Lebensleistungsrente: Hoffen auf Merkels Machtwort

Wirtschaft aktuell im Unterricht vom 04.04.2016
Lebensleistungsrente: Hoffen auf Merkels Machtwort
1. Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler sollen ...
1. sich die Funktionsweise des staatlichen Rentensystems erschließen.
2. die aktuelle Diskussion um die Einführung einer Lebensleistungsrente
analysieren.
3. in dieser begründet Stellung nehmen.
2. Aufgaben
1.
Beschreiben Sie in groben Zügen die Funktionsweise des deutschen staatlichen Rentensystems. Legen Sie dar, in welcher Form die Höhe der individuellen Renten ermittelt wird.
2.
Erläutern Sie den aktuellen Vorschlag einer Lebensleistungsrente. Benennen
Sie die von den Befürwortern verfolgten Zielsetzungen.
3.
Überprüfen Sie, inwieweit der Veränderungsvorschlag eine Abkehr vom bisherigen Vorgehen in der staatlichen Rentenversicherung darstellen würde.
4.
Analysieren Sie die über den Vorschlag entbrannte Diskussion. Stellen Sie
hierzu die Pro- und Contra-Argumente einander gegenüber.
5.
Nehmen Sie aus Ihrer Perspektive als Jungerwachsener begründet Stellung
innerhalb der Diskussion.
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Wirtschaft aktuell im Unterricht vom 04.04.2016
Lebensleistungsrente: Hoffen auf Merkels Machtwort
Streit über Lebensleistungsrente spaltet Koalition.
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Im Koalitionsstreit über die Rentenpolitik erwartet die SPD jetzt ein Machtwort von
Angela Merkel: „Die Kanzlerin muss dafür sorgen, dass die Kakofonie in der Union
ein Ende hat“, fordert SPD-Fraktionsvizin Carola Reimann. Im Übrigen empfehle sie
der Union einen Blick in den Koalitionsvertrag, in dem die „solidarische
Lebensleistungsrente“ festgehalten sei.
Führende Wirtschaftspolitiker der CDU CSU hatten das Vorhaben, Minirenten
langjähriger Beitragszahler mit Steuermitteln über Grundsicherungsniveau zu heben,
jüngst wieder infrage gestellt. Sie kritisieren, dass das Leistungsprinzip ausgehebelt
werde, wenn die Rentenhöhe von geleisteten Beiträgen entkoppelt werde. Zudem sei
die Finanzierung ungeklärt. Laut Koalitionsvertrag soll die Rente von Arbeitnehmern,
die 40 Jahre Beiträge eingezahlt, aber weniger als 30 Rentenpunkte angesammelt
haben, aufgestockt werden. Im Bundesetat 2017 sind für das Vorhaben 180 Millionen
Euro eingeplant, bis 2020 würden die Ausgaben aber auf 800 Millionen Euro jährlich
steigen. Die Junge Union (JU) hatte zudem darauf verwiesen, dass die
Lebensleistungsrente gegen Altersarmut unwirksam sei, weil sie Betroffenen mit
unsteter Erwerbsbiografie gar nicht helfe. Gegenwind für das Vorhaben kommt auch
vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). „Wir sind eine
Leistungsgesellschaft. Die Leistung kann aber nicht darin bestehen zu leben, sondern
während des Lebens etwas zu leisten und dafür belohnt zu werden“, mahnte BDI-Chef
Ulrich Grillo.
Angesichts dieses Störfeuers ist bei der SPD die Sorge groß, dass neben der
Regulierung der Leiharbeit und dem Entgeltgleichheitsgesetz ein weiteres ihrer
Projekte blockiert wird. Allerdings stoßen die Kritiker der Union auch in den eigenen
Reihen auf Widerspruch: „Wir sollten das Konzept aus dem Arbeitsministerium
abwarten und nicht schon vorher die Rollläden runterlassen“, sagte der Vorsitzende
der Arbeitnehmergruppe, Peter Weiß. Das Leistungsprinzip werde auch ausgehebelt,
wenn immer mehr Rentner auf die Grundsicherung angewiesen seien, weil sie mit
gesetzlicher Rente oder Ersparnissen das Existenzminimum nicht erreichten. Streit
gibt es innerhalb der Union aber auch über den Vorstoß der JU, das gesetzliche
Rentenalter an die statistische Lebenserwartung zu koppeln und damit auch über 67
Jahre hinaus anzuheben. Der sozialpolitische Sprecher der Fraktion, Karl
Schiewerling (CDU), sprach von „vorschnell entwickelten Stammtischformeln“. Denn
die Gleichung von längerer Lebenserwartung und gleichbleibender Erwerbsfähigkeit
funktioniere so im höheren Alter nicht unbedingt.
Quelle: Neuerer, D./Specht, F., Handelsblatt, Nr. 064, 04.04.2016, 9
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