Österreich beteiligt sich am weltweiten Kampf gegen Arzneimittelkriminalität im Internet Finanz-, Innen- und Gesundheitsministerium beteiligen sich an Operation Pangea VIII (Wien, 18. Juni 2015) Der Österreichische Zoll, das Bundeskriminalamt und die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit beteiligten sich gemeinsam an der internationalen Aktionswoche im Kampf gegen den Verkauf illegaler Medikamente im Internet. 115 Länder weltweit – darunter Österreich – schlossen sich auch heuer wieder der Interpol-Operation Pangea von 9. bis 16. Juni 2015 an. Der österreichische Zoll legte in der Aktionswoche den Fokus auf die Bekämpfung von Einfuhren illegaler und gefälschter Medikamente, die online bestellt und per Post geliefert wurden. Im Postverteilerzentrum Wien-Inzersdorf wurden risikoorientierte Stichprobenkontrollen in Bezug auf zollpflichtige und verbotene Waren durchgeführt. Auf diese Weise wurden vom Zoll im Aktionszeitraum ungefähr 2.000 Briefe und Pakete kontrolliert. Dabei wurden nahezu 1.500 illegale Potenzmittel sichergestellt. Einen weiteren Schwerpunkt legte der Zoll auf die Kontrolle von Reisenden am Flughafen Wien-Schwechat, weil auch auf diesem Weg immer wieder illegale Medikamente ins Land gebracht werden. Im Zeitraum vom 9. bis 16. Juni 2015 wurden insgesamt 2.051 Kontrollen durchgeführt. Bei Schwerpunktkontrollen konnten dabei mehr als 500 illegale Medikamente (Antibiotika und Mittel gegen Magenbeschwerden) beschlagnahmt werden. „Illegale Medikamente verursachen nicht nur einen gesundheitlichen sondern auch großen volkswirtschaftlichen Schaden. Der österreichische Zoll geht daher konsequent gegen diese illegalen Aktivitäten organisierter Krimineller vor", unterstrich Finanzminister Hans Jörg Schelling die Bedeutung von solchen gemeinsamen Aktionswochen. „Aber nicht nur die Kontrolltätigkeiten des Zolls, auch die Information und Aufklärung der Verbraucherinnen und Verbraucher sind wichtig. Deshalb informiert das Bundesministerium für Finanzen schon seit längerem erfolgreich über die Gefahren der Produktpiraterie sowie über sicheres Einkaufen im Internet.“ Innenministerin Johanna Mikl-Leitner betonte: „Das Internet wird immer öfter für kriminelle Machenschaften missbraucht, unter anderem auch für den illegalen Verkauf von Medikamenten. Das Innenministerium setzt daher einen klaren Schwerpunkt auf dessen Bekämpfung und hat mit der Sonderkommission Vigorali im Jahr 2014 bereits eine international agierende Gruppe Arzneimittelfälscher erfolgreich zerschlagen können.“ Im Rahmen der Operation Pangea VIII konnte die österreichische Polizei insgesamt über 220 Lifestyleprodukte und Potenzmittel sicherstellen. Diese wurden von den Experten von Europol mit einem Truescan vor Ort analysiert. Dabei wurde festgestellt, dass sie keinen oder einen nur sehr geringen Wirkstoff enthielten. 20 Dosen eines sichergestellten medizinischen Produkts und 32 Stück Schmerzmittel werden derzeit noch von den Gesundheitsbehörden untersucht. Weiters wurden sieben Internetseiten, auf denen verdächtige Potenzmittel angeboten wurden, gemeldet. Das Bundesministerium für Gesundheit, das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen und die AGES arbeiten seit Jahren eng und erfolgreich mit den Ermittlern von Zoll und Bundeskriminalamt zusammen, um Einfuhr und Verkauf illegaler Arzneimittel nach Österreich zu verhindern. Illegale und gefälschte Arzneimittel werden meist im Internet bestellt. Von diesen Fälschungen können enorme Gesundheitsrisiken ausgehen, da diese unter unkontrollierten und nicht nachvollziehbaren Bedingungen erzeugt werden und keinerlei erforderliche Qualitätsstandards erfüllen. So wurden in Fälschungen etwa schon Rattenkot, Straßenfarbe oder Möbelpolitur gefunden. „Wir werden auch zukünftig weiter mit aller Vehemenz gegen Fälschungen vorgehen, um VerbraucherInnen und PatientInnen vor den meist unwirksamen und teilweise giftigen Nachahmungen zu schützen“, versichert Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser und erklärt: „Ab 25. Juni dürfen österreichische Apotheken rezeptfreie Medikamente über das Internet verkaufen. Die hohen Qualitätsvorgaben und der Versand, der ausschließlich über Apotheken erfolgt, schützen die KonsumentInnen vor Arzneimittelfälschungen und erhöhen die Arzneimittelsicherheit.