bad sassendorfer rücken-intensiv-programm

KLINIK AM HELLWEG
Friedrichstraße 6
59505 Bad Sassendorf
Telefon: 02921 - 501-4100
Telefax: 02921 - 501-4141
www.badsassendorf.de
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Klinik am Hellweg
Orthopädisch-Rheumatologische Rehabilitationsklinik
mit Spezieller Schmerztherapie und Traumatologie
AHB- und BGSW-Klinik
BAD SASSENDORFER
RÜCKEN-INTENSIV-PROGRAMM
Chefarzt: Dr. med. Peter Paes
Facharzt für Orthopädie-Rheumatologie, Facharzt für
Physikalische und Rehabilitative Medizin, Sozialmedizin,
Rehabilitationswesen, Physikalische Therapie,
Spezielle Schmerztherapie, Laborfachkunde
KLINIK AM HELLWEG
Orthopädie
Rheumatologie
Traumatologie
Spezielle Schmerztherapie
Rehabilitation
AHB- und BGSW-Klinik
Sehr geehrte Patientin,
sehr geehrter Patient,
die Klinik am Hellweg bietet seit 2004 ein spezielles
Rücken-Intensiv-Programm für Patienten mit chronischem
Rückenschmerz an. Das Programm basiert auf langjährigen
wissenschaftlichen Vorarbeiten eines Forscherteams der
Universität Göttingen und ist dort gut untersucht und auf
seine positive Wirkung hin getestet und optimiert worden.
Zahlreiche schmerzgeplagte Patienten haben an dem Programm im Verlauf der Jahre teilgenommen und davon gut
profitiert.
DIE GRUNDLAGEN
Rückenschmerzen sind häufig die Ursache von Arbeitsunfähigkeit, Krankenhausaufenthalten und Berentungen.
Obwohl ihnen selten eine ernsthafte Erkrankung zugrunde
liegt, können sie für die Betroffenen sehr belastend sein.
Wichtig ist es, akute und chronische Rückenschmerzen zu
unterscheiden: Akute Rückenschmerzen bilden sich meist
rasch zurück. Die Situation wird schwieriger, wenn erhebliche Schmerzen längere Zeit (mehr als 6 Wochen) anhalten oder wenn die Rückenschmerzen immer wieder erneut
auftreten. In diesen Fällen besteht die Gefahr, dass der
Schmerz chronisch wird (eine Chronifizierung eintritt), was
dann oft nur noch schwer zu behandeln ist.
Faktoren, die eine Chronifizierung der Schmerzen anzeigen, begünstigen und auf Dauer zementieren, sind:
länger als 6 Wochen erfolglose Behandlung
Unwirksamkeit von Medikamenten und
anderen Therapie-Maßnahmen
anhaltender Dauerschmerz, Ausbreitung der Schmerzen
Mit diesem Heft wollen wir Sie über unser Rücken-IntensivProgramm informieren und Ihnen die Grundprinzipien erklären. Vielleicht wecken wir Ihr Interesse an dieser Behandlung und Sie entschließen sich dazu, daran teilzunehmen.
Veränderungen im Freizeit- und Bewegungsverhalten
Auswirkung der Rückenschmerzen auf
die berufliche Situation
deutliche Veränderungen in der Stimmung
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Ihr Behandler-Team der Klinik am Hellweg
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DIE GRUNDLAGEN 3
Häufig wird Patienten von Ärzten und anderen Therapeuten
zur Schonung geraten. Dies mag für die ersten Tage bei
akuten Rückenschmerzen sinnvoll sein. Langfristig kann
dies aber für sich bereits wieder zu Beschwerden führen,
da die Muskulatur, die die Wirbelsäule eigentlich stützen,
halten und mit entlasten soll, zunehmend schwächer wird
(Sie kennen das vom Arm im Gips, der nach 4 Wochen ganz
dünn geworden ist, weil die Muskulatur eine ganze Zeit
lang entlastet war). Viele Rückenschmerzpatienten wissen
schließlich nicht mehr, was sie sich an körperlicher
Aktivität noch zutrauen dürfen. Das ständige Vermeiden
von körperlicher Anstrengung und Belastung kann aber
wesentlich dazu beitragen, dass die Schmerzen chronisch
werden.
