STUDIE Harris Interactive befragt Ärzte zur Kommunikation von Pharmaunternehmen Ärzte wünschen mehr Transparenz Z ur Verbesserung der Glaubwürdigkeit von Pharmaunternehmen empfehlen Ärzte Kritikfähigkeit, Sachlichkeit und unabhängige Studien bzw. Referenten. Darüber hinaus fordern sie mehr Transparenz und Objektivität sowie die Veröffentlichung jeder Studie unabhängig vom Ergebnis. Dies ergab eine Untersuchung, die das Marktforschungsinstitut Harris Interactive im Mai dieses Jahres für „Pharma Relations“ durchgeführt hat. >> Befragt wurden 113 Ärzte unterschiedlicher Fachgruppen aus dem Harris Interactive-Online Panel, die durchschnittlich 255 Patienten pro Monat haben. 45 % der Befragten waren niedergelassene Ärzte, 55 % im Krankenhaus tätig. Thema der Studie sind Nutzung und Ansichten der Ärzte zur Kommunikation mit Pharmaunternehmen. Bevorzugte Kommunikationswege und -materialien In einem Beliebtheitsranking der Kommunikationswege von Pharmaunternehmen wiesen 44 % der befragten Ärzte Außendienstbesuchen den Platz 1 zu. Gründe dafür waren der persönliche Kontakt, die Möglichkeit direkte Fragen zu stellen und Mustergaben. Darüber hinaus werden Außendienstbesuche als individuell und Zeit sparend empfunden. Bei den Besprechungsunterlagen des Außendienstes bevorzugten 70 % der Befragten die gedruckte Form. Als Gründe dafür werden genannt, dass Printmaterialien ablegbar, stets greifbar, besser lesbar und übersichtlich seien. Außerdem seien sie besser geeignet für das Gespräch sowohl mit dem Außendienst als auch mit Kollegen. Man habe „etwas in der Hand“ und könne sich die Inhalte besser merken. Die 30 % der Befragten, die die digitale Form der Besprechungsunterlagen bevorzugen, nannten dagegen die Archivierbarkeit ohne Papierflut, Flexibilität und Platzersparnis sowie Übersichtlichkeit und Umweltfreundlichkeit als Gründe. 21 % der Befragten favorisieren E-Mails (Newsletter etc.) als Kom- 12 pharma R E L AT I O N S 06/15 munikationsweg der Pharmaunternehmen. Als Gründe geben sie an, dass sie die elektronische Post bei freier Zeiteinteilung bequem, einfach und schnell lesen können. 17 % setzten das Internet auf Platz 1, weil es schnell und unkompliziert, umfassend und flexibel informiere. Dabei sei es jederzeit verfügbar und ermögliche die freie Wahl der gesuchten Informationen. 10 % setzten postalische Informationen (Produktbroschüren, Newsletter etc.) auf Platz 1, weil man „etwas in der Hand“ und jederzeit verfügbar habe und weil gedruckte Informationen besonders übersichtlich seien. „Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist aus unserer Sicht, dass Ärzte schnelle und knappe Informationen benötigen“, erläutert Edith Franczok, Associate Director der Harris Interactive AG. „Dies betrifft einerseits den Außendienst, aber auch die Kommunikation im Internet oder per E-Mail. Für uns überraschend war, dass der Weg übers Telefon eher weniger beliebt ist.“ An zweiter Stelle der beliebtesten Kommunikationskanäle nannten jeweils 25 % das Internet und E-Mails (Newsletter etc.), 22 % postalische Informationen und 18 % den Medizinisch-Wissenschaftli- chen Service via Telefon. Am seltensten auf Platz 2 gesetzt wurden mit 8 % der Außendienst und mit 2 % allgemeine Hotlines. Auf Platz 3 der Beliebtheitsskala fanden sich mit 29 % überwiegend postalische Informationen, gefolgt von Internet (25 %) und E-Mails (24 %). 16 % setzten den Außendienst auf Platz 3 und 6 % den MedizinischWissenschaftlichen Service. „Der postalische Weg der Kommunikation hat offenbar immer noch eine große Bedeutung“, so Franczok. „Dies liegt daran, dass viele Ärzte gerne gedruckte Information zum Nachschlagen in der Hand haben, die sie auch wei- STUDIE tergeben oder bei Besprechungen nutzen können. Doch auch die Kommunikation via E-Mail und Internet ist sehr beliebt. Der Adressat ist dabei unabhängig und kann die Informationen zu jeder Zeit und im gewünschten Maß einfordern.