anwesenheitspflicht,
jedoch waren die Professoren den Erasmus Studenten gegenüber sehr nachsichtig wenn
man mal aufgrund von einer Reise nicht am Kurs teilnehmen konnte.
Desweiteren ist es in der Türkei üblich, dass man Zwischenprüfungen und Endprüfungen im
Semester hat. Diese habe ich aber als angenehm empfunden, da die Zwischenprüfungen
meist in Form einer Präsentation oder Hausarbeit abzulegen waren und man deshalb seine
Freizeit flexibler planen konnte. Außerdem verringerte sich der Stoff für die Endprüfungen
dadurch erheblich.
Auf unserem Campus gab es eine schöne Bibliothek die man ohne Bibliotheksausweis
benutzen konnte. Außerdem bekommt jeder Student Einlogdaten für das Internet und kann
daher auch auf dem Campus gut arbeiten.
Die Mensa ist sehr klein, es gib 3 verschiedene Cafés und Imbisse auf dem Campus. Im
Vergleich zum Rest der Stadt ist es jedoch nicht wirklich preiswert. Doch die Atmosphäre war
gut und man hatte eine schöne Aufenthaltsmöglichkeit.
Gesundheit/Bürokratie/Finanzielles
Die deutschen Staatlichen Krankenkassen übernehmen auch in der Türkei eine
Grundversorgung jedoch sind die staatlichen Ärzte in der Türkei oftmals nur in einem
Krankenhaus gelegen und sollen im Vergleich zu den Privatärzten deutlich schlechter sein.
Ich selbst hatte jedoch das Glück dass ich keinen Arzt aufsuchen musste.
Da die Türkei nicht zur EU gehört muss man einige Bürokratische Schritte für seine
Aufenthaltsgenehmigung durchlaufen. Sogar sein Handy muss man beim Staat registrieren
wenn man eine türkische Sim-Karte benutzen will. Dies war anfangs sehr kompliziert da die
Beamten oftmals kein Englisch gesprochen haben. Mit Hilfe von Türkischen Freunden haben
wir es aber alle geschafft unsere Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.
Das leben in Istanbul ist nicht besonders teuer, da die Türken im Vergleich zu Deutschen
weniger Geld zur Verfügung haben, ist es billiger dort essen zu gehen. Man zahlt
umgerechnet ca. 6 Euro für ein gutes Abendessen in einem Restaurant. Doch auch frisches
Obst und Gemüse ist sehr preiswert. Es gibt unzählige Wochenmärkte auf denen man alle
Lebensmittel sehr günstig kaufen kann. Mit dem zusätzlichen Erasmus Geld kann man dort
ein gutes Leben führen und viel unternehmen.
Das Studentenleben
In Istanbul gibt es ca. 50 verschiedene Universitäten was natürlich eine Vielzahl an Erasmus
Studenten mit sich bringt. Daher gibt es eine Vielzahl von Veranstaltungen von Erasmus
Organisationen an denen man teilnehmen kann. Ich habe beispielsweise einen
Wochenendtrip nach Kappadokien gemacht und dadurch auch Studenten von anderen
Universitäten kennen gelernt. Aber auch Feiern oder Bootstrips an das Schwarze Meer
werden oft angeboten. Es gibt beinahe jeden Tag ein Event bei dem man neue Leute treffen
kann.
Fazit
Ich bin sehr froh darüber, dass ich mein Auslandssemester in Istanbul gemacht habe. Durch
die extremen kulturellen Unterschiede konnte ich sehr viel lernen und auch für mich
mitnehmen. Ich habe sehr viele Freunde aus ganz Europa gefunden. Man sollte die Chance
nutzen einmal in so einer weltmetropole zu Leben. Auch mit der Wahl meiner Universität war
ich sehr zufrieden und das kleine Umfeld hat mir sehr gefallen. Somit kann ich sagen, dass
ich nichts bereue und nur jedem zu einem Auslandssemester in Istanbul und auch an der
Commerce University raten kann.