Wie weit soll die Medizin gehen – zu welchem Preis?

Wie weit soll die Medizin gehen – zu welchem Preis?
Erwartungen und Erfahrungen einer Patientin und von Angehörigen
Liz Isler
Dipl. Pflegefachfrau AKP HF, Dipl. med. Sekretärin HWS, Dipl. Patient Administration Manager PAM AKAD, Dipl.
Erwachsenenbildnerin HF, Spitex Palliativpflege terminaler AIDS Patienten
Swiss National EUPATI Ambassador
Swiss
Lung & Head-Neck
Association
Swiss Lung & Head-Neck Cancer Association
Vize-Präsidentin, CEO, Kunstkurs- & Ausstellungsleiterin „Facing Lung
Cancer“, Initiantin, Gründerin
International MS Mobility Network
Präsidentin, Initiantin, Gründerin
Patientenkoalition Schweiz
Coalition suisse des patients
Coalizione svizzera dei pazienti
Coaliziun svizzra dals pazients
Patientenkoalition Schweiz
Vize-Präsidentin, Aktuarin, Mitinitiantin, Mitgründerin
Europa Uomo Schweiz Sekretariat, VO
Stiftung Europa Uomo Schweiz Präsidentin, Initiantin
20 Jahre KVG – Resumée 2. März 2016
Eigenverantwortung
 Grenzen?
 Finanzieller Ruin z.B. Assura Apothekenkosten Vorschuss leisten
Konsument Patient
 Verwerfliche Aussage Patienten als Konsumenten zu
betrachten!
Niemand hat sich seine Krankheit / Behinderung ausgesucht
 Niemand weiss wann und ob er krank wird!
Krankenkassenprämien unseres Sohnes
1980
Fr. 11.80
Kinder Krankenkasse
1998
Fr. 398.Jugendkrankenkasse KVG
Sonderfall Krankheitskosten Assura KK
 Assura Krankenkasse verlangt von Versicherten Vorkassenleistung in
Apotheken!!!
Vorkasse
bedeutet finanzieller Ruin z.T. für ganze Familien und
 Bei schweren
Behinderte
etc.Krankheiten sind das z.B. hunderte bis tausende
Franken pro Bezug / Monat
Ängste da das betreffende Familienmitglied suboptimal
 Patient steht in Apotheke und spielt Streichkonzert!
behandelt
Er streichtwird
alles bis auf die Medikamente die in seinen Augen
dringend nötig sind = inadäquat behandelt!
… vor
aber
grosse
Gefahren
füresGesundheit
Pat. allem
spielt mit
seinem
Leben
- oft ohne
zu wissen! und Leben!
 Krankenkasse spielt mit dem Leben der Patienten…
Was heisst
„Zu welchem Preis?“
„Sparen auf dem Buckel der Patienten?“?
Finanzielle
Folgen tragen
Patienten
Inadäquate, nicht zugängliche,
teure medizinische
Versorgung?
(Fehl-)Entscheidungen zu
Kraftaufwand zum
Ungunsten von Patienten?
Erkämpfen seiner Rechte
Wie weit soll die Medizin gehen – zu welchem Preis?
Diagnostik mit
und ohne
therapeutischen
Nutzen
Ungedeckte hohe
Krankheits- /
Invaliditätskosten
Selbstbehalte /
Franchise /
Spitalkostenbeitrag
Fallpauschalen
Überprüfung
Medikamentenbedarf
Sparen auf
dem
Buckel der
LQ von
Patienten?
Überteuerte
Medizin &
Hilfsmittel
Paradoxe Kostenkalkulation
Einsparungen auf
Kosten
der Patienten
Das sanfte
Sterben?
Palliativ Care
SterbestatistikBereinigung
Erfahrungen MS–Patientin & Krebs-Patient
Fallbeispiel 1
Ehemann
Lungenkrebs Pancoast Tumor li. & COPD Gold IV heute II-III O2-Bedürftig
Direkte bleibende Folgen Operation / Chemo /Bestrahlung
Lähmungen li. Arm/ Hand / Phantomschmerzen – Schmerzbekämpf,
Zwerchfell, Hals, Gesicht, Horner
Fatigue
Kompensationsschwitzen (2x Botox - Kosmet. Dermatologe 6,000./Behandl. Neurologe die effektiven Kosten plus Konsultation 360.-!)