“ Tatsächlich genutzt werden von den verschiedenen Kommunikationsangeboten der Pharmaunternehmen insbesondere Kongresse (71 % der Befragten), Produktbroschüren (69 %), der Außendienst (66 %) und persönliche Fortbildungen (64 %). 41% der Befragten lesen darüber hinaus klinische Studien, 38 % nutzen den Medizinisch-Wissenschaftlichen Service, 35 % digitale Fortbildungen und 12 % Internetforen. Verbesserung der Kommunikation und Glaubwürdigkeit In einer Studie aus dem Jahr 2012 zum Verschreibungsverhalten von Ärzten im Bereich chronischobstruktiver Lungenerkrankungen hatte Harris Interactive festgestellt, dass die Reputation der Pharmaunternehmen für rund 50 % der Befragten sehr oder äußerst wichtig für die Verschreibung von Originalmedikamenten ist. Gleichzeitig war der Kommunikation von Pharmaunternehmen eine geringe Glaubwürdigkeit bescheinigt worden. „Wir halten es daher für wesentlich, dass Pharmaunternehmen insbesondere die Glaubwürdigkeit ihrer Kommunikation verbessern“, so Franczok. Hinweise dazu geben die befragten Ärzte in der aktuellen Studie zur Ärztekommunikation selbst. Das Marktforschungsinstitut hat den Ärzten die offene Frage nach Verbesserungsmöglichkeiten der Kommunikation bzw. der Glaubwürdigkeit von Pharmaunternehmen gestellt. Anregungen in Bezug auf die allgemeine Kommunikation waren zum einen mehr Neutralität und Sachlichkeit, zum anderen aber auch eine personalisierte, also individuellere Ansprache. Im Hinblick auf den Außendienst wünschten die Befragten mehr Kürze und weniger Aggressivität bzw. Aufdringlichkeit. Weiterhin wurden Terminvereinbarungen genannt. Grundsätzlich herrschte jedoch keine auffällige Unzufriedenheit mit der Kommunikation der Pharmaunternehmen im allgemeinen. Im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit der Pharmaunternehmen wünschen sich die Ärzte vor allen Dingen mehr Transparenz in der Forschung. Im Einzelnen werden objektive klinische Studien, die Darstellung positiver und negativer Ergebnisse sowie die Veröffentlichung jeder Studie gefordert. Im Übrigen könnten Pharmaunternehmen ihre Glaubwürdigkeit durch mehr Sachlichkeit, Kritikfähigkeit und unabhängige Studien bzw. Referenten verbessern. Vom Außendienst wünschten die Befragten neutrale, kompetente und informative Gespräche. „Wir empfehlen Pharmaunternehmen auch weiterhin in klassische Methoden wie Produktbroschüren und die schriftliche Darlegung klinischer Studien zu investieren“, erklärt Franczok. „Letztere sollten auch im Internet bereitgestellt werden. Außerdem halten wir den Ausbau eines guten E-Mail-Services, der die Fragen der Edith Franczok, Associate Director der Harris Interactive AG Ärzte schnell und effizient beantwortet, für sehr wesentlich, um die Adressaten in ihrer Entscheidungsfindung wirkungsvoll zu unterstützen.“ << Die Harris Interactive AG ist ein beratendes Marktforschungsunternehmen, das maßgeschneiderte Full-Service-Lösungen anbietet. Es bearbeitet international sowohl Businessto-Business als auch Konsumgütermärkte in den Sektoren Automobil, Energie, Finanzdienstleistungen, Gesundheit, Konsumgüter, Medien, Technologie, Telekommunikation, Reisen und Unterhaltung. Das Institut verbindet fachliches Know-how mit preisgekrönten Forschungsdesigns und innovativen Tools, um die Fragestellungen seiner Kunden individuell zu beantworten. Die Spannweite reicht dabei von taktischen Einzelprojekten bis hin zu strategischen TrackingStudien. Die Harris Interactive AG hat eigene Experten für alle Marktforschungsphasen: Design, Feldarbeit, Analyse und Berichtslegung. Die besonderen Stärken liegen in der faktenbasierten Beratung zu Kundenloyalität, Marke und Produktneuentwicklungen. pharma R E L AT I O N S 06/15 13
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