Informatik in der Arztpraxis - ja (aber) sicher!

Fragen an Ihren IT - Provider
Qualität und Sicherheit
Wie wählen Sie Ihren IT-Provider aus? Ist es der Günstigste,
der Grösste oder der Ehrlichste?.
Sicherheit in der Arztpraxis hängt ab von
• Sicheres Verhalten Ihrer Mitarbeiter und Kollegen (vgl.
links)
• Sichere Infrastruktur und Zugang zur Praxis: immer
Personal anwesend während Öffnungszeiten, abschliessbare Fenster, evtl. Alarmanlage
• Zugang zu PC: keine unbewachten PCs mit angemeldeten Nutzern ohne gesperrten Bildschirmschoner
• Hochwertige IT-Infrastruktur (Server, Netze, Datensicherung), physisch geschützte Server (im abgeschlossenen Schrank)
• Qualitativ hochwertige Software, die sicher konfiguriert
ist
• Verantwortungsvolle Dienstleister und Provider
Sicherheitsnormen
• Technische IT-Sicherheit: Grundschutzkataloge des
deutschenBundesamts für Sicherheit in der Informatik
(BSI) www.bsi.de
• Datenschutz Schweiz www.datenschutz.ch
• Datensicherheit in Arztpraxen http://tinyurl.com/yllzcg8
Fragen Sie deshalb Ihren IT-Provider Folgendes:
• Gibt es ein Verzeichnis der Daten in Ihrem System, das die
wichtigstenDatensammlungen auflistet (Datenbank mit Krankengeschichten, E-Mails,Texte und Tabellen, Resultate von
Laboruntersuchungen etc.).
• Sind alle Daten auf dem Server abgelegt oder sind auch
Daten auf den Clients vorhanden? Sind alle gespeicherten
Daten verschlüsselt? Sind alle übermittelten Daten verschlüsselt? Wer alles hat die Schlüssel und wie werden sie
verwaltet?
• Gibt es ein Backup von allen Daten? Haben Sie schon einmal den Neuaufbau des Systems ab Backup geübt? Wo
werden die Backup- Datenträger gelagert? Direkt neben
dem Original oder an einem anderen Standort?
• Können Sie nachvollziehen, wer wann auf welche Daten
zugegriffen hat? Kann man so was einschalten und wie
kann man das auswerten?
• Haben Sie eine Fernwartung auf Praxis-Computer und Server eingerichtet? Wie ist diese geschützt? Ist sie verschlüsselt? Wer hat die Zugangsdaten?
• Wurden für alle Nutzer namentliche Konten eröffnet und
Passwörter gesetzt für Windows und alle Anwendungen?
Sind die Passwörter synchron zwischen WindowsAnmeldung und Anwendungen, oder werden sie automatisch eingefüllt? Wo sind sie gespeichert?
• Wurde allen Nutzern die Administratorrechte entzogen?
• Sind automatische Sicherheitsupdates aktiviert? Wann und
wie oft werden sie eingespielt, wenn die PCs nachts ausgeschaltet sind?
• Wurde allen Nutzern ein schwarzer Bildschirmschoner eingerichtet, der sich nach 15 Minuten automatisch aktiviert?
• Ist auf allen PCs und Servern ein Virenschutz installiert?
Wird er regelmässig nachgeführt und die Lizenz verlängert?
• Sind Ersatzgeräte verfügbar? • Wie ist der Firewall konfiguriert? Kann von extern auf interne Systeme zugriffen werden? Werden von intern Dienste im Internet angeboten?
Wie wird dann ein Übersprechen auf andere Daten verhindert?
• Gibt es irgendwelche Schnittstellen zu den Daten, die hier
nicht erwähnt wurden? (Vollständigkeitsfrage!)
• Hat Ihr Provider irgendwelche Sicherheitssiegel oder zertifikate?
Wie waren seine Antworten? Wenn sie positiv waren oder er
Abklärungen verspricht und später dann auch gute Ergebnisse liefert, haben Sie einen guten Provider
Weitere Fragen
• Sind Sie gegen Betriebsausfälle durch EDV-Störungen
oder Diebstahl versichert?
Interessiert an mehr? Besuchen Sie die Website des IPI
www.praxisinformatik.ch
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Impressum:
IPI – Institut für Praxisinformatik - Ein Projekt von Hausärzte Schweiz in Zusammenarbeit mit diversen Partnern
Kontakt:
[email protected]
Praxisinformatik, c/o Dr. med. Heinz Bhend, Alte Zofingerstrassse 64, CH- 4663 Aarburg
IMSEC, Sonnhaldenstrasse 87, CH-6331 Hünenberg,
[email protected]
Dieser Flyer ist online - ergänzt mit Internetlinks – auf
www.praxisinformatik.ch Sicherheit
V1.0/16.08.11
Informatik in der Arztpraxis ja (aber) sicher!
