Charaktersache Teil 1 Nehemia, ein zielorientierter, vertrauenswürdiger Leiter Predigt von Kurt Baltensperger, 30.8.2015 Wer eine Studie über Führungsqualitäten, Integrität und Glauben anstellen möchte, findet in Nehemia ein hervorragendes Vorbild. Mit menschlicher Logik hat der Auftrag, den Gott Nehemia auf's Herz legt, wenig zu tun. Er war weder Baumeister, noch Unternehmer. Er war Mundschenk am Hof des persischen Königs. Er hätte vermutlich in einem Bewerbungsgespräch kaum Chancen gehabt, das Profil zu erfüllen, das Menschen für den Wiederaufbau der Stadtmauern Jerusalems und für die Behebung der sozialen und geistlichen Missstände erstellt worden wäre. Da wären gefordert: Führungserfahrung, betriebswirtschaftliche Kenntnisse, Aus- oder mindestens Weiterbildung in Soziologie und Theologie. Gott hat ein anderes Anforderungsprofil erstellt: Charakterfest, gläubig, mitfühlend, gutes Vorbild, ausdauernd und mutig. Wir wollen die wesentlichsten Charakterstärken von Nehemia unter die Lupe nehmen. Charakterstärke 1 Betroffenheit (Nehemia 1) Als Nehemia erfährt, wie es dem kleinen Rest der zurückgekehrten Juden ging, trauerte, fastete und betete er tagelang. Und er tat Busse!! Das ist Charaktersache. Er stand dazu, dass auch er und sein Haus gesündigt haben. Vermutlich lebte er im Vergleich zur Mehrheit vorbildlich, aber er bildete sich nichts darauf ein, sondern war sich seiner Sündhaftigkeit bewusst. Er liess es aber nicht dabei bewenden, sondern tat Busse, bat Gott um Vergebung. Das zeigt eine 2. Charakterstärke auf: Charakterstärke 2 Selbsterkenntnis Busse ist noch heute Charaktersache. Busse tun, statt verdrängen von Ungereimtheiten und statt Selbstbeweihräucherung - eine Alternative, die den Charakter prägt. Busse ist die logische Folge einer echten Selbsterkenntnis, denn Selbsterkenntnis ist nicht nur der erste Schritt zur Besserung sondern auch zur Busse. Charakterstärke 3 Authentisch sein Nehemia war auch authentisch, deshalb merkte der König, dass er bedrückt war. (Nehemia 2,2) Viele lassen sich ja gerne nichts anmerken, wenn es ihnen nicht gut geht. Andere lassen es die ganze Welt spüren und miterleben. Irgendwo liegt vermutlich der sinnvolle Weg dazwischen. Vertraute Personen dürfen und sollten spüren, wenn uns etwas bedrückt. Dass der König es merkte und ansprach, stellt ihm als Vorgesetzten ein gutes Zeugnis aus. Charakterstärke 4 Handlungsbereitschaft (Nehemia 2) Auf die Frage des Königs, "was begehrst Du", ging er ins Gebet und machte dem König anschliessend den Vorschlag, dass er nach Jerusalem reisen möchte, um den Wiederaufbau zu organisieren. Er war bereit, vollen Einsatz für seine Heimat zu geben. Er erkannte Gottes Auftrag. Mehr noch, er bot sich Gott an. Hier bin ich, sende mich! Er traute Gott zu, dass er ihn nicht überfordert! Vorbildlich!! Noch fast 2500 Jahre später können wir viel von Nehemia lernen. Nehemia - ein zielorientierter, vertrauenswürdiger Leiter Charakterstärke 5 Gottvertrauen Er hatte einen gefestigten Charakter, deshalb verzichtete er darauf, eigenmächtige Entscheidungen zu treffen, sondern räumte Gottes Willen die erste Priorität ein. Das lohnte sich damals, das lohnt sich auch heute noch, weil Gott den Demütigen Gnade und Gelingen schenkt. Nur mit Gottes Hilfe konnte Nehemia den König für seinen verrückten Plan gewinnen. Zudem wusste er, dass er für die Umsetzung Gottes Hilfe noch viel mehr benötigen wird. Charakterstärke 6 Bescheidenheit Nehemia machte keine grosse Geschichte aus seinem Auftrag. Seinen