Risse im Beton Geschichten vom wachsenden

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DEUTSCHLANDFUNK
Feature / Hörspiel / Hintergrund Kultur
Redaktion: Karin Beindorff
Sendung:
05. April 2016
19.15 - 20.00 Uhr
Risse im Beton
Geschichten vom wachsenden Widerstand gegen Großprojekte in
Frankreich
Von Ruth Jung
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- Unkorrigiertes Manuskript -
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O-Ton Stéphen Kerckhove
Quand on entre dans le domaine des grands projets inutiles il n’y a plus de crise,
c’est-à-dire qu’on est capable de sortir des milliards et des milliards d’euros sans
qu’on ait l’impression qu’il y a un problème budgétaire à les financer. Par exemple
une centrale nucléaire à dix milliards, une ligne à très grande vitesse à dix milliards
aussi etc., des sommes qui aujourd’hui apparaissent comme monstrueuses au
regard des contraintes budgétaires, et pour autant on ne voit pas l’État dire, bon on
ne le fait pas parce qu’il y a un problème budgétaire.
Sprecher 3:
In der Welt der unnötigen Großprojekte gibt es keine Krise. Mühelos kann man
Milliarden Euro lockermachen, ohne dass der Eindruck entstünde, es könnte ein
Finanzierungsproblem geben. Eine Nuklearanlage für zehn Milliarden zum Beispiel,
eine Hochgeschwindigkeitsstrecke für zehn Milliarden und so weiter und so weiter.
Summen, die heute, angesichts der finanziellen Zwangslage, monströs erscheinen,
und doch hört man nirgendwo die Regierung sagen: „Das ist nicht machbar.“
O-Ton Mikaël, Les Fosses Noires
C’est dur à prévoir l’avenir, mais moi j’envisage de rester un minimum jusqu’à ce que
le projet soit abandonné définitivement et qu’il y ait une situation pérenne qui soit
installée, c’est-à-dire que la maison soit protégée de toute destruction et qu’il y ait
une ferme qui s’installe ou une multitude d’activités, peu importe, mais bon, que ce
ne soit pas rasé.
Sprecher 1:
Schwer zu sagen, was die Zukunft bringen wird, auf jeden Fall bleibe ich so lange,
bis sie das Projekt endgültig aufgeben und es eine dauerhafte Lösung gibt, so lange
also bis gesichert ist, dass das Haus nicht zerstört wird und sich ein Hof oder auch
andere Aktivitäten entfalten können, egal was, Hauptsache, es wird nicht platt
gemacht.
Musik
Ansage:
Risse im Beton
Geschichten vom wachsenden Widerstand gegen Großprojekte in Frankreich
Feature von Ruth Jung
Atmo - In der Scheune
Autorin (französisch): Alors ici on est dans une….
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O-Ton Mikaël:
…dans une grange qui sert un peu d’atelier, qui peut servir d’écurie parce qu’il y a un
cheval de trait ici, et qui sert de stockage pour certaines récoltes. Là, on voit des
pommes de terre et des oignons
Sprecher 1:
Wir sind in einer Scheune, die dient uns auch als Werkstatt und sie kann als Stall für
das Pferd genutzt werden, es gibt ja ein Zugpferd hier. Außerdem lagern wir hier
einen Teil der Ernte, dort hinten, da liegen Kartoffeln und Zwiebeln.
Sprecherin 1 (Autorin):
Ich bin mit Mikaël verabredet, den ich nach einigen vergeblichen Versuchen endlich
auf dem Handy erreichen konnte. Es gibt viele Funklöcher auf dem Land um NotreDame-des-Landes. Und nun musste er auf mich warten, denn ich hatte Mühe das
abgelegene Bauernhaus zu finden. Mikaël ist ein zurückhaltender junger Mann
Mitte 20 mit Brille und kurzem Haar. Ein wenig skeptisch fragt er mich zur
Begrüßung, was ich denn von ihm erwarte.
O-Ton Autorin: Qu’est-ce que vous faites avec?
Sprecherin 1:
Ich staune über die riesigen Mengen, zentnerweise lagern in der Scheune Kartoffeln
und Zwiebeln. Was passiert damit?
O-Ton Mikaël:
Bon, on en consomme beaucoup d’une part, et puis elles sont disponibles pour des
autres occupants de la ZAD, mais aussi pour tous les habitants disons historiques de
la ZAD et aussi des habitants des alentours, des bourgs un peu plus loin.
Sprecher 1:
Zum einen verbrauchen wir selbst viel davon und dann stehen sie den anderen
Besetzern zur Verfügung, aber auch allen alteingesessenen Bewohnern aus der
Umgebung.
O-Ton (Autorin): Mais vous les vendez ou comment vous faites?
Sprecherin 1 (Autorin): Verkauft ihr die Kartoffeln und Zwiebeln oder wie macht ihr
das?
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O-Ton Mikaël:
Eh ben, elles sont vendues à prix libre. Il y a beaucoup de gens qui n’ont pas de
revenu ou les minimum sociaux, c’est 400 Euro en France. Et donc pour la ZAD
c’est un peu gratuit, disons il y a beaucoup de projets agricoles ou des gens qui font
diverses activités et c’est des échanges informels quoi. Il peut très bien avoir
quelqu’un, un voisin, qui vient prendre 25 kilo de patates, il n’y a pas de souci, il paie
pas, il n’y a pas de problème, mais une autre fois, moi j’irais chez lui chercher
quelque chose d’autre ou un service ou peu importe et c’est ne pas formel, on ne
compte pas.
Sprecher 1:
Jeder zahlt, was er kann, ein Preis ist nicht festgelegt. Es gibt viele Leute, die
kein Einkommen haben oder nur den sozialen Mindestsatz, 400 Euro sind das in
Frankreich. Also für die Leute in der ZAD ist es eigentlich kostenlos, es gibt viele
verschiedene Projekte hier, landwirtschaftliche und andere, man tauscht sich aus.
Da kann es also gut sein, dass jemand kommt, ein Nachbar, der 25 Kilo Kartoffeln
holt und nichts zahlt, kein Problem. Das nächste Mal gehe ich eben etwas anderes
bei ihm holen oder bitte ihn um einen Dienst, das ist nicht formell, wir rechnen nicht
auf.
Sprecherin 1:
ZAD, das ist ein Kürzel für Zone à défendre, auf Deutsch etwa „zu verteidigendes
Gebiet“. In der Amtssprache meint ZAD allerdings etwas ganz anderes: Zone
d’aménagement differée, also „Planungsgebiet der öffentlichen Hand“. Den
bürokratischen Begriff wandelten die Gegner in Notre-Dame-des-Landes kurzerhand
um: Das rund 1.600 Hektar umfassende „Planungsgebiet“ erklärten sie zur „Zone à
défendre“, weil sie das Areal gegen ein Großprojekt verteidigen. Es war die erste
derartige Zone in Frankreich. In dieser landwirtschaftlich und biologisch wertvollen
Feuchtzone soll ein Flughafen gebaut werden: l’Aéroport Grand Ouest.
O-Ton Mikaël
Moi, je fais du maraîchage ici, ça fait cinq ans depuis que je suis arrivé, je suis venu
exprès pour cultiver. Avant que j’arrive, il y avait déjà des occupations mais il n’y
avait pas d’agriculture de production, et donc avec quelques amis on est venu pour
cultiver un hectare des légumes, maraîchage diversifié, et puis pour pouvoir faire des
liens entre les paysans historiques et les nouveaux occupants qui étaient plutôt issus
du milieu libertaire urbain. Et donc ce premier projet agricole, il a fait un peu le lien, et
puis ça a été un prétexte pour que les autres gens de l’extérieur de la ZAD puissent
venir pour prendre des légumes, c’est un prétexte pour qu’ils viennent, donc ça a
suscité pas mal de rencontres.
