4 Winter 1 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF 4 Winter Inhaltsverzeichnis Begrüßung durch Doris, Daphne und Dorothee……………….….….................................... 4 Druckservice, Download, Spendenaufruf…………………………………………….……….……….. 5 Selbert-Preis für Uscha Madeisky eine Auszeichnung für ein Lebenswerk……………………………………………..……………….6-8 Festakt im Biebricher Schloss – Verleihung des Elisabeth-Selbert-Preises…………………………………………………………9-11 Zuschriften und Glückwünsche……………………………………………………...…………..….. 12-14 Am Nabel der Welt – Die Osterinsel……………………….……..…...……….………….……. 15-17 Die Wurzeln von Frau Percht………………………………………………………….………………18-22 Fährten, Spuren, Zeichen – Ein Gedicht……..…………………….……………………..…………..23 Die Weihnachtsgurke – kurioser Schmuck am Weihnachtsbaum……….…………….. 24 Die Weihenachtsquitte…………………………………………………………………………….……………25 Post zur Weihnachtszeit……………………………………………………………………………………….25 Kämpfen für die Würde der Frau……………………………………………………………………26-28 Die Steinalte………………………………………………………………………………………….…………29-30 Großmütter werden dringend gebraucht – Eine Karikatur……………….…………..……..30 Rat der Großmütter beim Pacha-Mama-Camp….……………………….………………….31-32 Meine Mutter will Schutzengel werden – eine Tochter schreibt uns…..……….33-34 Die wild-weise Großmutter aus anderer Zeit – Oder: Rotkäppchen…….….….. 35-38 Lebensräume – über die Aneignung von Räumen……………………………………….. 39-41 GODEWEG Rund um Kalchreuth………………………………………………………………………………………. 42-44 Geographische Irrungen und Verwirrungen – Eine Richtigstellung: Osnabrücker Land und Ostfriesland……….…….…………….. 45-46 Osnabrücker Land – Großsteinanlage am Wiemelsberg………………………………. 47-48 Ostfriesland – Das ewige Meer bei Aurich…………………………………………………….49-50 Frauenkult(ur)geschichtliche Wanderreise im Hegau………………………………………… 51 2 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Inhaltsverzeichnis Die heiligen Hügel der Göttin im Donautal…………………………………………………………….52 Die Filmlöwin – Ein feministischer Blog Gut gebrüllt: „Wo die freien Frauen wohnen“………………….……….……………………….53-56 Der rote Faden – Familienaufstellungen aus matrilinearer Sicht………………………57-59 Prof. Dr. Mariam Irene Tazi-Preve kommt nach Europa………………………………………… 59 Von Rebellinnen, Querdenkerinnen und anderen wagemutigen Frauen………….60-61 Wie der 25. November zum „Welttag für Frauenschutz“ wurde…………………………… 61 Neues aus dem Ahninnenwald – unserem matriarchalen Archiv in GÖTTINgen………………………………..…………………..62-63 Buch: Mutterland um Säuling und Aggenstein – Elisabeth Wintergerst………..………64 Buch: Gewalt im Namen Gottes – Christa Mulack………………………………………….……… 64 Buch: Verbundensein – Jahreskreisfeste mit allen Sinnen feiern - Diana Monson………………………………………………………………………………………………………..65 Matri-Sanktion: „Beschämend und unverantwortlich“ Die Ausstellung „Mädchenland“ bedient Pädophile………………………….………………..66-70 Wider besseren Wissens zeigt „terre des femmes“ diese Ausstellung………………71-73 Matri-Sanktion: An die Hamburmer Morgenpost………………………………………….…….….74 CD: Unsere Seele im Jahr der Erde – Cécile Keller………………………………….………………74 Die Mutterlandschilder – Verlosung…………………………………………………..……………… 75-78 Aung San Suu Kyi – aus dem Film über die Nobelpreisträgerin…………………………… 79 Tag der Nachhaltigkeit im Mutterland………………………………………………………………..80-81 Themen beim nächsten Mal + Impressum…………………………………………………………….. 82 Alle sagten, es sei unmöglich. Und dann kam eine, die wusste das nicht und tat es. 3 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF : Begrussung durch Doris, Daphne und Dorothee Liebe Leserinnen, das erste Jahr der neu geschaffenen "Mutterlandbriefe" geht zu Ende. Vor Euch liegt die Nummer 4, die Winterausgabe. Wieder sind es 82 Seiten geworden, mit vielfältigen Anregungen: Die Percht rast im Sturmgebraus und die Großmütter versprechen, dass sie nicht nur die Zukunft hüten, sondern auch Rotkäppchen. Großmütter helfen auf Smartphones starrende und dadurch abwesenden Jugendlichen über die Straße. Die Steinalte ist im Heilehaus gelandet. Und eine Greisin weiß, dass sie einmal Schutzengel werden wird. Alles sehr zuversichtliche Bilder. Gegen Ende unserer frohen Briefe müssen wir Euch leider mit schrecklichen Bildern konfrontieren. Fotos von Mädchen aus dem matriarchalen Stamm der Khasi im Nordosten Indiens, die auf Pädophälie hin getrimmt worden sind. „Terre des femmes“ hat die Ausstellung in Tübingen zu verantworten. Obwohl von uns und sehr vielen Frauen und Frauenorganisationen aufgeklärt, zeigten sie diese Ausstellung wieder besseren Wissens. Schaut bitte selbst und protestiert auf allen möglichen Wegen. Dafür wünschen wir Euch Kraft! Möge das Lesen der Mutterlandbrief Euch Fräude bringen! Doris, Daphne und Dorothee Nach der Redaktionssitzung ist vor der Redaktionssitzung…! 4 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF : : Eine Ruckseite fur die Zeitung Für alle Frauen, die sich die Mutterlandbriefe ausdrucken oder von Brüder und Enkelkindern ausdrucken lassen, haben wir eine Rückseite entworfen, die ihr beim Binden verwenden könnt. Spendenaufruf Gespendet werden sowohl Jahresbeiträge, als auch Einzelbeträge pro Heft. Jede noch so „kleine“ Spende bringt uns weiter. Mehrere Frauen spenden uns z.B. jeden Monat 5 Euro. Das klingt nach wenig, führt aber übers Jahr zu einer Spende von 60 Euro. Alle Frauen, die noch nicht gespendet haben, sind weiterhin aufgerufen, uns nach den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, etwas zukommen zu lassen (Kontonummer s. Druckservice). Auch Sachspenden sind willkommen! Download Die Zeitung kann auf der Seite www.mutterlandbriefe.de heruntergeladen werden. Druckservice Auf Grund der Nachfragen bieten wir einen exklusiven Service für Frauen an, die, aus welchen Gründen auch immer, eine Ausgabe der Mutterlandbriefe auf Papier erhalten wollen. Wir bitten in diesem Fall um Überweisung des Selbstkostenpreises von 10 Euro. Das Porto ist darin enthalten. Bitte schickt uns nach der Überweisung eine E-Mail mit der Bitte um den Ausdruck, da es für uns aus dem Überweisungstext oft nicht ersichtlich ist, ob es sich um eine Spende oder um eine Überweisung für den Ausdruck handelt!!! 5 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF : SelbertSelbert-Preis fur Uschi Madeisky Ehrung für ein Lebenswerk Die „Neue Presse Frankfurt“ schreibt am 19.10.2015 Die Frankfurter Filmemacherin Uschi Madeisky wird vom Land Hessen für ihr Lebenswerk geehrt – weil sie dieses einer alternativen Gesellschaftsform widmet, in der Frauen dominieren, ohne zu herrschen: Dem Matriarchat ferner Kulturen. Foto: Leonhard Hamerski Die Filmemacherin Uschi Madeisky erhält den Elisabeth-Selbert-Preis. Ihr Thema war und ist das Matriarchat in fremden Völkern – sie reiste unter anderem schon nach Polynesien, Indonesien, Afrika und China. Vom Preisgeld geht’s demnächst nach Sumatra. Mütter im Zentrum Anfang der 90er Jahre machten Archäologen im türkischen Anatolien eine besondere Entdeckung: Sie gruben zehntausend Jahre alte Skulpturen aus. „Nur weibliche Figuren, Göttinnen aus der Steinzeit“, berichtet Uschi Madeisky. Die Figuren erzählten ihr von einem Bild, „wo Mütter im Zentrum der Gesellschaft lebten“. Madeisky, studierte Soziologin und Pädagogin, vor allem aber erfolgreiche Filmemacherin aus Frankfurt, befasste sich daraufhin mit dem Begriff des Matriarchats – und lernte, dass diese Gesellschaftsform noch immer in fernen Kulturen existierte. Sie begann nach Indien, China, Eritrea zu reisen. Ihr Lebenswerk: Matriarchate in China, Afrika, Indonesien, Polynesien Beim Volk der Khasi im Nordosten Indiens wird die Gesellschaft durch eine weibliche Erbfolge organisiert. Und die Männer schätzen das durchaus. Im November erhält Uschi Madeisky nun vom Land Hessen den ElisabethSelbert-Preis für ihr Lebenswerk. Die Namensgeberin des Preises wird prominent in der deutschen Verfassung zitiert. Artikel 3 Absatz 2 lautet: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Der Preis wird daher Menschen verliehen, die sich besonders für diese Gleichberechtigung einsetzen. 6 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Uschi Madeisky täuschte sich damals also nicht, als sie begriff, dass die Archäologen ihr Lebensthema ausgegraben hatten: „Dafür habe ich mein Handwerk gelernt“, sagt die Filmemacherin. Schon in den 70er und 80er Jahren hatte sie sich mit Frauenthemen beschäftigt: „Beim Fernsehen wollte man aber nicht, dass Frauen objektiv über diese Dinge berichteten.“ Weibliche Erbfolge “Dafur : Lange Zeit war Madeisky daher auf die filmische Dokumentation alternativer Heilmedizin spezialisiert, machte aber auch Filme mit fiktiven Stoffen. Noch Anfang der 90er begegnete ihr die schiere Ignoranz gegenüber dem Matriarchat: „Einen Fernsehbeitrag lehnte ein Redakteur ab mit den Worten: ,Das hab’ ich doch zu Hause’“, erzählt Madeisky. Diese grundsätzliche Ablehnung des Themas sei aber „ein Riesenfehler“ und entspreche purer Unwissenheit: „Frauen herrschen nicht“, weiß sie nämlich – im Matriarchat bildeten sie vielmehr einen „symbolischen Mittelpunkt“. habe ich mein Handwerk gelernt.“ Uscha Beim Volk der Khasi im Nordosten Indiens etwa wird die Gesellschaft durch eine weibliche Erbfolge organisiert. „Frauen sind die Kollektivbesitzerinnen von Haus, Grund und Boden. Männer stehen stark hinter dieser Organisation“, erläutert Madeisky: „Dort gibt es einen unglaublich friedlichen und respektvollen Umgang der Geschlechter.“ Man lebe bei den Khasi und auch in anderen Matriarchaten in großen Clans, die die Individualität der Mitglieder stützten, aber wie eine Form des Urkommunismus funktionierten: „Sie vergleichen und bewerten nicht. Es gibt keinen Wettkampf. Sie kommen zu allem, was sie brauchen, aber nicht durch Anhäufung von Geld, sondern durch Verteilung.“ Als Grundbild der Gemeinschaftsidee stehe die mütterliche Fürsorge. 7 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Für Frauen habe der Verbleib im Mutterhaus einen ganz einfachen Vorteil: „Häusliche Gewalt wird es nie geben“, so die Filmemacherin. Bei den Mosuo im Südwesten Chinas ziehe der Mann zum Beispiel zur Frau, bleibe aber stets Gast, der sich seinem Mutterclan zugehörig fühle. In unseren Breitengraden sei dabei besonders gewöhnungsbedürftig, dass Männer auch keine Vatergefühle kennen. „Sie fühlen sich eher den Kindern ihrer Schwestern verwandt.“ Eine rückständige, weil traditionelle Lebensweise führten die matriarchalen Kulturen indes überhaupt nicht, betont Uschi Madeisky. Die Völker lebten nicht alle auf dem Land und von Ackerbau, sondern durchaus auch in Städten. „All diese Kulturen nutzen Bildung, um ihr System aufrechtzuerhalten. Sie leben nachhaltig.“ Und im Gegensatz zu westlichen Gesellschaften wüchsen die Khasi, Mosuo oder andere nicht mit einem emotionalen Mangel auf, der sie als Erwachsene nach immer „mehr, mehr, mehr“ streben lasse, ohne jemals Sättigung zu erfahren. : Hausliche Gewalt gibt es nicht. Reise nach Sumatra Für Uschi Madeisky selbst gilt dieser Mangel nicht. Sie wirkt zufrieden mit ihrem Leben, lehrt an der Akademie Alma Mater, ist nicht mehr auf Fernsehgelder für neue Filmproduktionen angewiesen. Das Preisgeld von 5000 Euro – die andere Hälfte des Preises erhalten Filmemacherinnen, die das Leben von Elisabeth Selbert verfilmten – will sie für ihre nächste Dokumentation verwenden. Wo? Bei den Minangkabau auf Sumatra. 8 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Festakt im Biebricher Schloss – Verleihung des Elisabeth-Selbert-Preises Die Mitfeiernden ehe der Festakt beginnt. Uscha beugt sich gerade zu Minister Grüttner, rechts von ihr sitzt ihre Schwester Elke. Es ist ihr gelungen, weil viele vor ihr gewirkt haben und viele mit ihr zusammen wirken. Dagmar hält die Laudatio und wie Renate Miron sagt, ist es ihr darin wunderbar gelungen, Uscha, Johann Sebastian Bachofen, Elisabeth Selbert und die indigenen Völker Nordamerikas zu einem großen Ganzen zu verweben. 9 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Die Preisträgerin mit der Verleihungsurkunde und dem Scheck. Damit ist die Postproduktion für den nächsten Matriarchatsfilm von tomult&töchter garantiert. : Aus der Ansprache des Sozialministers Stefan Grüttner: Uschi Madeiskys Filme lenken den Blick nicht nur auf die in der Ferne lebenden Völker, sondern geben darüber hinaus auch eine Vielzahl von zukunftsweisenden Impulsen für ein friedliches und partnerschaftliches Miteinander von Frauen und Männern. Die besondere Preiswürdigkeit des künstlerischen Schaffens von Uschi Madeisky wird durch ein hohes Maß an Eigenständigkeit und Originalität bei der filmischen Erkundung des Zusammenlebens von Frauen und Männern im Zeichen von Toleranz und Respekt unterstrichen. In einer Welt, in der Mädchen und Frauen allein wegen ihres Geschlechts Gewalt erfahren und häufig als wertlos gelten, vermitteln die mit einer starken visionären Kraft und vielen positiven Beispielen weiblicher Stärke ausgestatteten Filme der PreisDaniela Parr, "gelernte Filmemacherin wie die Preisträgerin Ermutigung, trägerin selbst", hat die festlichen Abläufe mit der Selbstachtung und IdenKamera festgehalten und Eva Voosen, die "einfühltitätsstiftung. same Cutterin", wird das Dokumentierte montieren. : Uschas Großnichte Louiza, die von der Größe des Schecks beeindruckt war, nahm es zum Anlass damit Cheerleading zu spielen. "Ich bin kleine Barin, Ursula, Gertruds Tochter, vom Stamm der Schildkroten.“ 10 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Allen Feiernden wurde von den matriarchatskundigen Fräundinnen ein Mitbringsel überreicht: Kleine, festliche Briefe mit matriarchalen Orakelsprüchen und entsprechenden Symbolen als Begleitung für den Weg, auf dem die Welt sich zum Guten wandelt. Hemma Ecker Gerlind Hofmann Für die Preisträgerin Uscha bot sich unter anderem die Gelegenheit ihrer Familie Dank zu sagen, sie betonte: „Wohlgemerkt meiner Ursprungs-, meiner Herkunftsfamilie, meinem Klan. Wir leben seit 13 Jahren wieder zusammen in einem Haus am Stadtrand von Frankfurt. Ganz nach matriarchalem Vorbild. Meine Schwester, meine Nichte, meine Großnichte und seinerzeit auch unsere Mutter Gertrud. Wir, und das versichern wir uns gegenseitig immer wieder gerne, sind mit dem Zusammenleben in der matrilinearen Großfamilie sehr glücklich. Wir können uns auf einander verlassen und fühlen uns nicht kontrolliert, sondern unterstützt. Eine jede von uns setzt alles ein, dass es der jeweils anderen so gut wie nur möglich geht. "Dir selbst bist du eine gute Mutter, Schwester und Geliebte." Die Liebe zueinander ist beständig. Deshalb erschüttert es uns nicht übermäßig, wenn Liebesbeziehungen, die wir nach außen haben, kommen und auch wieder gehen. Das haben diese Beziehungen ja so an sich. Für uns bricht da keine ganze Welt zusammen. Wir geben uns gegenseitig Fürsorge, Schutz und Geborgenheit. Und aufgrund dieser Lebensweise konnte ich mich ganz und gar meinem Lebensthema widmen. Sie schloss mit den Worten: „Euch, meinem Mutterclan, danke ich von Herzen!