Gut, dass wir darüber gesprochen haben.

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Gut, dass wir darüber gesprochen haben.
In der letzten Ausgabe des SanitärJournals berichteten wir ausführlich über
die massiv auftretende Kupferrohr-Korrosion in Dorsten. Jetzt versuchte
das Deutsche Kupfer-Institut (DKI) im Rahmen eines „Gipfeltreffens“
auf dem Bonner Petersberg, den Ursachen ein wenig näher zu kommen.
1 Ja, so sieht es aus, eines
der wegkorrodierten Kupferrohre aus der Trinkwasser-Installation kalt in Holsterhausen:
Handwerker Cirkel (re.) brachte
Anschauungsmaterial mit und
diskutierte mit ZVSHK-Referent
Braun das Schadensbild.
2 Tief gehendes Fachwissen
zur Chemie und ihren Auswirkungen sowie anwendungsnahe Forschungskompetenz
brachten Dr. Torsten Richter
(Fa. Kurita Europe APW) und
Dr. Robertino Turkovic (TZW
Karlsruhe) als entscheidende
Kompetenzfelder in die
Diskussion ein.
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Ursprünglich war das Treffen mit gut eineinhalb Dutzend Fachleuten aus allen
Branchen unter Leitung eines neutralen
Mediators (!) eher „übergeordnet“ angesetzt, sollte also mögliche Korrosionsproblematiken an Kupferrohren losgelöst
von Einzelfällen betrachten. Aber, wie zu
erwarten, es spitzte sich fast sofort aufs
Konkrete, in diesem Fall: Dorsten-Holsterhausen, zu. Erstens, weil sich dann
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Und zweitens, weil mit den Fachhandwerkern Uwe und Thomas Cirkel zwei
der maßgeblich Betroffenen aus der Region mit am Tisch saßen. Stellvertretend
im Übrigen für insgesamt rund 18 Fachhandwerksunternehmen aus der Region
nördlich des Ruhrgebietes, die alle dasselbe Problem haben: Reihenweise wei-
sen fünf, sechs Jahre alte, Kaltwasser führende Kupferrohr-Installationen Korrosion
auf – und keiner hat eine Idee, was die
Ursache sein könnte.
Über 300 Schadensfälle sind bekannt,
sagen die einen. Über 500 sind es, sagen
die anderen. Nichts Genaues weiß man
nicht, denn zu einem Massenphänomen
werden solche Vorgänge bekanntlich erst
in der Rückschau. Dann kann man leicht
fordern, dass jede Materialanalyse von
Anfang an hätte dezidiert aufgenommen
werden müssen. Ist sie aber nicht. Und
selbst der ZVSHK und sein nordrheinwestfälischer Fachverband scheint zu
mauern, wenn es um die Benennung der
betroffenen Betriebe geht – sagen zumindest die Brüder Cirkel. Sie kennen 18,
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Dynamische KHS-Strömungsteiler in Trinkwasser-Ringleitungen ermöglichen mehr als 100 Wasserwechsel täglich
und somit Bewegung im gesamten System – ohne Fremdenergie und unkontrolliertes Ablassen von Wasser.
Stagnation wird vermieden: permanent, wirtschaftlich und ökologisch! KEMPER Hygienesystem
KHS-Venturi-Strömungsteiler
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3 Da gab und gibt es
Diskussionsbedarf: ZVSHKReferent Andreas Braun und
die betroffenen Fachhandwerker
Thomas und Uwe Cirkel.
(Fotos: Martin)
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Systematisch in der
Herangehensweise, aber
verbindlich zielführend in der
Diktion: DKI-Geschäftsführer
Dr. Anton Klassert gab der
Expertenrunde die notwendigen
Diskussions-Leitplanken.
der Fachverband angeblich nur ein gutes
Dutzend, die sich hilfesuchend an die
Standesorganisation wandten. Woran es
liegt, konnte ZVSHK-Referent Andreas
Braun auch nicht sagen. Aber letztlich ist
das auch zweitrangig. Viel wichtiger ist
die Suche nach einer Ursache, denn mehrere der Fachhandwerksbetriebe stehen
aufgrund sechsstelliger Schadensersatzforderungen mittlerweile wohl vor dem
Konkurs.
