Fremden ein Gesicht geben - IDA

Datum: 14.09.2015
Hauptausgabe
St. Galler Tagblatt AG
9001 St. Gallen
071 227 69 00
www.tagblatt.ch
Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 26'287
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich
Themen-Nr.: 140.008
Abo-Nr.: 1096928
Seite: 29
Fläche: 41'766 mm²
Fremden ein Gesicht geben
Unter dem Thema «Heimat» fand am Freitag in Wittenbach ein Interkulturelles Gesprächsund Begegnungsfest statt. Flüchtlinge kamen dabei zu Wort und erzählten ihre Geschichte.
MANUELA BRUHIN
Die Eritreerin Asmaret las mit Hilfe eines Begleiters ihre Geschichte dem Publikum vor.
1311d: Michel Canonica
Shabnam ist 24 Jah- sie in Pakistan zurücklassen. Ihr Dankbar und glücklich
re alt und lebte in Kabul. Wer die Vater, der als Chefredaktor arbeiWITTENBACH.
Schliesslich wurde Shabnam
ahnt tete, wies in seinen Artikeln im- von den Taliban überwacht, ernicht, welch dramatische Ge- mer wieder auf die Machen- hielt viele Drohschreiben. «Sie
schichte sie in die Schweiz ge- schaften der Taliban hin, kriti- wollten, dass ich die Arbeit bei
führt hat. Anlässlich der inter- sierte sie. Mit 18 Jahren trat der WHO kündige - oder ich
religiösen Dialog- und Aktions- Shabnam eine Stelle bei der würde sterben», erinnerte sich
woche (IDA) fand am Freitag ein Weltgesundheitsorganisation
die 24-Jährige. Die Polizei half
Interkulturelles Gesprächs- und (WHO) an, arbeitete dort fünf ihr nach eigenen Angaben nicht
Begegnungsfest statt. Shabnam Jahre lang. «Die Taliban fanden - es blieb ihr nur noch die Flucht.
war eine der Flüchtlinge, die heraus, dass ich die Tochter Über Genf kam sie nach Kreuzdem Publikum ihre Geschichte jenes Journalisten bin, welcher lingen, wo sie in einem Auffangsie stets kritisierte», erzählte sie
erzählte.
zentrum untergebracht wurde.
Seit 2014 lebt sie hier, ihre im Pfarreizentrum Vogelherd vor Seit 2015 lebt sie in Wittenbach.
vollen
Reihen.
Mutter und Geschwister musste
«Ich bin sehr glücklich und
junge
Frau betrachtet,
Medienbeobachtung
Medienanalyse
Informationsmanagement
Sprachdienstleistungen
ARGUS der Presse AG
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01
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dankbar, dass ich hier in Freiheit
sein darf», so die junge Frau.
Neben Shabnam kam auch
Asmaret aus Eritrea zu Wort, die
ebenfalls ihr Heimatland verlas-
STIMMEN
konkrete Begegnungen stattfinden würden.
sen musste. «Ich wurde vom
Militär verfolgt», erzählte sie. Mit
Schleppern kam sie schliesslich
über Italien in die Schweiz. Das
Boot drohte zu sinken, die Küstenwache rettete die Flüchtlinge
jedoch.
So unterschiedlich die Geschichten
der
verschiedenen
Flüchtlinge an diesem Abend
auch waren, so dankbar sind sie
alle, in der Schweiz Unterschlupf
gefunden zu haben.
Die Sprache ist sehr wichtig
Organisiert wurde der Anlass
von der Evangelisch-Reformierten Kirchgemeinde Tablat, der
katholischen Kirchgemeinde so-
Hadwig Werder, 45
Meine Mutter arbeitet im
K-Treff in Wittenbach. Das
Thema Flüchtlinge ist ein
aktuelles Thema, und ich freue
mich auf die verschiedenen Kulturen und Begegnungen.
Bilder: Manuela Bruhin
Carole Bösch, 39
:
Ich finde es wichtig, dass es solche Anlässe gibt. Der heutige
Abend hat mir gut gefallen.
Interessant war es, die unterschiedlichen Geschichten der
Flüchtlinge zu hören.
wie dem K-Treff Wittenbach.
«Unser Ziel ist es, dass Fremde
ein Gesicht erhalten», so Pfarreibeauftragter Christian Leutenegger. Im Anschluss fand mit dem
Fre di
Gemeindepräsidenten
Widmer ein Podiumsgespräch
statt. Fragen nach dem Heimat-
gefühl wurden diskutiert und
Alltagsprobleme
besprochen.
Diese betreffen häufig kleine
Dinge wie das Busfahren. «Die
Sprache ist sehr wichtig», so der
Tenor der Flüchtlinge und Organisatoren. «Sie funktioniert wie
ein Schlüssel und öffnet Türen.»
Christian Leutenegger, 50
Es hat mich überrascht und gefreut, wie viele Leute hergekommen sind. Ich habe erwartet,
dass am heutigen Abend viele
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