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Doc Baumann
GRUNDWISSEN
Schatten konstruieren
Realistische Schatten sind bei Bildmontagen von großer Bedeutung. Wie Sie
Schatten von einmontierten Elementen aus dem Originalbild übernehmen
und künstliche Schatten konstruieren, lernen Sie in diesem Tutorial.
Im Reich der Schatten : 2
Diffuse Schlagschatten : 10
Schlagschatten konstruieren : 14
IM REICH DER SCHATTEN
S
Falsche Schlagschatten gehören bei Bildmontagen zu den häufigsten Fehlern. Die Beispiele in
unserer Rubrik „Bildkritik“ zeigen das immer wieder. Was Sie beachten sollten und wie Sie brauchbare Ersatz-Schatten erzeugen, demonstriert Ihnen auf den folgenden Seiten Doc Baumann.
chatten kommen als Thema immer wieder in DOCMA vor;
um genau zu sein: Schlagschatten. Das ist unvermeidlich,
denn ständig stößt man auf Montagen, in denen sie falsch
konstruiert werden (wie das Beispiel in der „Bildkritik“ im vorigen
Heft zeigt) … oder sie fehlen gleich ganz (siehe Seite 103).
Da das Thema recht umfangreich ist, haben wir daraus eine
kleine Serie in drei Teilen gemacht: Der erste befasst sich mit der
Übernahme echter Schatten in Montagen sowie mit den verschiedenen Möglichkeiten, sie mehr oder weniger korrekt fotografisch
nachzustellen. Der zweite befasst sich mit den schwachen Schatten von Objekten bei diffuser Beleuchtung auf ihrer Standfläche
sowie mit Schattenaufhellung. Der dritte schließlich wird Ihnen einige perspektivische Konstruktionen vorstellen, die Ihnen dabei
helfen, Schatten unter Zuhilfenahme von Fluchtlinien, Horizont
und Lichtquellen anzulegen. Hat man einmal verstanden, wie das
funktioniert, ist die Umsetzung nicht weiter schwer.
Haben Sie einen Menschen oder einen Gegenstand – im Studio
oder im Freien – mit seinem Schatten auf einem halbwegs ebenen Boden fotografiert, so benötigen Sie zunächst zwei Freisteller: einen für die Figur, den anderen für den Schatten. Für die Montage in eine neue Szene kommt diese als Hintergrundebene hinzu.
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Über ihr liegt – meist im »Mischmodus > Multiplizieren« – der
Schatten, darüber wiederum das schattenwerfende Objekt. Tiefe,
Deckkraft und Farbe des Schlagschattens passen Sie an die bereits
in der Hintergrundszene enthaltenen Schatten an.
Verfügen Sie allerdings über keinen mit-fotografierten ­Schatten,
so müssen Sie ihn simulieren. Tutorials versuchen meist, dieses
Problem folgendermaßen zu lösen: Ebene des freigestellten Objekts duplizieren, Objekt in der unteren Ebene schwarz füllen,
weichzeichnen, Deckkraft veringern, dann transformieren. Bei
der Abbildung unten bin ich auf diese Weise vorgegangen. Aber
es ist klar: Das könnte nur funktionieren, wenn die Position von
­Kamera und Lichtquelle identisch wäre und der Schatten auf eine
senkrechte Wand hinter dem Objekt fällt. Je stärker die simulierte
Beleuchtungsrichtung von dieser Vorgabe abweicht, um so falscher ist der resultierende Schatten. Da er in unserem Beisopiel zur
Seitezur Seite fällt, hat seine Form nichts mehr mit dem Umriss zu
tun, den die Figur bei frontaler Beleuchtung aus dem Strahlengang
des Lichts ausstanzen würde, bevor es auf den Boden trifft.
Innerhalb leichter Abweichungen fällt dieser Ersatz kaum jemanden auf und ist legitim. Andere Situationen benötigen andere
Hilfsmittel, die wir im Folgenden näher betrachten wollen.