2015 Immunerkrankung Sepsis, Infekte etc.
Seit 2006 Zahnverlust
Fallbeispiele 2 & 3
Schwester
div. sehr schwere behinderungs- und
pflegefallauslösende Krankheiten wie:
Schwere Polyarthritis, schwere Osteoporose/
Skoliose, schwere, kaum einstellbare
Parkinson, Brust- und Darmkrebs m.
Lungenmetastasen
grosser Dekubitus Steiss n. 1 Woche
Pflegeheim 4x Ops. inkl. Transplantation
4 Monate n. Dekubitus Ops. Akutes
Nierenversagen
† 12 Tage n. Verlegung Palliativ-Station
Mutter
2 versch. Tumore
Hirntumor - operative Entfernung wegen
drohender Erblindung - unter Op. kl.
Hirninfarkt ohne Folgen
6 Wochen nach Hirnop. Dg. Blasenkrebs
Wieder zu Hause und mit wenig Hilfe gut
alleinlebend
grosser Hirninfarkt (Stamm- & Kleinhirn)
†
3 Tage n. Ereignis in Uniklinik
Fallbeispiel 3
Liz ♀
1982
Verdacht MS Multiple Sklerose
2001
Definitive Diagnose MS
EDSS 7-8, Sekundär Progendiente MS m. aufgesetz. Schüben
seit 2004
div. SNE’s Restsehvermögen z.Z. 30% (± 8-50%)
2008
MS-Tetraplegie > Tetraparese rechts betont,
neurogene/r Blase und Darm
2015
kompl. neurogene Lähmung d. Blase Dauerkatheter
1989
Lyell Syndrom (seltene lebensbedrohliche Reaktion u.a. auf Medis)
Wiederholte MS-Diagnostik
mit und ohne therapeutischen Nutzen
Nötig / Unnötig?
Arzt - Kliniken
wünschen regelm. MRT’s, VEP’s, SEP’s, Blutwerte etc,
- zur Verlaufskontrolle?
- Grundlagenwissen für die Forschung?
- ????
Patient
findet es oft Lebensqualität und Kraft raubend (LQ ↓):
- lästig und kraftzerrend
- Zeitraubend & -/aufwendig
- gefährlich (Lyell-Syndrom, Kontrastmittelallergie!)
- Nur nötig bei therapeutischer Relevanz
- zu teuer für die Kassen
Ich will mitentscheiden
was, wie viel, wie oft
und zu welchem Preis?
Will ich wirklich wissen wie viele neue
Löcher ich habe?
Wie progressiv / aggressiv meine MS ist?
NEIN!
Progressivität kenne ich - Behandlung bleibt gleich!
 unnötig hoher Durchsetzungswille v. Pat. / Arzt nötig!
Ich spüre
Verschlechterungen
/ Schübe
–
 Abwertend
als «In-Kooperativ»
eingestuft!
 Hoher
unnötige Kraftaufwand (LQ ↓)!
auch alle
Konsequenzen!
 Hohe «unnötige» KK Kosten!
Der Arzt
sieht es!
 Ändern
kann ich den Verlauf eh nicht!
Ungedeckte hohe Krankheits- / Invaliditätskosten
Selbstbehalte / Franchise / Spitalkostenbeitrag
Problem für IV-AHV Rentner
Beispl. Sterile Katheterisierung m. Dauerkatheter
Probleme
 Kein spontanes Urinlösen mehr möglich – Harnstau > Nieren
 Sehr hohe Infektgefahr – keine Antibiose möglich (Lyell)
 Schmerzen im Sitzen - Hohe, nächtliche Urinausscheidung
 Selbstkatheterisierung nicht mögl. (verminderter Visus/ Kraft)
 Wer katherisiert / leert Urin-Sack – v.a. nachts???


Spitex?
Ehemann?
Kommen Nachts nicht!
Nachts – kein Schlaf mehr!
KK Ablehnung Kostendeckung für:
 Sterile Handschuhe
 Desinfektionsmittel
 Sterile Kochsalzlös. zur Fixierung des Katheters
Nach Intervention der behandelnden Neuro-Urologen…
Antwort der Krankenkasse!
Anmerkung
2016 nicht 2015!!!
Kopie Art. MiGEL Liste gemäss Kostengutsprache KK
15.01.01.00.1 L Material für mittlere
Inkontinenz
pro Jahr (pro rata)
624.00
01.01.2011
Limitation: Nur bei durch Krankheit oder Unfall
bedingter Inkontinenz wie z. B. Multipler Sklerose, ff…
15.11.01.00.1 Verweilkatheter Latex
(Verweildauer max. 5 Tage)
1 Stück 3.35
01.01.1999
Sterile Katheterisierung m. Dauerkatheter
Tatsache!