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Sprecher 1:
Also ich betreibe Gemüseanbau, vor fünf Jahre bin ich hergekommen, ich wollte
unbedingt Land bestellen. Als ich ankam, waren schon Leute hier, hatten Häuser
besetzt oder Hütten gebaut, manche hatten Gärten, aber es gab eben keine richtige
landwirtschaftliche Produktion. Und so haben wir, ein paar Freunde und ich, damit
angefangen, auf einem Hektar Land verschiedene Gemüse anzubauen. Wir wollten
aber auch Kontakt bekommen, Verbindungen herstellen zwischen den
alteingesessenen Bauern und den Besetzern, von denen die meisten aus einem
städtischen libertären Umfeld kommen. Ja, und so hat dieses erste
landwirtschaftliche Projekt die Fäden geknüpft, für die Leute aus der Umgebung war
das ein guter Grund einfach mal vorbeizukommen und Gemüse zu holen, daraus
sind viele Begegnungen entstanden.
Sprecherin 1:
Mikaël kommt aus Ostfrankreich. Er sei auf dem Land aufgewachsen, erzählt er. Und
schon immer habe er Bauer werden wollen, auch eine Ausbildung habe er schon
begonnen, doch es sei heute schwierig, sich niederzulassen, wenn man, wie er, nicht
aus einer Bauernfamilie stammt und kein Startkapital hat.
Atmo - Notre-Dame-des-Landes
Sprecherin 1 :
Auf dem Kirchplatz in Notre-Dame- des-Landes. 2.000 Einwohner hat der
25 Kilometer nordwestlich von Nantes entfernte Ort. Kilometerweit führt die
schnurgerade Landstraße durch eine Heckenlandschaft wie sie typisch ist für die
Süd-Bretagne. Ein natürlicher Schutz der Felder und Wiesen vor dem scharfen
Westwind, der vom nahen Atlantik her weht. Noch ist es ungewöhnlich mild für
Dezember. Ich suche das Haus von Julien Durand. Diesmal ist es ganz einfach, man
kann es kaum verfehlen: Non à l’aéroport, Nein zum Flughafen, steht in großen
Lettern auf einer als Warnschild angebrachten Tafel an der Gartenmauer.
O-Ton Julien Durand, Sprecher ACIPA, Notre-Dame-des-Landes
Donc moi je suis Julien Durand, porte-parole de l’Acipa et paysan en retraite à NotreDame-des-Landes,je suis fils et petit fils des paysans sur la commune.
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Sprecher 3:
Ich bin Julien Durand, Sprecher von ACIPA, ich war Bauer hier in
Notre-Dame-des-Landes, jetzt bin ich in Rente, ich bin Sohn und Enkel von Bauern
aus dem Ort.
Sprecherin 1:
Julien Durand, Jahrgang 1946, ist das Gesicht und die Stimme des Widerstands in
Notre-Dame-des-Landes gegen das umstrittenste Großprojekt Frankreichs. Bis vor
einigen Jahren war der 70-Jährige mit dem schlohweißen Haar Milchbauer. Als
Sprecher des „Bürgerkollektivs der vom Flughafenprojekt betroffenen
Bevölkerungen“, ACIPA genannt, hat er jetzt fast genauso viel zu tun wie früher. Eine
Vollzeitbeschäftigung sei die Arbeit für das 2004 gegründete Kollektiv geworden,
erklärt er mir freundlich.
O-Ton Julien Durand
Donc Notre-Dame-des Landes, c’est une lutte qui a commencé pour nous au niveau
des paysans en 1973 avec une déclaration de „Zone d’aménagement differée“ sur
1 200 hectare, et notre première réaction, elle a été une autodéfense contre une
agression de notre titre de terre de travail que est la terre agricole, donc ça a été un
peu corporatif. Et le dossier est devenu un petit peu ensommeillé (…) le choc
pétrolier a fait que le dossier a été mis dans les tiroirs, mais n’empêche que dans les
années 73 jusqu’en 86 il nous a fallu, nous les paysans ici, continuellement se battre
pour que les terres agricoles soient relouées et reprises (…) Nous avons vécu au
niveau de la profession une déprime agricole comme un peu partout, donc les
enfants des paysans partaient faire des études et partaient après dans des métiers
extérieurs (…) donc la ferme était souvent à vendre. Et comme dans le décret des
zones d’aménagement différées il y avait un droit de préemption au profit du conseil
général de Loire-Atlantique, la collectivité territoriale qui gère le département, donc
automatiquement s’il y avait une mise en vente, c’était le Conseil général qui
préemptait.
Sprecher 3:
Notre-Dame-des-Landes, das ist ein Kampf, der für uns Bauern schon 1973
begonnen hat. Damals wurden hier 1.200 Hektar zu neuem Bauland erklärt.
Unsere erste Reaktion darauf war eine Art Selbstverteidigung unseres Berufsstands
gegen den Angriff auf ein ursprünglich als Agrargebiet deklariertes Land. Die Sache
ist dann nach dem Öl-Schock der 1970er-Jahre erst einmal wieder eingeschlafen und
in den Schubladen versenkt worden, trotzdem mussten wir Bauern uns immer wieder
zu Wehr setzen, damit Felder von neuem verpachtet und weiter landwirtschaftlich
genutzt werden konnten, wenn ein Hof verkauft wurde. Wir erlebten hier wie überall
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eine deprimierende Zeit, der Beruf des Bauern war am Aussterben. Die Kinder von
Bauern gingen weg, studierten und arbeiteten anderswo, und wenn dann die Eltern
in Rente gingen, standen viele Höfe zum Verkauf. Und da in dem offiziellen Dekret,
mit dem das Gebiet als Bauland ausgewiesen worden war, ein Vorkaufsrecht für den
Conseil Général du Département Loire-Atlantique festgeschrieben war, hatte der
automatisch Vortritt, wenn es zu einem Verkauf kam.
Sprecherin 1:
Der Conseil Général, die Regionalverwaltung, ist eine dem staatlichen Zentralismus
unterstellte Institution. 2012 übertrug der Staat die Konzession für die Nutzung des
Gebiets von 850 Hektar dem Konzern Vinci; laut Vertrag kann Vinci 55 Jahre darüber
verfügen, der Boden jedoch bleibt Staatseigentum. Viele Bauernfamilien weigerten
sich ihre Höfe aufzugeben. Sie kämpfen nun gemeinsam mit etwa 200 so genannten
Zadistes gegen ein wie sie finden: unnötiges, umweltschädliches, überteuertes
Großprojekt.
Musik
Splitter Eins
Sprecher 4:
Wachstum: Selbstherrliche Denkweise. Führt dazu, überzeugen zu wollen,
dass eine endliche Welt unendlich wachsen könne. Wahnvorstellung des 20.
Jahrhunderts. Entstanden in der Zeit des Wirtschaftswunders. Prahlt, Arbeitsplätze,
Kaufkraft und das Glück auf Erden herbeizaubern zu können.
Sprecherin 1:
Vinci, ein multinationaler Konzern, ist Frankreichs größter und weltweit der
zweitgrößte Baukonzern, Vinci baut Parkhäuser, Parkplätze, Fußballstadien,
Autobahnen und Flughäfen. Sein Imperium erstreckt sich über die Flughäfen
Portugals, Autobahnen in Russland, Schnellstraßen an den Küsten von La Réunion
und, nicht zuletzt, über den Bau von Autobahnen in Frankreich. Die
gebührenpflichtige Nutzung der privatisierten Autobahnen kontrolliert Vinci Cofiroute.
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Atmo Vinci
darüber
Sprecherin 3:
Vinci verwirklicht den ersten Flughafen, der höchsten Umwelt und Sozialstandards
genügt.