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alle Fotos, soweit nicht anders angegeben: Doc Baumann
3 SCHATTENKONSTRUKTION
1 SCHATTEN-ÜBERNAHME
TUTORIALS, TIPPS & TRICKS | Bildmontage | Schatten, Teil 1: Schatten-Übernahme
2 SCHATTEN BEI DIFFUSEM LICHT
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ECHTER UND FALSCHER SCHLAGSCHATTEN
Zweimal – fast – dieselbe Szene, doch mit einem wichtigen Unterschied: Der Schatten im einen Bild ist echt (wenn auch per Montage
ergänzt) – der im anderen Bild ist ebenfalls einmontiert, aber falsch.
Was meinen sie? Welcher ist korrekt, welcher nicht? Wenn ich in unserer Rubrik „Bildkritk“ – diesmal ab Seite 102 – auf Mängel bei der
Auszug aus DOCMA 63
Schattenkonstruktion hingewiesen habe, wurde das gelegentlich mit
den Worten abgetan: „Solche Fehler sieht doch sowieso niemand.“
Zugegeben, wenn der Unterschied eher gering ist, ist es in der Tat
nicht ganz einfach, Richtiges und Falsches auseinanderzuhalten. Die
Lösung: Bild 1 zeigt einen nicht korrekten, nur aus der Kontur der
Figur abgeleiteten Schatten – Bild 2 den richtigen.
Xxxxxxxxxxx | Xxxxxxxxx | TUTORIALS, TIPPS & TRICKS
DOCMA XX | Xxxxxxxxx 2013
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TUTORIALS, TIPPS & TRICKS | Bildmontage | Schatten, Teil 1: Schatten-Übernahme
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ÜBERNAHME FOTOGRAFIERTER SCHATTEN
Am einfachsten ist es natürlich, wenn Sie den Schatten eines Objekts
oder einer Person, die in eine neue Szene einkopiert werden soll,
gleich mitfotografieren. Damit Sie diesen Schlagschatten für die spätere Montage einfach und effektiv nutzen können, sollten Sie darauf
achten, dass der Untergrund, auf den er fällt, die nötigen Eigenschaften aufweist: Er sollte hell sein (um das Auswählen zu erleichtern),
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der Montage keine Blitzer entstehen [4, links]. Übertragen Sie die beiden Ebenen in eine neue Datei. Weisen Sie der Schatten-Ebene den
»Mischmodus > Multiplizieren« zu und reduzieren Sie ihre Deckkraft
so, dass der Schatten zu anderen im Bild passt. Gegebenenfalls än-­
dern Sie auch seine Deckkraft und Farbe, damit alle Schatten übereinstimmen. Ohne den Schlagschatten [5, links] scheint die Figur über
dem Boden zu schweben – ein Phänomen, auf das man immer wieder
bei fehlerhaften Montagen stößt. Passen Sie den Schatten [6, oben
Auszug aus DOCMA 63
4
­ aagerecht ausgerichtet und eben (weil der Schatten sonst Verzerw
rungen aufweist) [2]. Im nächsten Schritt stellen Sie die Figur frei –
ich habe hier eine in den Gelenken bewegliche Action-Figur des FilmHobbits Bilbo Beutlin verwendet –, danach den Schatten. Er liegt auf
einer Ebene darunter; färben Sie ihn grau. Da er ­später gegebenenfalls leicht verzerrt werden wird, ist es sinnvoll, ihn mit dem Pinsel an
den Stellen zu ergänzen, die unterhalb der Figur liegen, damit nach
6
links] weiter an. Je nach Beleuchtungscharakteristika ändert sich zum
Beispiel seine Randschärfe in Abhängigkeit von der Entfernung zum
schattenwerfenden Objekt. Um das zu erreichen, verwenden Sie »Filter > Weichzeichnergalerie > Tilt/Shift«. So wird der Schatten mit zunehmendem Abstand unschärfer [6, Mitte links]. Eine Anpassung an
Bodenerhebungen erreichen Sie mit einer Matrix des Hintergrunds
und dem »Versetzen«-Filter (unterer Schatten und Lupe). Mehr dazu
in DOCMA 61 ab Seite 46.