 Katheterisierungszubehör f. sterile Katheterwechsel wird nicht
bezahlt!
 Steriles Katheter wechseln geht ohne Zubehör nicht
 Kosten ca. 200.- / Monat (12% einer monatl. IV-Rente!)
 Limitiert auf nur 2 Monate!!!!
 Blasenlähmung bleibt aber!!!
Ungedeckte (Teil-)Krankheitskosten
 Franchise 300.- / SBH 10% max. 700.- = 1,000.-/Jahr
IV-Rentner sindpro
Franchise/SBH
 Für
Spitalkostenbeitrag
Tag Fr. 15.- und ungedeckte
2015schlichtweg
Liz 93 x 15.- = 1,395.(ca. 70%
einer IV-Monatsrente)
Kosten
zu hoch
(jeweils
ca. 60-70% d.
2016 Liz 29 x 15.- = 435.Monatsrenten)
 Spitex Limitierung, nachts keine
Bedarf 2x 45’/Tag
nur 13 Tg. / Mt. gedeckt! Auch mit mittlerer HL reicht es nicht!
 Kostendeck. Medis gegen Fatigue
MS Ja Lu.Ca. Nein
 Keine / ungenügende Kostendeckung




Pulsoxy-Meter - keine Kostendeckung
Lupen, Brillen und Hörgeräte trotz progressiver Krankheit
Abführmittel wegen Darmlähmung
Kleinhilfsmittel wie Badebrett, Greifzangen, Griffe, spez. Besteck u.v.m.
IV-Kostendeckung Hilfsmittel / Rente
 Rollstuhl erst n. SVG-Urteil genehmigt! 5 Jahre nach Antrag
Begründung
Arbeitsleistung ist mit (jeglichem) Rollstuhl nicht um 0,6% erhöhbar!
 Berentung 8, resp. 5,5 Jahren nach Antrag (Dg MS / Krebs!)
Begründung
Überforderung IV-Mitarbeiter! Politischer Streit IV-Revisionen
«Lungenkrebs hat schlechte Prognose, wir warten lieber bis sie sterben, dann muss
keine Rente mehr bezahlt werden!»
 Behindertengerechte Küchenanpassung verweigert
Begründung
Kinder stehen in der Pflicht mitzuhelfen – auch wenn sie erwachsen sind und eigentlich
ausziehen wollten oder ausgezogen sind!
Fallpauschalen
 Hohe Belastung / Druck für Pat.
Immer wieder müssen Verlängerungen beantragt werden, die dann
doch abgelehnt werden
 Entlassungen v. Pat. in ungenügend stabilem Zustand
Es wird ihm empfohlen heimzugehen und am nächsten Tag wieder zu
kommen via Notfall!!!
 Fallpauschalen-Probleme bei auftretenden Komplikationen z.B.
Darmspiegelung und zeitgleicher MS Schub / Stosstherapie und Komplikationen!
 Hoher bürokratischer Aufwand der Ärzte mit schreiben v. Bericht für
Verlängerungen
Danach doch Ablehnung – Wer ist Fachkompetent zu urteilen behandl. Arzt oder
KK-Sachbearbeiter!?
Überteuerte Medizin & Hilfsmittel
 (Überteuerte) oder sehr teure Medikamente
 Für seltene Krankheiten oder Fälle
 Brillen und Hörgeräte trotz progressiver Krankheit
 Kleinhilfsmittel wie Badebrett, Greifzangen, Griffe, spez. Besteck u.v.m.
 Rollstühle (dieser E-Rollstuhl 34,000.- / in € 22,000.-!!!)
Paradoxe Kostenkalkulation
auf Kosten der LQ der Patienten
Katheterisierung
Sauerstoff-Versorgung
Sauerstoffversorgung
Flüssigsauerstoff:
Ziel - Erhöhung LQ durch
 schränkt
Mobilitätder
sehr
ein
Stabilisierung
Atemnot
 hält
nicht so lange
hinBewegung und
 Förderung
der
Mobilität
 Abhängig von Auffüllstationen
 Verhinderung sozialer Isolation
 ist teurer als andere Sauerstoffversorgungsoptionen
Wird aber vom Hauptanbieter primär den Pat.
empfohlen - da rentabler!!