Innovativ und fortschrittlich.
Der erste grüne Flughafen!
Aus Respekt vor der Natur. Aus Respekt vor der Ressource Arbeitskraft.
Ausgezeichnet mit dem Öko-Label HQE für Haute Qualité Environnemental.
Vinci-Airport: das bedeutet dreimal weniger Umweltbelastung im Vergleich zum alten
Flughafen Nantes-Atlantique.
Musik
Sprecherin 1:
Als ACIPA, das weit vernetzte Bürgerkollektiv im Sommer 2009 ein erstes KlimaCamp in Notre-Dame-des-Landes organisierte, kamen viele junge Leute aus ganz
Frankreich, manche sind geblieben.
O-Ton Julien Durand
(…) ils sont venus surtout à partir de 2010, il a fallu de faire comprendre à ceux qui
arrivaient que l’endroit était déjà occupé, enfin occupé, qu’ il y avait déjà du monde,
contrairement à certaines idées qu’ils avaient qu’il n’y avait plus rien. Donc il a fallu
faire tout un travail d’information, de respect de l’activité paysanne parce que un
squatte en campagne c’est pas un squatte en ville. Il fallait respecter les travailleurs
paysans qui sont sur place, il y avait des habitants, aussi, avec leurs habitudes et
surtout ce qu’il fallait respecter l’activité agricole. Ici on n’est pas en zone industrielle
paysanne, on est en zone d’élévage, donc il faut respecter les animaux, il faut
respecter les enclos. On a découvert que les squatteurs ils avaient souvent
beaucoup de chiens qu’ils laissaient en divergation et avec les troupeaux ça pouvait
pas le faire. Ça a pris, petit à petit, lentement.
Sprecher 3:
Die Besetzer kamen vor allem ab 2010. Und den Neuankömmlingen, denen mussten
wir klarmachen, dass der Ort schon besetzt ist, was heißt besetzt, hier leben Leute.
Manche hatten nämlich gedacht, hier wäre niemand mehr. Also hatten wir einiges zu
tun, um sie darüber zu informieren, was nötig ist, weil eine Besetzung auf dem Land
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was anderes ist als eine Besetzung in der Stadt. Hier muss man die Bauern, die auf
den Feldern arbeiten, respektieren, es gibt alteingesessene Einwohner, die haben
ihre Gepflogenheiten. Wir sind hier nicht in einem Gebiet mit industrieller
Landwirtschaft, das ist Weideland, da muss man die Tiere in Ruhe lassen,
Eingrenzungen beachten. Es gab so einiges zu vermitteln. Wir hatten
herausgefunden, dass die Besetzer oft viele Hunde haben, die sie frei herumlaufen
ließen, was sie aber nicht dürfen wegen der Herden. Nach und nach setzte sich das
durch.
O-Ton Geneviève Lebouteux, Conseillière régionale
(…) il a ressorti des tiroirs ce vieux projet qui date des années 70 et
qui dormait dans des tiroirs puisqu’il n’y avait vraiment pas d’utilité à faire
un nouvel aéroport. Mais on a à Nantes déjà un bon aéroport qui est déjà
international et qui dessert surtout l’Europe.
Sprecherin 2:
Es war Jean-Marc Ayrault, der damalige Bürgermeister von Nantes, der im Jahr 2000
dieses alte Projekt wieder aus der Schublade geholt hat, wo es abgelegt worden war.
Wir haben in Nantes doch schon einen gut funktionierenden internationalen
Flughafen, der vor allem Flüge innerhalb Europas bedient.
Sprecherin 1:
Geneviève Lebouteux ist Abgeordnete im Regionalparlament von Loire-Atlantique
für die Partei Europe Écologie Les Verts und sie ist Mitglied des „Kollektivs der
Abgeordneten gegen Notre-Dame-des-Landes“, einem überparteilichen Bündnis.
O-Ton Lebouteux
Mais comme les terres étaient réservées, la moitié des terres avait été acquise par la
Collectivité pendant quatorze années où cette collectivité avait un droit de
préemption, eh bien, on avait donc une partie du terrain et l’opportunité de dire en
2000 avec à la fois un gouvernement socialiste et Jean-Marc Ayrault au pouvoir à
Nantes, de dire, eh bien on va réactiver ce projet. En plus dans la tête de Jean-Marc
Ayrault c’était très bon pour l’image Nantes de montrer que Nantes était une ville très
dynamique puisqu’il fallait faire un nouvel aéroport.
Sprecherin 2:
Als Ayrault es für opportun hielt, die alten Pläne zu reaktivieren, war die Öffentliche
Hand über ihr Vorkaufsrecht, das sie 14 Jahre lang ausgeübt hatte, im Besitz eines
Teils des fraglichen Gebiets. Ayrault war damals Bürgermeister des Parti socialiste in
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Nantes und in Paris waren die Sozialisten an der Regierung. Hinzu kam, dass
Jean-Marc Ayrault meinte, wenn man einen neuen Flughafen bauen würde, sei das
gut für das Image von Nantes, damit könnte man zeigen, was für eine dynamische
Stadt das doch ist.
Musik
Splitter Zwei
Sprecher 4:
Fortschritt: Ist gegeben, wenn sich der zahlende Kunde, so weiß es die
Eisenbahngesellschaft SNCF, schnellst möglich fortbewegen kann. Für den
Technokraten ist Fortschritt ein Fort vom Vorhergehenden. Auf keinen Fall eine
Verbesserung des Lebens ALLER und schon gar nicht die Emanzipation des
Individuums von den Zwängen der Konsumgesellschaft.
O-Ton Stéphen Kerckhove
Il n’y a pas de pire, nous on ne les classe pas, on a nommé paradoxalement notre
petit livre noir des Grands projets inutiles, nous on estime que des projets ils ne sont
pas grand ou petit mais que vous avez de milliers projets inutiles qui vont avoir une
incidence sur le climat qui peut être tout à fait considérable. Et tout l’enjeu c’est
d’essayer de démontrer que quand un élu municipal va construire un gymnase ou
une salle des fêtes, et ben, c’est la même logique, c’est-à-dire on construit, on
construit mais on s’interroge jamais sur les besoins: est-ce que c’est vraiment utile de
construire un nouveau gymnase. On se retrouve avec des élus qui se veulent des
élus constructeurs, c’est-à-dire une sorte de maladie d’un élu qui a besoin de couper
un ruban pour inaugurer des bâtiments parce qu’il incarne son pouvoir au travers de
construction, de bétonnage.
Sprecher 2:
Ob Projekte besonders schädlich oder weniger schädlich sind, danach klassifizieren
wir sie nicht. Zwar heißt unser Büchlein „Das kleine Schwarzbuch der unnötigen
Großprojekte“, doch ob groß oder klein, es gibt eine Unzahl unnötiger Bauprojekte,
die sich negativ auf das Klima auswirken.
Sprecherin 1:
Stéphen Kerckhove ist Sprecher von Agir pour l’environnement, Aktiv für die Umwelt,
eine NGO. Sie mobilisiert gegen das Dogma vom grenzenlosen Wachstum.
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O-Ton Stéphen Kerckhove
Sprecher 2:
Wir versuchen aufzuzeigen, welcher Logik es entspringt, wenn beispielsweise ein
Lokalpolitiker eine Turnhalle oder einen Festsaal bauen lässt, aber nicht fragt, ob es
überhaupt notwendig ist neu zu bauen. Man baut und baut, fragt aber nicht nach dem
wirklichen Bedarf, das ist die Logik des Immer-weiter-so. Man hat es mit
Abgeordneten zu tun, die sich als Bauherren sehen, eine Art Berufskrankheit, jeder
Gewählte muss irgendwo mal ein rotes Band durchschnitten und ein Gebäude
eingeweiht haben, weil er damit seine Macht in Beton gegossen demonstrieren kann.
