Fehler dürfen gemacht werden

aus der forschung
Fehler dürfen
gemacht werden
Was es benötigt, um in einem Unternehmen eine gesunde
­Fehlerkultur zu etablieren, lesen Sie in diesem Fachbeitrag.
»Unsere Fehlschläge sind oft erfolgreicher
als unsere Erfolge.« Diese Worte von Henry Ford
unterstreichen Geschichten wie jene von Christopher Columbus, der eigentlich nach Indien
wollte, aber als Entdecker von Amerika in die
Geschichtsbücher einging.
Gastautorin
Sabine Groblschegg
ist Bereichsleiterin und
Lektorin am Institut
für Personal und
Organisation,
FHWien der WKW.
sabine.groblschegg@
Fotos: © FHWien der WKW
Philipp Tomsich
fh-wien.ac.at
Gastautorin Barbara
Covarrubias Venegas
ist Forscherin und
Lektorin am Institut für
Personal und
Organisation,
FHWien der WKW.
barbara.covarrubias@­
fh-wien.ac.at
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Um erfolgreich Innovationen auf den Markt zu
bringen, ist experimentieren gewünscht und
Fehler müssen als Chancen betrachtet werden. Statt von Fehlern wird dann von Zufällen,
Zweitverwertung oder Spin-offs gesprochen.
Demgegenüber stehen Qualitätsmanagementkonzepte wie beispielsweise Six Sigma, die
eine Null-Fehler-Toleranz als zentralen Faktor
für den Unternehmenserfolg sehen. Hier gilt
das Prinzip der Fehlervermeidung.
Heutige Unternehmen sind so komplex und
vielschichtig, dass es beide Seiten braucht, um
erfolgreich zu sein. In einigen Bereichen, zum
Beispiel in der Produktion oder auch bei Routinetätigkeiten in der Verwaltung ist Qualität
und damit Fehlervermeidung oberstes Gebot.
In der Forschung und Entwicklung und anderen kreativen Prozessen im Unternehmen sind
Innovation, Experimentieren und damit ein
bewusstes Einkalkulieren von Fehlschlägen
wichtig. Daraus ergeben sich unterschiedliche
Fehlerstrategien, die jeweils zum Erfolg führen. Die Herausforderung für Unternehmen
besteht darin, diese beiden Seiten harmonisch
in einer Fehlerkultur zu vereinen. Als Basis dafür kann eine Fehleroffenheit gesehen werden.
Fehler passieren, aber wenn man frühzeitig darauf aufmerksam wird, Ursachen erforscht und
Veränderungen vornimmt, kann Entwicklung
stattfinden. Effizientes Fehlermanagement in
modernen Organisation basiert also auf dem
Prinzip des Lernens aus Fehlern. Fehler werden
als positives Element gesehen, sie gelten als
Vorboten von Lösungen. Um eine lernfördernde Umgebung zu schaffen, bedarf es jedoch einiger Voraussetzungen.
Einigkeit und Transparenz –
was ist ein Fehler, und warum?
Für die Definition von »Fehler« wird nach wie
vor oft eine sehr technische, auf Null-FehlerToleranz ausgerichtete Definition herangezogen. Ein Fehler ist dabei, was von der Norm
abweicht bzw. die »Nichterfüllung einer Forderung«. Für eine lernfördernde Fehlerkultur
im Unternehmen bietet Weingardt eine alternative Definition. Er zeigt auf, dass ein Fehler
nur bestimmt werden kann, wenn es zumindest eine denkbare, plausible und begründbare
Alternative gibt. Erst durch den Vergleich der
Alternativen kann eine als ungünstiger bzw.
unerwünschter und somit als Fehlervariante
eingestuft werden. So unterscheidet er optimale Lösungen, suboptimale, aber tolerierbare Varianten und unerwünschte, also Fehlervarianten. Besonders förderlich ist es dabei,
wenn die Mitarbeiter bei der Definition und
Einordnung dieser Alternativen Mitsprache
haben, um so ein gemeinsames Verständnis zu
schaffen. Eine Studie von Harteis et. al. zeigt,
dass in der Entwicklung eines gemeinsamen
Fehlerverständnisses in Organisationen der
größte Handlungsbedarf besteht.