Deklination möglicher Ursachen
DKI-Geschäftsführer Dr. Anton Klassert,
der dem Gespräch ausgesprochen beruhigend sowohl die notwendige Struktur
wie die nicht minder wichtigen Leitplanken gab, verwies schon eingangs auf die
Fülle ungeklärter Fragen – und dieser Status sollte sich trotz des Experten-Panels
auch nicht ändern.
Die Markteinführung der halbharten
Rohre gehörte zwar zu den VermutunIGPNKG»UKEJCDGTPKEJVXGTKƂ\KGTGP&GPP
in der linken Doppelhaushälfte funktioniert die Trinkwasseranlage tadellos, in
der rechten – vom selben Fachhandwerker mit denselben Materialien in der gleichen Arbeitsweise hergestellt – kommt es
hingegen zur Korrosion. Auch nicht alle
Kunden sind beispielsweise beim Handwerksunternehmen der Cirkels betroffen;
„nur“ etwa 4 bis 5 Prozent.
Dr. Torsten Richter von der Firma
Kurita, einem internationalen Spezialisten für die Wasser- und Prozessbehandlung industrieller Anlagen und verantwortlich für die seit Herbst 2014
durchgeführte Phosphatierung im Versorgungsgebiet Holsterhausen, meinte
dazu: „Unseres Wissens – und nach ofƂ\KGNNGT 8GTNCWVDCTWPI FGU 9CUUGTXGTsorgers – wurde die Phosphatierung
durchgeführt, weil es im Versorgungsgebiet Holsterhausen zu Trübungen geMQOOGP KUVp )GPGTGNN ƂPFG OCP CDGT
zum Beispiel auch in der TrinkwV oder
anderswo absolute Aussagen über Korrosion im Zusammenhang mit solchen
Behandlungen, sondern nur über Korrosionswahrscheinlichkeiten – grundsätzlich müssten verschiedene Bedingungen
zusammenkommen.
Kann es am Wasser liegen?
Kann es an der Betriebsweise liegen?
Auffällig ist, dass sämtliche Fälle im Versorgungsgebiet eines bestimmten Wasserversorgers auftreten, der Rheinisch
Westfälischen Wasserwerke mbH
(RWW). Vergleichbar lediglich nochmal
irgendwo auf Sylt, auch nur in einem
Versorgungsbezirk. Und dass die Scha-
Die spielt, zeigte der Austausch der Argumente, sicherlich mit hinein. Insbesondere
der Faktor Stagnation, schätzen auch Uwe
und Thomas Cirkel im Gespräch mit der
Redaktion des SanitärJournals. Weil aufHÀNNKI JÀWƂI 5VKEJNGKVWPIGP \W GKP\GNPGP
Entnahmestellen betroffen sind, zum Bei-
Kann es am Werkstoff liegen?
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Wasserwerke das „Lebensmittel Nr. 1“
phosphatieren. Was aber, sagen angeblich die Wasserwerke, nicht im Zusammenhang mit den Schadensfällen steht.
„Angeblich“, weil die Info aus zweiter
Hand kommt und bei der Diskussion in
Bonn niemand vom RWW mit am Tisch
saß. Aber, siehe oben, eigentlich sollte
die Kupferrohr-Korrosion ja auch als
Meta-Thema und nicht am Fallbeispiel
Dorsten behandelt werden. Nun kam es
jedoch anders – beim nächsten Experten-Panel werden Wasserwerker mit dabei sein, verspricht das DKI.
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spiel in einem Gebäude der Diakonie in
Gladbeck. Doch auch hier wieder ein
d#DGTp'KP'KPƃWUUHCMVQTCNNGKPKUV\WYGnig, Korrosion hat in der Regel mehrere
Ursachen, sagt nicht nur Dipl.-Ing. Martin
Werner vom DKI. Bestätigt wird das durch
das Institut für Schadenverhütung und
Schadenforschung der öffentlichen Versicherer IFS. Es hat im Laufe der Jahre Tausende von Leitungswasserschäden an allen
möglichen Materialien hinsichtlich ihrer
Ursache untersucht. Das Ergebnis: Die Ursachen sind vielfältig; eine einfache, allgemeine Lösung zur Vermeidung von Leitungswasserschäden gibt es nicht und
werde es in absehbarer Zeit nicht geben.
Kann es an falscher Lagerung liegen?