Sprecherin 1:
Alle sieben Jahre verschwindet in Frankreich die Fläche eines Départements in der
Größe von rund 7.500 Quadratkilometern unter Beton. 31 geplante und teilweise im
Bau befindliche Projekte werden in dem kleinen Schwarzbuch aufgelistet und
detailliert dargestellt: Staudämme, Autobahnen, Müllverbrennungsanlagen,
Nuklearanlagen, Atommülldeponien, Hochgeschwindigkeitsstrecken, Flughäfen,
Shopping-Center, Freizeitparks, Agrarfabriken.
O-Ton Laurent Pinatel
Alors la ferme des mille vaches c’est un projet, c’est un industriel du bâtiment travaux
public, spécialisé depuis peu dans l’environnement, le traitement des déchets, qui a
décidé de construire une ferme-usine, donc de mille vaches accollées à un
méthaniseur où il va récupérer les fumiers, les lisiers pour faire du méthane,
et la rentabilité de la ferme elle est calculé essentiellement sur la production de
l’électricité par le biais de méthane. Il lui fallait avoir des vaches pour avoir les
fumiers et du coup les vaches font du lait, donc il va produire aussi du lait. Mais le lait
est devenu un sous-produit.Au début on s’est centrés sur des mille vaches pour faire
bien connaître aux gens le début de la dérive, les fermes qui devenaient des usines
et puis après on nous a dit oui mais bon c’est un cas isolé, et comme ce n’est pas un
cas isolé on a publié ce qu’on appelle la carte des fermes-usines, il y un peu près un
an, où on a repéré une trentaine des fermes-usines en France qui vont de 1 200
jeunes bovins, 1 000 veaux, 4 000 brébis, 23 000 porcelets, on a retrouvé de partout
des fermes gigantesques.
Sprecher 2:
Bei der Farm der 1.000 Kühe handelt es sich um das Projekt eines Unternehmers
der Baubranche, der für die Öffentliche Hand baut und der sich seit einiger Zeit auf
Umwelttechnik und Abfallentsorgung spezialisiert hat. Er beschloss, eine
Agrar-Fabrik zu bauen, um über die Ausscheidungen von 1.000 Kühen Methangas
produzieren zu können. Die Rentabilität dieser Fabrikanlage kalkuliert er im
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Wesentlichen über die durch Methan zu gewinnende Elektrizität. Und für dieses
Vorhaben braucht er Kühe, und da Kühe nun mal Milch geben, wird eben auch Milch
produziert.
Sprecherin 1:
Laurent Pinatel ist Milchbauer in Zentralfrankreich und seit 2013 Sprecher der
Kleinbauerngewerkschaft Confédération paysanne.
O-Ton Pinatel:
Sprecher 2:
Aber die Milch ist zu einem Nebenprodukt geworden. Wir hatten uns zunächst die
Fabrik der 1.000 Kühe vorgenommen, um den Leuten aufzuzeigen, wohin das führt,
wenn aus Bauernhöfen Agrarfabriken werden. Daraufhin hieß es, ja, das ist schlimm,
aber wohl doch eher ein Einzelfall. Und weil das eben kein Einzelfall ist, haben wir
eine Landkarte erstellt, auf der wir alle Agrarfabriken verzeichnet haben, mehr als 30
Großbetriebe sind es, wo etwa 1.200 Jungbullen, 1.000 Kälber, 4.000 Schafe oder
23.000 Ferkel zusammengepfercht werden. Überall haben wir solche Betriebe
ausfindig gemacht.
Sprecherin 1:
Michel Ramery, Großunternehmer der Baubranche, zählt zu den 500 vermögendsten
Franzosen. Von den Behörden in Nordfrankreich erhielt er die Genehmigung für den
Bau der Fabrikanlage. Nach massiven Protesten beschränkte die Präfektur die
Genehmigung auf eine Anzahl von 500 Tieren. Im Herbst 2015 deckte die
unabhängige umweltpolitische Internetzeitung Reporterre auf, dass sich der
Unternehmer nicht an diese Auflage hält: Statt der genehmigten 500 Kühe werden
in der fabrikähnlichen Anlage derzeit 794 Kühe gehalten. Die Aktivisten der
Confédération paysanne wehrten sich mit diversen Aktionen gegen die Ferme des
mille vaches, was Ordnungskräfte und die Justiz auf den Plan rief.
O-Ton Laurent Pinatel
Malheureusement il faut effectivement poser des actes forts pour être entendu, et
souvent ces actes forts comme ils dérangent, ils sont réprimés très fortement. Et
c’est vrai que la Confédération paysanne sur les trois actions qu’on a fait sur l’usine
des mille vaches on a eu chaque fois beaucoup de répression. Moi personnellement
j’ai fait plus de 48 heures de garde à vue simplement parce que j’avais eu dans les
mains pendant une demi-heure des pièces de la salle de trait de l’usine de mille
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vaches qu’on avait démontées et qu’on avait remises symboliquement au ministre de
l’agriculture. Moi j’étais arrêté, menotté.
Sprecher 2:
Leider sind starke Zeichen immer wieder nötig, damit man gehört wird, und weil
solche Aktionen stören, werden sie entsprechend hart beantwortet. Nach jeder
unserer drei Aktionen gegen die Fabrik der 1.000 Kühe sahen wir uns als
Confédération paysanne harten Repressionen ausgesetzt. Ich selbst wurde über 48
Stunden in Untersuchungshaft festgehalten, und das nur, weil ich Geräteteile der
Melkanlage in den Händen gehabt hatte, die hatten wir zerlegt und in einem
symbolischen Akt einzelne Teile dem Agrar-Minister überbracht. Ich wurde
festgenommen und abgeführt, in Handschellen!
Sprecherin 1:
Ende der 1980er-Jahre von José Bové und anderen Kleinbauern und
Umweltaktivisten gegründet hat sich die Confédération paysanne den Kampf gegen
das dominierende Agro-Business auf die Fahnen geschrieben.
O-Ton Pinatel:
(…)et après au deuxième procès en appel le juge a dit avoir entendu notre message,
qu’on avait prévenu la société d’un danger grave et imminent. On pouvait nous
condamner parce qu’on avait fait quelque chose d’illégale mais ça pouvait être que
symbolique. Donc on a eu des amendes avec sursis, c’est-à-dire des peines très
légères et surtout on a eu, voilà, écrit dans le jugement, le juge qui disait ‘on peut
comprendre, il y a un danger, ils ont alerté les gens et ça c’est bien’. On avait produit
à la barre un témoin qui s’appelle Olivier de Scuteur qui est un ancien reporter sur
l’alimentation auprès des Nations Unis, qui était venu à la barre en disant ‘moi ce
qu’ils ont fait, peut-être c’est légal, peut-être que ça le n’est pas, je ne vais pas les
défendre pour ce qu’ils ont fait, je vais simplement vous dire que dans le monde
l’agriculture industrielle, les fermes-usines elles détruisent les paysans, elles rendent
les gens malades, elles leur donnent des cancer, des maladies cardio-vasculaires et
il faut absolument l’arrêter. Eux ils ont choisi de l’arrêter par cette façon là, ce n’est
pas à moi de juger mais il faut que quelqu’un le fasse.
Sprecher 2:
Aber dann sagte der Richter in der Berufungsverhandlung, dass er unsere Botschaft
verstanden habe, wir hätten die Gesellschaft auf eine drohende, schwerwiegende
Gefahr hingewiesen. Er hätte uns verurteilen können wegen einer Sache, die illegal
war, wollte uns aber nur symbolisch bestrafen. Vor allem haben wir das jetzt
schriftlich, was der Richter im Urteil festhält: Diese Aktion sei nachvollziehbar, wir
hätten die Allgemeinheit auf eine Gefahr aufmerksam gemacht und das sei gut so.