“ Gemeinsam mit dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen nimmt die AGES Medizinmarktaufsicht Aufgaben in der Arzneimittelkontrolle und Überwachung wahr. Ein wichtiger Teil der Medizinmarktaufsicht ist dabei das behördliche Arzneimittelkontrolllabor (OMCL, engl. Official Medicines Control Laboratory), dessen Kernaufgabe die Überprüfung der Qualität von Arzneimitteln sowohl des legalen Marktes, aber auch Analyse und Bewertung von verdächtigen Proben des illegalen Marktes ist. Das OMCL ist Mitglied im Europäischen Netzwerk behördlicher Arzneimittelkontrolllabore und nach ISO 17025 akkreditiert, dem Qualitätsstandard, der für verifizierbare und korrekte Ergebnisse bürgt. Illegale Arzneimittel und Fälschungen können von der AGES Medizinmarktaufsicht somit rasch und verlässlich identifiziert werden. Die AGES beschäftigt zudem hochspezialisierte MitarbeiterInnen, die sich um die Identifikation und Eindämmung von illegalen und gefälschten Arzneimitteln am österreichischen Markt kümmern. Darüber hinaus übernehmen Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen und AGES ab dem 25. Juni 2015 auch die Überwachung der legalen und registrierten österreichischen Versandapotheken im Rahmen des ab dann erlaubten Fernabsatzes in Österreich zugelassener, legaler, rezeptfreier Arzneispezialitäten. Über die Operation Pangea Die sogenannten Pangea-Operationen konzentrieren sich auf die weltweite Verringerung potenzieller Schäden durch gefälschte Medikamente, den unerlaubten Online-Handel mit Arzneimitteln sowie die Sensibilisierung der Bevölkerung über die Medien. Durch die Zusammenarbeit von Interpol und Europol, der Weltzollorganisation (WZO), dem Ständigen Forum für Internationale Arzneimittelkriminalität (PFIPC) und die Leiter der Arzneimittelagentur Working Group of Enforcement Officers (HMA WGEO) konnten die jährlich stattfindenden Operationen kontinuierlich ausgebaut werden. Das Projekt Pangea I startete 2008 mit acht teilnehmenden Ländern. Im Laufe der Jahre erweiterte sich der Teilnehmerkreis auf zuletzt 115 Länder. Die Operationen haben folgende Hauptziele: die Sensibilisierung der Öffentlichkeit auf Risiken beim Arzneimittelkauf von illegalen Anbietern im Internet, die Sicherstellung von gefälschten Präparaten, die Schließung von kriminellen Anbieter-Homepages, die Ausforschung von Herstellern und Händlern und die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen nationalen und internationalen Behörden und Agenturen. Die Erfolge von Pangea schlagen sich auch in der Statistik nieder: Wurden im Jahr 2009 insgesamt 153 Webseiten im Rahmen der Operation abgeschaltet, so waren dies 2015 insgesamt 2.414 Webseiten. Auch die Anzahl beschlagnahmter Medikamente stieg stetig: von 2,3 Millionen Einheiten (2010) auf knapp 20,7 Millionen Einheiten (2015). Zu Verhaftungen kam es im Jahr 2009 in zwölf Fällen. 2015 wurden weltweit 156 Festnahmen durchgeführt. Weitere Informationen: www.interpol.int Rückfragenkontakt: Bundesministerium für Finanzen Pressestelle Tel: +43 (0) 1 514 33-501 030 oder 501 031 Email: [email protected] Internet: http://www.bmf.gv.at Bundeskriminalamt Pressesprecher Mario Hejl, BSc MA Tel: +43 (0) 1/24836-985146 Mobil: +43 (0) 664/614 37 44 [email protected] www.bundeskriminalamt.at Bundesministerium für Gesundheit Sabine Leidinger Tel.: +43/1/711 00-4506 Email: [email protected] AGES Medizinmarktaufsicht/BASG Christian Eisner, Bakk. phil. Tel. 050 555 25212 Email: [email protected]
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