Bisher hat es solche Fälle wohl noch nicht
gegeben. Es stünde auch mit physikalischen Grundlagen im Widerspruch, denn
Kupferrohre sind im physikalischen und
chemischen Gleichgewicht mit ihrer Umgebung, so Dr. Klassert. Das beinhalte,
dass sich natürlich bei plötzlichen Temperaturänderungen zum Beispiel Kondenswasser insbesondere auf der Außenseite
bildet. Über eine dadurch bedingte Korrosion wurde aber nie berichtet. Korrosionsexperte Robertino Turkovic vom
TZW Karlsruhe: „Uns ist eine solche
Ursache für Korrosion überhaupt nicht
bekannt und ich halte sie auch für ausgeschlossen.“
Kein Fazit
Die zentralen Stichworte wurden also
abgearbeitet, im Rahmen des ExpertenPanels, das sich jetzt in wenigen Wochen
wieder treffen soll. Auch, weil es kein belastbares Ergebnis gab – also auch kein
abschließendes Fazit an dieser Stelle.
Stattdessen spitzt sich die Ursachenforschung auf die beiden Stichworte
„multikausal“ und „Wasser“ zu. „Multikausal“ klang schon von allen Seiten
mehrfach durch, für „Wasser“ lieferten
die Chemiker und Werkstoffkundler
unter den Diskutanten die Hauptargumente: „Wasserwerke dosieren natürlich
auch, um ihr eigenes Netz zu schützen.
Selbstverständlich haben Inhibitoren dabei Wirkungen auf die eingesetzten
Werkstoffe wie Kupfer. Wenn ein Wasserversorger zum Beispiel die Behandlung durch Inhibitoren einstellt, kommt
man wieder – zum Teil innerhalb kürzester Zeit – zum ursprünglichen Wasser mit
allen seinen Problemen zurück“, hieß es
unter anderem.
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Also: Gut, dass wir darüber gesprochen haben – aber es muss weiter gehen.
Geht es auch, im Spätherbst, hat das DKI
zugesagt. Unbedingt, sagt nicht nur die
Redaktion des SanitärJournals.
SLIM-BLOCK
Die Lösung
für Problembäder
Denn erstens stehen im Moment die
betroffenen Fachhandwerker erst vor Gericht und dann ganz gehörig im Regen:
Wenn das Material nicht ursächlich ist
und auch nicht das Wasser, dann sind es
eben Installationsmängel. Was Zahltag für
den verurteilten Handwerker bedeutet.
Zweitens steht, nicht zuletzt durch
die unmissverständliche Empfehlung des
SHK-Fachverbandes (in der Region generell auf Kupferinstallationen im Kontakt
mit Trinkwasser zu verzichten), ein ebenso bewährter wie beliebter Werkstoff
grundsätzlich zur Disposition.
Und drittens kann es nicht sein, dass
Trinkwasser-Installationen so dem Wohl
und Wehe der Versorger ausgeliefert sind,
wie es in der Diskussion den Anschein
hatte. Dr. Klassert: „Die Wasserwirtschaft
postuliert, dass das Rohr zum Wasser passen muss. Dieser Satz ist mit Sicherheit
richtig, insoweit es nicht angehen kann,
dass Trinkwässer auf ganz besondere Anforderungen eines einzelnen, gegebenenfalls neu entwickelten Rohrwerkstoffes
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muss man dabei beachten, dass die Trinkwasserverordnung nur gesundheitliche
Aspekte beachtet, nicht das Korrosionsverhalten von eingesetzten Werkstoffen.“
Hier liegt aber für die Werkstoffseite ein
großes Problem vor. Denn während die
Wasserwerke ihre Schutzmaßnahmen für
ihr eigenes Rohrnetz wechselnden Wasserqualitäten anpassen können, sind die
mit diesem Wasser belieferten Gebäudeeigentümer korrosionsverändernden Änderungen der Wasserbeschaffenheit ohne
jegliche Handlungsoption ausgeliefert.
„Hier muss dann umgekehrt genauso
gelten“, resümiert Klassert, „dass das
Wasser zum Gebäudebestand und damit
mindestens zu den bereits eingebauten
Hauptwerkstoffen passen muss. Nur so
können der Verarbeiter und auch der
Eigentümer langfristig vor Schäden geschützt werden.“
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Ob die Wasserwerke das genau so
sehen? Die kommenden Gespräche
und Diskussionen werden auf jeden Fall
Q
spannend.
[Eckhard Martin]
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