unterschiedlichen Teilen zusammengesetzt ist. Das Ziel
ist, aus der Abwärtsspirale Rückenschmerz – Schonung –
zusätzlicher Schmerz durch schwache Muskulatur und
Verlust der Kondition – Fehlhaltung herauszukommen oder
aber die anhaltende Fehl- und Überbelastung zu erkennen
und das Verhalten zu ändern. Auf dieses seit mehr als 15
Jahren mit vielen Patienten erprobte und auf seine
Wirksamkeit hin untersuchte Programm greifen wir zurück.
DAS PROGRAMM
Andere Patienten neigen dazu, sich ständig zu überlasten,
ihre Grenzen zu missachten und immer wieder zu überschreiten. Solch ein Verhalten kann zu chronischen
Rückenschmerzen führen. Der erste Schritt ist, dieses
ungünstige Verhalten zu erkennen. Dann kann es sinnvoll
sein, seine (Überlastungs-) Grenzen neu zu definieren und
entlastende Übungen in den Alltag einzubauen.
Ein Wissenschaftlerteam (Psychologen, Ärzte, Physio-,
Sport- und Ergotherapeuten) der Universität Göttingen hat
seit Anfang der 90er Jahre nach neuen Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen
gesucht. Auf Vorerfahrungen aus Amerika wurde zurückgegriffen. Es wurde ein Programm entwickelt, das aus ganz
4 DIE GRUNDLAGEN
Die Behandlung erfolgt über einen Zeitraum von 4 Wochen
in einer kleinen Gruppe von 6 bis maximal 10 Teilnehmern,
die in ihrer Zusammensetzung über das gesamte Programm
hinweg zusammen bleibt und von einem kleinen Team aus
Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologinnen und
Ärzten betreut wird. Die Teilnehmer werden an ihrer individuellen Leistungsstufe von uns abgeholt und entsprechend
ihren Möglichkeiten gefördert. In der Gruppe entwickelt
sich schnell ein Wir-Gefühl. Die Betreuer kennen Sie mit
Ihren Besonderheiten gut, können auf Ihre individuellen
Möglichkeiten eingehen und Sie individuell unterstützen.
Als Teilnehmer der Gruppe erhalten Sie ein festes Behandlungsprogramm, das sich wie folgt zusammensetzt:
DIE GRUNDLAGEN/DAS PROGRAMM
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In Informationsveranstaltungen (Vorträge, Unterweisung
in Kleingruppen) vermitteln wir Ihnen Informationen zur
Anatomie der Wirbelsäule, vernünftigen Arbeitshaltung
(Ergonomie), Hintergründe zu Krankengymnastik und
Trainingstherapie, aber auch Grundlagen über Schmerzentstehung, Schmerzverarbeitung und zu Grunde liegenden psychologischen Faktoren. Wir erarbeiten mit Ihnen, wie
Sie das Wissen daraus zu Ihrem Vorteil nutzen können. Wir
wollen, dass Sie zu „Experten für Ihren Körper“ werden.
Im Schmerzbewältigungstraining vertiefen wir die Grundlagen. Schmerzen stehen häufig in Verbindung mit Alltagsbelastungen oder führen zu Problemen am Arbeitsplatz.
Nicht selten sind Schmerzpatienten verzweifelt über ihre
Situation und ziehen sich immer mehr von der Außenwelt
zurück.
6 DAS PROGRAMM
Diese Aspekte können die Chronifizierung erheblich beeinflussen. In der Gruppe erfahren Sie mehr über diese Zusammenhänge und Sie üben mit uns, wie Sie es schaffen, dass
Sie den Schmerz im Griff haben und nicht der Schmerz Sie.