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Vor Gericht war ein ehemaliger Reporter der Vereinten Nationen als Zeuge
aufgetreten, Experte für Ernährungsfragen, und der hatte gesagt, er habe nicht
darüber zu befinden, ob diese Aktion nun legal war oder nicht, er wolle uns nicht
verteidigen, er wolle einfach nur sagen, dass die industrielle Landwirtschaft mit ihren
Agrarfabriken die Kleinbauern ruiniert, dass sie die Leute krank macht, Krebs und
Herz-Kreislaufkrankheiten verursacht und dass man dies unbedingt abstellen müsse.
Die Gewerkschafter hätten das auf ihre Weise versucht, darüber habe er nicht zu
befinden, aber dass jemand die Öffentlichkeit alarmiert, das sei notwendig.
Musik
Sprecherin 1:
Die Milch der 1.000 Kühe ist in Frankreich nicht zu vermarkten: ein Erfolg für die
Confédération paysanne. Alle großen Supermarktketten lehnten es ab, diese Milch
ins Sortiment zu nehmen. Sie befürchteten massive Proteste der Verbraucher.
Nun wird die Milch eben billig nach Belgien verkauft.
Musik
O-Ton Stéphen Kerckhove:
Quand vous interrogez les Français sur la pertinence d’un aéroport ou d’une fermeusine, vous avez une très large majorité de gens questionnés qui refusent et qui
rejettent ces projets. Donc il y a bien aujourd’hui une prise de conscience qui est plus
importante chez les citoyens que chez les responsables politiques. (…) Il y a une
vraie inertie du système, inertie qui tient à beaucoup de choses, notamment à la
puissance des Lobbies, et puis la force de l’habitude, c’est-à-dire des élus qui n’ont
pas beaucoup d’imagination, qui restent bloqués sur les Trente Glorieuses en se
disant (…) on a un problème d’emploi donc il faut de la croissance, il faut des grands
projets, que eux n’estiment pas inutiles, mais avec une espèce de cercle présumé
vertueux ou on ensemble des grands projets inutiles on va relancer la pompe de la
croissance qui va créer de l’emploi, sauf que ça ne marche pas. Parce que il
y aujourd’hui la question énergétique, il y a la question climatique (…)
Sprecher 2:
Wenn sie die Franzosen über die Zweckmäßigkeit eines Flughafens oder einer
Agrarfabrik befragen, lehnt eine große Mehrheit solche Projekte ab. Es gibt
ein viel größeres Bewusstsein bei den Bürgern als bei den politisch Verantwortlichen.
Das System ist erstarrt, abgestumpft, was viele Ursachen hat. In erster Linie ist das
sicher auf die Macht der Lobbyisten zurückzuführen, aber auch auf die Macht der
Gewohnheit, man hat es mit Volksvertretern zu tun, die keine Fantasie haben,
blockiert sind und fixiert bleiben auf das Modell des Wirtschaftwachstums der
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Nachkriegszeit. Nach dem Motto: Es fehlen Arbeitsplätze, also brauchen wir
Wachstum, also brauchen wir Großprojekte. Ein Teufelskreis. Man meint durch
solche Projekte das Wirtschaftswachstum ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen zu
können, bloß läuft das so nicht mehr, weil sich heute die Energiefrage, weil sich die
Klimafrage stellt.
Atmo - Hof Les Fosses Noires
Autorin: On peut faire un petit tour?
O-Ton Mikaël, Les Fosses Noires:
on peut faire un petit tour (…) donc il y a la partie où il y a les volets bleus là, la petite
maison centrale, c’est la maison d’habitation historique. C’est là où les locataires et
leur fils habitaient, leur fils qui a vingt ans maintenant. Il a grandi ici, ça fait vingt ans
qu’il est là, c’est un des plus vieux zadistes. Donc il y a la partie habitable et qui
appartient toujours aux locataires même s’ils ne sont plus là, ça reste un endroit qui
est reservé pour eux où ils peuvent revenir quand ils veulent, leur fils il vit toujours là,
donc là il y a quelques chambres. Nous on a réaménagé les granges, on va aller voir.
Sprecher 1:
Was Sie da sehen, das kleine Haus mit den blauen Fensterläden, dort hat früher eine
Familie mit ihrem Sohn gelebt. Der Sohn ist jetzt 20 Jahre alt, er ist hier geboren und
aufgewachsen, der älteste Zadiste, wenn man so will. Wir haben einen Teil des
Wohnhauses für die früheren Bewohner reserviert, so können sie kommen, wann
immer sie wollen. Der Sohn ist ja geblieben, er lebt nun zusammen mit uns.
Sprecherin 1:
Die früheren Bewohner von Les Fosses Noires seien weggezogen, weil sie den
Druck nicht mehr ertragen hätten. Haus und Hof jedoch hätten sie den Zadistes
anvertraut, erzählt mir Mikaël.
Atmo - Gemeinschaftsküche
C’est notre espace de vie collective ou tous les habitants se retrouvent. Il y a six
habitants dont le fils des locataires qui habite toujours ici.
Sprecherin 1:
Mikaël zeigt mir den großen Gemeinschaftsraum. In der Mitte steht ein langer
Esstisch.
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Er selbst wohnt in einem blau gestrichenen Bauwagen, der etwas abseits am
Feldrand steht.
O-Ton Mikaël:
Donc une des différence du fait que c’est sur la ZAD, c’est qu’il y a beaucoup de
choses qu’on fait dans le précaire. Comme potentiellement ça peut être rasé, détruit,
ben on se projette pas dans la même manière dans le futur. Donc si on fait les
travaux ici, et ben, on va essayer de les faire et que ça ne coûte pas trop d’argent et
forcément trop d’énergie puisque demain ça peut être détruit. Bon, de moins en
moins on pense comme ça, parce que comme on est en train de gagner et voir le
projet d’aéroport être abandonner,, bon on peut se projeter de plus en plus, mais il
reste toujours, c’est pas une crainte mais la perspective que ça soit rasé.
Sprecher 1:
Viele Dinge können wir nur behelfsmäßig machen, so ist das eben, wenn man in
einer besetzten Zone lebt. Da möglicherweise alles zerstört und platt gewalzt werden
könnte, wird man vorsichtig, was die Zukunft angeht. Also versuchen wir mit
möglichst wenig Geld und Energieaufwand die Arbeiten, die wir hier machen,
hinzubekommen. Gut, allmählich denken wir weniger so, weil wir ja doch gewinnen
könnten und dieses Flughafenprojekt fallengelassen werden wird, man traut sich,
eher Pläne zu machen, und trotzdem, es bleibt die Unsicherheit, alles könnte zerstört
werden.
Sprecherin 1:
Die Bewohner erinnern sich noch allzu gut an den Versuch einer gewaltsamen
Räumung, das ist nur wenige Jahre her.
Atmo „Opération Asterix en réponse à l'Opération César“
Sprecherin 1:
1.200 Polizisten, Sondereinheiten der gefürchteten CRS, belagerten im Oktober
2012 das gesamte Gebiet. Mit schwerem Gerät wurden Häuser, Hütten, Gärten und
Felder dem Erdboden gleichgemacht. Die sogenannte Opération César war die
größte Polizeiaktion, die die Fünfte Republik je gesehen hat. Sie dauerte über fünf
Wochen. Jean-Marc Ayrault, er war 2012 Premierminister der Regierung Francois
Hollande geworden, stoppte den Einsatz schließlich: Es hätte Tote geben können.