Vertrauen ist die Grundlage jeder erfolgreichen Behandlung.
Als Arzt haben Sie nicht nur physischen Kontakt mit Ihren
Patienten, sondern auch „Datenkontakt“. In beiden Fällen ist
„Hygiene“ wichtig. – Die Daten- Sicherheitsmassnahmen,
der Datenschutz und die ethische Datenverarbeitung könnte
man in Analogie als „Datenhygiene“ bezeichnen. – Auch
hier gilt: durch geeignete Massnahmen Ungewolltes, mit
allenfalls verheerenden Folgen, zu vermeiden!
Ihre Patienten vertrauen Ihnen! - Dieses Vertrauensverhältnis ist das Kapital der Arztpraxis schlechthin. Im
Zeitalter der zunehmenden Informatisierung, dürfen
bezüglich Vertraulichkeit keine Kompromisse gemacht
werden. Deshalb braucht jede Art von Speicherung medizinischer Daten einige wenige Regeln um das Vertrauens
verhältnis Patient-Arzt nicht zu beeinträchtigen.
Dank Effizienzsteigerung und Standardisierung der Informatik ist der Mehraufwand für Sicherheitsmassnahmen
gering – und der Mehrwert gross!
Beide Extreme sind keine Alternativen: Effizienzsteigerung
ohne Rücksicht auf Datenschutz und eine rigide Datensicherheit, welche jeglichen Vorteil der Informatisierung im
Keim erstickt.
Zudem bestehen Interessenkonflikte bezüglich Verfügbarkeit
der Patientendaten zwischen Patient, Arzt, weiteren behandelnden Stellen, Krankenkassen und sozialem Umfeld. Der
Patient ist der eigentliche Dateninhaber, der Arzt ist immer
mehr auch der Datentreuhänder des Patienten!
Sicherheitsbewusstes Personal
E-Mail-Verkehr mit Patienten
Wissenswertes
Behandeln Sie Ihre Patientendaten, als ob es Ihre eigenen wären! Thematisieren Sie „Datenhygiene“ regelmässig. Teilen Sie Ihren Mitarbeitern mit, dass auch sie wesentlicher Teil des Vertrauensnetzes zu den Patienten
sind!
Warum Sicherheit und „Datenhygiene“?
•Zum Wohle des Patienten
•Zur Wahrung des Vertrauens
•Zur Einhaltung des Grundsatzes von Treu und Glauben
•Zur Vorbeugung vor Missbrauchs- und Fahrlässigkeitsvorwürfen
Nehmen Sie keine E-Mails entgegen oder sichern Sie sie
ab! E-Mails sind wie Postkarten: Sie sind für alle Provider
zwischen Absender und Empfänger lesbar, es sei denn, sie
sind verschlüsselt. Die folgende Tabelle listet (ohne Wertung oder Testung) die Möglichkeiten auf, gesichert mit Patienten zu kommunizieren:
Was tun in der eigenen Praxis?
Passwortkultur: Das eigene Praxis-Passwort einmal
jährlich wechseln - z. B. am eigenen Geburtstag
Passwortrichtlinie: Mind. 8 Zeichen, mind. je 1 Grossund 1Kleinbuchstabe, 1 Ziffer und 1 Sonderzeichen
Empfehlung: Akronyme wie "5 Enten schwimmen quer
über den Fluss" führt zu "5Es/uedF" - Mind. drei verschiedene Passwörter nutzen, je eines für Praxis, private
Geldgeschäfte und Nutzung von Internet-Diensten
Praxis-Passwort nie in der Praxis notieren, sondern
höchstens im Portemonnaie
Keine Programme aus dem Internet laden
Programminstallationen soll der Fachmann machen
Wenn Sie den Computer verlassen - auch nur für kurze
Zeit - sperren Sie ihn mit "Windos-Taste + L"
Setzen Sie Ihre Bildschirmschoner auf "schwarzer Bildschirm" und die Wartezeit auf 15 Minuten
E-Mails mit Patienten: Nur wenn ausdrücklich verlangt
und möglichst vage. – Noch besser: gesichert
Melden Sie alle Personalfluktuationen an Ihren ITDienstleister, damit er alte Konten sperren und neue eröffnen kann
Allgemeine Massnahmen: Gefundene Datenträger
(USB-Sticks oder Fotokamera-Chips) niemals in PraxisComputer einstecken Den Praxis-Computer nicht privat
verwenden, auch nicht zum Surfen
Fehlermeldungen auf dem Bildschirm bedeuten etwas! Nicht einfach wegklicken - Nachfragen bei Fachperson
Fernzugriff auf Praxis-Informatik nur wenn dieser sicher
konfiguriert ist – sonst kann er nachts durch Dritte missbraucht werden
Fenster und Türen geschlossen halten auch bei kurzen
Abwesenheiten
Viele dieser Aufgaben können durchaus an eine versierte
MPA delegiert werden
A Alle E-Mails an und von Patienten laufen über Ihren eigenen
Wussten Sie, dass:
• in der Schweiz zirka 45 verschiedene Lösungen für
elektronische Krankengeschichten existieren?