“ 11 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF : : Zuschriften und Gluckwunsche Liebe Uscha, Herzlichen Glückwunsch an die Preisträgerin der einen Grundgesetzmutter von der Preisträgerin der anderen Grundgesetzmutter Helene Weber, den ich Anfang Juni von der Sozialministerin in Berlin, Frau Schwesig, in Empfang nehmen durfte. Ich wünsche dir berauschenden Momente während und nach der Preisverleihung und bin stolz für uns Goden und die matriarchale Bewegung in Deutschland, dass ein anderes Miteinander der alten mütterlichen Ordnung seine Würdigung in uns findet. Leider kann ich nicht kommen, da wir gerade unseren jährlichen Tanzurlaub auf den griechischen Inseln machen. Viele Anregungen gab es in den neuen Mutterlandbriefen für die Mütter der Töchter und deren Menstruationszyklen, habt vielen Dank dafür... Ich schickte den Link an die Frauen unserer Gruppen weiter. Es ist gut, dass ihr die Onlineausgabe der Mutterlandbriefe herausgebt, so bleiben unsere Themen im Bewusstsein. Liebe Grüße auch an Dagmar und Daniela, aber besonders schwesterlich an dich von Elisabeth. Elisabeth Schwerin Liebe Uscha Herzliche Gratulation zum Filmpreis, das ist ja eine super Anerkennung, nicht nur für dich, sondern auch für die Matriarchats-Sache. Ich werde das am MosuoTag noch gebührend erwähnen. Christina Schlatter 12 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Liebe Daniela Nochmals vielen herzlichen Dank für Euer Sein an der Tagung in St.Gallen! Euren Film im Beisein von Euch zu erleben ist einfach immer wunderbar, so lebendig im Austausch und in einer von Euch 3 einbringenden matriarchalen Energie! Mit lieben Grüssen Edith Liebe Uscha, hab vielen Dank für meinen ersten MutterlandBrief und die Aufnahme in den Verteiler. Beim Reinlesen: wichtige und interessante Themen. Wir haben regelmäßig Kommilitoninnentreffen, alles frauenbewegte Frauen, da werde ich nächstes Mal kräftig werben. Gestern war ich bei einem Bio-Bäcker unseres Bio-Vertrauens. Neben der Kasse liegt auch immer eine kostenlose Bibel zum Mitnehmen. Vermutlich sind sie sehr christlich. Vielleicht ist so die Namensgebung eines von mir neu entdeckten Gebäcks entstanden: Fastenwähe. Das angehängte Foto lässt zumindest auf die Phantasie der Entwicklerin schließen... Und sei du warm umarmt, Ulrika Liebe Uscha, herzlichen Glückwunsch!! Das ist ja toll. Natürlich für uns alle, aber am meisten selbstverständlich für dich. Ich habe mir den Termin notiert und werde nach Wiesbaden kommen. Ansonsten auch Glückwunsch zu den Mutterlandbriefen. Sie gefallen mir von mal zu mal besser. Euch gelingt eine gute Mischung aus Wissensvermittlung, Berichten, politischen Aktionen /Aktivitäten etc. (Und die Zeitung erscheint tatsächlich .......) Beste Grüße,Renate Miron Ihr Lieben Frauen, Uscha, Dagmar, Daniela, habt ganz herzlichen Dank für Eure neueste Ausgabe Eurer Mutterlandsbriefe über die ich mich sehr sehr freue, ♡ ♡ ♡ ein Herz für jede von Euch. Nun lese ich mich mal, Schritt für Schritt durch Eure, immer wieder so spannenden Hinweise ! Was für eine Freude, dass es Euch und dieses Schaffen gibt ! Für heute erstmal ganz liebe Grüsse von Marianne aus dem Westerwald. Marianne Wex 13 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Ein echter Brief mit Schreibmaschine geschrieben! 14 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Am Nabel der Welt Die Osterinsel Die Menschen auf der Osterinsel lassen ihre Traditionen wieder aufleben Es ist schon ein besonderes Gefühl, auf einem Stückchen Land inmitten des riesigen, pazifischen Ozeans zu sitzen, 3800 km vom Festland Chiles und 2073 km von der nächsten bewohnten Insel, Pitcairn, entfernt. So ein Gefühl, als wäre frau alleine auf dieser Welt, weitab vom Alltag, ganz konzentriert auf dieses Fleckchen Erde, das einst durch drei Vulkane zu seiner heutigen Form gewachsen ist. Das Stückchen Land ist die 180 qkm große Osterinsel, von den Einheimischen Rapa Nui (Entferntes Land) oder Te Pito o te Henua (Nabel der Welt) genannt, die der holländische Admiral Jacob Roggeveen an Ostern 1722 entdeckte. Da war die Osterinsel schon lange besiedelt. Mit dem Flugzeug in fünf Stunden von Santiago de Chile über das Meer angereist, ist es heute kaum vorstellbar, wie Menschen mit den vor 1500 Jahren zur Verfügung stehenden Mitteln jemals zu der „entlegensten Insel der Welt“ gelangten. Wer die ersten Siedler waren, darüber gibt es verschiedene, teils absurde Theorien, wie die der Außerirdischen von Erich von Däniken. Sehr wahrscheinlich wanderten die Menschen von Polynesien ein, dafür spricht auch die Physiognomie der wunderschönen Ur-InselbewohnerInnen, die nicht nur ihr Eiland, sondern auch sich selbst und ihre Sprache Rapa Nui nennen. Dass sie seit 1888 zu Chile gehören, gefällt vielen Einheimischen nicht, wurden die Rapa Nui von der chilenischen Regierung doch sehr schlecht behandelt, bis in die 1950er Jahre durften sie zum Beispiel die Insel nicht verlassen. 1914/15 versuchte die Hellseherin Maria Angata Pakomio Die überlebensgroßen Moai-Skulpturen mit einer Gruppe ihrer Anhänger in sollen keine Götter darstellen, sondern vergötterte Menschen. einem Aufstand die Insel von den Chilenen zurückzuerobern, doch die Revolution wurde blutig niedergeschlagen. Auch heute gibt es zahlreiche Stimmen, die eine Unabhängigkeit vom „Mutterland“ fordern, obwohl dieses heute sehr viel Geld in die Insel steckt, etwa bei der kostenlosen Gesundheitsversorgung für die rund 5000 Einwohner. Ihre Sprache nennen sie Rapa Nui. 15 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Rapa Nui in der Schule Von der Kultur der Rapa Nui war bei der Annektierung durch Chile nicht mehr viel übrig. Frühere Besucher hatten Zeugnisse davon zerstört oder beschädigt – wie die Rongorongo-Schrifttafeln oder die überlebensgroßen Moai-Skulpturen - und schleppten Krankheiten ein. Es lebten damals gerade noch 111 Menschen auf der Osterinsel, davon 36 Rapa Nui in mehr als einer Generation. Erst ab den 1970-er Jahren rückten die Kultur, die Traditionen, Sitten und Gebräuche wieder mehr in den Mittelpunkt des Insellebens. 1975 wurde der erste Rapa Nui-Unterricht eingeführt, ab 1984 wurde die Folklore zum Pflichtfach an den Schulen. Seit 1967 feiert die Insel Ende Januar/Februar zwei Wochen lang wieder das traditionelle „Tapati Fest“. Rund um die Wahl einer „Königin“ werden zahlreiche künstlerische und sportliche Wettbewerbe abgehalten, traditionelle Tänze und Gesänge aufgeführt, es gibt Ausstellungen, Umzüge und am Ende die Krönung der Miss Rapa Nui. Es ist ein Festival von und für die InsulanerInnen, für die Erhaltung der Kultur, und hat nichts mit einer „Misswahl“ zu tun. Monatelang dauern die Vorbereitungen, es wird viel Geld und Zeit dafür investiert. Zwei ledige und kinderlose Kandidatinnen und ihre Teams - die von den Familien und jeweiligen Anhängern gebildet werden – „kämpfen“ mit Musik, Tanz, Gesang, dem traditionellen Fadenspiel, Fischen, Reiten, Rudern, Schnitzen, der Herstellung von Matten und Gewändern um Punkte für ihre Kandidatin, die von einer Jury vergeben werden. : : Der „Nabel der Welt“ soll durch die Berührung der Steine Energie spenden. Das TapatiFest: Tanze, Gesange, Ausstellungen und Umzuge : Tapati-Königin für ein Jahr Ein Teil des sportlichen Wettbewerbs ist das Bananenstamm-Rennen junger Männer um die halbe Insel oder das Surfen auf Schilfmatten. Während das heute friedlich und fair abläuft, waren die Wettbewerbe in früheren Zeiten wesentlich brachialer, Kevin Costner hat dies in dem von ihm produzierten Film „Rapa Nui“ auf der Grundlage des „Vogelmannkultes“ dargestellt. InselbesucherInnen dürfen nicht nur zuschauen, sie dürfen an Tänzen und Paraden teilnehmen und sich sogar in die Anhängerschar der jeweiligen Kandidatinnen einreihen. Die Gewinnerin wird die symbolische TapatiKönigin für ein Jahr, ohne offizielle Funktionen oder politische Macht. 16 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Nicht nur mit dem Tapati Fest wird die alte Kultur in das heutige Leben auf der Osterinsel integriert. Ein schönes Beispiel für ein machbares Miteinander ist der sonntägliche Gottesdienst. Der Pfarrer hält in der vollen Kirche seine Predigt in spanischer Sprache, dazwischen ertönen Gesänge in Rapa Nui, und die geschnitzte Mutter Gottes hat einen stilisierten „Vogelmann“ auf dem Kopf sitzen. Auch die Fassade und das Innere der Kirche sind sowohl mit christlichen als auch mit religiösen Symbolen der Rapa Nui geschmückt. : BesucherInnen wollen fur immer bleiben. Verbindung: Die geschnitzte Maria hat einen Vogelmann auf dem Kopf. An diesem paradiesischen Strand landete 1722 der Entdecker der Osterinsel. Die Atmosphäre auf der Osterinsel mit ihrem polynesisch/karibischen Flair ist entspannt, die Rapa Nui sind sehr freundlich, BesucherInnen fühlen sich wohl. Manche so wohl, dass sie für immer bleiben. Während ihres zeitlich begrenzten Aufenthaltes hat die Autorin drei deutschsprachige Menschen getroffen, welche die Liebe einst zum Bleiben bewegt hat und die heute in den hier lebenden Großfamilien voll integriert sind. „Migranten“ aus aller Welt sind hier willkommen. Wer also auswandern möchte und Lust auf ein kleines paradiesisches Fleckchen Land mitten im riesigen Pazifik, am "Nabel der Welt", hat, wird auf der Osterinsel sicher herzlich empfangen. Helge Ebbmeyer ----------------------- Alle Fotos: Helge Ebbmeyer Der Artikel ist zuerst erschienen im Frauenmagazin MATHILDE Darmstadt, Heft 137, Sept./Okt. 2015 17 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Die Wurzeln von Frau Percht Wie unsere heimische Göttintradition Eingang in das Salzburger Brauchtum gefunden hat und darin fortlebt Schon Jahrtausende vor den Kelten und Germanen wurde die Erde als vorchristliche, dreifache Göttin verehrt. Für die Menschen verkörperte die Göttin die mütterliche Erde und den Kreislauf des Lebens, der alle Wesen der Erde umfaßt. Unabhängig von allen sonstigen Weltbildern verkörpert sie damit Grundtatsachen, die immer Gültigkeit haben. Das Kommen und Gehen des Lichtes und der Zyklus der Vegetation wurden dabei als der ewige Kreislauf des Werdens, Wachsens, Welkens und der Wiederkehr des Lebens aufgefasst und in acht großen Jahreskreisfesten gefeiert. Als „Frau Holle“ ist sie uns bis heute als „Wettermacherin“ und Hütern des Apfelgartenparadies im Jenseits vertraut. Als „“Befana“ beschenkt ihre italienische Göttinschwester die Kinder am 6. Jänner. Je nach Mundart der verschiedenen Regionen und Kulturkreise wurde sie unterschiedlich benannt, ihr Kult und die Mythen gleichen sich jedoch im gesamten mitteleuropäischen Bereich. Hier im Alpenraum ist uns ihre Gestalt als „Frau Percht“ bis in die heutige Zeit vor allem durch das Brauchtum und die Sagen erhalten geblieben. Aber auch Ortsnamen wie Berchtesgaden, dem „Sitz der Percht“ künden bis in die heutige Zeit von ihrem Wirkungsbereich. Frau Holle: : Wettermacherin und Huterin des Apfelgartenparadies Die zwei Gesichter der Frau Percht aus dem Gasteiner Land 18 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Die Wurzeln von Frau Percht reichen weit in die Epoche der Jungsteinzeit oder „Alteuropas“, wie die litauische Archäologin Marija Gimbutas diese Kultur bezeichnet hat, zurück. Sie ist die „Helle, Glänzende, Strahlende“, ihr Name leitet sich vom althochdeutschen „peraht“ ab, welches wie das englische „bright“ leuchtend, strahlend, glänzend bedeutet. : Junge schone Frau und altes furchterregendes Weib „An Fried, an Reim und an Gsund“ wünschen die Goldegg-Wenger Perchten. Ihre Priesterinnen, Schamaninnen, Heilerinnen – „die Perchten“, welche auch „die Saligen“ genannt werden im Alpenraum und uns hier im Salzburger Land unter der Bezeichnung „Wildfrauen“ bekannt sind, begleiten Frau Percht. Im Brauchtum des Salzburger Landes hat die Göttin zwei Gesichter: sie zeigt sich als junge, schöne Frau, aber auch als altes, hässliches Weib. Kein Frühling ohne Herbst. Keine Geburt ohne Tod. In Gestalt der Jahreszeiten zeigt die Natur das beste Beispiel dafür, daß jedes Wachsen im Frühling von entsprechendem Verfall im Herbst und dem Sterben begleitet ist. In früheren Zeiten waren durch diesen Spiegel der Natur Leben und Tod gleichermaßen präsent und integriert. Für dieses Gleichgewicht sorgte Frau Percht in ihren beiden Gestalten: als schwarze Todesgöttin und als weiße Wiedergeburtsgöttin. Zwei Gesichter – eine Gestalt In unserer heutigen Gesellschaft wird versucht, den Tod zu verdrängen. Durch das „ewige Leben“ im Himmel oder in der Hölle soll der Tod nicht mehr zur Kenntnis genommen werden. Damit wurde aus der weisen, alten Todesmutter die „Schiachpercht“. Sie wurde dämonisiert, zum Symbol des „Bösen“ gemacht und soll nun Verderben und Unglück über die Menschen bringen. Wild und unnahbar kann die Todesgöttin sein und unerbittlich, wenn die Zeit zu gehen gekommen ist. Doch sie schenkt den Wesen auch den sanften Tod und nimmt sie als Todesmutter in ihre Arme. 19 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF : Frau Percht hutet die Geheimnisse um Geburt, Leben und Tod In Rauris bringen die Schnabelperchten Glück und Segen für das neue Jahr. In den Wochen zuvor fegt Frau Percht mit ihrer „Wilden Jagd“ übers Land. Die Todesgöttin holt, in den Herbststürmen symbolisiert, die Seelen der Toten in ihre heiligen Berge heim und hütet sie bis zur Wiedergeburt in Höhlen und Teichen. Die „Wilde Jagd“ ist uns hier im Salzburger Land ebenfalls überliefert. Wenn auch in späteren Zeiten Kaiser Karl mit seinem Gefolge daraus geworden ist, welcher nun im Untersberg schlafen soll, so ist der Zusammenhang mit Frau Percht und ihrem Seelenzug in den Untersberg deutlich zu erkennen, wenn wir unseren Blick für die Bedeutung der vorchristlichen Symbolik wieder öffnen. Der „böse“ Blick, welcher der dunklen Wintergöttin in christlichen Zeiten zugeschrieben wurde, ist in Wirklichkeit ihr „wissender“ Blick. Sie hütete die Geheimnisse rund um Geburt, Leben, Tod und Wiedergeburt und gab dieses weibliche Wissen vor allem in den Spinnstuben an die Frauen weiter. Deshalb waren die Spinnstuben der Obrigkeit lange Zeit ein Dorn im Auge und es wurde von kirchlicher Seite wiederholt versucht, diese zu verbieten. Frau Percht ging dort aus und ein, davon erzählen uns unzählige Sagen. Sie prüfte dabei jedoch nicht den Fleiß der Spinnerinnen, wie durch die bürgerliche Hausfrauen-Moral in die alten Mythen hineininterpretiert wurde. Sondern die Weitergabe der weiblichen Traditionen stand neben dem Spinnen im Mittelpunkt der Spinnstuben. Die jungen Mädchen wurden von den weisen, alten Frauen im Auftrage von Frau Percht in das Heilwissen, das Geburtswissen, die Geheimnisse rund um Tod und Wiedergeburt, die Künste der Sternenbeobachtung, die Magie des Wettermachens und der Pflanzenzucht eingeführt. Ein guter, achtsamer Umgang mit diesem Wissen war wichtig, denn davon konnte das Schicksal des gesamten Clans abhängen. 20 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Die Schönpercht erscheint nach der Wintersonnenwende. Ihre hohe Zeit sind die Rauhnächte, welche auch „Mutternächte“ genannt werden. Das Sonnenkind wurde aus dem Schoß des Kosmos wiedergeboren und bringt das „neue Licht“ in die Welt, so wie es seit vielen Jahrtausenden Jahr für Jahr geschieht, damit das neue Leben wieder erwachen und gedeihen kann. Wiederkehr des Lichts und neuerwachende Fruchtbarkeit Vielerlei alte Symbole und Formen bei den Gasteiner Tafelperchten. Der 6. Jänner hieß lange Zeit „Berchtentag“. Auch dieses alte Göttinfest wurde christianisiert und zum „Dreikönigstag“ gemacht. Merkwürdigerweise ist einer der Könige schwarz, der zweite rothaarig und der dritte ein alter Mann mit weißen Haaren. Ursprünglich zogen in dieser Zeit die Priesterinnen von Frau Percht als ihre Vertreterinnen in ihren drei heiligen Farben weiß, rot und schwarz mit dem wiedergeborenen Licht von Haus zu Haus und brachten den Menschen den Segen der Großen Göttin für das neue Jahr. Die Initialen C+M+B bringen bis heute den Segen der Göttin an die Türschwellen der Menschen. Denn hinter diesen Buchstaben verbirgt sich die alte Frauentriade „Catharina, Margaretha und Barbara“, welche als christliche Vertreterinnen der vorchristlichen, dreifachen Göttin gefolgt sind. Schönperchten erscheinen in unserer Heimat in vielerlei Gestalt: als Tafelperchten im Pongau, als Schnabelperchten in Rauris, als Tresterer im Pinzgau, als Glöckler vor allem im angrenzenden Salzkammergut. Eines ist ihnen allen gemeinsam: sie bringen und symbolisieren das neue Leben, das wiedergekehrte Licht und die neuerwachende Fruchtbarkeit für dieses Jahr. Während das Perchtenbrauchtum im Salzburger Land immer noch fest in männlicher Brauchtumshand liegt, laufen beim Perchtenlauf in Kirchseeon in Bayern auch wieder Frauen mit. In Ebensee im Salzkammergut erregte vor 21 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF einigen Jahren die erste weibliche Glöcklerinnenpass große Aufregung. Vom „Eindringen“ der Frauen in „bodenständiges, männliches Brauchtum“ war dort die Rede. : Zuruckschau und Vorausschau Die Zeller Tresterer erwecken mit ihrem Stampftanz die Fruchtbarkeit der Erde für das neue Jahr. Frauen dringen durch ihre Teilnahme an den Perchtenläufen jedoch nicht in etwas ein, was traditionellerweise männliches Brauchtum ist. Diese männliche Tradition reicht beim Blick auf unsere vorchristliche Kulturgeschichte nämlich nicht allzuweit zurück. Frauen als Perchten oder Glöcklerinnen nehmen sich damit etwas zurück, was über Jahrtausende weibliche Tradition und erdverbundene Spiritualität gewesen ist. Die Zeit ist reif dafür, uns wieder auf die Suche nach den Ursprüngen, den kulturellen Wurzeln unseres Brauchtums zu machen und diese reichen viel weiter