O-Ton Mikaël:
Oui ça a traumatisé pas mal de monde, mais ça a donné beaucoup de force à
beaucoup de monde aussi parce que il y a des gens qui se rendaient compte qu’ils
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peuvent résister, puisque quand tout les recours administratifs, juridiques sont
épuisés, qu’on voit que le gouvernement est hypocrite et falsifie lui-même ses
documents. Juridiquement on ne peut pas gagner puisque qu’on joue avec les
règles, on joue avec leurs règles, mais on ne peut pas gagner, pas possible. Donc à
un moment il faut quand-même entrer dans une espèce de désobéissance civile et
c’est peut-être pas légal mais c’est légitime quoi.
Sprecher 1:
Dieser Polizeieinsatz hat nicht wenige traumatisiert, aber er hat viele Leute auch
bestärkt, weil ihnen klar geworden ist, dass sie sich wehren können. Zumal wenn alle
administrativen und juristischen Mittel ausgeschöpft sind, wenn man erkennt, dass
die Regierung heuchelt und Dokumente verfälscht. Juristisch kann man gar nicht
gewinnen, es geht ja nach den von ihnen festgelegten Regeln, da kann man nicht
gewinnen, unmöglich. Irgendwann kommt der Moment, wo ziviler Ungehorsam
gefordert ist, mag sein, dass das nicht legal ist, aber legitim ist es doch.
Sprecherin 1:
In Notre-Dame-des-Landes gab es keine Toten. Zwei Jahre später allerdings, im
Oktober 2014, war ein Toter zu beklagen. In Sivens, in der Region Tarn in
Südwestfrankreich hatten etwa 100 junge Leute eine Zone à défendre errichtet, um
ein Naturschutzgebiet gegen ein Staudammprojekt zu verteidigen.
Dort kam in der Nacht des 26. Oktober bei einem als äußerst brutal beschriebenen
Polizeieinsatz der 22-jährige Botanik-Student Rémy Fraisse durch eine
Polizeigranate ums Leben.
O-Ton Geneviève Lebouteux
Ils n’ont pas réussi à détruire les maisons qu’ils venaient détruire. Ils en ont détruit
certaines, une partie, même des vieilles maisons dures mais une autre partie ils n’ont
pas réussi et ils n’ont pas réussi à chasser les occupants zadistes et donc à
commencer les travaux. Ce qui à été très impressionnant, ça a été la manifestation
de réoccupation, donc à un moment les zadistes on dit ‘bon on quitte tel lieu mais
rendez-vous samedi prochain et tout le monde vient et on réoccupe et on reconstruit
des cabanes’. Et là, on était 40 000 personnes. 40 000 à Notre-Dame-des-Landes,
de partout.
Sprecherin 2:
In Notre-Dame-des-Landes haben sie es nicht geschafft, alle Häuser zu zerstören,
die hätten zerstört werden sollen, und vor allem haben sie es nicht geschafft, die
Besetzer zu vertreiben und mit den Bauarbeiten zu beginnen. Was wirklich sehr
eindrucksvoll war, das war die Demonstration zur Rückeroberung des Geländes. Im
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Verlauf der Polizeiaktion hatten sich die Zadistes zurückgezogen, hatten gesagt,
okay, wir geben dieses und jenes Hüttendorf auf, aber wir kommen wieder. Nächsten
Samstag treffen sich alle und wir besetzen neu und bauen alles wieder auf. Und an
diesem Tag dann waren wir 40.000 Menschen! 40.000 in Notre-Dame-des-Landes,
von überall her.
Musik
Sprecherin 1:
Die Rückeroberung des Geländes begann am 17. November 2012. Zehntausende
Demonstranten aus ganz Frankreich waren gekommen und leisteten praktische Hilfe:
Auf Traktoren und Lastern wurden Latten, Baumaterial und Proviant angefahren.
O-Ton Rita Schladt:
et c’était une manifestation qui était presque improvisée, ça s’est fait très,
très vite, les gens ont réagi, sont vraiment venus de partout, il y avait des cars, et ça
a été une défaite pour le gouvernement, je pense, et pour tous les porteurs du projet
parce que cette violence a décidé un certain nombre de personnes de dire ‘Non là,
ça ce n’est pas possible, on ne peut pas cautionner ça!
Sprecherin 2:
Und diese Demonstration, die war nicht im Voraus geplant worden, sie ergab sich
mehr oder weniger spontan.
O-Ton Rita Schladt:
Es war unglaublich, und die Leute haben reagiert, sie kamen wirklich von überall her,
ganze Busladungen. Für die Regierung wie für alle Befürworter war das eine herbe
Niederlage, weil gerade die Polizeigewalt es gewesen war, die viele dazu gebracht
hat, nein zu sagen, zu sagen: „So geht das nicht, so etwas kann man nicht
hinnehmen.“
Sprecherin 1:
Rita Schladt ist Stadtverordnete in Blain und Mitglied des Kollektivs der
Abgeordneten gegen Notre-Dame-des-Landes.
O-Ton Rita Schladt:
Quand je suis arrivée dans la région, c’était dans les années 80, il y avait une
majorité des personnes de Blain qui était pour cet aéroport, très clairement, des
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repas de familles on évitait le sujet pour pourvoir terminer le repas tranquillement.
Oui. Entre temps ça a changé et je vois comme mon beau-père qui a été cent
pourcent pour l’aéroport croyant que ça allait apporter du dynamisme économique,
du travail dans notre coin où il n’y a pas énormément d’entreprises.
On a beaucoup souffert les vingt dernières années par des fermetures, d’un abattoir,
d’une usine de chaussures, donc là, il n’y a pas beaucoup d’entreprises ici. Et les
gens pensaient que ça allait redynamiser. Ils ont compris, mais on a travaillé pour les
convaincre aussi, que ce n’était pas si automatique que ça. Pourqoui y aurait-t-il
d’avantage d’entreprises puisque il y a déjà un aéroport et des entreprises qui sont
installés, je trouve que l’ambiance a changé.
Sprecherin 2:
Als ich in den 80er-Jahren in diese Gegend kam, war eine Mehrheit in Blain für
diesen Flughafen, ganz klar. Bei Familientreffen vermied man das Thema, damit man
in Ruhe zu Ende essen konnte. In der Zwischenzeit hat sich das geändert.
Sprecherin 1:
Rita Schladt wurde vor über 50 Jahren im Rheinland geboren, lebt aber schon lange
mit ihrer Familie in der Bretagne.
Sprecherin 2:
Ich nehme nur meinen Schwiegervater, der war hundertprozent dafür, weil er meinte,
das würde den ökonomischen Aufschwung in diese Gegend bringen, wo es kaum
Unternehmen und Arbeitsplätze gibt. In den letzten zwei Jahrzehnten haben wir sehr
gelitten unter diversen Schließungen, erst ein Schlachthof, dann eine Schuhfabrik, es
gibt hier nicht mehr viel. Die Leute dachten, ein Flughafen würde den Aufschwung
bringen. Inzwischen haben sie verstanden, dass das keineswegs automatisch so
sein würde. Wir haben da aber auch viel Informations- und Überzeugungsarbeit
geleistet: Warum sollte es für die Unternehmen von Vorteil sein, sich hier
anzusiedeln, wenn es doch schon einen Flughafen gibt, an dem längst schon
Unternehmen ansässig sind?
Musik
Splitter Drei
Sprecher 4:
Beschäftigung, Arbeitsplätze: Schlüssel, der alle Türen öffnet. Magisches Wort aller
Politiker. Sirenengesang aller Unternehmen. Totem und Tabu. Priestertrug
19
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der Mächtigen, verbietet jede Frage nach dem Sinn: was arbeiten, womit
beschäftigen, für wen, wozu, wann. Vergötterung stellt keine Bedingung.