Empfehlung Sauerstoffversorgung
 O2 sollte Einheitspreise haben egal welche
Versorgungsart
z.B. Miete darf nicht zwischen Versorgungsart variieren.
Pat. muss nach seinem Aktivitätsbedürfnis wählen
können/dürfen – die Wahl muss nach Aufklärung
beim Pat. liegen
 Sollte stets nach Anforderungen abgeben
werden
Das sanfte Sterben?
Palliativ Care
Sterbestatistik-Bereinigung
Palliative-Care und Sterbebegleitung Erfahrungen


Palliativ-Pflegefachfrau
1986 Gründung Spezial Spitexdienst zur Betreuung von sterbenden
(terminale) AIDS Patienten
 Patienten primär Drogensüchtige ohne soziales Umfeld
 Homosexuelle AIDS Patienten haben meist ein sehr gutes soziales Umfeld
 Dienst wurde wegen Prämien-Beitragslücken der Drogensüchtigen nach
2 Jahren aufgelöst, resp. umstrukturiert

Flying Nurse für verschiedene Patientenorganisation – von individueller
Patientenschulung bis Sterbebegleitung

Sterbebegleitung Schwester und Mutter
Das sanfte Sterben?
Palliativ Care
Sterbestatistik-Bereinigung
Verlegung / Entlassung terminaler «sterbender» Patienten in letzter
Minute vor Tod in Hospiz oder nach Hause:
Das
hat mit würdevollem, sanftem Tod oder Sterben
 Akutspital zu teuer = abschieben!
mehr
tun.
nichts
Bereinigung
derzu
Sterberate-Statistik
von Kliniken unmittelbar vor dem Tod (Stunden bis Tage) noch ins
Hospiz
verlegt oder nach
Hause
entlassen
Den
Sterbenden
und
ihren
Familien wird wichtige
Zeit
gestohlen,
Verlegung unmittelbar
dem Todzu
vonerschöpft
Palliativstationist
zu Palliativstation
dann
da dervor
Patient
und kaumund
noch
in Hospize – auch quer durch die Schweiz wenn im Kanton kein Hospiz vorliegt!
ansprechbar ist.
Patientin wird 7 Tage vor dem Tod gesagt:
«Falls Sie bis Freitag nicht verstorben sind, müssen wir Sie ins Hospiz verlegen!
In diesem Kanton gibt es aber keines – Sie müssten nach Zürich oder Basel!»
Planung Verlegung in Pflegeheim / Hospiz am Tag des Todes! 3 Tage n. Hirninfarkt.
Das hat niemand verdient…
Summary
Sparen auf dem Buckel der
Patienten heisst…
 Einschränkung der Lebensqualität für Patient / Angehörige
 Grosse finanzielle Belastung für Behinderte, Multi-Morbide und schwer und
chronisch Kranke
 Hohe physische und psychische Belastungen und viel Kraft nötig
 Hoher, unnötiger Kraftverbrauch in Situationen wo Kraft für die Bewältigung der
Krankheit/en benötigt wird!
Wir fühlen uns NICHT dauerhaft behindert
oder krank!
Aber wir werden von Gesetzen, Behörden und Sachbearbeiter
behindert und krank gemacht durch falsche Entscheidungen und
unnötige Belastungen!
Bitte, bitte…
Logisch rechnen und nicht am falschen Platz rationalisieren oder sparen
Nicht auf dem Buckel der Patienten sparen, denn JEDER kann Patient werden!
Auch wir waren früher gesund!
DANKE…
Kosten / Preis ist nicht primär in GELD abzuwägen!
Druck von vielen Seiten = LQ↓ = auf Kosten der LQ
 Hohe finanzielle, physische und psychische Belastung - Schamgefühl
 Hoher Kraftakt um sich zu wehren – Kraftraubend, statt sich auf die Stabilisierung
der Gesundheit konzentrieren zu können!
 Erwartungen, dass alles Reibungslos geht… oder eben nicht!
 Ärzte – Klinik
 Fallpauschalen
 Rekurs an KK schreiben
 Krankenkassen
 Nicht anerkannte Leistungen
 Rekurse
 Behörden - Gesetz
 Unüberschaubar – dadurch sind weder Klinik, Ärzte noch Apotheken etc. kontrollierbar
 Öffentlichkeit
 Last - weil man sichtbar krank/behindert ist und hohe Kosten für die Öffentlichkeit auslöst