zurück, als die meisten bisher ahnen. Möge mein Beitrag dabei mithelfen, diesem „Zurückschauen“ auf unser Brauchtum einen neuen Blickwinkel zu verleihen und damit die „Vorausschau“ auf die kommende Zeit wieder getragen sein vom Leuchten und Glänzen der Percht. Renate Fuchs-Haberl Renate Fuchs-Haberl ist Referentin für Moderne Matriarchatsfoschung, beschäftigt sich mit spirituellen Frauentraditionen unseres Kulturkreises und lehrt Orientalischen Frauenheiltanz. In den Raunächten finden Wanderungen auf den Spuren von Frau Percht zu alten Salzburger Kultplätzen statt. Nähere Informationen dazu: www.wildmohnfrau.at Weiterführende Literatur: „Frau Holle und das Feenvolk der Dolomiten“ von Heide Göttner-Abendroth „Göttinnen und Götter des Alten Europa: Mythen und Kultbilder“ von Marija Gimbutas „Der Kult der drei Jungfrauen“ von Ernie Kutter 22 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF : Fahrten, Spuren, Zeichen Fährten, Spuren im Schnee, in feuchte Erde gedrückte Pfoten, Krallen, der Bauch einer Schlange, Hufe Füße mit den Augen begannen die Menschen zu lesen. Lesen die Tiere an Land mit der Nase? im Wasser mit ihren Ohren? Der Tag kam irgendwann, - die Gedankenfährte im Sand mit dem Finger --zwischen Meer und Land, schnell von den Wellen genommen, wie Vogelflug von der Luft. Doch sie sah das Vergessen, sie konnte es lesen und sie wiederholte die Zeichen wo Wellen nicht sind. Spuren im Schnee... Bild „Der springende Punkt“ und Gedicht von Karin von Wangenheim www.karin-von-wangenheim.de 23 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Die Weihnachtsgurke Kurioser Schmuck am Weihnachtsbaum Auch wenn die Weihnachtsgurke in Deutschland bislang noch ein Schattendasein fristet – in den USA ist man der festen Überzeugung, dass ein deutsches Weihnachtsfest ohne den Baumschmuck undenkbar sei. Im Laufe der letzten dreißig Jahre haben viele Amerikaner den vermeintlich deutschen Brauch lieb gewonnen – egal, ob mit oder ohne deutsche Wurzeln. Zur Weihnachtszeit hängen sie sich den Christbaumanhänger in Form einer Essiggurke aus Glas gerne in den Baum, und das nicht nur aus ästhetischen Gründen: Beim Schmücken werden die sogenannten "Christmas Pickles" sorgfältig zwischen den Zweigen versteckt. Am Weihnachtsabend beginnt dann die große Suche nach der Weihnachtsgurke. Diejenige, die den grünen Anhänger als Erste zwischen den Zweigen findet, wird belohnt. Die Finderin darf zuerst ihre Geschenke auspacken, bekommt ein zusätzliches Geschenk oder hat im nächsten Jahr eine extra Portion Glück. Ein vermeintlich deutscher Brauch...? Hat die Weihnachtsgurke deutsche Wurzeln? Auch wenn die Weihnachtsgurke in Deutschland als Weihnachtsdeko weitgehend unbekannt ist – auszuschließen sind ihre deutschen Wurzeln nicht. So geht die Historikerin Cornelia Oelwein davon aus, dass der Weihnachtsbaumschmuck früher vor allem im bayerisch-thüringischen Raum vereinzelt bekannt war. Gestützt wird die These durch eine alte Form zur Herstellung der Weihnachtsdeko, die im Besitz des oberfränkischen Glasbläsers Gernot Weigelt ist. Die Weihnachtsgurkenform wurde rund um das Jahr 1900 hergestellt und von Generation zu Generation weitervererbt. Die witzige Weihnachtsdekoration finden Sie in vielen Online-Shops, aber auch auf den zahlreichen Weihnachtsmärkten gibt es die Weihnachtsgurke mittlerweile zu kaufen. 24 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Die Weihenachtsquitte „Diese in der Mitte liegende Quitte wurde mir von Gerlind Hoffmann geschenkt. Sie wuchs auf ihrem Mutterland, siehe auch am Ende der Zeitung bei den Mutterlandschild-Fotos. Jetzt liegt die Quitte hier auf meinem Altarstreifen am Fenster sieht klasse aus und verströmt obendrein den wunderbaren Quittenduft.“ Uscha Quittenduft... Post zur Weihnachtszeit Wie hilfreich ist ein Übersetzungsprogramm beim Verfassen eines Briefes an die Redaktion der Mutterlandbriefe? Ich hoffe, Sie diese pünktlich erhalten, kam ich hier unten in der Ukraine für einen Kurzurlaub, leider waren wir im Park des Hotels wo wir blieben alle Bargeld, Kreditkarte und Handy ausschalten uns gestohlen wurden, aber zum Glück haben wir noch unsere Pässe mit uns überfallen. Wir haben die Botschaft und die Polizei hier aber sie Fragen auf alles, was die schlechte Nachricht ist unser Flug verlässt die in weniger als 18 Stunden ab jetzt, aber wir haben Probleme, die Beilegung der Hotelrechnungen nicht helfen und der Hotelmanager wird nicht lassen Sie uns verlassen, bis wir die Rechnungen begleichen. Ich brauche eure Hilfe (LEIHE) finanziell von 1.840 €. Ich verspreche, die Erstattung zu machen, sobald wir wieder nach Hause. Lass es mich wissen, wenn Sie helfen können und ich brauche dich, halten Sie Ihre e-Mail überprüfen, weil es so ist, wie nur ich Sie erreichen kann. Beste Grüße Christian 25 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF : : : Kampfen fur die Wurde der Frau Ein Interview mit der Großmutter KaraMa Beran : Die Suche nach einer matriarchalen Spiritualitat Frau Beran, Sie sind in verschiedenen feministisch-spirituellen Netzwerken tätig. Wie kamen Sie dazu? 19 Jahre lang war ich in Markdorf Lehrerin für katholische Religion. Weil ich in allen Schularten außer dem Gymnasium unterrichtete, musste ich mich immer vielseitig und unterschiedlich vorbereiten. Dabei stieß ich in der Erforschung religiöser Traditionen auf Epochen vor dem Christentum, in denen matriarchale Gesellschaften mit weiblich-mütterlich orientiertem Glaubensbild existierten. Mit diesen habe ich mich gründlich beschäftigt. Ich war gleichzeitig auf der Suche nach einer Spiritualität, die mir im Innersten gemäß ist. Es war kein leichter Weg, denn ich musste mein vertrautes Ufer verlassen. Doch die matriarchale Thematik ließ mich nicht mehr los. Viele Menschen schrecken vor dem Begriff „Feminismus“ zurück. Wie begreifen Sie das Thema für sich? Ich finde es notwendig, die weibliche Sicht auf die Welt, das heißt eine mütterlich-fürsorgliche in die Gesellschaft hineinzutragen. Leider ist der Feminismusbegriff immer noch mit dem alten Vorurteil der Männerfeindlichkeit behaftet. Ich persönlich bin von wunderbaren Männern in meiner Familie und meinem Freundeskreis umgeben und bekenne mich trotzdem zu einer Beurteilung gesellschaftlicher Vorgänge aus der Frauenperspektive und aus dem mütterlichen Prinzip heraus. Was hat es mit diesem Prinzip auf sich? Es ist das universale Naturgesetz vom Lebenskreislauf des Werdens, Wachsens und Vergehens, welches allem zu Grunde liegt. Das ist das 26 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Gesetz, dem wir uns auf allen Ebenen verpflichtet wissen. Wir vom Rat der Großmütter finden, dass es an der Zeit ist, daran wieder zu erinnern. Wir möchten darüber nachdenken, forschen, diskutieren und verändern, was uns nicht gefällt. Was gefällt Ihnen denn nicht? Ganz besonders, dass im zunehmenden und bedrohlichen Ausmaß die Natur geschädigt, die Menschenwürde besonders der Alten und Schwachen nicht geachtet und das Leben verletzt wird. Deshalb nahm der Rat der Großmütter zum Beispiel auch an den Demonstrationen gegen Stuttgart 21 oder für die Abschaltung der Atomkraftwerke teil. Was ist der Rat der Großmütter und wie kamen Sie dazu? Schutz der Natur und Achtung der Menschenwurde : 2004 trafen sich 13 alte Clanmütter aus indigenen Kulturen Amerikas, Asiens und Afrikas, um ein globales Bündnis von weisen Frauen zum Schutz des Lebens und der Umwelt zu gründen. 2009 haben 19 Frauen – aus Baden-Württemberg, Bayern und Hessen – den roten Faden aufgenommen und sich in der Vision einer Zukunft zusammengeschlossen, in der die Liebe zum Leben, zur Erde und all ihren Geschöpfen an erster Stelle steht. Seit 2010 bin ich Rätin. Wie sieht Ihre Arbeit als Rätin aus? Was sind Ihre Aufgabengebiete? Im Rat der Großmütter gibt es keine hierarchisch verordneten Aufgabengebiete. Gemeinsam haben wir 13 Machtworte formuliert, die unsere Richtschnur und Wegweiser sind. Welches Machtwort hat Sie persönlich am meisten angesprochen? Das Machtwort, das ich bei der ersten Ausrufung vorgelesen habe: „Wir hüten die Weisheit“. Ich hatte eine tolle Mutter, mit deren Weisheit ich mich immer noch verbunden fühle. 27 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Sie nennen sich in Ihren Netzwerken auch „KaraMa“. Was bedeutet das? Mit einem neuen Namen verbindet sich eine neue Identität. Auf der Schwelle zum Alter war ich nicht mehr dieselbe wie zuvor. Aus Respekt vor meiner Mutter behielt ich den ersten Teil meines Namens. Das „Ma“ ist eine Ursilbe. Einige Zeit, nachdem in mir der Name aufgetaucht war, erzählte mir eine Frau, dass KaraMa auf Arabisch „Würde“ bedeutet. Das berührte mich sehr, denn ich möchte eine würdige Alte sein und für die Würde der Frauen kämpfen. Wie tragen Sie Ihre Netzwerk-Arbeit und die Machtwörter des Rates der Großmütter in Ihren Alltag hinein? In erster Linie als Anspruch an mich in meinem Leben und an die Verantwortung, die ich für Mutter Erde und unsere nachfolgenden Generationen empfinde. Ich möchte aufmerksam sein, mich kritisch für Politik interessieren und spirituell verankert sein. Wie machen Sie das konkret? Die Ehrfurcht und Dankbarkeit gegenüber der Natur feiere ich mit anderen Frauen in den Jahreskreisfesten. Ich schreibe Artikel, besuche Seminare zu existentiellen Themen, nehme meine Verantwortung auch als biologische Großmutter wahr. Erfreulicherweise sehe ich in Markdorf viele „mütterliche“ Engagements. Politisch allerdings wünsche ich mir, dass Entscheidungen deutlicher pro Natur ausfallen. Das Wissen der Alten ehren Weshalb heißt es gerade Rat der Großmütter und nicht etwa der Frauen? Großmütter haben mehr Zeit als die Mütter und jungen Frauen und naturgemäß mehr Lebenserfahrung, die sie weitergeben können. Früher wurde das Wissen der Alten deshalb respektiert. Wir wollen dazu beitragen, dass das Erfahrungswissen und die Weltsicht der Alten wieder geschätzt und aufgenommen wird. Ein Interview mit KaraMa Beran www.ratdergrossmuetter.org 28 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Die Steinalte Sie ist nicht nur alt, sondern auch wirklich aus Stein, aus dem Tanja von Heintze sie herausgelockt hat. Jahrelang hütete sie den Altar vom Frauenhof im Allgäu. Jetzt, als Tanja den Frauenhof verlassen hat, um neue Wege zu gehen, hat sich auch die Steinalte auf den Weg gemacht zum Rat der Großmütter. Unseren Flyer schmückt sie ja schon von jeher. Nun steht sie in guter Gesellschaft mit der Skulptur „Urmutter“ von Eva Brand im Heilehaus in Wennenden und beide begleiten unsere Großmüttertreffen dort in stiller Würde und mit spürbarem Wohlwollen. : : Die Hande geoffnet zum Geben und Nehmen Ich, auf dem Weg zur Steinalten, würde mir wünschen, eines Tages genauso sicher auf dem Fundament meiner Schenkel zu thronen, die Hände geöffnet zum Geben und Nehmen…Mit dem Nehmen haben wir alten Frauen es schwerer als mit dem Geben, wir lernen es erst jetzt. Und ich wünschte mir, dass ich mein Alter wie diese Skulptur stolz zeige und es nicht verstecke. Ihr ganzes Leben spiegelt sich im Gesichtsausdruck – vielleicht nicht schön im patriarchalen Sinn, aber stark und satt. Ja, diese Alte scheint mir satt zu sein. Die Früchte ihres Lebens liegen ihr zu Füßen. Sie muss sie nicht behalten und bewahren. Sie schenkt aus dem eigenen Überfluss, aus der Fülle. Sie muss nicht sparen, denn sie sieht den Horizont ihres Lebens und – wie mir scheint – darüber hinaus. Worüber sie wohl nachdenkt - ? Was auch immer es sein mag, es zeichnet sie weich und bringt sie nicht aus dem Gleichgewicht. Sie ruht auf friedvolle Weise in sich selbst, einverstanden mit dem, was hinter ihr liegt und dem, was vor ihr liegt. Einverstanden mit der Ernte und den Fehlern eines steinalten Lebens! 29 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Der Rat der Großmütter ist glücklich, die Steinalte von jetzt an im Kreis zu haben und in ihr die Qualitäten eines großmütterlichen Lebens zu entdecken – und das können für jede einzelne Großmutter ganz andere sein! Willkommen, Steinalte im Kreis der Großmütter! Grossmutter Kristin Fotos: Tanja von Heintze und KaraMa Beran : Die Qualitaten eines grossmutterlichen Lebens : : Grossmutter werden dringend gebraucht... 30 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF :: Rat der Grossmutter beim Pacha Mama Camp Erschöpft aber zufrieden bin ich am Sonntag vom Pacha Mama Camp heimgekehrt, erfüllt mit dem guten Gefühl, dass unsere Anwesenheit dort richtig und wichtig war, wie uns viele dankbare Rückmeldungen bestätigten. Erhebend im wahrsten Sinne des Wortes war die Umgebung: Kein Ort in der Nähe, lediglich zwei Bauernhäuser, von denen das eine als Seminarzentrum fungiert, sternenklare Nächte durch die Abwesenheit von elektrischer Beleuchtung, auf einer Hochebene gelegen, die von Wald umsäumt ist, in dessen Schatten sich die vielen Zelte sozusagen als Saum der großen Wiese schmiegten, ein paar Jurten, viele spielende Kinder, wohlwollend lächelnde zumeist junge Erwachsene, sich frei und friedlich vergnügende Hunde und im Hintergrund eine wahrhaft majestätische Bergkulisse. Das war der Rahmen für eine Zusammenkunft von etwa 300 fröhlichen Menschen, ein Drittel davon Kinder und Jugendliche, die zwar vielleicht nicht alle auf dem gleichen Weg, aber unterwegs zum gleichen Ziel sind: einem sinnvollen, gemeinschaftlichen Leben in Frieden und auf einer heilig gehaltenen Erde, die achtsam behandelt wird. Und diese Menschen behandelten sich und uns achtsam, es herrschte eine Wohlfühlatmosphäre, die insbesondere die Jugendlichen zu dieser Äußerung veranlasste: „So sollte es immer und überall sein“. Ein Gefühl, das uns Großmütter an die Hippikultur und die 68er erinnerte, erweitert durch die spirituelle Dimension. : “So sollte es immer und uberall sein.“ Die Organisation war manchmal ein „liebevolles Chaos“, wie jemand vom Leitungsteam sagte, das biologische Essen war hervorragend, der Toilettenwagen zu jeder Tages- und Nachtzeit super sauber dank vieler freiwilliger HelferInnen, die Duschen im Kuhstall originell und wunderbar bei der Hitze, die uns übrigens viel Energie kostete. Andererseits trug die Sonne sicher bei zur Leichtigkeit in den Begegnungen, zum Strahlen in den Augen und der Heiterkeit, mit der manche kleine Panne hingenommen wurde. 31 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Wir – das waren vier bis sechs anwesende Großmütter - boten an drei Nachmittagen jeweils einen fast dreistündigen Workshop an, in den wir mit unserem Kreislied und dem Großmütterlied einführten, um dann von der Entstehung des Rates und dem zeitgleichen Fund der Urmutter zu berichten. In einem zweiten Teil feierten wir dann ein Ritual zu jeweils einem Machtwort, in das die Teilnehmenden, zu denen auch immer ein paar Männer gehörten, einbezogen waren und sehr intensiv mitgemacht haben. Es herrschte stets eine konzentrierte, intensive, lebendige aber auch fröhliche und – dank Arungas Liedern – lockere Atmosphäre. Wir erarbeiteten zusammen die Auswirkung des Machtwortes auf uns selbst und endeten mit dem Aussenden dieser Qualitäten über die Erde. Nach dem Ritual standen wir für Fragen und zu Diskussionen zur Verfügung. “Wir Grossmutter segnen deinen Weg“. : Da wir im Zelt der Zukunft, Untertitel: „ Jung und Alt“ arbeiteten, waren auch immer etliche ganz Junge mit oder ohne Eltern anwesend, die uns mit fröhlichem und manchmal lautstarkem Krähen begleiteten… etwas anstrengend für uns Großmütter, aber auch schön. Eben: Zukunft! Mit diesen Ritualen, die unseren eigenen während der Treffen glichen, wollten wir unsere Arbeit nicht nur im Erzählen sondern im Mit-Erleben transparent machen. Am letzten Abend im Abschlussritual verkündeten wir passend zum vorgegebenen Thema „Wir begrüßen den neuen Morgen“ das 13. Machtwort „Wir leben unsere Vision“, verbunden mit zwei Liedern, und wir ließen es uns nicht nehmen, als Älteste die Menschen im Zelt zu segnen mit den Worten „wir Großmütter segnen dich und deinen Weg mit der Kraft der Großen Mutter“. Und wir anwesenden Großmütter waren durch die gemeinsamen Tage und Erlebnisse so verbunden miteinander, dass wir den Segen zwei Mal mühelos völlig synchron miteinander sprechen konnten. Grossmutter Kristin 32 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Meine Mutter will Schutzengel werden Eine Tochter schreibt uns „Ich werde Schutzengel!" sagte sie, meine Mutter, 91 Jahre alt, Großmutter von fünf Enkelkindern. Hier verlässt die evangelische Christin die Vorstellung der Kirchenlehre, welche die Ewige Seligkeit für die Gläubigen vorsieht. Selber will sie aktiv werden, eingreifen mit einer noch verborgenen Macht, wenn sie körperlich nicht mehr auf Erden ist. So sehr war sie mit diesen Gedanken beschäftigt, dass sie während eines Krankenhausaufenthaltes die Realitätsebenen verwechselte. Unter einer akuten Lungenentzündung mit Fieberdelirium leidend, griff sie den Krankenpfleger an, einen vermeintlichen Drogendealer, der ihren beiden Enkeltöchtern Rauschgift einflößen wollte. Eingreifen mit einer noch verborgenen Macht. „Die Mädchen müssen wir besonders beschützen", sagt sie manchmal. Sie will Schutzengel werden. Ich assoziiere das Märchen Aschenputtel aus der Sammlung der Brüder Grimm. Aschenputtel spricht mit der Mutter im Himmel, kommuniziert über ein Haselbäumchen auf ihrem Grab. Es wählt die Worte: „Bäumchen rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich." Die Metalle Gold und Silber bedeuten im Märchen zwar schöne Kleider, rufen in meinem Verstehen aber auch ein Bild von Sonne und Mond hervor. Die Sonne ist ein unverzichtbarer Baustein des Lebens, der Mond gibt der Erde eine Zeitstruktur, umkreist die Erde, begleitet sie. Hier werden Mutterkräfte des Erschaffens, Nährens, Bewahrens angesprochen, die an ein erhöhtes Bild der irdischen Mutter anknüpfen. Mir kommt der Gedanke, dass eine gealterte Frau, die über das Vorhaben, ein Schutzengel werden zu wollen, spricht, ganz nebenbei um die Anerkennung ihrer Familie wirbt. Die Wertschätzung alter Frauen in unserer Gesellschaft lässt nicht selten zu wünschen übrig. Vielleicht hat Mutter aber auch Angst vor etwas Unbekanntem, und möchte deshalb ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen? Ich könnte sie fragen, sehe davon ab, fürchte etwas zu zerstören. 