Innerhalb des psychologischen Programmteils wird auch
über die Zusammenhänge von Rückenschmerz und Stressbelastung oder depressiven Verstimmungen und ängstlichvermeidenden Reaktionen gesprochen. Wir bieten Ihnen
ein regelmäßiges Entspannungstraining, damit Sie diese
wichtige Technik für die selbstständige Fortführung zu
Hause erlernen können.
In den krankengymnastischen Kleingruppen im Trockenen
wie im Wasser lernen Sie zum einen das richtige Kräftigen
und Auftrainieren Ihrer Muskeln, damit die Wirbelsäule
wieder gute Unterstützung hat. Zum anderen werden das
richtige Aufwärmen und Dehnen und ein konkretes
Übungsprogramm vermittelt, was Ihnen dabei helfen wird,
Ihre Wirbelsäule wieder durch kräftige und gesunde
Muskeln zu unterstützen. Wir unterhalten uns über sinnvolle oder unsinnige Vorgaben der Rückenschule und
„gesunde Haltung“. Schließlich sollen Sie eine gute Grundlage zur Fortführung geeigneter Übungen für sich zu Hause erlernen, denn von der konsequenten Fortführung der
Übungen und der Umsetzung der hier gewonnenen Erkenntnisse zu Hause, hängt der bleibende Behandlungserfolg wesentlich ab.
DAS PROGRAMM 7
UNSERE ZIELE
Patienten, die sich aus der Furcht vor Beschwerden oder der
Furcht sich durch Belastung Schaden zuzufügen, zunehmend geschont haben, sollen lernen, wieder Vertrauen in
ihren Körper zu gewinnen und vorsichtig eine adäquate
Kondition und Belastbarkeit für den Alltag zurück zu gewinnen. Dabei wollen wir keine Superathleten aus Ihnen
machen! Unser gemeinsames Ziel mit Ihnen ist es, Sie für
Ihren Alltag wieder belastbarer und leistungsfähiger zu
machen und Ihnen damit einen Teil Freude, Zufriedenheit
und Selbstbewusstsein für den Alltag zurück zu geben.
Patienten, bei denen wir die Tendenz erkennen, sich regelmäßig über ihre Möglichkeiten hinaus zu belasten und
damit zu überlasten, sollen lernen, ihre Grenzen besser
einzuschätzen und warnende Signale ihres Körpers wieder
wahrzunehmen und bewerten zu können. Für den einen
oder anderen von Ihnen gilt es zu lernen „NEIN“ zu sagen,
um Überlastung oder Fehlbelastung zu vermeiden.
REGELN FÜR DAS PROGRAMM
Da Patienten während des Programms nicht selten auch mit
alten Ängsten bezüglich ihrer Erkrankung konfrontiert
werden und in diesem Zusammenhang dazu neigen,
Programmteile, die sie besonders ängstigen, lieber weg
zu lassen, gilt bei uns die Regel: Sie können das
Programm nur als Gesamtpaket absolvieren. Sollten Sie
nicht bereit oder in der Lage sein, alle Teile des Programms
mitzumachen, können wir Ihnen das Programm nicht anbieten. Teilnehmern des Programms ist es nicht möglich,
einzelne Anwendungen nach eigenem Gutdünken ausfallen
zu lassen. Sollten Sie einen guten Grund dafür haben, an
einer Anwendung nicht teilnehmen zu können (vielleicht
sind Sie erkältet und können deshalb z. B. nicht an der Wassergymnastik teilnehmen oder ähnliches), dann melden
Sie sich bitte möglichst vor der betreffenden Anwendung.
Wenn Sie nicht genau wissen, zu welcher der beiden
Gruppen Sie gehören, dann sollte dies im Gespräch in den
Gruppen, mit der Psychologin und Ihrem Arzt gemeinsam
herausgearbeitet werden.
