hurra, die schule brennt - nicht

Winterthur-glossar.ch publiziert einen Artikel aus «leo-das
Magazin», Ausgabe 28/2015
HURRA,
DIE SCHULE BRENNT - NICHT
Das ZAG, das Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen Kanton Zürich besteht seit zehn Jahren
und ist der Dreh und Angelpunkt für rund 2300 Wissensdurstige. Hanni Wipf Stengele, Rektorin der in
Winterthur ansässigen Aus- und Weiterbildungsstätte, spricht über die Vergangenheit, Zukunft und
sich selbst.
Einst Krankenschwester, heute Rektorin der ZAG, Zentrum für Ausbildung im
Gesundheitswesen Kanton Zürich: Hanni Wipf Stengele.
cs I «Es ist das, was uns im besten Fall gesund macht.» — Genau so würde Hanni Wipf Stengele einem Erstklässler das
Gesundheitswesen erklären. Hanni Wipf Stengele ist aber keine Primarlehrerin, sondern Rektorin am ZAG, dem Zentrum für
Ausbildung im Gesundheitswesen Kanton Zürich.
Das ZAG ist Berufsfachschule und Höhere Fachschule (HF) in einem und wurde, kurz nachdem das neue
Berufsbildungsgesetz in Kraft trat, gegründet. Das ist nun zehn Jahre her, 2015 ist also gleichzeitig Jubiläumsjahr. «Ich bin
schon stolz, dass wir seit einem Jahrzehnt bestehen», verrät Hanni Wipf Stengele.
Gerade weil dazumal neun kantonale und 16 staatsbeitragsberechtigte Schulen in zwei neu herauskristallisierte
Ausbildungszentren aufgeteilt worden seien, sei der Start nicht ganz ohne gewesen. Die Verschmelzung verschiedener
Kulturen ebenso wenig. Doch das war einmal, längst ist die ZAG kein weisser Fleck mehr auf der Aus- und WeiterbildungsLandkarte in der Welt der Gesundheit.
FAIR, LEBENDIG, BESSER.
«Fair, lebendig, besser. ZAG, Ausbildungen am Puls der Praxis. Ausbildungen auf Stufe Grundbildung und Höhere
Fachschule. Inklusive Weiterbildungsmöglichkeiten» — so sieht die Rektorin «ihre» Ausbildungsstätte, so möchte sie das
ZAG positionieren. Allgemein betrachtet ist das ZAG vor allem in der Pflege verankert, Hanni Wipf Stengele betont hierbei
die enge Begleitung der Lernenden und Studierenden in unterschiedlichen Lehr- sowie Lernmethoden. «Von Lehrgesprächen
und Werkstattunterricht bis hin zum Üben mit Simulationspatienten», komplettiert die ursprünglich gelernte Krankenschwester. Heute werden unter anderem rund 960 Fachpersonen Gesundheit, 340 Fachpersonen Ergänzende Bildung, 140
Assistenten Gesundheit und Soziales, 600 Pflegefachleute sowie 100 Aktivierungs- und Orthoptikfachfrauen ausgebildet.
Insgesamt ist das ZAG Dreh- und Angelpunkt für 2300 Personen. Das Verhältnis Mann—Frau liege bei 20 Prozent
(Grundbildung) respektive 30 Prozent (Höhere Berufsbildung).
Hanni Wipf Stengele ist zufrieden mit dem Status quo, lagert aber deshalb nicht die Füsse hoch und lässt sich Weintrauben
zu Munde führen. «Es hat mich von Anfang gereizt, ein solches Zentrum aufzubauen, und ich hatte nie Angst davor, zumal
ich mit einem positiven Grundvertrauen Herausforderungen angehe», erzählt sie. Ihre Ergänzung: «Das ist jetzt nicht anders,
entsprechend will ich das ZAG stets weiterentwickeln. Es soll noch lange ein attraktiver Arbeits- und Ausbildungsort sein.»
PRIVATE EINBLICKE
Winterthur-glossar.ch publiziert einen Artikel aus «leo-das
Magazin», Ausgabe 28/2015
Aufgewachsen ist Hanni Wipf Stengele in Zürich-Höngg, wo sie sich an der Schwesternschule des Roten Kreuzes zur
Krankenschwester ausbilden liess. Nach einer Steppvisite als Leiterin Gemeindekrankenpflege absolvierte sie die Ausbildung
zur Berufsschullehrerin und belegte Managementausbildungen. Sie war an diversen Berufsschulen tätig, bis es sie ans
Kantonsspital Winterthur verschlug — in der Funktion als Leiterin der Krankenpflegeschule.
Nebenbei amtet Hanni Wipf Stengele in Eidgenössischen Kommissionen. Und ja, stolze zehn Jahre schon ist die 61-Jährige
nun Rektorin der ZAG. Doch was muss man eigentlich für eine Person sein, um Rektor zu werden oder es so lange in dieser
Funktion auszuhalten? Rektorin zu sein, und das ist jetzt rein subjektiv, hat etwas Antiquiertes, aber auch etwas
Distinguiertes, Geheimnisvolles, fast schon Sagenumwobenes. Und natürlich auch etwas Quirliges, alleine wenn man sich
«Hurra, die Schule brennt» vor Augen führt.
«Mein Arbeitspensum ist sicherlich höher als der Durchschnitt, wobei das nichts Ungewöhnliches ist. Abschalten kann ich
im Beisein meiner Familie oder im Kreise von Freunden. Auch mag ich vieles, was mit Kultur zu tun hat, und ganz wichtig
ist es, sich nur kurz über etwas zu ärgern», verrät sie. Und verrät noch mehr: «Ich bin neugierig, vielseitig interessiert,
flexibel und sehe mich als ausgeglichene Person. Zudem bemühe ich mich, eine gute Vorbildfunktion innezuhaben und vor
allem kann ich auch Kritik aushalten.»
HERAUSFORDERUNGEN à GOGO
Auch wenn das ZAG auf eine entwicklungsfreudige zehnjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken kann, also anfängliche
Hürden mit Verve, Können und vorausschauendem Entrepreneurship gemeistert worden sind, ist die Zukunft zwar spannend,
aber weiterhin herausfordernd. «Das ist sie ganz klar, halt anders als das zu Beginn der Fall war. Meine grösste Sorge ist der
Personalmangel im Gesundheitswesen. Da müssen alternative Lösungen gesucht und gefunden werden. Auch wir sind ein
wichtiger Teil davon und müssen uns entsprechend einbringen », sagt sie.
Auch dass immer schneller mit immer weniger Händen Arbeiten erledigt werden müssen und verstärkt technische Hilfsmittel
zum Zug kommen, sei ein «Challenge ». Überdies werde immer mehr Leistung verlangt, gleichzeitig wolle man immer
weniger dafür bezahlen. Und dass mehr Anbieter das Gesundheitswesen billiger machen würden, sei auch ein in der breiten
Bevölkerung stark verankerter Irrtum.
Solange aber Hanni Wipf Stengele tagein, tagaus von motivierten und wissensdurstigen Lernenden, Studierenden umzingelt ist,
ist keine Hürde zu hoch und kein Irrtum zu unwirtlich. Auf die nächsten 10(-0) Jahre!