33 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Eine Verbindung herzustellen zwischen Diesseitswelt und Jenseitswelt entspringt einer alten Geisteshaltung aus der patriarchalen Vorkultur. Es wurden Ahninnenkulte gepflegt. Die Lebenden versuchten, Verbindungen zwischen sich und ihren Verstorbenen herzustellten. Somit könnte die spirituelle Geste, Schutzengel werden zu wollen, ein Aufspüren matriarchaler Gepflogenheiten bedeuten. Meine Mutter hat nie Bücher der Matriarchatsforschung gelesen! Möglicherweise mischt sich das genetische Gedächtnis ein. Erinnerungen an einen lange zurückliegenden Lebensstil sind vorhanden und können unter bestimmten Bedingungen abgerufen werden; in dem Fall das nahende Ende einer 91-Jährigen. Tiefgreifendes Empfinden weckt Ahnungen, die das Denken inspirieren. Mutter sagt, sie will in die Lehre gehen, vielleicht 3 Jahre, um in der spirituellen Welt Fuß fassen zu können. Wissen ist in Vergessenheit geraten, muss wieder belebt werden. Mutterliches weitertragen uber den Tod hinaus. : Ich erinnere ein Bibelwort aus dem NT: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Demzufolge müsste Mutter die Nähe ihrer Lieben verlassen. Würde Gott Rücksicht auf Familien- und Freundesbande nehmen? Selbst Jesus wies einmal seine Mutter und seine Brüder ab, als diese ihn an einem Predigtort besuchen wollten: „Wer ist meine Mutter, wer sind meine Brüder", sagte er und bezog sich einzig auf den himmlischen Vater. Wie schon erwähnt, den Ahninnen des matriarchalen Glaubenshorizontes galten zahlreiche Bräuche. Sie waren förmlich eingebunden in das Erdenleben ihrer Lieben. Einige Bräuche existieren heute noch, z. T. in abgewandelter Form. Beispielsweise legte man Speisen aus oder stellte an Festtagen einen zusätzlichen Teller auf den Tisch. : Wer wird sie lehren? Wir diskutieren. Eigentlich ist sie ja für die Ewige Seligkeit vorgesehen. Demnach, weg von hier soll die Reise gehen in einen fernen Himmel. Die Ahnin, die Mädchen und Jungen geboren hatte, schützte, behütete, schickte gute Energien, war Ansprechpartnerin für vielerlei Sorgen. Mutter/Großmutter Luise sagt, manchmal kommen ihr Zweifel, dass sie den Weg nicht findet, dorthin, wo die Lehre anzutreten ist. Sie betont wiederholt, Neues lernen zu müssen, es sei vieles in Vergessenheit geraten, ermuntert sich selbst, sie sehe die Zugvögel, die fänden ihren Ort aus einem innewohnenden System heraus. Außerdem habe sie selbst ja auch einen Schutzengel! Es ist ein großartiges Signal: ureigen Mütterliches weitertragen zu wollen über den Tod hinaus. Ohnmacht abzustreifen, Freiheit einzufordern, sich ein metaphysisches Bild aus der Vergangenheit zurückzuerobernd. Marlies Kruse 34 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Die wildwild-weise Grossmutter aus anderer Zeit oder: Rotkäppchen „Großmutter, warum hast du so große Augen?“ „Großmutter, warum hast du so große Hände?“ „Großmutter, warum hast du so große Ohren?“ „Großmutter, warum hast du so große Zähne?“ Welche kennt sie nicht, die ängstlich-erstaunten Fragen des kleinen Rotkäppchens angesichts dieser furchterregenden Alten, die eigentlich ihre kranke schwache Großmutter sein soll? Schrecklich große Zähne hat übrigens auch die alte Frau Holle und Goldmarie fürchtet sich ebenfalls zunächst vor ihr. Alte unheimliche, manchmal durchaus freundliche Weiblein, die junge Menschen prüfen, Wege zeigen, belohnen oder bestrafen, sie der Welt entziehen, in Geheimnisse einweihen und Weisheit lehren, - junges Mädchen - hexische Alte, das sind wohlbekannte Konstellationen in den Märchen. Nicht zufällig finden die geheimnisvollen Begegnungen häufig im finsteren Wald statt. Der Wald ist der Ort der grossen Geheimnisse, in dem die Alten und die HelferWesen der nicht sichtbaren Welten hausen. Wesen, die auf die Probe stellen, das Innerste des Menschen hervorlocken und aufdecken. Der Wald in den Märchen ist das Symbol für das Unbewusste, der Ort für Prüfung und Initiaton, ein Zwischenreich zur Anderswelt. Der Wald als Ort der grossen Geheimnisse In dieser WaldWelt spaziert nun Bild im FrauenHeilehaus Wennenden ohne Arg das Kind Rotkäppchen umher. Das Mädchen steht an der Schwelle zur Frau, was - nach alter Symbolik - das rote Käppchen zeigt. Die rote Kopfbedeckung hat es von der Großmutter geschenkt bekommen, die noch um die weiblichen Geheimnisse weiss. Auch die Mutter schickt nicht ohne tiefere Absicht die Tochter auf den einsamen Weg zu ihrer Großmutter, die in der Wildnis zu Hause ist. Auf diesem Weg nun trifft folgerichtig das unschuldige Mädchen auf das wilde Wolfs-Tier, das es sogleich vom geraden Wege weglockt – ins Verderben oder in die Verwandlung? 35 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Nach der Lesart des Märchens natürlich ins Verderben: hinterlistig und in böser Absicht. Doch erst im Zuge patriarchaler Entwicklung wurde der Wolf zunehmend zum ausschliesslich bösen reißenden Tier, das Schaden zufügt und vernichtet. Bis heute wird er vielerorts als überaus gefährlich dämonisiert und verfolgt. In alten Mythologien, indianisch, usbekisch, keltisch, griechisch u.a. ist die Wölfin die Urmutter, ein wunderbares Krafttier, die treue Begleiterin von Göttinnen. Sie ist die Nachtgefährtin der Mondin. Im Keltischen war die Wölfin verehrt als „das Dunkle und das Helle“, was sie in die „verdächtige“ Nähe der „Percht“ und anderer Göttinnen rückt. Der Aspekt der Verwandlung, die die Einheit von Leben und Tod beinhaltet, verschwindet im patriarchalen Bewusstsein, wird abgelöst vom linearen und dualistischen Denken. Die NachtGefahrtin der Mondin : Sie ist stark, ein mutiges Rudeltier, ja, durchaus auch gefährlich, denn sie lässt sich nicht zähmen und unterwerfen. Es gibt nur noch richtig oder falsch, gut oder böse, hell oder dunkel, wobei das Dunkle das Böse wird, wie wir es von der Dämonisierung aller dunklen Göttinnen kennen. Zurück zu Rotkäppchen. Das Kind hat keine Angst vor der Wölfin, noch fräut es sich an der freundlichen Begegnung mit der wilden Kreatur und geniesst mit allen Sinnen die Schönheit der Natur. Für die patriarchale Pädagogik der Grimms ist das ein Ärgernis. Sollen doch die Märchen die Mädchen zu Sittsamkeit und vor allem Gehorsam erziehen. Den vorgegebenen Weg zu verlassen, führt demnach unweigerlich ins Verderben und gefährdet zudem das Leben der armen alten Grossmutter, die aus unerfindlichen Gründen so verlassen und krank in einer weit entfernten Hütte hausen muss. Den Gebrüdern Grimm war es nach ihren eigenen Aussagen sehr wohl bewusst, dass Märchen uralte Weisheiten aus nichtpatriarchalen Zeiten transportieren. Und genau diese Kraft machten sie sich für ihre pädagogisch-moralischen Ziele zunutze. Welch ein Schreckensszenario: Der wilde unzivilisierte Wald, die ungezähmte Wölfin und dann auch noch die Grossmutter in gestaltverwandelter Fremdheit, die furchterregende Alte, Baba Jaga, Hekate, Kali…... 36 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Ausgeprägt grosse Hände und Augen – welcher fallen da nicht die Gestalten aus der matriarchal – spirituellen Kultur ein. Welche kennt nicht die übernatürlich grossen Hände der Schwarzen Madonnen, der vierges noires und die Riesenaugen der Augengöttinnen? : Das junge Madchen das zur Frau erwacht. Priestess Temple of Ishtar La majesté de sainte Foy de Conques Das Märchen vom Rotkäppchen und seiner Grossmutter beschreibt den Initiationsweg eines jungen Mädchens, das zur Frau erwacht. Aus der mütterlich umsorgten Welt der Kindheit geht es durch das dunkle geheimnisvolle Reich der Bewusstwerdung zur Grossen Mutter, in der die Verwandlung stattfindet. Um neugeboren zu werden, ist es in der matriarchalen Spiritualität essentiell, in den Mutterbauch, den Leib der grossen Mutter zurückzukehren. Die letzte Schwelle wird dann der Tod und das Neuwerden sein nach den drei Übergängen der weissen, roten, schwarzen Phase, die zyklisch wiederum in die weisse Phase übergeht. Die Grosse Mutter, hier im Märchen in der Gestalt der wilden freien Grossmutter-Wölfin nimmt das Kind in sich auf, um es neu zu gebären. Schiessende Jäger und Wackersteine im Bauch sind auf diesem Hintergrund schlichtweg absurd. Verlassen wir dennoch für einen Moment die spirituelle Ebene und wenden uns den konkreten Alltagsgrossmüttern zu. Werden sie nicht tatsächlich manchmal weit abgeschoben nach draussen in ihre Einsamkeit. 37 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Und sind es nicht immer wieder die tüchtigen kuchenbackenden Hausfrauen-Töchter, die sich sorgen und die von der Grossmutter so heiss geliebten „süssen“ Enkeltöchterchen auf den Weg schicken, um die liebe Oma zu erfreuen und zu trösten? Und dann kommt der böse Verführer und bringt das Mädchen vom rechten Weg ab. Dazu muss er aber erst die Grossmutter beseitigen und wenn dann noch der tapfere Jägerheld kommt, um beide zu retten, ist das patriarchale Bild wieder perfekt. Halt: es wäre wieder perfekt, wenn es nicht immer noch die Grossmütter gäbe mit den weit offenen, sehenden Augen, den liebevoll unterstützenden zupackenden Händen, den aufmerksamen Ohren und den mütterlichen Bäuchen und Herzen. Mir fallen dazu Sätze ein aus den Machtworten des Rates der Grossmütter vom Hohlen Fels: “Wir huten die Rotkappchen.“ : „Wir schauen in die Weite“ „Mit dem Herzen hören“ „Wandlung ist das Prinzip des Lebens“ : (Machtworte 4,5,13) Grossmütter!!!! „Wir stehen in einer langen Ahnenreihe mit Generationen vor und nach uns. Gehe aufrecht und mutig den Weg der Wahrheit deines Herzens, denn wir hüten die Zukunft„ ( Machtworte, 9,11) ……..und die Rotkäppchen. Fotos und Text KaraMA Beran 38 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF : Lebensraume Über die Aneignung von Räumen Liebe Mutterlandfrauen, über Euren Wunsch, in der neuen Ausgabe Eurer Mutterlandbriefe, etwas zum Thema meiner Veröffentlichungen über die „weibliche“ und „männliche“ Körpersprache, zusammenzustellen, fräue ich mich sehr. Und so grüßt Euch, Marianne Wex aus dem Westerwald Hoffentlich gefällt es Euch! Fußspuren im Sand : : Abdrucke, Eindrucke... „männlich“ „weiblich“ Bild und Text in dieses Artikels basieren auf Fotografien, die in den Jahren von 1972 bis 1977, vorwiegend in Hamburg entstanden. Mein Interesse gilt dabei der geschlechtsspezifischen Sozialisation, wie sie sich mir im Spiegel der alltäglichen und eher unbewussten Körperhaltungen, z.B. auf Straßen, Plätzen und Bahnhöfen, usw. in Hamburg und Umgebung zeigten. Zum Vergleich interessierten mich weitere Lebensbereiche, wie z.B. das geschlechtsspezifische Bild, wie es uns in den vielfältigen öffentlichen Medien präsentiert wurde. Später, ebenfalls unter geschlechtsspezifischem Aspekt, widmete ich mich den Darstellungen des Mittelalters und der Antike. Auf dem Hintergrund von mehr als 5000 Fotografien, ordnete ich die gefundenen Körperhaltungen später nach Häufigkeit und Ähnlichkeiten in Reihen. Damals wie heute, nach ca. 40 Jahren, gehe ich davon aus, dass Frauen und Männer von Kind auf an, mit Hilfe von Nachahmung und Vorbildern lernen, sich unterschiedlich zu bewegen und, dass diese geschlechtsspezifische Körpersprache mit allem anderen „weiblichen“ bzw. „männlichen“ Rollenverhalten im Zusammenhang steht. 39 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Gehende Männer, gehende Frauen. Im Spiegel der zeitgenössischen Hierarchie platzierte ich die „männlichen“ Haltungen oben und die „weiblichen“ Haltungen darunter. Haltungen Sitzende Männer, sitzende Frauen. 40 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Die allgemeinsten Mermale der Körperhaltungen von Männern im 20. Jh. Breite Beinhaltungen, nach außen gestellte Füße, die Arme in deutlichem Abstand zum Körper. Das heißt, dass der Mann für seine Existenz soviel Raum wie möglich einnahm und das auch mit Hilfe seiner Körpersprache signalisierte. Die allgemeinsten Merkmale der Körperhaltungen von Frauen im 20. Jh. Eng aneinander gehaltene Beine und Füße, sowie eng am Körper gehaltene Arme. Das heißt, dass die Frau, für ihre Existenz, so wenig Raum wie möglich einnahm und das auch mit Hilfe ihrer Körpersprache signalisierte. Körperhaltungen aus den 70er Jahren des 20. Jahrhundert : Korpersprache als Folge patriarchaler Machtverhaltnisse : Marianne Wex Quelle: Marianne Wex, Ausstellung und Buch, Buchveröffentlichung, Titel: „Weibliche“ und „Männliche“ Körpersprache als Folge patriarchaler Machtverhältnisse, 1.Auflage 1979, Copyright und Verlag Marianne Wex, Hamburg, Übersetzungen: Englisch, Titel: Let’s Take Back Our Space, Französisch, Titel: Langage Feminin et Masculin du corps 41 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF GODEWEG Rund um Kalchreuth Bei Kalchreuth gibt es viele Kirschbäume und interessante Felsen. Die Wanderwege sind nur mäßig anstrengend und führen durch eine schöne Landschaft, die zur Zeit der Kirschblüte in Wolken aus Weiß getaucht ist. Nach Kalchreuth kommt man leicht mit der Gräfenbergbahn von Nürnberg aus, es ist aber auch mit dem Auto gut zu erreichen. Für die Wanderung muss man vom Bahnhof aus zur Ortsmitte laufen und dann rechts in die Erlanger Strasse abbiegen. Die läuft man entlang bis hinter den Ortsrand, dort erreicht man den Wanderparkplatz, von wo aus die eigentliche Wanderung startet. Sie ist gut ausgeschildert, man folgt der Markierung „Grüner Kringel“, geht rechts am Sklavensee vorbei und über eine Wiese Richtung Wald. Nicht weit, dann kann man zur Dürerquelle hinuntergehen. Kurz vorher ist eine Abzweigung, dort in Sichtweite ist gleich der Jungfernsitz, eine Steinformation, die wahrscheinlich auf natürliche Weise entstanden ist. Sie sieht aus wie ein Felsenthron, sehr imposant, und man kann sich darauf auch bequem hinsetzen. Allerdings müssen gerade Frauen vorher überlegen, ob das auch in ihren Lebensplan passt, denn die Legende behauptet, dass eine Frau, die sich auf den Jungfernsitz setzt, schnell den Mann fürs Leben findet, oder vielleicht auch den Mann oder die Frau für den Lebensabschnitt. Also vielleicht nichts für über-zeugte Singles, aber auf alle Fälle preiswerter als eine Partnervermittlung. JungfernSitz: Steinformation und Felsenthron 42 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Vom Jungfernsitz geht es wieder zurück zum Hauptweg und hinunter zur Dürerquelle. Dort soll Dürer seine ersten Naturgemälde gemalt haben. Der Weg biegt rechts ab und geht durch den Wald weiter, bis er auf das offene Gelände hinausführt. Dort hat man einen wunderschönen Weitblick, der gerade computer-geplagten Augen gut tut. Weiter geht der Weg bis zu einem hohen Punkt in der Landschaft, an dem ein Baum steht und sich der Weg verzweigt. Hier hat man die Wahl: Ein Weg geht geradeaus, der andere biegt links ab. Links geht es langsam wieder abwärts, weiterhin mit Panoramablick auf den Sklavensee, zurück zum Parkplatz. Wer noch Kondition hat, kann den Weg geradeaus nehmen und kommt dann am Sportheim vorbei zur Strasse. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein paar Meter von der Strasse entfernt die Teufelsbadstube. Teufelsbadstube: Wildromantische Schlucht Woher sie ihren Namen hat, ist heute nicht mehr bekannt, jedenfalls wurde sie schon im 18. Jahrhundert so genannt. Viele der Schluchten und Höhlen aus Räthsandstein, die es in der Gegend rund um Nürnberg gibt, werden mit dem Teufel in Verbindung gebracht, oft gibt es dazu auch noch eine Geschichte vom Jäger, den dort beim Wildern am Sonntag der Teufel geholt hat. Hier sind die Geschichten alle vergessen, aber die wildromantische Schlucht wäre bestimmt eine gute Kulisse für die Wolfsschluchtszene im Freischütz. Über der Schlucht ist der Felsenkeller, eine Wirtschaft, die im Sommer von Donnerstag bis Sonntag, im Winter nur an Sonn- und Feiertagen geöffnet ist. 43 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Wer mit der Bahn unterwegs ist, kann von hier aus direkt weiter nach Kalchreuth gehen. Man kommt jetzt von einer anderen Seite in die Ortschaft und kann schnurgerade durchlaufen bis zum Bahnhof. Zum Parkplatz geht es zurück bis zum Baum und dann rechts abbiegen und den Panoramaweg hinunterlaufen. Wenn Kirschen- oder Zwetschgenzeit ist, steht vor vielen Häusern in Kalchreuth ein Tisch mit Tüten voller Früchten und einer Kasse. Man nimmt sich eine Tüte und legt das passende Geld rein. Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann auch am Straßenrand fahrende HändlerInnen finden, die aus dem Auto heraus Erdbeeren, Kirschen oder Zwetschgen verkaufen. Es lohnt sich, anzuhalten, denn die Früchte sind nicht nur lecker, sondern auch günstiger als im Laden. Eine Wanderkarte und weitere Informationen gibt es auf der Homepage vom Gasthaus Drei Linden, das in der Ortsmitte steht http://www.gasthausdreilinden.de/index.php?option=com_content&view=a rticle&id=25&Itemid=42 Eine andere Karte findet sich bei Frankentour: http://www.franken-tour.de/wanderungen/kirschgarten/kalchreutherkirschwanderung.html Zur Kirschenund Zwetschgenzeit Marion Zuerst erschienen im Schlangengesang: www.schlangengesang.com 44 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Geographische Irrungen und Verwirrungen... Eine Richtigstellung: Osnabrücker Land und Ostfriesland In unserer letzten Ausgabe haben wir berichtet, dass Uscha eine Kanutour in Ostfriesland gemacht hat. Nach intensiver Recherche mussten wir nun feststellen, dass die Hase überhaupt nicht in Ostfriesland liegt. Stattdessen fließt sie durchs Osnabrücker Land, durch den Landkreis Cloppenburg und durchs Emsland. Wir entschuldigen uns in aller Form für diese geographische Unkenntnis. Kleine Mutterlandkunde Osnabrücker Land Emsland Ostfriesland 45 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Liebe Frauen, nachdem wir nun endgültig richtig gestellt haben, wo die Hase fließt, möchte ich Euch einen Eindruck davon geben wie sie fließt. Ihre Bewegungen sind gemächlich bisweilen träge, so dass sie uns in unseren Kanus, mit Namen Froschkönigin oder Frau Holle, sicher und wohlbehütet überall hin bringt, vorbei an kleinen Wäldern, Wiesen oder Schafherden. Ihr scheint es auch recht zu sein, wenn wir nach Lust und Laune anlegen, um uns auf den Sandbänken zu vergnügen. Sie scheint aufzujauchzen, wenn wir eine Erfrischung brauchen und mit dem ganzen Körper in sie eintauchen. Sie trägt uns auch, wenn wir die Paddel einziehen und uns zurück lehnen, um den Blick in die Weite zu genießen oder einfach nur die Augen zu schließen. Die Hase meint es richtig gut mit uns Paddlerinnen, die wir, angeleitet von Barbara Brosch, das indianisch-meditative Paddeln betreiben. Eine Kanutour auf der Hase Inzwischen kann ich mir keinen Sommer mehr vorstellen, in dem ich mich nicht mit diesem beschaulichen Fluss verbinde. Das wunderbare Gefühl von Getragen werden von Mutter Fluss hält lange, lange an, fast das ganze Jahr über. Meine Dankbarkeit gegenüber Mutter Fluss gilt auch unserer Meisterin, die uns den Umgang mit ihr lehrte: Barbara Brosch. Auch ein wunderschönes Quartier für die Nächte haben wir ihr zu verdanken: Kloster Malgarten. Sie selbst ist Ostara 2007 dorthin gezogen und ist seitdem auf vielfältige Weise Mitgestalterin dieses großflächiKloster Malgarten gen wunderschön angelegten Ortes ein über 800 Jahre altes ehemaliges Frauenkloster, das unter anderem auch ein Seminar- und Gästehaus beherbergt. Sie selbst bietet neben Kanutouren naturverbundene Auszeiten und Workshops im Jahreskreis an und lebt in einem kleinen Beginenkonvent. Uscha Madeisky Mehr Infos: www.kanu-wandern-frauengeschichte.de und www.kloster-malgarten.de 46 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF : Osnabrucker Land Großsteinanlage am Wiemelsberg Unweit des Klosters Malgarten, 24 km von Osnabrück entfernt, befindet sich die Megalithanlage am Wiemelsberg. Es ist die am besten erhaltene Großsteinanlage im Osnabrücker Land und alleine schon deshalb eine Reise wert. Die Anlage besteht aus 14 Tragsteinen und 6 Decksteinen. Einige Steine fehlen, so z.B. die des Einganges und einige der Umfassung. Die Kammer orientiert sich in ost-westlicher Richtung. Bei Ausgrabungen wurden 12 Tongefäße nebst einigen Scherben gefunden. Außerdem ein kleines Beil, eine Feuersteinklinge und über 20 Pfeilspitzen, sowie vier Bernsteinperlen. Eine Erinnerung an die Jungsteinzeit Ich besuche die Megalithanlage am späten Abend. Die Sonne liegt schon tief über den Steinen. In weiter Ferne höre ich einen Traktor, der vermutlich nach Hause fährt. Ansonsten ist alles ruhig. Das erste, was mit auffällt, ist, wie gepflegt die Anlage ist. Es liegt so gut wie kein Müll herum und die Steine wirken fast wohlgeordnet, auch wenn die Decksteine durch das Entfernen der Erde von den Tragsteinen heruntergefallen sind. Ich laufe eine ganze Zeit lang herum, probiere mal diesen und mal jenen Stein aus, fasse die großen Felsen an und spüre die Energie des Ortes. Mir gefällt es hier gut. Zum Abschluss gönne ich mir ein Vesper am Platz. Meine mitgebrachten Schüsseln und Tüten räume ich danach sorgfältig wieder auf, wie es das Schild neben dem Großsteinanlage verlangt (s. nächste Seite). Daniela Parr 47 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Dieses lustige Schild steht direkt neben der Megalithanlage: 48 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Ostfriesland Das ewige Meer bei Aurich Das so genannte Ewige Meer liegt in Ostfriesland und ist mit fast 90 Hektar Wasserfläche eines der größten Hochmoorseen Deutschlands. Die nächst größere Stadt in der Nähe ist Aurich. Bei kalten Wind, erreiche ich den Bohlenweg vom Parkplatz aus in wenigen Minuten. Schon gleich zu Beginn des Naturschutzgebietes stehen mehrere Hinweistafeln mit interessanten Informationen über das Ewige Meer. Ich erfahre, dass die Bezeichnung Eversmeer lange gebräuchlich war. Ein schöner altmodischer Name für diesen Hochmoorsee. : Das immerwahrende Moor Der Bohlenweg am Eversmoor ist der älteste Bohlenweg Ostfrieslands. Er soll Bestandteil einer großen astronomischen Anlage der Steinzeit gewesen sein. Der 4500 Jahre alte, ehemals vier Meter breite Steg führte früher auf geradem Wege auf die heutige Kirche von Arle zu. Bei den Ausgrabungen und der Freilegung des Weges 1984 wurde ein Kultpfahl aus Erlenholz gefunden, der mit seinem Rundkopf an die Funde im Wittemoor erinnert. Auch ein Bezug zur ganz in der Nähe gefundenen Sonnenscheibe von Moordorf ist sehr wahrscheinlich. Ein Bilderrahmen aus Holz bietet ein gutes Motiv für ein Foto mit dem See im Hintergrund. Links und rechts des Bohlenweges ragen einzelne krumm gewachsene Birken in die Höhe, wie sie oft in Hochmooren zu finden sind. Auch einzelne Gebüsche recken im gelben Gras ihre Zweige nach oben. 49 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Ich folge einem kleinen Wasserlauf und komme nach ungefähr der Hälfte des Bohlenweges am Hochmoorsee an. Es überrascht mich, wie groß der See ist. Durch seine tiefblaue Farbe wirkt er bei näherer Betrachtung wie ein ganz „normaler“ See. Ich muss zwei Mal hinschauen, um mich zu überzeugen, dass es tatsächlich ein Moorsee ist. Erst aus der Nähe ist gut zu erkennen, dass im Wasser wegen der Nährstoffarmut nicht allzu viele Pflanzen gut wachsen können. Ich laufe noch ein ganzes Stück am See entlang. Der Himmel ist wolkenverhangen, aber es regnet zum Glück nicht. Am anderen Ende des Sees führt der Rundgang zurück zum Ausgangspunkt, vorbei an weiteren Informationstafeln. Für die komplette Runde habe ich 1,5 Stunden gebraucht. Wasser, soweit die Aug-in reicht Gegenüber des Eingangs entdecke ich ein Café, das mit Kuchen und Original-Ostfriesentee wirbt. Nach dem kalten Wind am See ein sehr verlockendes Angebot. Schon kurze Zeit später steht eine dampfende Kanne Tee vor mir. Er wird mit einem Milchkännchen und dazugehörigem kleinen Schöpflöffel, sowie Mengen an Kandiszucker serviert. Ich fülle die halbe Tasse mit dem Zucker voll und gieße den Tee ein. Ein Ostfriese hat mir erzählt, dass Besucher sich so lange Tee nachgießen dürfen, wie noch Kandiszucker in der Tasse ist. Sollte frau also lange bleiben möchten, muss sie viel Zucker in die Tasse nehmen. Es macht mir großen Spaß, die Milch mit dem kleinen Schöpflöffel, der wie ein zu klein geratener Suppenlöffel wirkt, zum Tee zu gießen. Am Ende meiner „ostfriesischen Teezeremonie“ bin ich wieder aufgewärmt und bereit für die Weiterreise. Daniela Parr 50 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Frauenkult(ur)geschichtliche Wanderreise im Hegau „Schwarze Venus trifft Ursula“ Regina Golke, Nicola Poppe Donnerstag, 26.5., 15 Uhr bis Sonntag, 29.5.2016, 16 Uhr Auch am Ende der Eiszeit schlugen die Menschen am Rande des Rheingletschers ihre Lager bei Höhlen auf, die ihnen Schutz vor Eiseskälte boten. Sie hinterließen uns 12 000 und 16 000 Jahre alte, reichhaltige Funde beim Petersfels / Engen und beim Kesslerloch nahe der Schweizer Grenze. Zahlreiche stilisierte kleine Frauendarstellungen aus Schwarzem Gagat werden wir im Museum in Schaffhausen bewundern können. Auf dem Mägdeberg, einem der vulkanischen Hegauberge, begegnen wir in der Burgruine mit seiner zerfallenen Ursulakapelle, der heiligen Ursula, die sich im Laufe der Christianisierung aus den drei Bethen entwickelt hat. Wir sind mit Halbpension im anthroposophischen Seminarhaus in Engen untergebracht, das für seine schöne Lage und seine ausgezeichnete vollwertige Küche bekannt ist. Lebensweise, Kultur und Spiritualitat unserer AhnInnen : Von dort aus erwandern wir (12 -14 km) die archäologisch und frauengeschichtlich bedeutsamen (Fund-)Stätten. Unterwegs bestaunen wir die Naturschönheit des vulkanischen Hegaus, den beschaulichen Quelltopf der Aach und den brausenden Rheinfall bei Schaffhausen. Dabei lassen Foto: Gundula Taschner wir die Lebensweise, Kultur und Spiritualität unserer AhnInnen wieder lebendig werden. Erzählungen, Tänze und Lieder begleiten uns auf der Spurensuche. Unsere Leistungen: 3 Übernachtungen mit Halbpension im DZ (Einzelzimmerzuschlag € 30.-) 3 warme Abendessen / Vollwertkost Begrüßungsimbiss Ständige Reiseleitung und Wanderführung mit Frauengeschichtsprogramm Museumsbesuch und Bahnfahrtkosten Kosten: € 474.Anmeldeschluss: 20.4.2016, Plätze begrenzt! Regina Golke, Wiesentalstraße 12, 70771 Leinfelden-Echterdingen Tel.: 0711 7977421, [email protected], www.reginagolke.de 51 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF 52 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF : Die Filmlowin Ein feministischer Blog http://filmloewin.de/gut-gebruellt-wo-die-freien-frauen-wohnen/ FILMLÖWIN ist ein Blog, das sich Filmen von und über Frauen verschrieben hat. Noch immer sind viele Filmemacherinnen, Kamerafrauen und auch Schauspielerinnen von Sexismus und Diskriminierung betroffen. Um dieser Marginalisierung etwas entgegen zu setzen, will ich den „Filmfrauen“ mit dem Projekt “Filmlöwin” zu mehr Öffentlichkeit und Sichtbarkeit verhelfen. Es ist eine Phase der dezidierten Förderung und Sichtbarmachung weiblicher Filmschaffender notwendig, um zu demonstrieren, welche Vielfalt an Erfahrungen und Perspektiven uns verloren geht, wenn wir weiterhin mehrheitlich Filme von und über Männer ansehen. Sichtbarmachen weiblich dirigierter Filme Auf FILMLÖWIN geht es deshalb primär um die Vorstellung „weiblich dirigierter“ Filme. Professionalität versteht sich dabei von selbst: keine Vorschusslorbeeren für Geschlechtsgenossinnen. Im Gegenteil: Frauen hinter der Kamera verdienen genauso eine faire und ehrliche Kritik wie Männer. Und jedwede Kritik, egal ob positiv oder negativ, ist eine Sichtbarmachung, weshalb ich davon überzeugt bin, dass auch eine kritische Auseinandersetzung der Sache hilft. Außerdem befasse ich mich mit der Darstellung der Frau im Film. Nicht jeder Film über eine Frau ist auch „emanzipatorisch wertvoll“. Insbesondere beim Kinder- und Jugendfilm interessiert die Frage nach dem vermittelten Frauenbild. In diesem Zusammenhang bespreche ich Arthaus- wie auch Blockbusterfilme. Nicht die Frage, ob ein Film sehenswert ist, steht dabei im Vordergrund, sondern die Einschätzung des Films in seinem gesellschaftlichen Kontext unter besonderer Berücksichtigung der entsprechenden Geschlechterpolitik. Sophie Charlotte Rieger 53 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF : Gut gebrullt: gebrullt: Wo die freien Frauen wohnen Ein Interview darüber in der „Filmlöwin“ Wo die freien Frauen wohnen ist ein Werk der drei Filmemacherinnen Daniela Parr, Uschi Madeisky und Dagmar Margotsdotter-Fricke, die sich gemeinsam einem ganz besonderen Thema verschrieben haben: dem Matriarchat. In ihren Filmprojekten und dem Verein MatriaVal e.V. widmen sie sich verschiedenen, von Frauen organisierten Gesellschaften. Das ist mehr als Grund genug, sie für meine Reihe „GUT GEBRÜLLT“ zu ihrem neuen Film zu interviewen. Wer sind die „freien Frauen“, um die es in eurem Film geht? Daniela Parr: In unserem Film geht es um das Volk der Mosuo, die im Süden von China, rund um den Lugu-See leben. Dieses Volk ist bekannt für sein harmonisches Zusammenleben. Es gibt dort keine Eifersucht, keine Gewalt und keinen Krieg. Gegensätze wie „arm“ und „reich“ kennen sie nicht. Auch Machtstreben ist ihnen fremd. Die Mosuo gelten daher als sehr zufriedene und glückliche Menschen. Die Mosuo-Frauen sind als besonders entspannt, frei und selbstbestimmt bekannt. In dieser Gesellschaft sind es die Frauen, die die wirtschaftlichen und sozialen Fäden in der Hand halten. Entspannte, freie und selbstbestimmte Frauen Und was ist mit den Männern? Daniela Parr: Die Mosuo bleiben mit ihrer Ursprungsfamilie immer innig verbunden. Sie kennen keine Ehe. Der Liebhaber bleibt nur über Nacht und lebt und arbeitet tagsüber in seinem Mutterclan. Die Frau lädt zu diesem Verhältnis ein. Das hat den Mosuofrauen im gesamten China den Ruf eingebracht, sie seien leicht zu haben. Der innerchinesische Tourismus nahm aus diesem Grund zu. Der Film geht der Frage nach, wie die Mosuo den Tourismus und ihre matriarchale Tradition vereinbaren. 