8 UNSERE ZIELE
REGELN FÜR DAS PROGRAMM 9
BESCHWERDEN UND ÄNGSTE
Es ist uns wichtig, Sie darauf hinzuweisen, dass es
durchaus möglich ist, dass die Ihnen bekannten Schmerzen
und Beschwerden auch während des Programms auftreten
können. Nicht selten kommt es gerade zu Anfang des Programms oder bei weiterer Steigerung der Belastung zu einer vorübergehenden Beschwerdeverstärkung. Womöglich erleben Sie unter dieser Beschwerdezunahme Ihre
alten Ängste erneut: „es könnte etwas kaputt gehen“,
„die Schmerzen kommen wieder und ich bin ihnen genauso hilflos ausgeliefert wie früher“ und ähnliches.
Aber bedenken Sie: Wenn wir Sie zur Teilnahme an diesem
Programm einladen, dann haben wir das sorgfältig überdacht und sind uns sicher, dass wir Sie mit diesem
Programm nicht überlasten. Erst nach Durchsicht Ihrer
Befunde, der ausführlichen Untersuchung bei Aufnahme in
unser Haus und genauer Abwägung, ob Sie tatsächlich
geeignet sind, übernehmen wir Sie in unser Programm.
Sollten dennoch vermehrt Beschwerden auftreten, ist dies
in der Regel kein Grund zur Beunruhigung: Muskeln und
Strukturen, die über längere Zeit geschont worden sind und
dabei womöglich auch zum Teil abgebaut wurden (denken
Sie an den Arm im Gips), werden jetzt wieder vermehrt
belastet – und das quittieren sie manchmal mit Murren
(Muskelkater, Belastungs- oder Ansatzbeschwerden von
Bändern, Kapseln und Muskeln). Führen Sie Ihr Programm
weiter fort und Sie werden feststellen, dass es Ihnen auch
in unserem Programm ähnlich gehen wird wie zu Hause: die
Beschwerden sind manchmal mehr und manchmal weniger.
Nicht alle Patienten erreichen bei Teilnahme an unserem
10 BESCHWERDEN UND ÄNGSTE
Programm eine deutliche Beschwerdelinderung. Aber praktisch alle erreichen eine bessere Belastbarkeit im Alltag,
mehr Freude am Leben und wieder mehr Bewegungsspielraum. Sollten Sie einmal tatsächlich sehr beunruhigt über
die bemerkten Beschwerden sein, scheuen Sie sich nicht,
uns dies mitzuteilen. Der das Programm leitende Arzt wird
Sie dann daraufhin untersuchen, ob Gefahr vorhanden ist
und gegebenenfalls notwendige weitere Maßnahmen oder
gegebenenfalls vorübergehend schmerzlindernde Maßnahmen einleiten. Uns ist wichtig, dass Sie lernen mit Ihrer
Angst vor den Beschwerden und der Erkrankung umzugehen. Dabei unterstützen wir Sie gerne.
FRAGEBÖGEN
Damit wir wissen, an welcher Stelle wir Sie abholen
müssen, haben wir Sie zu Beginn des Programms gebeten,
uns einen „Schmerzfragebogen“ auszufüllen. Dort werden
wichtige Faktoren, die Ihr Schmerzerleben, Ihren Umgang
mit Schmerz betreffen und die Auswirkungen, die der
Schmerz auf Ihren Alltag hat, abgefragt. Wir bitten Sie deshalb, diese Fragebögen sorgfältig auszufüllen. Wir werden
Ihnen ähnliche bzw. die gleichen Bögen auch vor Abreise
noch einmal vorlegen, um zu sehen, ob und was sich für Sie
im Laufe der Maßnahme geändert hat.
BESCHWERDEN UND ÄNGSTE/FRAGEBÖGEN 11