Offenheit und Klarheit –
wir lernen aus Fehlern
Ist ein Fehler passiert, gilt es diesen auch offen
anzusprechen. Der Grundgedanke der Fehleroffenheit ist, dass man nicht aus Schaden klug
wird, sondern nur, indem Fehler analysiert
werden. Dies beginnt bei der Ermittlung der
Ursachen und nicht bei der Suche nach dem
Schuldigen. Die Suche nach dem Schuldigen
führt zu Abwehrmechanismen, Angst und
Vertuschung. Eine Lösung und Lernen für die
Zukunft ist nicht möglich. Ist die Ursache gefunden, müssen daraus die richtigen Schlüsse
gezogen werden. Eine Bestandsaufnahme des
Schadens führt zu möglichen Lösungsansätzen, die dann auch in praktischen Handlungen
umgesetzt werden können. Fortschritt passiert dort, wo aus Fehlern gelernt wird. Eine
TRAiNiNG 04 | 2015
offene Fehlerkultur ist der Grundpfeiler auf
dem Weg zu einer Lernenden Organisation.
Forschungsergebnisse zeigen, dass zwischen
einer offenen Fehlerkultur und Innovationen
ein klar positiver Zusammenhang besteht.
Betrachtet man nun den Global Innovation
Index 2014, findet man Österreich im europäischen Vergleich nur auf Platz 20 wieder
(https://www.globalinnovationindex.org).
Um eine nachhaltige Lernwirkung für die gesamte Organisation zu schaffen, müssen die
Erkenntnisse aus diesem Prozess auch wieder
in die Organisation zurückgetragen werden.
So wird das Wissen über den Fehler und seine
Ursachen erhalten und vermieden, dass derselbe Fehler immer wieder passiert.
se sollten daher immer mit Respekt behandelt
werden. Der konstruktive und wertschätzende Umgang mit Fehlern schafft ein Klima, in
dem Mitarbeiter positive Erkenntnisse über
die eigenen Fehler gewinnen können. Vertrauen und Offenheit führen zu einer angstfreien
Auseinandersetzung mit Fehlern. Führungskräfte spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie
können durch Vorleben eine gesunde Fehlerkultur fördern und ihre Mitarbeiter dazu motivieren, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und Fehler als Lernanlässe
zu nutzen. Durch einen offensiven Umgang
mit Fehlern kann die Problemlösungskompetenz weiter entwickelt werden. Unternehmen
lernen so, systematisch und wirksam Fehler zu
»beherrschen«.
Positive Fehlerkultur –
Fehler sind Vorboten von Lösungen!
Die Zitate des amerikanischen Schriftstellers
Frank Tyger »Wer Erfolg haben will, darf keine
Angst haben, Fehler zu machen« und des Kopten-Papstes Shenouda III »Jeder ist dem Fehler ausgesetzt, aber der Kluge lernt aus seinen
Fehlern« fassen die Grundpfeiler einer positiven, gesunden Fehlerkultur sehr anschaulich
zusammen. Die Aufgabe der Unternehmen ist
es, dies auf die gesamte Organisation anzuwenden. T
Schon von früher Kindheit an lernen wir, dass
Fehler oft mit Versagen gleichgestellt werden
und tief verinnerlichte Gefühle wie Angst,
Scham oder Peinlichkeit hervorrufen. Um eine
positive Fehlerkultur in Organisationen zu etablieren ist es notwendig, sich dieser Mechanismen bewusst zu sein und diese hemmenden
Einflüsse zu entkräften. Fehlereingeständnis-
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