54 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Wie seid ihr auf die Mosuo als Thema für euren Film aufmerksam geworden? Uschi Madeisky: Wir drei interessieren uns seit vielen, vielen Jahren für matriarchale Gesellschaften auf der ganzen Welt. Wir haben schon viele Filme in anderen Matriarchaten gemacht – zum Beispiel bei den matriarchalen Khasi im Nordosten Indiens oder bei den Palauer_innen in der Südsee. Wir finden kein Zusammenleben so spannend, so erzählenswert, wie das in den Matriarchaten. Wie viel Zeit habt ihr bei/mit den Mosuo verbracht? Dagmar Margotsdotter: Seit 2012 sind wir immer wieder zu den Mosuo gefahren. Vor Ort haben wir über mehreren Wochen gedreht, immer wieder über längere Zeiträume. Wie ist es euch gelungen, die mitunter sehr intimen Momente einzufangen? Haben die Mosuo eine Vorstellung davon, was bei uns „Feminismus“ ist? Und falls ja, welche Bedeutung hat dieser Terminus für sie? : Daniela Parr: Auf einem unserer Matriarchatskongresse haben wir eine chinesische Übersetzerin kennengelernt. Sie hat Kontakte zu den Mosuo und hat uns vor Ort vorgestellt und empfohlen. Ohne diesen Kontakt wäre uns diese Reise nicht möglich gewesen. Es ist uns sehr wichtig, bevor wir drehen, ein Vertrauensverhältnis herzustellen. Feminismus ist bei den Mosuo nicht notig. Dagmar Margotsdotter: Die Gesellschaft der Mosuo ist eine absolut egalitäre Gesellschaft. Einen Geschlechterkampf kennen sie nicht. Der Alltag ist lange nicht so sexualisiert und erotisch aufgeladen wie bei uns. Feminismus ist bei den Mosuo einfach nicht nötig. Euer Film ist sehr beschreibend und verzichtet darauf, die Zusammenhänge zwischen Matriarchat und anderen Merkmalen dieser Gesellschaft – wie das Gemeinschaftsgefühl oder auch die geringe Bedeutung materieller Werte – zu analysieren oder mit unserer Gesellschaft zu vergleichen. Warum habt ihr euch für diese Herangehensweise entschieden? Uschi Madeisky: Wir nennen die Mosuo gerne das „VorzeigeMatriarchat“, da bei ihnen viele der typischen Merkmale für ein Matriarchat vorhanden sind. Unser Film zeigt sinnlich und eben nicht analytisch, was das Volk der Mosuo ausmacht und wie die Menschen 55 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF dort miteinander leben und umgehen. Der Vergleich findet automatisch im Kopf der Zuschauer_innen statt. Das können wir bei unseren Filmvorführungen in der Fragerunde danach immer wieder feststellen. Am Ende erwähnt ihr noch viele weitere matriarchale Gesellschaften. Ich war überrascht, wie viele es gibt. Was meint ihr, warum wissen wir so wenig darüber? Daniela Parr: Ein tatsächlich existierendes Matriarchat stellt eine Bedrohung für unsere männerzentrierte, auf Ausbeutung und Anhäufung von Kapital und Gütern basierende Gesellschaft dar. Da es diese Gesellschaften wirklich gibt, müssten sie ein Alternativmodell für uns sein. Es bestünde daher in unserer Gesellschaft Handlungsbedarf in Richtung eines besseren Zusammenlebens. Viele haben genau davor Angst, da sie dann ihre Privilegien verlieren. Daher ist es besser, in den Medien darüber Stillschweigen zu bewahren. Was können wir von den Mosuo lernen? Was sollten wir uns abgucken? Dagmar Margotsdotter: Die Lebenswelt der Mosuo richtet sich nach den Frauen. Für das langfristige Überleben der Menschheit ist dies die einzige Alternative. Frauen gebären und ziehen die Kinder groß. Sie verdienen unseren Schutz und größtmögliche Freiheit. Es gibt so viele Dinge, die bei den Mosuo auf wundervolle Art geregelt sind. Handlungsbedarf in Richtung eines besseren Zusammenlebens Wie geht es mit dem Film weiter? Wo oder wie können wir ihn sehen? Uschi Madeisky: Unser Film ist sehr vielschichtig und schneidet viele Themen an, die ungewöhnlich sind, da kommen wir mit unserem Bewusstsein hier kaum mit. Daher reisen wir nur zusammen mit dem Film durch den deutschsprachigen Raum. Überall dort, wo sich genügend Frauen zusammenfinden, um eine Filmvorführung zu organisieren, reisen wir hin, zeigen den Film und stehen für eine Gesprächsrunde bereit. So kann der Film bestmöglich aufgenommen und verstanden werden. Vielen Dank für dieses Interview! 56 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Der rote Faden Familienaufstellungen aus matrilinearer Sicht Ein experimentelles Aufstellungsseminar von MatriaValStudies zur Stärkung der Mutterlinie im Herkunftssystem Von und mit Ricarda Scherzer, Kulturanthropologin, systemische Aufstellerin und Archivera des „Archives of Matriarchal Wisdom“ in Göttingen In unseren Breitengraden ist es üblich, unser familiäres Herkunftssystem patrilinear, also in der väterlichen Abstammungslinie zu betrachten. Das führt zu einem komplexen bilinearen System, das in unserer Postmoderne mit seinem Patchworkfamiliensystem endgültig ad absurdum geführt wird. Vater, Mutter, Kind bilden dabei das Kernsystem, das nach wie vor als das angeblich „natürliche“ betrachtet wird und als notwendige Voraussetzung für die psychische Gesundheit der Heranwachsenden verstanden wird. In matrilinearen Familien wird Verwandtschaft ausschließlich über die mütterliche Linie und damit unilinear definiert. Nicht Vater, Mutter, Kind bilden die Grundeinheit, sondern Mütter und Kind. Der Plural ist bewusst gewählt. Denn Mutter und Kind stehen nie alleine, sie sind eingebettet in die Verwurzelung einer Klanstruktur mit Großmutter, kleinen Müttern (=Tanten), Mutterbrüder (=Oheim), Schwestern und Brüder (inkludiert Cousinen und Cousins). Wenn zur Matrilinearität auch noch die Matrilokalität (der Mann zieht zur Frau) hinzukommt, dann ist die Familie ein sicherer Hafen für alle Mütter und ihre (auch männlichen) Kinder. Alle Nachkommen einer Großmutter leben zusammen. Für unsere nach wie vor patriarchal geprägte Gesellschaft geradezu provokant sind diejenigen matriarchalen Gesellschaften, in denen die Bedeutung des „leiblichen Vaters“ gänzlich unwichtig ist. Es ist ein Paradigma unserer postmodernen Gesellschaft, dass zur psychisch gesunden Entwicklung eines Menschen die Zugehörigkeit und Liebe durch Mutter UND Vater gehöre. Gesellschaften, wie beispielsweise die der Mosuo in China oder der Minangkabau in Sumatra, oder der Palau in der Südsee zeigen jedoch, dass es auch anders geht. Nicht der Partner einer Frau ist für die gesunde Entwicklung eines Kindes zentral, sondern der Herkunfts-Klan, die Mutter, deren Schwestern, die Großmutter, die Oheime, die Schwestern und Brüder. Das, was bei uns als „das Väterliche“ so unabdingbar scheint, übernimmt in matriarchalen Gesellschaften der Mutterbruder/ Oheim. Er kümmert sich liebe-voll um die Kinder seiner Schwestern, seines Klans. Er hegt für sie dieselben Liebes- und Verantwortungsgefühle, wie ein „guter“ Vater in unserem System. Bruder und Schwester bleiben ein Leben lang beisammen, ihre Kinder sind seine Kinder, weil sie Klankinder sind. Auch in matriarchalen Klans gibt es jede Menge Probleme zu lösen – aber die emotionalen, psychischen und ökonomischen Nöte, die bei uns durch Trennung und Scheidung entstehen, kennen sie nicht. Der rote Faden zur Mutter und Grossmutter hin 57 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Matriarchale Gesellschaften verfügen über das, was Luisa Muraro die „symbolische Ordnung der Mutter“ nennt. Ein Unterschied mit weitreichenden Folgen. Viele von uns haben ein gebrochenes Verhältnis zu unseren Müttern. „Eine Tendenz, die sich zum Beispiel in der Frauenbewegung der 1970er ganz deutlich dahingehend manifestierte, dass frau alles werden wollte, nur nicht so wie die eigene Mutter. Gerade Töchter der »emanzipierten« Generation haben ja oft persönlich viel größere Probleme mit der Beziehung zu ihrer Mutter als mit der zu ihrem Vater, weil die Nachahmung des Vaters und eine Förderung durch ihn ihnen ja einen Weg in die Gesellschaft und zu Anerkennung und Karrieren versprach. Viele Frauen und gerade Feministinnen eiferten ihren Vätern nach und wollten auf keinen Fall so werden wie ihre Mutter.“ (http://www.antjeschrupp.de/symbolische-ordnung-der-mutter) Um als Frau jedoch wirklich frei zu sein, braucht es eine intakte symbolische Ordnung der Mutter, der wir folgen können. Wir alle auf diesem Planeten verdanken unser Leben einer bestimmten Frau, „…diese Situation in ihrer Bedeutung zu erfassen und zur Grundlage einer symbolischen Ordnung machen, hilft uns, uns in dieser Welt besser zu bewegen, also von dort ausgehend Lösungen für politische und soziale Fragen zu finden. Aber es ist eine große Herausforderung, das zu denken.“ (http://www.antjeschrupp.de/symbolische-ordnung-der-mutter) Dankbarkeit gegenuber der Mutter ist der Weg zu weiblicher Autonomie. : Wir wollen in unserem Workshop „Der rote Faden“ den Fokus deshalb bewusst auf unsere eigene Mutter und die mütterliche Linie richten. Was wissen wir von unseren Müttern und ihren Müttern? Was von deren Geschwistern? Wie war ihr Schicksal und welche Auswirkungen hatte dieses auch auf unser Leben? »Manche Frauen glauben“, so schreibt Luisa Muraro, „dass es nötig ist, die Mutter anzugreifen, um ihr gegenüber autonom zu werden. Das kann der Sohn gegenüber dem Vater tun, dessen Platz er einmal einnehmen wird. Denn er greift nicht den Ursprung seines Lebens an. Für eine Frau ist das der falsche Weg, denn er löst Schuldgefühle aus, Angst vor der Vergeltung der Mutter, elbstvorwürfe und Groll, und er eröffnet den Teufelskreis der Unfreiheit. Der richtige Weg ist dagegen der der Dankbarkeit. Dankbarkeit ist der Weg zu weiblicher Autonomie in der Beziehung zur Mutter. … Unsere Gesellschaft redet der jungen Frau ein, dass sie sich an den Mann wenden kann, um Freiheit zu gewinnen, und entbindet sie von der Dankbarkeit gegenüber der Mutter. Diese Befreiung ist eine Täuschung, denn die Frau wird ihren Mangel an Dankbarkeit ihr Leben lang mit Elementen der Unfreiheit bezahlen. (Luisa Muraro: Ein authentisches Selbstbewusstsein… in Markert: Wachsen am Mehr andere Frauen, 104) 58 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Dieser Beobachtung kann ich mich als systemische Aufstellerin nur anschließen. Im Unterschied zu herkömmlichen Familienaufstellungen gehen wir deshalb jetzt noch weiter und verabschieden uns symbolisch von der väterlichen Linie in unserem eigenen System. Dies geschieht achtsam und behutsam und im Einklang mit den Energien des jeweiligen Fokus, also der Person, deren Familiensystem aufgestellt wird. Dies führt zu neuen interessanten Konstellationen in unserem Familiensystem. Z.B., wenn unsere Onkel unsere "sozialen“ Väter gewesen wären, welche Auswirkungen hätte das womöglich auf unser Leben und das unserer Kinder gehabt? Diese und andere spannende Fragen wollen wir mithilfe des Roten Fadens anschauen und erfahren. KURSINFO Wann: Muttertagswochenende, 7.-8. Mai 2016, Beginn samstags um 10 Uhr, Ende um 18 Uhr, Beginn sonntags um 10 Uhr, Ende um 16 Uhr. Wo: Raum Frankfurt, Näheres wird noch bekannt gegeben. Neue Konstellationen in unserem Familiensystem. Kosten: € 140 Mit FRÜHBUCHERINNEN-RABATT: € 100 bei Anmeldungen bis 29.2.2016 ANMELDUNG nur schriftlich, gerne per Email an: Ricarda Scherzer, scherzer(at)acca-beratung.de Ihr erhaltet ausführlichere Informationen nach schriftlicher Anmeldung. *Angemeldet ist, wer die Seminarkosten überwiesen und eine schriftliche Bestätigung von mir erhalten hat. Prof. Dr. Mariam Irene TaziTazi-Preve kommt nach Europa Vorträge bei München und St. Gallen Dr. Mariam Irene Tazi-Preve hält einen Vortrag in München während der Familienbildungs-Fachtagung zum Thema "Projekt Kind - Kindheit nach Plan?" 1.) Freising bei München 26.-27.02.2016 Vortrag um 10:45h Patriarchale und matriarchale Elternschaft im Vergleich 2.) MatriArchiv, St. Gallen 1.3.2016 Vortrag: „Die Mutterfalle“ Das Rollenverständnis von Mann und Frau in einer Beziehung ist nach wie vor das gleiche geblieben. Auch wenn das Feld gut vorbereitet ist, wird es für die Frau, wenn sie Kinder bekommt, schwierig. Die Frauen heute versuchen eine „All-in-one-Women“ zu sein: gleichzeitig gut aussehende Karrierefrau, fürsorgliche Mutter und perfekte Haus- und Ehefrau. 59 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Von Rebellinnen, Querdenkerinnen und anderen wagemutigen Frauen Max Dashu – Bildvortrag im Frauenmuseum Wiesbaden Es hat schon Tradition. Wenn die Kalifornierin Max Dashu alle zwei Jahre ihre Tournée in Europa durchführt, dann auch deshalb, weil unter anderem MatriaVal e.V. und das Frauenmuseum Wiesbaden sie einladen. Oft ist sie dann auch bei HAGIA und im MatriArchiv in St. Gallen, diesmal war auch das Felicitas Goodman Institut Österreich mit von der Partie. : In einem Fluss von starkenden Bildern Max Dashu ist Kulturhistorikerin, Künstlerin und Matriarchatsforscherin, sie hat in den 70er Jahren damit begonnen die „Suppressed History Archives“ anzulegen: Eine Sammlung von nunmehr an die 15.000 Dias (auch digitalisiert) die weltweit entdeckte (Höhlen)malereien, Kultgegenstände und Figuren wiedergeben, auf denen Frauen arbeiten, sich kümmern, heilen, Rituale durchführen, jagen und als Herrscherinnen und Göttinnen dargestellt werden. Aus dieser Sammlung hat sie unter verschiedenen Aspekten mehrere Dia-Shows und Workshops zusammen gestellt. In Wiesbaden durften wir diesmal ihre inspirierende Hommage an wagemutige Frauen: Abenteurerinnen, Hexen, Radikale, Lesben, Draufgängerinnen, Ketzerinnen, Freidenkerinnen und Nonkonformistinnen erleben. Frauen, die sich als Männer ausgegeben haben, um Medizin zu praktizieren, für Freiheit zu kämpfen und die Welt durchstreifen zu können. So konnten die Besucherinnen sich wieder einmal in diesem Fluss an stärkenden Bildern baden. Dieser Effekt gelingt bei ihren Vorführungen 60 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF immer richtig gut. Scheinbar springt Max Dashu in der Abfolge und Dramaturgie gänzlich unchronologisch durch die Jahrhunderte. Die Bilder, die sie hintereinander zeigt, stammen mal aus diesem Erdteil und das nächste dann aus einem gänzlich anderen. Das mag zunächst irritieren, letztendlich ergibt es jedoch eine wirkungsvolle und sinnvolle Abfolge. Denn in der Gesamtwirkung wird das Thema: „Starke Frauen“ oder sagen wir mal noch treffender „Frauen das erste Geschlecht“ zu einem einzigen großen, überwältigenden Gesamtzusammenhang, zu einer Welt der Frauen, der Mütter, der Göttinnen. Es war ein besonderer Tag mit Max Dashu am 4. Oktober in Wiesbaden. Denn sie war gerade aus dem Flugzeug gestiegen, das einen ganzen Tag Verspätung hatte und obendrein war es ihr 65. Geburtstag. So konnten wir ihr nach der Vorstellung Geschenke überreichen, das Labyrinth-Wandbuch von Li Shalima, den Matriarchatsfilm: „Wo die freien Frauen wohnen“ und die MatriAna, von Claudia Schäffer gefertigt, und von MatriaVal für ganz besondere Verdienste verliehen. Uscha Madeisky : Wie der 25. November zum “Welttag fur Frauenschutz“ Frauenschutz“ wurde Im Jahre 1999 wurde von der UNO der 25. November zum „Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen“ erklärt. Seither wird an diesem Tag alljährlich durch weltweite Aktionen auf die gegen Frauen ausgeübte Gewalt aufmerksam gemacht. Es ist gut, dass allerorts und bei allen Gelegenheiten die Tatsache erinnert und verurteilt wird, dass an ganz vielen Orten in der Welt und in unserem nahen Umfeld Frauen nicht geachtet, sondern gedemütigt, geschlagen und wie Sklaven behandelt werden. Durch matriarchale Menschen konnten wir lernen, dass matriarchales, also dem Leben zugewandtes Bewusstsein erreicht werden kann, indem das Gute benannt, und das „Abweichende“ nicht gefüttert wird, indem es nicht ständig wiederholt und dadurch immer wieder heraufbeschworen wird. Matriarchale Menschen wenden sich dem Guten zu und manifestieren es dadurch. So kam es, dass der 25. November nun „Welttag für Frauenschutz“ genannt wird. Lasst uns alle Frauen, junge, alte, Mütter, Mädchen achten, schützen und wertschätzen! 61 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Neues aus dem Ahninnenwald - unserem matriarchalen Archiv in GÖTTINgen Im Frühjahr dieses Jahres fuhr ich erstmals mit Uscha Madeisky in unseren Ahninnenwald nach Göttingen – so nenne ich unser matriarchales Archiv in Anlehnung an die große Bedeutung, die der Ahninnenwald bei dem matriarchalen Volk der Khasi in Indien zeitigt. Auch wenn der unveräußerliche Besitz von realem Grund und Boden auch uns heute zuträglich wäre, so stellt das veröffentlichte und gesammelte Wissen unserer Vorgängerinnen ebenfalls einen unvergleichlichen Schatz dar. Jedoch was nützt dieser Schatz, wenn niemand weiß, woraus im Einzelnen er besteht? Neugierde und Forscherinnendrang trieben mich nach GÖTTINgen, um zu sichten, was vorausschauende Frauen wie Uscha und Dagmar bereits zusammengesammelt hatten im Laufe der Jahre. Geschätzte siebenhundert Bücher haben in den vergangenen Wochen zu über 1300 Autorinneneinträgen in meiner Archiv-Excelliste geführt. Und die Liste ist längst nicht komplett. In Ermangelung eines ausreichend bestückten Etats habe ich einige Autorinnen und Verlage angeschrieben und um Buchspenden gebeten. Die Resonanz war überwältigend und ich möchte mich im Namen unseres Vereins und unserer forschenden Nachfahrinnen nochmals für die Großzügigkeit bedanken bei: Heide Göttner-Abendroth, Christa Mulack, Carola Meier-Seethaler, Gudrun Nositschka sowie den Verlagen amalia und christel göttert. Nicht vergessen möchte ich dabei die vielen Spenderinnen, die bereits in der Vergangenheit ihre Bücherregale zugunsten unseres Archivs gesichtet und gelichtet haben. Ohne euch gäbe es das Archiv nicht! Also tausend Dank. Gesammeltes Wissen, ein unvergleichlicher Schatz. Unser Ahninnenwald lebt von Spenden und auf meiner internen Wunschliste stehen noch viele Werke, die unserem Archiv fehlen. Ich werde die Mutterlandbriefe nutzen, um euch immer wieder einige davon zur Kenntnis zu bringen, mit der Bitte, uns diese zu spenden. Apropos Spende: unser Ahninnenwald besteht ja nicht nur aus Büchern, sondern vor allem auch – Uscha sei Dank- aus Filmen! Leider können wir diese derzeit im Archiv nicht anschauen, denn es mangelt uns an einem DVD- und VHS-Player. Welche von Euch hat so ein (funktionierendes) Gerät im Keller stehen? Bitte meldet euch – wir freuen uns darüber. Und: Auch ein Kassettenrekorder würde bei uns sinnvolle Verwendung finden! 