Ein neuer Speicher hält Basel warm

FOCUS
Ein neuer Speicher
hält Basel warm
In Kleinbasel entsteht ein Fernwärmespeicher, der in der
Schweiz einzigartig ist. Der Betontank im ehemaligen Heizwerk
Dolder fasst 1.4 Millionen Liter Wasser und macht die Basler
Fernwärme noch umweltfreundlicher.
Text: Barbara Kieser; Bild: Fotolia
In Basel schlägt ein riesiges Herz. Tag für Tag
pumpt es Millionen Liter Wasser durch die Stadt,
wärmt Tausende Wohnungen, Geschäfte und
Schulen. 215 Kilometer weit ziehen sich die
Warmwasseradern ringförmig durch die Stadt –
so weit wie nirgends sonst in der Schweiz. Am
Anfang sind die Adern dick wie Baumstämme,
dann verästeln sie sich immer mehr – bis das
Warmwasser jedes Zimmer, jede Werkstatt und
jedes Büro der angeschlossenen Gebäude erreicht.
Das Herz und dessen Adern werden von IWB
betrieben. IWB erzeugt Wärme in vier grossen
Energiezentralen, die zusammen 1000 Millionen Kilowattstunden Fernwärme pro Jahr erzeugen. Das deckt den Bedarf von rund 50 000
Haushalten. In den Zentralen werden Holzschnitzel, Abfall und, wenn nötig, Erdgas verbrannt, um Wasser zu erhitzen. Das heisse Wasser gelangt durch speziell isolierte Rohre zum
Endverbraucher, gibt dort seine Wärme an Heizungen ab oder wird zur Trinkwassererwärmung genutzt.
Wärme in Beton
Kehrichtverbrennungsanlagen und Holzkraftwerke produzieren Wärme effizient und klimaneutral, doch sie können nicht für alle Nachfragesituationen flexibel genug betrieben
werden. Deshalb decken sie vor allem den
10
energie & wasser 3/15
steten Grundbedarf im Wärmenetz. Während
der Nachfragespitzen am Vormittag und nach
Feierabend kommt auch Erdgas zum Einsatz.
Um weniger auf diesen Energieträger angewiesen zu sein, baut IWB in Kleinbasel einen Wärmespeicher mit einem Fassungsvermögen von
1.4 Millionen Litern. Dieser kann überschüssige,
nachhaltig produzierte Wärme aufnehmen –
und dann in das Netz abgeben, wenn sie benötigt wird. Der neue Speichertank im ehemaligen Heizwerk Dolder beeindruckt durch seine
Dimensionen, aber auch durch die Konstruktion. Er besteht nicht wie sonst üblich aus Stahl,
sondern aus Beton. Daher kann der Speicher
wie ein normales Bauwerk gebaut werden. «In
einem dicht besiedelten Gebiet wie Kleinbasel
wäre ein Schwertransport mit einem vorgefertigten Stahltank nicht durchführbar», erklärt
IWB-Projektleiter Benedikt Gratwohl. Dafür hat
IWB eine Bauweise vorgesehen, wie es sie in
der Schweiz noch nie gab: 40 Zentimeter dicke
und gut isolierte Betonwände speichern das bis
zu 170 °C heisse, unter Druck stehende Wasser.
«Der neue Fernwärmespeicher beeindruckt durch
seine Dimension und die
einzigartige Konstruktion.»
Im Jahr 2016 soll der neue Fernwärmespeicher von IWB die Stadt Basel mit Wärme versorgen.
Im Betrieb wird der neue Nachbar die Anwohnerinnen und Anwohner nicht behelligen: Er
arbeitet emissionsfrei und lautlos. Und auch
äusserlich ändert sich nichts, denn die historische Fassade des ehemaligen Heizwerks Dolder bleibt erhalten. IWB plant, den Speicher im
Jahr 2016 in Betrieb zu nehmen. Dann ist Basels
Wärmenetz noch nachhaltiger.
Ein zweites Holzkraftwerk
Mit der Wärme, die das Holzkraftwerk Basel
produziert, ist Fernwärme von IWB heute zu
über 60 Prozent CO2 -neutral. Für die Befeuerung des Holzkraftwerks wird ausschliesslich
Energieholz aus der Region verwendet: Rindenstücke, krumm gewachsene Bäume oder
dünne Äste. So wird der Wald gepflegt, die
Artenvielfalt gefördert und die regionale Wertschöpfung erhöht.
Um den Anteil der erneuerbaren Energie in der
Fernwärmeproduktion weiter zu steigern, plant
IWB den Bau eines zweiten Holzkraftwerks.
Dann braucht es noch weniger Erdgas in der
Fernwärme, was der Atmosphäre rund 19 000
Tonnen CO2 erspart. Damit soll die Basler Fernwärme zu 73 Prozent CO2 -neutral sein – ein
Spitzenwert in der Schweiz. Langfristig strebt
IWB einen Anteil von 80 Prozent an.
Das zweite Holzkraftwerk soll unmittelbar
neben der Kehrichtverwertungsanlage gebaut
werden. Der Grosse Rat des Kantons BaselStadt hat die notwendigen Investitionen Ende
Juni genehmigt. Wenn die Baubewilligung bis
im Herbst 2015 vorliegt, kann IWB im Lauf des
nächsten Jahres mit den Bauarbeiten beginnen.
Die Inbetriebnahme ist auf Frühling 2017
geplant.
IWB Fernwärme auch für Sie
Fernwärme hat neben ihrer hohen Nachhaltigkeit viele weitere Vorteile: Jedes
Wasser-Heizsystem wie Boden-, Deckenoder Radiatorenheizung kann an das
Fernwärmenetz angeschlossen werden.
Die Installationen im Haus sind weitgehend wartungsfrei und benötigen nur
wenig Platz. Das Basler Fernwärmenetz
ist schon heute das grösste der Schweiz
und wird laufend ausgebaut. Ist Ihre Liegenschaft bereits ans Netz angeschlossen, können Sie IWB Fernwärme ganz
einfach online bestellen. Mehr erfahren
Sie unter www.iwb.ch oder bei Ihren
IWB-Kundenberatern.
energie & wasser 3 /1 5
11