O-Ton Rita Schladt
je pense c’est quelque chose de très, très positif dans cette histoire-là de
se rendre compte qu’il y a des citoyens qui sont capables de creuser des sujets, de
trouver des informations et de mener des études et de monter des dossiers qui
soient intéressants.
Sprecherin 2:
Bei der ganzen Geschichte gibt es etwas sehr, sehr Positives: Es wurde nämlich klar,
dass Bürger in der Lage sind, sich in eine komplexe Materie einzuarbeiten, dass sie
selbstständig Informationen zutage fördern und Nachforschungen betreiben, um
dann aufschlussreiche Dossiers vorlegen zu können.
Sprecherin 1:
Mehrfach waren der Konzern Vinci und seine Filialen in die Kritik geraten:
Verfahren wegen Bestechung, wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder sind
anhängig. Offenkundig ist die enge Zusammenarbeit mit der Öffentlichen Hand
lukrativ. Dafür sorgen auch personelle Verflechtungen zwischen dem Unternehmen
und Politikern:
Nicolas Notebaert etwa: von 1995 bis 2002 Berater des Ministers für Technik und
Transport, heute Präsident von Vinci-Airport.
Oder Bernard Hagelsteen: bis 2009 Präfekt des Départements Loire-Atlantique
kümmerte er sich um die Vergabe der Konzession an Vinci; heute in leitender
Funktion bei Vinci-Autoroute.
Und schließlich Loïc Rocard: Sohn des ehemaligen Premierministers Michel Rocard,
rechte Hand und Berater von Premierminister Manuel Valls in Fragen von Transport
und Verkehr, zuvor Direktor bei Vinci-Cofiroute.
Nach dem Abbruch der Polizeiaktion setzte der damalige Premierminister Jean-Marc
Ayrault eine sogenannte Dialog-Kommission ein:
O-Ton Lebouteux:
(…) dans le rapport qu’elle a remis, la commission du dialogue a demandé qu’il y ait
des études complémentaires, et les études complémentaires portaient sur ‘Est-ce
qu’on pourrait rester à Nantes Atlantique, si on restait à Nantes Atlantique, si on ne
transférait pas l’aéroport qu’est-ce que ça ferait comme bruit sur les gens à long
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terme, et puis combien ça coûterait, est-ce que ça coûterait cher?’ Et ces études
devaient être contradictoires, en fait ça a été une ouverture intéressante mais qui a
été tout de suite récupérée par les services de l’Etat français qui pilote le projet de
Notre-Dame-des-Landes, et ce sont eux qui ont fait les études et ils ont fait des
études totalement à charge, des études qui montraient que si on gardait Nantes
Atlantique le bruit allait être insupportable, vraiment les zones de bruits allaient
s’agrandir et aussi que cela coûtait presqu’aussi cher que de faire NDDL. De notre
côté, le collectif des élus, nous avons mené avec des experts des études
contradictoires, des études sur le même sujet mais qui arrivaient à des conclusions
opposées et nous avons pu présenter ce travail à l’Etat, donc aux services de l’état,
mais ça n’a pas pu aller plus loin, c’est-à-dire que les services de l’État qui avaient
fait leurs propres études disaient blanc, nous on avait fait nos propres études ont
disait noir, et après le préfet a dit, bon c’est fini on a échangé, on ne discute plus.
Sprecherin 2:
Und die hatte für ihren Bericht ergänzende Gutachten eingeholt, um Fragen zu
klären: Könnte man den bestehenden Flughafen Nantes Atlantique erhalten? Wie
stark wäre auf lange Sicht die Lärmbelastung für die Anwohner? Wie viel würde eine
Modernisierung kosten? Die gutachterlichen Antworten müssen dem widersprochen
haben, was die Befürworter behaupteten. Das hätte eigentlich eine interessante
Debatte werden können, nur haben staatliche Stellen, die das Projekt steuern, sofort
alles unter Verschluss genommen, sie ließen ihrerseits Gutachten erstellen, reine
Gefälligkeitsgutachten. Wo es hieß, wenn man den alten Flughafen beibehielte,
würde die Lärmbelastung unerträglich werden, außerdem würden
Modernisierungsmaßnahmen fast so viel kosten wie ein Neubau. Als „Kollektiv der
Abgeordneten gegen Notre-Dame-des-Landes“ haben wir unsererseits mit Hilfe von
Experten Studien zu denselben Fragen erarbeitet, die den Gefälligkeitsgutachten
widersprachen und zu anderen Ergebnissen kamen. Das konnten wir staatlichen
Stellen vorlegen, aber plötzlich ging es nicht weiter, es hieß „Wir haben unsere
Expertisen durchgeführt, ihr die euren, die einen sagen ‚weiß’, die anderen
‚schwarz’“, schließlich entschied der Präfekt der Region, dass nicht mehr diskutiert
werde, man habe sich genug ausgetauscht. Basta.
Musik
Splitter Fünf
Sprecher 4:
Politische Mediation: Administratives Verfahren, darauf angelegt, diejenigen, die
möglicherweise die Geschädigten sein werden, dazu zu bringen, an dem
Großprojekt, das ihre Umwelt zerstören wird, mit anzupacken. Und das, falls irgend
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machbar, einverständig mit heiterer Miene und einem höflichen Dankeschön an die
Mediatoren, da es ihnen gelungen sei, Schlimmeres zu verhüten.
Musik
Atmo und O-Ton Mikaël, Les Fosses Noires
Donc le fournil il est derrière. Donc aujourd’hui il y a deux boulangères qui font le
pain pour ce soir. Elles utilisent la farine qu’on produit ici, et donc le pain sera vendu
ce soir ici à prix libre, des gens passent quand ils veulent entre dix-sept et dix-neuf
heures.
Sprecherin 1:
Zum Abschluss des Rundgangs will Mikaël mir noch die Backstube zeigen. Dort
haben zwei junge Frauen das Brotbacken übernommen, mit Mehl aus eigener
Produktion. Immer montags und donnerstags ab 17 Uhr wird das Brot hier verkauft,
à prix libre, ein Preis ist nicht festgelegt.
Atmo - Backstube Bonjour, il faudrait rentrer.
Sprecherin 1:
Mollig warm ist es in der kleinen Backstube, wo die beiden jungen Frauen gerade die
Backformen in den Holzofen schieben. Wir kommen etwas ungelegen, es ist eng,
aber wenn wir uns in die Ecke zwängten, dürften wir zuschauen.
Atmo - Backstube
O-Ton Mikaël
Je commence à faire des pâtes alimentaires, donc j’ai acheté des machines et puis
un séchoir qui est là, et voilà, c’est des expérimentations.
Ça marche, je fait dix kilo de pâtes à l’heure, la machine est presque aussi vieille que
moi mais qui marche encore très bien, c’est assez simple comme machine, ça se
trouve encore, il fallait un peu chercher. À un moment je me suis dit tiens, comment
on fait des pâtes, et je me suis penché un peu sur comme on faisait, avec quelle
matière première, comment il faut les sêcher et puis j’ai pris du temps un peu pour
chercher.
Sprecherin 1:
Im Vorraum zur kleinen Backstube fällt mir ein sperriges Gerät auf. Eine alte
Nudelmaschine für den Handbetrieb, erklärt Mikaël sichtlich begeistert. Die habe
er nach einigem Suchen im Internet gefunden, sogar mit einer Vorrichtung zum
Trocknen der Nudeln, ein ziemlich altes Modell, beinahe so alt wie er selbst. Es
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klappt schon ganz gut, er experimentiere noch, aber immerhin: zehn Kilo Nudeln pro
Stunde, das ist doch was.
O-Ton Mikaël
Ici, ce qu’il faut dire c’est qu’on a une grande zone à entretenir et il faut qu’on cultive
les terres, on a le devoir de cultiver pour s’opposer au projet d’aéroport.