62 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Heute möchte ich aber vor allen Dingen Werbung machen für ein Buch, ja, ein Werk, das es zwar in unserem Archiv gibt, das jedoch leider nur diejenigen lesen können, die des Englischen mächtig sind. Und das ist mehr als schade, denn Ihr verpasst einen Meilenstein der feministischen, matriarchalen Ur- und Frühgeschichtsforschung: „The language of MA the primal mother. The evolution of the female image in 40,000 years of global Venus Art“ von Annine van der Meer. : Übersetzt hieße das Werk: „Die Sprache von MA, unserer Urmutter. Die Evolution der weiblichen Abbildungen in der 40.000jährigen Geschichte der Venuskunst“. 590 Seiten kompaktes Wissen, didaktisch hervorragend aufbereitet und bebildert mit unzähligen Fotos – ein Mammutwerk, das alle diejenigen in ihrem Bücherschrank nicht missen werden wollen, die bereits Marija Gimbutas Werk „Die Sprache der Göttin“ dort stehen haben. Allein die Klassifikation der vielen frühgeschichtlichen Figuren als ‚Venuskunst‘ ist eine Provokation für Schulgelehrte. Die Herausarbeitung von Stilmerkmalen und Haltungspositionen, die es auch der interessierten Laiin zukünftig ermöglicht, eine Venusfigur zu interpretieren, ist mehr als beeindruckend. Handwerkszeug um jedwede Gottinnenfigur einzuordnen. Ich könnte euch seitenlang weiter vorschwärmen und Inhalte ihrer Erkenntnisse hier auflisten. Aber viel besser noch: macht eine –nein viele!Vorbestellungen zum Subskriptionspreis von €49,95 beim christel göttert verlag. Sobald die nicht unerhebliche Druckkostensumme von €20.000 zusammen gekommen ist, geht das Werk endlich in die Übersetzung! Das Buch hat es verdient. Annine van der Meer hat es verdient. Wir alle haben dieses Werk verdient. Oder gibt’s vielleicht sogar eine Mäzenin unter uns? Hier wäre Eure Weihnachtsspende gut investiert. Versprochen! Ricarda Scherzer 63 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF : Mutterland um Sauling und Aggenstein Das Buch "Mutterland um Säuling und Aggenstein - eine Heimkehr" von Elisabeth Wintergerst verbindet Heimatgeschichte, Mythologie und die weibliche Sipiritualität der Landschaft. Selbst Einheimische werden überrascht sein, welche Geheimnisse hier verborgen liegen. Streifzuge ins Mutterland : Das Buch besticht nicht nur durch tiefgründige Texte, sondern es ist auch auf 192 Seiten reich bebildert. Zu der Schönheit des Buches haben mehrere Fotografen mit ihrem Blick auf das Wesenhafte in Bergen, Höhlen und Seen beigetragen. Und damit nicht genug. Auf den Streifzügen ins "Mutterland" wird Elisabeth Wintergerst begleitet von der Kräuterfrau Ulrike Aicher aus Pfronten, die in 10 Pflanzenbeschreibungen zeigt, wie die Erde ihre heilende Kraft unmittelbar den Menschen schenkt. Die Mitgründerin der Geierwally Freilichtbühne, Claudia Lang-Forcher aus Wängle, erzählt fünf uralte Sagen des Außerferns neu und haucht ihnen dadurch Leben ein. Bestellmöglichkeit: http://www.elisabeth-wintergerst.de/buch-mutterland/ Preis: EUR 39,00 zzgl. Versandpauschale EUR 2,00 Elisabeth Wintergerst, Brunnengasse 12, 87629 Füssen Gewalt im Namen Gottes Christa Mulack spürt der religiösen Gewalt im Namen des Einen Gottes der Bibel nach, an der das alte Israel einst zerbrach und an der die Menschheit bis heute leidet. Sie beschreibt, wie die Israeliten im babylonischen Exil von einer fanatisierten Priesterschaft in den monotheistischen Glauben mit Hilfe von Drohungen und Schuldzuweisungen hineingezwungen wurden. Und die Verheißungen, mit denen sie gelockt wurden, haben sich bis heute nicht erfüllt. Mit dem Siegeszug des Monotheismus und seiner Heiligen Schrift wurde Gewalt zu einem festen Bestandteil der Religion. Zugleich wurde auch das Göttlich-Weibliche verdrängt, die bis dahin auch in Israel beheimateten und hoch verehrten Göttinnen Aschera und Astarte. Die Abwertung des Weiblichen hält bis heute an. Statt diesen Ur-Grund unserer Kultur permanent zu verdrängen, sollten wir ihn in unser kulturelles Gedächtnis ebenso wie in unser Bewusstsein integrieren. Nur so kann der Religion der Zahn der Barberei gezogen werden. 64 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Diana Monson: “Verbundensein“ Verbundensein“ Jahreskreisfeste mit allen Sinnen feiern 192 Seiten mit farbigen Abbildungen und vielen Liedern mit Noten ISBN 978-3-9816520-1-7 € 24,90 inkl. MwSt. Das Buch richtet sich mit seinen konkreten Handlungshilfen sowohl an ritualkundige Frauen/Gruppen als auch an Frauen/Gruppen, die noch unkundig in der Ritualarbeit sind, aber gerne Jahreskreisfeste feiern möchten. Fur ein Leben in Verbundenheit mit Mutter Erde. : Mit ihrem praktischen Handbuch „Verbundensein“ lädt Diana Monson dazu ein, Jahreskreisfeste freudig und mit allen Sinnen neu zu feiern. Der Inhalt dieses Buches basiert auf ihrem langjährigen Erfahrungsschatz. Sie erklärt darin ausführlich, wie ein Ritual zu einem Jahreskreisfest strukturiert ist. Außerdem macht sie für jedes Fest zwei Vorschläge zur konkreten Ritualgestaltung. Die dabei von ihr vorgeschlagenen spirituellen Lieder und Tänze, u.a. von Gila Antara, Amei Helm, Arunga Heiden und Windsong, sind jeweils mit Noten aufgeführt. Fotos geben einen kleiNen Einblick in die Atmosphäre beim Feiern. Diana Monson´s Bücher »Winterlicht«, »Frühlingsreigen« und »ErnteSommer« sind ebenso wie die Bücher »Lebenslustig« und »Kräuterkundig«, das sie mit Maia Pfrombeck schrieb, Standardwerke in der naturspirituellen Kindererziehung. Diana Monson lebt als Freischaffende im Mainhardter Wald/ Süddeutschland. Stimmen zum Buch »Beim ersten Durchblättern war ich schon sehr angetan von der Fülle, die das Buch bietet, vor allem auch die praktischen Anregungen zur Gestaltung von Ritualen.« Erni Kutter, Sozial- und Tanzpädagogin »Verbundensein ist ein kompetentes und nachvollziehbares Anleitungsbuch für Rituale im Jahreskreis. Schön, dass auch so viele Lieder drin sind.« Ursa Illgen, Frauenheilehaus »Ein wundervolles Buch für alle Generationen, liebevoll gestaltet und voller guter Ideen für ein Leben in Verbundenheit mit Mutter Erde und Vater Himmel. Es lädt ein, innezuhalten und sich berühren zu lassen von den kleinen Wesen und Kräften, die immer mit uns sind. Viele praktische Tipps und Ideen.« Gila Antara, Sängerin und Liedermacherin 65 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF MatriMatri-Sanktion Beschämend und unverantwortlich: Die Ausstellung „Mädchenland“ bedient Pädophilie! Auf unverantwortliche Weise werden in der Fotoserie Mädchenland“ Kinder benutzt - angeblich um „Natürlichkeit“, „Selbstbewusstsein“ und „Matriarchat“ zum Ausdruck zu bringen. Doch: Dafür werden Mädchen in ihnen völlig fremden Posen dargestellt. Dafür sollten sie schauen, wie sie in Wirklichkeit nicht schauen. Dafür wurde ihnen beim Shooting das Lächeln verboten. Dafür wurden ihnen Frauenkleider angezogen und Lippenstift aufgetragen. Dafür wurden Röckchen hochgerutscht oder halb heruntergezogen. Dafür wurden Schleier benutzt oder Nacktheit drapiert. Dafür sprechen Texte über Heirat und Mädchenpower. Dafür wird ein Mutterland umbenannt in „Mädchenland“. Dafür wird so getan, als hätten die kleinen Mädchen dort das Sagen. Zum Beispiel: Ein kleines Mädchen liegt auf dem Bett. Es schaut, ohne zu lächeln, in die Kamera. Ihr kleines Röckchen ist hoch gerutscht. Es liegt so, wie Männer gern Frauen und kleine Mädchen posieren lassen. Und im Text wird auch tatsächlich auf den Mann hingelenkt: Heirat: „Wenn sie heiratet, nimmt sie ihren Ehemann in ihr Haus auf.“ Der Betrachter kann also sogar schon das Bett sehen, wo das Mädchen den Mann empfangen wird… 66 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Ein anderes Bild, traumhaft…orientalisch: Zwei Mädchen auf einem großen Bett hinter Schleiern, die eine führt die Hand zum Vorhang... eine fast einladend anmutenden Geste. Der Titel des Bildes: „Nebada and Eva. Mädchenland. Kingdomofgirls.“ Mann könnte gleich hingehen. Sie scheinen schon zu warten… Auf anderen Bildern liegen kleine Mädchen ungeschützt da, den Blicken ausgeliefert. Sie lächeln nicht. Das Lächeln wurde ihnen untersagt bei den Aufnahmen. Meist wirken ihre Gesichter fragend, verstört, wie das des kleinen Mädchens auf ihrem Bett („Lachubon in her bedroom“). Doch das Bild, das am deutlichsten spricht, ist das des Mädchens hinter dem Fenster, „Ibapyntngen in the cottage. Mädchenland. Kingdomofgirls“: Künstlich-erotische Pose bis ins kleinste Detail – das Röcken fast bis zur Nacktheit herunter gerutscht. Lauter Lolitas im Mädchenland ? Pädophilen Phantasien werden keine Grenzen gesetzt – im Gegenteil: ihnen werden Tür und Tor geöffnet: Türen zu völlig arglosen Menschen und ihren Kindern. „Ich wollte sie so natürlich wie möglich fotografieren und ganz bestimmt nicht in die Kamera lächeln lassen…Ich war so beeindruckt von ihrer selbstbewussten Erscheinung und dachte, dass so am besten das Matriarchale sichtbar wird“, wird in einem Interview erklärt. 67 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Doch was hier tatsächlich passiert, ist eine erotische Übertragung auf ein ganzes Volk und seine kleinen Mädchen. Von „natürlich“ kann in den Bildern nicht die Rede sein. Hier wird ein sexueller und pädophiler Blick auf unbefangene Kinder geworfen. Da reicht die Phantasie des ganzen Khasi-Volkes nicht aus, um das Ausmaß und die Folgen dieses Missbrauchs ihres Vertrauens zu erahnen. Mütter im Meghalaya, sorgt Euch um Euch und Eure Kinder: Sogar Namen und Adresse sind angegeben! Die Bilder in „Mädchenland“ sind geradezu eine Aufforderung für Pädophile, die Koffer zu packen und in das „Reich der kleinen Mädchen“ zu reisen. Wie können die Kinder geschützt werden? Wir, die wir seit Jahrzehnten in Matriarchaten unterwegs sind und mit vielen Menschen dort befreundet, wissen aus Erfahrung, welche Auswirkungen solche Publikationen haben: Natürliche, selbstbewusste, „machtvolle“ freie Frauen und Mädchen reizen patriarchal-sexuelle Phantasien!!! Das genau bewirken solche Fotos: Sie bedienen eine Übertragung von (pädophiler) Sexualität unserer patriarchalen Kultur auf matriarchale Völker! Die matriarchalen Mosuo haben schon Erfahrungen damit gemacht, dort hat es den Sextourismus ausgelöst. Und im Playboy vom Mai 2014 wurde gleich ihr ganzes Volk durch das patriarchal-sexualisierte Begehren auf übelste Weise diffamiert. Wir sind empört und besorgt, wir können es nicht fassen, dass solche Bilder, und obendrein im Zusammenhang mit lebenden Matriarchaten, ausgestellt werden. MatriaVal-Verein e.V. zur Unterstützung matriarchaler Gesellschaften und Vermittlung matriarchaler Werte gegründet 2006 Alle Fotos der Ausstellung findet ihr hier: http://www.ignant.de/2015/06/03/girls-rule-in-karolin-klueppels-seriesmadchenland/?lang=de 68 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Blick der Fotografin Karolin Klüppel auf junge Männer: Antwort von terre des femmes auf die Protestbriefe: Vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihre Kritik. Es freut mich, dass Sie als interessierte und engagierte Frau unsere Arbeit kritisch betrachten und Einspruch erheben, wenn Ihnen etwas nicht richtig erscheint. Auf Kritik - gerade auch von Frauen und Organisationen, die für die gleiche Sache kämpfen - sind wir angewiesen... auch wenn ich Ihre Kritik in diesem konkreten Fall nicht teile. Die Beweggründe dafür habe ich dem Vorstand des Vereins MatriaVal e.V., welcher den Protest initiiert hat, ebenfalls bereits mitgeteilt. Gerne lege ich aber auch hier nochmal dar, warum terre des femmes daran festhalten wird, die Ausstellung "Mädchenland" im Rahmen des Filmfests FrauenWelten zu zeigen: Der Vorstand von MatriaVal erhebt den Vorwurf, dass die Ausstellung pädophile Vorstellungen bedient. Diesen Vorwurf sehen wir als nicht gerechtfertigt an. Die Abbildung eines nackten Kindes ist nicht per se kinderpornografisch. Natürlich kann es für einen pädophilen Betrachter als erotisch wahrgenommen werden, aber nicht mehr als hunderttausend anderer Fotos aus belanglosen Zusammenhägen, die ganz normal im Verkauf, in den Medien im Umlauf sind. Pädophilie kann sich an allen möglichen unschuldigen Bildern erregen - um das zu verhindern, müsste man Fotografien von Minderjährigen generell verbieten, aber nicht eine einzige Ausstellung. Diese Einschätzung ist nicht nur meine, sondern teilte uns eine Polizistin mit, die wir gebeten hatten, die Ausstellung auf das Kriterium hin zu untersuchen. Dass die Fotos gestellt und nachbearbeitet sind und insofern nicht natürlich damit hat MatriaVal sicherlich recht. Bei Karolin Klüppel, der Fotografin, handelt es sich allerdings um eine professionelle Fotografin und Künstlerin, die für die Ausstellung mehrere Preise bekommen hat. Mit ihr stehen wir in 69 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF persönlichem Kontakt und sie hat uns versichert, dass sie den Mädchen keine "Röcke hochgezogen hat" und sie auch nicht gezwungen hat zu lächeln. In den neun Monaten, in denen sie bei den Familien gelebt hat, hatte sie die Möglichkeit, die Mädchen gut kennenzulernen - viele der Bilder sind insofern nicht gestellt, sondern höchstens nachinszeniert, ohne das die Fotografin eingegriffen hat. Leider hat sich der Vorstand von MatriaVal nicht dazu geäußert, wieso sie davon ausgehen oder wer behauptet hat, dass auf die Mädchen Druck ausgeübt wurde. Karolin Klüppel hat uns ebenfalls mitgeteilt, dass sie es sehr bedauert, dass die Berichterstattung häufig kein adäquates Bild zeichnet. Dies zu korrigieren liegt allerdings nicht in ihrer Verantwortung. Ihr ging es vor allem darum, einem breiten Publikum eine fremde Kultur ein wenig näher zu bringen. Für mich ist leider nicht verständlich, warum sich der Vorstand von MatriaVal nie direkt an die Künstlerin gewandt hat und mit ihr Rücksprache gehalten hat, wie die Bilder zustande kamen. Auch der Zeitpunkt der Kritik wundert mich - die Ausstellung ist immerhin bereits zwei Jahre im Umlauf. Da wir Ihre Kritik trotzdem ernst nehmen, denken wir darüber nach, einige wenige Bilder in Absprache mit der Künstlerin nicht zu zeigen. Ich hoffe, dass wir Ihnen so entgegenkommen können. Ich hoffe, dass ich Ihnen verständlich machen konnte, warum wir an der Ausstellung festhalten werden. Mit freundlichen Grüßen Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin Weitere Protestbriefe senden an: TERRE DES FEMMES, Bundesgeschäftsführung Menschenrechte für die Frau e.V. Brunnenstr. 128 13355 Berlin E-Mail: [email protected] Tel: 030/ 40 50 46 99 – 11 www.frauenrechte.de www.facebook.com/terre.des.femmes https://twitter.com/#!