Kurt Denda /28 Jahre Grab 151

Kurt Denda / 28 Jahre
Grab 151
Sie stehen am Grab von Kurt Denda. Er ist einer von
vier deutschen Piloten, die am 13. September 1944 bei
Rengshausen von amerikanischen Jägern abgeschossen
wurden. Denda war zunächst vor allem als Fluglehrer
tätig und wurde erst ab Mitte 1944 im aktiven Kampfgeschehen eingesetzt.
Kurt Denda war 28 Jahre alt, als er starb. Seine Frau
reiste zu seiner Beerdigung nach Ersrode, wo er zusammen mit den drei anderen Piloten beigesetzt wurde.
Von der Überführung auf den Ludwigstein informierte
man sie und ihre drei Töchter, die nach dem Krieg in der
damaligen DDR lebten, nicht.
Nadja Pluchnikowa / 28 Jahre
Grab 251
Sie stehen vor den Gräbern von 30 ehemaligen
Zwangsarbeitern, die in der Sprengstofffabrik Hessisch
Lichtenaus arbeiten mussten. Die Namen der Toten sind
zwar bekannt, können aber nicht mehr den Gräbern
zugeordnet werden. Einzig das Grab der aus Russland stammenden Nadja Pluchnikowa kann identifiziert
werden. Als sie am 17.04.1945 in Hessisch Lichtenau
starb, war sie 28 Jahre alt. Wie sie kamen auch die anderen 29 Zwangsarbeiter durch eine Alkoholvergiftung
ums Leben. Kurz nach ihrer Befreiung hatten sie mehrere
Fässer Spiritus gefunden, diesen mit Zucker versetzt
und getrunken, um die wieder gewonnene Freiheit zu
feiern. Es wird geschätzt, dass etwa 80 Menschen an
den Folgen der sich dabei zugezogenen Alkoholvergiftung starben. 30 von ihnen ruhen auf dem Ludwigstein.
Basil Bilozobodow / 36 Jahre
Grab 276
Am 21. April 1943 starb im Arbeitserziehungslager
Breitenau in Guxhagen der litauische Zwangsarbeiter
Basil Bilozobodow im Alter von 36 Jahren. AlsTodesursache wurden durch den Lazarettaufseher des Lagers
„Krämpfe“ angegeben. Sechs Tage zuvor war Bilozobodow von Fulda nach Breitenau eingewiesen worden.
Ein Haftgrund ist nicht bekannt; möglicherweise war er
wegen tätlichen Widerstandes verhaftet worden. So
ist sein Transportzettel von Fulda nach Breitenau mit
„Vorsicht!“ überschrieben.
Mit Bilozobodow wurden 47 verstorbene Häftlinge aus
Breitenau hierher umgebettet.
Weitere Informationen: Gedenkstätte Breitenau/Guxhagen
www.gedenkstaette-breitenau.de
Siergiej Tarassjuk / 23 Jahre
Grab 237
In diesem Grab ruht Siergiej Tarassjuk. An ihn und 27
weitere Tote, Häftlinge des Arbeitserziehungslagers
Breitenau in Guxhagen, soll das weiter rechts aufgestellte
Holzkreuz mit der Inschrift „Unbekannte Opfer der
Gestapo. Geopferte mahnen Euch – Menschen lasst
nicht vom Streben nach Frieden und Recht. 31. III. 1945“
erinnern. Am 30.03.1945 wurden Tarassjuk und seine
Mithäftlinge auf Befehl des Kasseler Gestapostellenleiters Franz Marmon von SS-Leuten durch Kopf- und Genickschüsse ermordet. Einen Tag später war der Krieg in
Guxhagen beendet, das Arbeitserziehungslager befreit.
Von den Ermordeten, die hier als unbekannte Kriegstote
begraben sind, konnten alleine der 23-jährige Tarassjuk
sowie Stanislaus Iwanow (Grab 227) identifiziert werden.
Weitere Informationen: Gedenkstätte Breitenau/Guxhagen
www.gedenkstaette-breitenau.de
Michael Pieger / 27 Jahre
Wilhelm-Jakob Fritz / 26 Jahre
Grab 102 und 103
Hier sind Michael Pieger und Wilhelm-Jakob Fritz bestattet. Beide wurden als Angehörige einer Strafabteilung der
Wehrmacht in Schwarzenborn hingerichtet. Die Verweildauer eines Soldaten bei einer solchen Sonderabteilung
war normalerweise auf drei bis sechs Monate begrenzt;
danach sollte er bei guter Führung zu einer regulären
Einheit versetzt, bei weiterem Widerstand gegen diese
erste und brutale Disziplinarschule ins KZ abgeschoben
werden. Über die Vergehen von Michael Pieger und
Wilhelm-Jacob Fritz konnte bislang nichts herausgefunden werden, die Urteile sind scheinbar nicht aktenkundig.
Möglicherweise sind sie aber auch Opfer willkürlicher
Erschießungen geworden.
Unbekannter Kriegstoter
Grab 293
Sie stehen vor dem Grab eines unbekannten Kriegstoten,
der bei der Ausbettung in Dietershan bei Fulda in KZKleidung aufgefunden wurde. Die im Umbettungsprotokoll aufgeführte Häftlingsnummer konnte nicht entschlüsselt werden. Es könnte sich jedoch um einen
Häftling aus dem KZ Katzbach in den Frankfurter Adlerwerken handeln. Nach der Auflösung des Lagers am
24. März 1945 waren rund 350 Häftlinge von Frankfurt
aus in Richtung Buchenwald getrieben worden. 70 der
ausgehungerten und erschöpften Gefangenen wurden
von SS-Wachleuten auf dem Weg nach Weimar erschossen, erschlagen oder brachen tot zusammen. Im
Umbettungsprotokoll des toten Unbekannten sind Kopfverletzungen vermerkt, die auf einen gewaltsamen Tod
hindeuten.
Gustav Schmidt / 46 Jahre
Grab 87
Der Obergefreite Gustav Schmidt, geboren 1898, starb
beim einzigen Fliegerangriff, den das Städtchen Olberode
erlebte. Am 19.03.1945 begleitete Gustav Schmidt mit
zwei Kameraden einen Gefangenentransport, als der am
Bahnhof stehende Zug angegriffen wurde. Auch Schmidts
Begleiter, zwei 18jährige Soldaten, starben während des
Angriffs. Am selben Tag erteilte Hitler den so genannten
Nerobefehl: „Alle militärischen Verkehrs-, Nachrichten-,
Industrie- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte
innerhalb des Reichsgebietes, die sich der Feind zur Fortsetzung seines Kampfes irgendwie […] nutzbar machen
kann, sind zu zerstören.“
Ama Ismailow / 34 Jahre
Grab 72
Hier wurde Ama Ismailow begraben. Er wurde 1911 im
Kaukasus geboren und starb am 14.09.1945 im Hospital
Steinatal mit 34 Jahren an Tuberkulose. Ismailow wird als
SS-Freiwilliger muslimischen Glaubens in den Akten geführt, der über die Lazarette Ljubljana, Bordoni in Italien
und Neumarkt in der Oberpfalz nach Steinatal gelangte,
wo er seiner Krankheit erlag. Ob Ismailow tatsächlich freiwillig der SS beitrat, ist fraglich. Zwar existierten verschiedene kaukasische Einheiten innerhalb der Waffen-SS,
bei vielen ihrer Angehörigen handelte es sich jedoch um
Kriegsgefangene, die hofften, so den unmenschlichen Bedingungen der deutschen Lager zu entkommen. Vielleicht
war dies auch die Hoffnung Ismailows?