Meine lieben Schwestern und Brüder, die Geschichte der Emmaus-Jünger ist vielen vertraut: eine österliche Jesus-Begegnung, die unsere Herzen anrührt. Auch eine Frau gelangt sehr früh zum Osterglauben, Maria von Magdala. Sie gehörte zu den Frauen, die Jesus nachfolgten, die er für seinen Weg gewonnen und begeistert hat. Sein Tod am Kreuz, sein schreckliches Ende hat sie mit tiefer Trauer erfüllt. Sie kann nicht fassen, dass der geliebte Freund nicht mehr da ist. So sucht sie Trost an seinem Grab. In ihrer Trauer ist sie ganz gefangen. Es ist dunkel in ihrem Herzen. Sie selbst ist noch nicht in der Lage, nach vorne zu schauen. Sie entdeckt nur das leere, offene Grab. Und sie erklärt es sich ganz natürlich: Der Herr ist weggenommen worden. Weinend geht sie ins Grab und findet den Gesuchten nicht. Selbst zwei Boten Gottes, die nach dem Grund ihrer Tränen fragen, kann sie nur wiederholen, was sich in ihrem Kopf und in ihrem Herzen festgesetzt hat: Man hat meinen Herrn weggenommen. Diese suchende Liebe ist in ihrer Trauer so fest gefangen, dass sie nichts erkennen kann, selbst Jesus nicht, als er sich ihr zeigt. Maria von Magdala bleibt eingeschlossen in ihrer Dunkelheit, ihrer Trauer, in ihrem Schmerz und Leid. Es muss einer kommen, der diesen dunklen Kreis öffnet. Dann folgt eine der schönsten Stellen im Neuen Testament. Jesus spricht sie ganz einfach mit ihrem Namen an: „Maria“, und da gehen ihr die Augen auf. Die persönliche Begegnung führt Maria zum Erkennen. Diese wunderbare Begegnung zwischen Maria und Jesus bleibt in der Erinnerung lebendig und wird fruchtbar, so dass sie an andere weitergegeben werden kann, auch an uns. Die Begegnung mit dem Auferstandenen hat Maria zur Erkenntnis geführt, dass Jesus, der Auferstandene, der Erstling der Entschlafenen ist. Eine solche Begegnung mit dem Herrn wünsche ich uns allen, auch uns wird er einst mit unserem Namen anreden. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien weiterhin eine gesegnete Osterzeit Ihr Pfarrer Franz-J. Wimmer
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