/TDFeV 70 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Wider besseren Wissens zeigt terre des femmes diese Ausstellung Eine Reaktion darauf sind Austritte sowie Einstellung von Spenden. Auch die Proteste reißen nicht ab, viele schicken uns Kopien ihrer Schreiben. Zwei davon veröffentlichen wir hier. Liebe Anna, ich verstehe, dass die Sache kompliziert und verwirrend ist. Ich möchte hier kurz meine eigenen Gedanken übermitteln: Worin liegt für ein kleines Mädchen der Unterschied beim Heranwachsen in einer matriarchalen Kultur im Gegensatz zu dem Heranwachsen in patriarchaler Kultur ? Der wesentliche Unterschied liegt m. E. in der Art der Beziehungen innerhalb der Familie bzw. des Clans. Hier werden kleine Mädchen geachtet und mit Respekt behandelt, dort sind sie ggf. nur minderwertige Randfiguren mit einem gewissen Handelswert oder werden gar als Belastung für die Familie gesehen. Solche relevanten Unterschiede in den zwischenmenschlichen Beziehungen würden an Fotos erkennbar, welche kleine Mädchen im Kontakt mit ihren Angehörigen zeigen! Die diskutierten Fotos haben für mich in Bezug auf das Thema Matriarchat null Aussagekraft und hätten ebenso gut in Bangladesh Oder Indien aufgenommen werden können! Ich frage mich darum auch, was denn der Titel "Mädchenland" zu bedeuten hat? Ein Land nur für Mädchen oder ein Land der allein lebenden Mädchen oder ein Land der dominanten Mädchen ? Schauen wir uns die Bilder an: die Mädchen sehen zart, isoliert (weil allein auf dem Foto) und verletzlich aus......Matriarchale Kultur jedoch ist eine Kultur der Gemeinschaft, wo gerade kleine Mädchen eben nicht allein gelassen werden, sondern behütet im Kreise des Clans aufgezogen werden. Sie wie hier vereinzelt darzustellen, ohne Mütter, Brüder, Onkel, Großmütter, vermittelt ein schräges Bild vom Leben bei diesem Volk. Warum werden die kleinen Mädchen hier wie isolierte Einzelwesen dargestellt ? Als langjähriges Mitglied bei TDF erinnere ich mich noch an Christa Stolles Anfänge und ihr Buch über Sextourismus in Thailand. Die Werbung, welche damals die deutschen Männer ins Land locken sollte, 71 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF beinhaltete oft Hinweise auf das geheimnisvolle "Land des Lächelns" und zwar des Lächelns bezaubernder junger Mädchen, die dann auch nie etwa im Kreise ihrer Angehörigen oder in ihren Häusern dargestellt wurden, sondern in Einzelposen - zart, allein, isoliert und verletzlich - so, wie patriarchale Unkultur junge Frauen haben will...Kein Wunder, dass auch mich diese Bilder an jene erinnern....und daher ein sehr ungutes Gefühl erzeugen. "Mädchenland" ist für mich auch deswegen als Titel verfehlt, weil matriarchale Kultur Männer, Brüder, Söhne weder verachtet noch ausschließt. Matriarchale Kultur ist keine reine Frauenkultur, sondern eine angemessene, beglückende Lebensweise für beide Geschlechter. Es sind die patriarchalen Beschreibungen, welche gern diese Idee betonen, sich ereifernd, dass dort "die Frauen über die Männer herrschen". So wird denn ein Land, in dem Mädchen nicht wie uns gewohnt, als minderwertig gelten, gleich zum "Mädchenland". Es ist aber genauso gut ein Land der Jungen, der Frauen und Männer, und genauso der Jungen und Alten..... Eben ein Land für alle, ohne patriarchale Hierarchie.....Aktive Frauenfeinde freuen sich über die Bestätigung: Matriarchale Kultur ist Frauenkultur, da ist für Männer kein Platz, haben wir es doch schon immer gewusst. Ich unterstelle der Fotografin keine unguten Absichten, allerdings einen Mangel an sozialpolitischer Überlegung. Sie ist halt eine Künstlerin und bei Betrachtung ihrer vorangegangenen Fotoserien, welche beide rein erotischer Natur sind, verstehe ich, wie die erotische Note in ihre Bilder gerät. Nicht grundsätzlich etwas Schlimmes (und ihre erotischen Fotos von erwachsenen jungen Männern finde ich völlig legitim und gut gemacht), jedoch im Kontext der ständig fortschreitenden Ausbeutung und Zerstörung der letzten matriarchalen Kulturen wirkt ihre Arbeit über die Khasi-Mädchen mindestens unpassend und ungeschickt. Schade, aber auch ich denke, dass hier der matriarchalen Kultur der Khasi kein guter Dienst geleistet wurde, trotz guter Absicht. Vielleicht wenigstens eine gute Gelegenheit, verschiedene Positionen und Sichtweisen zu diskutieren und zu überdenken. Freundliche Grüße Angela Bachmann, Norden 72 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Sehr geehrte Frau Stolle, leider muss ich Ihnen auf Ihr Schreiben nochmals antworten. Ich bin nicht Mitglied des Vereins MatriaVal e.V.. Die Informationen bekam ich von einem Vereinsmitglied. Ohne Kommentar habe ich die Fotos einer Bekannten gezeigt und sie nach ihrer Meinung gefragt. Ihr erster spontaner Kommentar war, sie würde Kinder nie in einer so lasziven Situation fotografieren und für öffentliche Zwecke verwenden (sie ist Hobbyfotografin). Als ich ihr die Hintergründe nannte, war sie sehr empört. Darf ich fragen, ob Sie die Spendengelder für das Engagement solcher Fotografen ausgeben? Die Fotokünstlerin mag zwar Auszeichnungen für ihre Fotokunst bekommen haben (die Fotos sind aus künstlerischer Sicht sicher gut gemacht), aber ihr fehlt jegliches Gespür, welche Auswirkungen ihre Kunst für diese Mädchen haben können. Haben Sie die Mädchen und ihr Volk darüber informiert welche Auswirkung eine Darstellung im Internet und einer solchen Ausstellung für sie haben kann? Haben die Kinder im Beisein von unabhängigen Beratern ihr Einverständnis gegeben? Wurden die Kinder als Fotomodelle bezahlt? Eventuell mit Spendengeldern? Meine Kritik gilt nicht alleine der Fotografin, sondern auch der Personen, die für die Ausstellung diese Foto-Wahl getroffen haben. Mit dieser Ausstellung verletzen Sie die Würde dieser Mädchen. Ich bin generell gegen die Einmischung der Zivilisation in ein ursprüngliches Volk. Diese Matriachate hatten bis jetzt auch ohne uns ihr Auskommen. Auch wenn ihnen vielleicht nicht der fragwürdige Luxus unserer Zeit zur Verfügung steht. Wir sollten uns in unseren Voyeurismus zügeln, Interesse für andere Kulturen zeigen, aber sie nicht vorführen. Sollte es einen feministischen Hintergrund geben, um z.B. friedliche Macht-strukturen von Frauen zu zeigen, so ist das Thema mit diesen Fotos ver-fehlt. Ich darf den Namen meiner Bekannten mit ihrem Einverständnis nennen: Maria-Anna Spiegel, München. Entschuldigen Sie bitte meinen polemischen Ausbruch. Bedauerlicherweise erhalten Sie jetzt auf Grund dieser Reaktionen wahrscheinlich auch noch vermehrten Zulauf, weil es die Aufmerksamkeit des Projekts steigert. Ich hoffe es sind nicht die „falschen“ Besucher. Mit freundlichen Grüßen : Erika Stadler, Munchen 73 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF An die Hamburger Morgenpost Eine Matri-Sanktion Sehr geehrte Mopo-Redaktion, In der Hamburger Morgenpost von heute fragen Sie Ihre Leserinnen und Leser, ob unser Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel nach Helmut Schmidt benannt werden solle. Wir würden vorschlagen: Nennen wir ihn doch Ludovica-Schmidt-Flughafen. Damit würden wir die Person ehren, welcher die Stadt Hamburg diesen großartigen Sohn in Wirklichkeit zu verdanken hat: Mutter Ludovica Koch, verheiratet Schmidt. Damit würden wir auch gleich alle anderen Mütter ehren, die bisher in der Hansestadt Hamburg unsichtbar geblieben sind. Herzliche Grüße Dagmar Margotsdotter matria-Oase Unsere Seele im Jahr der Erde CD von Cécile Keller Diese Meditationen mit Musik, die sich auf die Jahreszeiten der Erde beziehen, sind ein Auszug aus den Heiltänzen für die Leibseele, wie sie Cécile Keller seit einigen Jahren durchführt. : Kosten: 1 Doppel-CD: Euro 15,-plus Versandkosten Heiltanze fur die Leibseele : Sie laden unsere Seele ein, sich in der Bewegung und im Tanz mit ihren Gefühlen auszudrücken. Dabei können wir im Erleben wieder in Übereinstimmung mit Natur und Kosmos kommen. Cécile Keller bietet die Heiltänze auf Einladung auch auswärts für Gruppen als Tages- und Wochenendseminare an. Kontakt: Cécile Keller, Weghof 2, 94577 Winzer, Tel.: 08545/969670; [email protected] Für Schweizerinnen: Christina Schlatter, St. Gallen, [email protected] 74 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandschilder Verlosung Für unsere Herbstausgabe haben wir Euch aufgerufen, uns mitzuteilen, welcher Cover-Entwurf Euch am besten gefällt. Unter den Einsenderinnen wollten wir ein Mutterlandschild verlosen. Da Ihr so fleißig an der Abstimmung teilgenommen habt, haben wir uns entschlossen, allen Teilnehmerinnen ein Mutterlandschild zu schicken. Hier einige der stolzen Schild-Besitzerinnen: Du bist alt und jung zugleich. ... Ulrike Sprick in ihrem Garten 75 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Doreen Doristochter in ihrem Schrebergarten ... Du bist die Weisse, die Rote, die Schwarze. ... Li Shalima hat ein eigenes Schild entworfen und in ihrem Garten aufgestellt 76 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Liebe Uscha, liebe Dagmar, liebe Daniela, hier kommen zwei Fotos mit dem gewonnenen Mutterland-Schild für Eure nächsten Mutterlandbriefe, die meine Tochter Céline von mir im Sonnenschein auf meinem Beet gemacht hat. : Du bist die Tanzerin, du bist die Nahrende. : Das Schild ziert nun mein Beet in der Gärtnerinnen-Gemeinschaft „Münchner Krautgarten Solln“. Dort wurde es von Mitgärtnerinnen begeistert aufgenommen. Sie fanden, „es gehöre unbedingt dorthin“ und „Mutterland sei ein so schönes Worte und wecke Assoziationen zu Frieden, Nahrung, Geborgenheit, Fruchtbarkeit, Mütterlichkeit…“. Auch die Spaziergängerinnen, die zahlreich mit ihren Hunden an unserem Grundstück vorbeikommen, können es lesen. Ich bin stolz auf meinen tollen Gewinn und hoffe, dass es viel matriarchales Bewusstsein aussendet. Liebe Grüße Ursula Fournier Dieses Schild hängt bei Liz Fränznik, der Initiatorin der Mutterlandstiftung, in ihrem Schrebergarten in Dossenheim. www.mutterlandstiftung.de 77 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Hallo Mutterlandmitfrauen, Goden und alle Leserinnen, ja, da steht es nun, das Mutterlandschild..... auf einer Bilderleiste an meinem Scheunentor. So sehen es jetzt alle Besucher_innen die im Hof ankommen. Lieber hätte ich am Hoftor draußen, damit sich alle wundern die auf der Dorfstraße dran vorbeikommen. Das finde ich mutiger, schließlich kennen mich viele hier. Das Anwesen stammt von meiner Vaterseite und ich bin hier aufgewachsen. In den letzten Jahren habe ich mir ehemalige Ställe zur Kunstwerkstatt ausgebaut. ... Du bist die uralte Weise. Ohne die unermüdliche Schaffenskraft meiner Mutter wäre diese Hofreite nie so geworden, wie sie heute ist. Meine Mutter wurde nie als Miteigentümerin in das Grundbuch eingetragen, heute sind meine jüngere Tochter und ich gemeinsame Eigentümerinnen. Deshalb traue ich mich nun, das Anwesen Mutterland zu nennen. Wenn das Schild ganz außen angebracht ist, sende ich ein neues Bild. Mit herzlichen Godengrüßen Gerlinde aus Wiesbaden 78 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Aung San Suu Kyi Aus dem Film über die Nobelpreisträgerin Sehr überrascht waren wir, als wir uns den Film „The Lady“ über die Nobelpreisträgerin und neu gewählte Präsidentin von Myanmar Aung San Suu Kyi anschauten. Bevor sie im Krankenhaus ihre Mutter besucht, schaut sie auf ein Schild: „Love the Motherland“. Was für uns das Vaterland ist, ist für andere selbstverständlich Mutterland! Inhalt des Films: Ende der achtziger Jahre lebt Aung San Suu Kyi (Michelle Yeoh) mit ihrem Ehemann, dem britischen Wissenschaftler Michael Aris (David Thewlis), und den beiden Söhnen glücklich in Oxford, England. Der Schlaganfall ihrer Mutter lässt sie in ihr Heimatland Birma zurückkehren, das gerade von schweren Unruhen erschüttert wird. Love the Motherland Regimegegner bitten Suu Kyi, die als Tochter eines Volkshelden sehr populär ist, den Vorsitz der neu gegründeten Partei für ein demokratisches Birma zu übernehmen. Trotz Drohungen und Gewalt gegen sich und ihre Anhänger führt Suu Kyi einen unermüdlichen Wahlkampf und gewinnt. Die Militärs erkennen den Sieg jedoch nicht an und stellen Suu Kyi unter Hausarrest. Der Kontakt zu ihrem geliebten Mann und den Kindern ist schlagartig auf ein Minimum beschränkt, bald wird er komplett verboten. In England versucht Michael Aris derweil Suu Kyis Friedensbemühungen voranzutreiben und auf das Schicksal seiner Frau und ihres Heimatlandes aufmerksam zu machen. Mit Erfolg: 1991 erhält Aung San Suu Kyi den Friedensnobelpreis. Als dann aber ihr Mann erkrankt, muss Suu Kyi eine schier unmögliche Entscheidung treffen: Sie dürfte nach England ausreisen, doch anschließend nie wieder nach Birma zurück. Der Kampf um die Freiheit eines Volkes steht plötzlich dem Wunsch nach persönlichem Glück gegenüber ... 79 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Tag der NACHHALTIGKEIT im Mutterland Am Samstag, den 17.Oktober 2015 lud das BELLA DONNA-Haus zu einem Tag der Nachhaltigkeit und einer Feier ein: Es hatte den 1. Nachhaltigkeitspreis des Landes Schleswig Holstein gewonnen! Der Preis wird alle zwei Jahre unter dem Motto „Interkultur – Vielfalt als Chance“ vergeben und belohnt Umdenken und nachhaltiges Handeln. Vor zehn Jahren hatten mutige Frauen in Bad Oldesloe das BELLA DONNA – Ein Haus von Frauen e.V. gegründet. Ohne jegliche öffentliche Unterstützung kauften sie mit Hilfe von Spenden und Schenkkreisen für 1.6 Millionen Euro ein wunderbar großes Haus, drei Minuten vom Bahnhof entfernt. Das Konzept ist, durch Vermietung die Kosten hereinzubekommen, die nötig sind, um ein Haus von Frauen ehrenamtlich zu betreiben, mit dem Ziel, für Menschen einen Ort für Arbeit, Begegnung, Kultur und Soziales zu verwirklichen. : Auf dem Mutterland werden wir die mutterliche Ordnung wieder herstellen. Mietende in diesem wunderschönen Haus sind z.B. „Frauen helfen Frauen Stormarn e.V.“, Heilpraktikerinnen, Psychologinnen, eine Praxis für Lerntherapie, eine Schreibabyambulanz, ein Restaurant und ein Weltladen. Aber hier wurden auch schon rund hundert Babies geboren, denn das BELLA DONNA-Haus ist auch ein Geburtshaus. Nicht nur die Veranstaltungen und Angebote an sich sind spannend und erfolgreich. Auch die Art der Finanzierung ist ein Vorbild: Schenkkreise. Die Schenkkreise funktionieren so: Fällt z.B. eine Renovierung an, dann werden Frauen zusammen gebracht, die bereit sind, für eine gewisse Zeit monatlich eine Summe zu spenden (natürlich ist nichts gegen eine einmalige größere Summe einzuwenden). Nehmen wir mal eine für eine Renovierung nötige Summe von 10.000 Euro an und eine Person wäre bereit, fünf Jahre lang 10 Euro pro Monat zu spenden. Eine andere sieht sich in der Lage, vielleicht drei Jahre lang 200 € jährlich zu spenden. Dann wird genau die Zahl an Frauen zusammen in einen Schenkkreis gebracht, welche am Ende eines absehbaren und festgelegten Zeitraumes 80 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF 10.000 Euro zusammenbringen. Wenn diese, zu Beginn ja noch fiktive Summe zusammen gekommen ist, wird der Schenkkreis geschlossen. Nachdem sich die Spenderinnen in ihrem Kreis zu ihrer langfristigen Spende vertraglich verpflichtet haben, wird die komplette Summe von der GLS-Bank, der Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken, vorgestreckt. Dann kann die Renovierung sofort beginnen, obgleich das Geld noch gar nicht bezahlt wurde, sondern erst nach und nach bei der Bank eintrifft. Das klingt gut, oder? Kein Wunder, dass diese tollen und tüchtigen Frauen mit dem ehrenvollen Nachhaltigkeitspreis des Landes Schleswig Holsteins ausgezeichnet wurden, der immerhin tatsächlich mit 10.000 Euro dotiert ist. Und da nun alles seit einem Jahrzehnt so erfolgreich in Frauenhänden liegt, war es uns eine Ehre, ihnen zur Feier des Tages ein Mutterland-Schild zu überreichen. Mit welcher Fräude wurde dieses Geschenk von den Müttern des Hauses entgegen genommen!!! Nun wird ein schöner Platz dafür gesucht. Ich halte es wert, Nahrung zu suchen bei der Mutter. Laotse Dagmar Margotsdotter Dagmar Margotsdotter überreicht das Mutterland-Schild an Dagmar Therese Greiß vom Bella Donna Haus Weitere Fotos und eine PDF von dem Vortrag „Schenkökonomie und Nachhaltigkeit“, den Dagmar Margotsdotter an diesem Tag gehalten hat, findet Ihr auf der Startseite unter: www.bella-donna-haus.de 81 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Die Themen beim nächsten Mal : Wildkrauter •Frauen, Frauen, Humor und Heiterkeit Schickt uns Eure Artikel ! * Einsendeschluss: 18.02.16 JdF Impressum Medieninhaberin und Herausgeberin: MatriaVal e.V., Im Klingenfeld 37, 60435 Frankfurt [email protected] Redaktion: Uscha Madeisky, Dagmar Margotsdotter, Daniela Parr Layout: Daniela Parr * Handschriftliche Manuskripte können wir leider nicht berücksichtigen Erscheinungsart: vier-jahreszeitlich 82 Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
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