Sprecher 1:
Es ist ein großes Gebiet, das wir hier erhalten. Und das ist auch notwendig, es ist
unsere Aufgabe. Wir müssen die Felder bestellen, um dem Flughafenprojekt etwas
entgegenzusetzen.
O-Ton Laurent Pinatel
Alors NDDL moi, c’est un lieu où je suis beaucoup allé, je suis porte-parole de la
Confédération depuis 2013 mais j’y vais régulièrement plusieurs fois par an.
Et c’est vrai, c’est un lieu qui est un lieu de lutte et de résistance sur l’aéroport, mais
c’est aussi un lieu de création des projets, et ça je trouve ça très intéressant d’avoir
des jeunes qui s’installent, qui font l’agriculture vivrière pour certains, mais aussi de
l’agriculture de production. Ce n’est pas des gens qui occupent simplement l’espace,
ils produisent, alors essentiellement les végétaux puisqu’ils n’ont pas le droit, il n’ont
d’existence légale, donc c’est compliqué d’avoir des vaches dans ce cas là, mais il y
a beaucoup de maraîchers, il y a des paysans-boulangers. Moi je trouve qu’ ils sont
vraiment en train de réinventer une société, et ça c’est passionnant d’aller rencontrer
les gens sur la ZAD ou les paysans résistants, je pense à Julien Durand, qui eux sont
restés sur NDDL..
Sprecher 2:
Notre-Dame-des-Landes, das ist ein wichtiger Ort für mich, ich bin oft da gewesen.
Seit 2013 bin ich Sprecher der Confédération paysanne, aber noch immer fahre ich
mehrmals im Jahr dort hin. Stimmt, es ist ein Ort des Widerstands gegen einen
Flughafen, aber es ist eben auch ein Ort, an dem neue Projekte entstehen, wo sich
junge Leute niederlassen, sich selbst versorgen, landwirtschaftlich produzieren.
Das sind keine Leute, die einfach das Gelände besetzen, sie bestellen das Land, vor
allem Gemüse wird angebaut, weil es ohne legalen Aufenthaltsstatus schwierig wäre
Viehwirtschaft zu betreiben, dafür gibt es Gemüsegärtner, Bäcker, Handwerker.
Sie sind wirklich dabei, eine Gesellschaft neu zu erfinden und es ist anregend, die
Leute in der ZAD zu treffen, oder auch die Bauern, die, wie Julien Durand, in
Notre-Dame-des-Landes geblieben sind und sich widersetzen.
Musik
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Sprecherin 1:
Im Januar 2016 gab das Gericht in Nantes der Klage des Konzerns Vinci auf
Zwangsräumung statt. Wann genau die letzten Bauernfamilien und die rund 200
Zadistes das Gebiet zu verlassen haben, steht noch nicht fest. Premierminister
Manuel Valls kündigte aber schon mal an, dass man spätestens im Herbst 2016
mit den Bauarbeiten für das Flughafenprojekt beginnen wolle.
Sprecherin 3 (Zitat):
Aus dem Newsletter von ACIPA, dem Bürgerkollektiv, am 24. Februar 2016:
„ZAD, das ist keine isolierte Befestigungsanlage… (Für uns ist die) Zone à défendre
Teil der Energie und Dynamik unserer Kommunen und wir freuen uns,
dass wir Zugang zu den vor Ort hergestellten Produkten haben: Brot, Gemüse, Käse,
Milch. Wir freuen uns über die kulturellen Projekte, an denen wir teilhaben, über
Begegnungen, bei denen über die Zukunft unserer Region nachgedacht wird,
gemeinsam mit denen, die hier leben und für ihren Erhalt kämpfen. Und deshalb
müssen wir den Stigmatisierungen und orchestrierten Verleumdungen derer
entgegentreten, die uns spalten und unseren Kampf unglaubwürdig machen wollen.
Ihr sollt wissen, dass wir, ‚die empörten Bewohner’ der Region
Notre-Dame-des-Landes all denen zur Seite stehen werden, die vertrieben werden
sollen.“
Sprecherin 1:
Als Reaktion auf das Gerichtsurteil vom Januar 2016 versammelten sich am 27.
Februar etwa 50.000 Menschen in Notre-Dame-des-Landes; symbolisch umringten
sie das umkämpfte Gebiet: Il n’y aura jamais d’aéroport, hier wird es niemals einen
Flughafen geben. Für die Regierung könnte das Großprojekt Notre-Dame-desLandes zur Zerreißprobe werden. Umweltministerin Ségolène Royal bekräftigte im
Februar 2016 erneut ihre Zweifel am Nutzen des Flughafenprojekts. Premier Manuel
Valls wird allerdings nicht müde, seine Forderung zu wiederholen:
es müsse endlich Schluss sein mit der illegalen Landnahme.
O-Ton Stéphen Kerckhove
Et c’est sûr que la contestation d’un aéroport, d’une centrale nucléaire ou d’une
ferme-usine n’est pas une fin en soi pour les zadistes. Pour les zadistes, eux
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souhaitent, c’est réinventer tout simplement la démocratie, et la démocratie elle se
fait par le locale, par l’interaction, par le conflit. C’est aussi tout l’enjeu aujourd’hui de
ce qui émerge des ZAD, c’est un discours critique sur l’état de notre société. Voilà.
Maintenant comment fait-on pour transformer un discours malgré tout minoritaire
pour que ça infuse dans la classe politique? La porte n’est jamais complètement
fermée et on ne désespère pas de faire entendre raison à ces responsables
politiques qui à un moment ne peuvent pas juste être dans le dénie climatique
permanente.
Sprecher 2:
Eines ist sicher: Der Widerstand gegen einen Flughafen, gegen eine Nuklearanlage
oder eine Agrarfabrik ist kein Selbstzweck. Was die sogenannten Zadistes wollen,
ist nichts weniger als die Demokratie neu zu denken. Und Demokratie entsteht vor
Ort, in lokalen Aktionen, durch Austausch und das Austragen von Konflikten. Was in
den besetzten Zonen aufkeimt, ist ein kritischer Diskurs über den Zustand unserer
Gesellschaft. Wie nun könnte man diesen Diskurs, der zugegeben der einer
Minderheit ist, so vermitteln, dass er die politische Klasse erreicht. Nicht alle Türen
sind verschlossen, wir geben die Hoffnung nicht auf, die Verantwortlichen zur
Vernunft bringen zu können, sie können ja nicht ewig beim Leugnen bleiben.
Musik
Absage
Risse im Beton
Geschichten vom wachsenden Widerstand gegen Großprojekte in Frankreich
Feature von Ruth Jung
Sie hörten eine Produktion des Deutschlandfunks 2016.
Es sprachen: Janina Sachau, Susanne Flury, Sigrid Burkholder, Justus Maier, Ernst
August Schepmann, Philipp Schepmann, Louis Friedemann Thiele
Wir bedanken uns für die Unterstützung bei der bretonischen Rockgruppe Trouz an
Noz.
Ton und Technik: Ernst Hartmann und Hanna Steger
Regie: Beatrix Ackers
Redaktion: Karin Beindorff
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Literatur:
Camille: Le petit livre noir des grands projets inutiles; le passager clandestin, Paris
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Manière de voir 144, Environnement, Climat, Désordres et combats; Sonderheft Le
Monde diplomatique; Januar 2016
Erri De Luca: La Parole contraire; Gallimard, 2015
Hervé Kempf: Notre-Dame-des-Landes; Édition Seuil, Paris 2014
Naomi Klein: Die Entscheidung. Kapitalismus vs. Klima; S.Fischer, 2015
www.acipa-ndl.fr
www. zad.nadir.org
www.confederationpaysanne.fr
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