künftigen Mitstreitern erzählte er erst davon, nachdem er die Trümmer der Stadtmauern inspiziert hatte. (Nehemia 2,16) Das zeugt von Weisheit und Geduld. Sein engster Vertrauter war Gott. Das machte ihn bei Menschen vertrauenswürdig und sie schlossen sich ihm an. Ihr Mut und ihr Glaube wurde bald auf die Probe gestellt. Die Nachbarn hatten nur Hohn und Spott für die Baumannschaft übrig (2.19). Charakterstärke 7 Klarheit Die Antwort Nehemias war wieder Charaktersache: (Nehemia 2, 20) Da antwortete ich ihnen: Der Gott des Himmels wird es uns gelingen lassen; denn wir, seine Knechte, haben uns aufgemacht und bauen wieder auf. Für euch gibt es keinen Anteil, kein Anrecht noch Gedenken in Jerusalem. Klar und mutig war die Antwort, aber nicht übermütig. Nehemia war immer klar, wer der Handelnde in der ganzen Geschichte war. Wie steht das bei uns? Sind wir die Handelnden oder lassen wir uns von anderen "behandeln"? Sind wir uns bewusst, dass auch in unserem Leben Gott der Allmächtige der Handelnde sein will? Charakterstärke 8 Ausgewogenheit (Vertrauen/Handeln) Nehemia war gut geerdet. Er war kein Schwärmer. Er war Realist!! Deshalb glaubte er auch an den realen Gott! Niemand kann wirklich Realist sein, der einen wesentlichen Teil der Realität verdrängt. Egal, welcher Teil es ist. Sei es Gott, den Teufel oder sich selbst mit allen Gaben und Grenzen. Nehemia plante den Wiederaufbau generalstabsmässig und liess auch Sicherheitsvorkehrungen nicht ausser Acht. Ganz Vertrauen, ganzer Einsatz!! Das ist das, was Gott auch von Dir und mir möchte. Beten und Handeln im Gleichgewicht, ausgewogen. Jeder gesunde Mensch hat zwei Beine. Ideal ist, wenn sie beide gleich lang sind. Sonst hinken wir. Beten und handeln, Vertrauen und Einsatz sind wie zwei Beine. Ungleichlange Beine hindern am Vorwärtskommen. Auch darin ist uns Nehemia ein grosses Vorbild. Die Feinde gaben nicht klein bei, sie versuchten es mit List, Tücken und Gewalt. Aber Nehemia stand fest auf beiden Beinen: Er betete und arbeitete. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verstärkt. (Nehemia 4). Nur noch die Hälfte der Arbeiter konnte für den Wiederaufbau eingesetzt werden, die anderen hielten bewaffnet Wache. Seite 1 von 2 Gott wollte, dass sie das menschenmögliche machen. Für den Rest sorgte er! Das ist noch heute seine Strategie. Wir tun uns manchmal schwer daran, zu begreifen, dass Gott uns vor allem das gibt, was wir selbst nicht können. Das Andere sollten wir selbst tun, denn er hat uns dazu befähigt. Charakterstärke 9 Sozial (er liebte Menschen) Im Kapitel 5 kommt eine weitere Facette des Leiters Nehemia zum Vorschein. Er baut ein Sozialsystem auf und sorgt für die Unterstützung der Armen. Er war ganz und gar Leiter, kein Abzocker. Nehemia ging es nie um sich. Er verzichtete sogar 12 Jahre auf sein Einkommen als Statthalter (Nehemia 5,14). Der wahre Charakter eines Menschen zeigt sich am Umgang mit den ärmsten und schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft. Damit war Nehemia gefordert, damit sind wir heute gefordert. Sowohl als Einzelpersonen, als Gemeinde, wie auch als Staat. Die logische Folge (Nehemia 6, 15-16) Die Mauer wurde nach 52 Tagen fertig. Als unsere Feinde aus den Völkern ringsum das hörten, bekamen sie Angst und verloren allen Mut. Denn sie erkannten, dass unser Gott uns geholfen hatte. Den Entmutigern kommt der Mut abhanden. Sie müssen kapitulieren und Gottes Wirken anerkennen. Nehemia war kein Mann frommer Sprüche. Doch sein Leben war ein einziger