• E-Mails wie Postkarten sind? - Alle "Provider" (Auslieferer) zwischen Absender und Empfänger können sie lesen. Dasselbe gilt für Telefonie - ob klassisch oder per
Internet (Skype, VOIP etc.) macht keinen Unterschied
• nur in der Schweizer Provider an das Schweizer Postgeheimnis gebunden sind?
• Immer mehr Mehrwert durch Dritte dadurch generiert
wird, dass Daten die online zur Verfügung stehen, mit
Daten anderer Kunden verglichen werden?
• WLANs (Computer-Funk-Netzwerke) dieselbe Wellenlänge haben wie Mikrowellengeräte (2.4 GHz)?
• die grössten Datenlöcher inzwischen bei den Patienten selbst sind: durch willentliche Publikation eigener Daten in sozialen Netzwerken (Facebook etc.) oder durch
Sicherheitsmängel ihrer Privatcomputer?
• Daten, die auf eine Website online gestellt wurden,
praktisch nicht mehr entfernt werden können und durch
den Betreiber der Website weitergegeben und weiterverwendet werden dürfen?
• Daten über Sie auch von Ihren Freunden und Bekannten online gestellt werden können (z.B. gemeinsame Ferienfotos)?
• es in den USA kein Datenschutzgesetz gemäss
Schweizer Anforderungen gibt?
• Ältere drahtlose Tastaturen einfach abgehört werden
können?
• Google den Verlauf (history) der Suchanfragen speichert?
• Google und andere Provider einen PC immer öfter
auch dann identifizieren können, wenn man nicht an ihrem Online-Service angemeldet ist?
• Verschiedene Dienstleister die automatische Gesichtserkennung anbieten (z. Bsp. ab Foto)? - Es
braucht dann nur noch eine Person, die einem Gesicht
einen Namen gibt, und damit ist diese Person auf allen
anderen Fotos identifizierbar.
I = Idee; A = Ablauf; P = Produkte; K = Kosten (Richtwerte in
Franken); H = Herausforderungen; V = Varianten
Eigener Mail-Server
I Betreiben eines eigenen praxiseignen Mail-Servers für die Patienten; Patienten erhalten eigene E-Mail-Adressen
P
K
H
V
Server und gehen verschlüsselt zum Patienten
Diverse
Einmalig 5'000, jährlich 1'000, pro Patient 50 plus Support
Patient muss Mail-Account auf seinem PC selbst einrichten.
Kann auch von Ihrem IT-Provider betrieben werden. Bei Betrieb
bei Ihrem Provider sind die Daten allerdings ausserhalb der
Praxis gelagert.
E-Mail-Verschlüsselung (Client-based Secure Messaging)
I E-Mails werden vor dem Absenden verschlüsselt und beim
Empfang entschlüsselt. Unterwegs sind sie nicht lesbar.
A Der Arzt gibt dem Patient ein "digitales Schnappschloss" (Public
P
K
H
V
Key) der Patient schliesst die Mails damit. Mit dem eigenen
Schlüssel (Private Key) kann der Arzt die E-Mail entschlüsseln.
PGP, S/MIME, OpenPGP, GnuPG, Enigmail, diverse andere
Software gratis bis 200, Einrichtung 1'000, pro Patient 50 +
Support
Der Patient muss selbst die Software installieren und verschlüsseln. Anleitungen im Internet verfügbar
Delegation der Verschlüsselung an einen Dienstleister. Damit ist
aber eine weitere Instanz involviert und kann mitlesen
Online-E-Mail-Plattform (Server-based Secure Messaging)
I Ein darauf spezialisierter Provider stellt auf einer Webseite Platz
A
P
K
V
für Emails zur Verfügung, die von der Praxis und den jeweiligen
Patienten- PCs aus zugänglich ist.
Arzt und Patient lösen jeweils beim Provider ein Abo. Anschliessend loggen sie sich verschlüsselt (über https) auf die Webseite
ein und können einander Meldungen schreiben
Privasphere, Iway, Microsoft Forefront for Exchange, Practice
Fusion, Easylink,
ab 20.- pro Konto und Nutzer und Monat
E-Mails auf Webseite statt im E-Mail-Programm, Sicherheit nur
bei konsequenter und korrekter Verwendung gegeben.
Dienstleister kann E-Mails lesen.
Betrieb der Online-E-Mail-Plattform im eigenen Netz oder bei
einem Provider (ähnlich Variante 1)