Werbespot für seinen grossen Gott, ein Loblied für ihn. Nicht etwa, weil er perfekt war. Nein, weil Gott durch ihn wirken konnte. Die letzten Kapitel des Nehemiabuchs sind geprägt von der Vollendung des Werkes: Der Wiederbesiedelung der Stadt, der Umkehr des Volkes zu Gott (9) und der Einsetzung von Gesetz und Ordnung. Nicht zu vergessen: Das Feiern! Gott gönnt uns Feste. Er hat sie seinem Volk sogar verordnet. Wir dürfen also auch eine Fest-Gemeinde sein. Die Menschen um Nehemia begannen damals wieder das Laubhüttenfest zu feiern. Wenn jemand Grund zum Feiern hat, dann Menschen, die mit Jesus unterwegs sind! Spürt man uns das an? Weil Nehemia glaubte, war er zielorientiert. Nehemia hat sein Ziel erreicht! Die Mauern sind aufgebaut, die Stadt wieder bevölkert, die Armen sind unterstützt, das Volk tat Busse, die Gesetze werden wieder befolgt. Hartnäckig blieb er dran, allen zum Teil misslichen Umständen zum Trotz. Woher nahm dieser Kerl die Kraft? Er liess sie sich schenken! Zusammen mit allen anderen Anforderungen, die an ihn gestellt wurden.. Er hat seine Ziele erreicht, weil es nicht primär seine Ziele waren, sondern weil er Gottes Ziele zu seinen Zielen gemacht hat. Wie sieht das bei Dir und mir aus? Haben wir überhaupt Ziele? Wenn ja, sind es unsere oder diejenigen, die Gott mit uns hat? Eines steht fest: Gott hat einen Plan mit Dir und Deinem Leben. Er deckt sich mit dem Ziel, das er mit seinem Volk hatte und hat: Jeremia 29,11: Denn mein Plan mit euch steht Nehemia - ein zielorientierter, vertrauenswürdiger Leiter fest: Ich will euer Glück und nicht euer Unglück. Ich habe im Sinn, euch eine Zukunft zu schenken, wie ihr sie erhofft. Das sage ich, der Herr. Er will, dass wir das Ziel erreichen: Ewige Gemeinschaft mit ihm. Und er will uns auf diesem Weg reich beschenken, so, wie er es auch mit Nehemia tat. Nehemia hat nie auf seinen Vorteil geschaut, aber immer das erhalten, was er brauchte. So ist Gott!! Damals und heute. Sind wir offen, für seine Ziele und Teilziele? Weil Nehemia vertraute, war er vertrauenswürdig. Er säte Vertrauen und erntete es auch. Die Menschen vertrauten ihm, folgten ihm und unterstützten ihn, weil sie merkten, dass er nicht auf dem Selbstverwirklichungstrip war und Karriere machen wollte, sondern in seiner Gott gegebenen Berufung lebte. Das macht einen grossen Unterschied. Was also können wir von Nehemia für unser persönliches Leben lernen? Nehemia setzte mit seinem Leben genau das in die Tat um, was Jesus ein paar hundert Jahre später uns und seine Jüngern so dringend ans Herz legte: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, dann wird euch alles andere zufallen (Matthäus 6.33) oder wie es in der Hoffnung für alle übersetzt ist: Sorgt euch vor allem um Gottes neue Welt, und lebt nach Gottes Willen! Dann wird er euch mit allem anderen versorgen. Zu diesem allem anderen, mit dem uns Gott versorgen will, gehören auch die Charaktereigenschaften. Er kann unseren Charakter besser verändern, als wir es selbst tun können. Also ist es ein Akt der Vernunft, der Sache Gottes die erste Priorität einzuräumen! Es wird unseren Charakter prägen und wir werden garantiert nicht zu kurz kommen!! Herausfordernde persönliche Fragen, die auch in der Kleingruppe besprochen werden können: Hast Du manchmal das Gefühl, nicht dem Anforderungsprofil zu entsprechen, das für Deine Aufgaben nötig wäre? Besprich die Differenzen mit Gott und allenfalls mit einer Person, der Du vertraust. Welche Charaktereigenschaft von Nehemia sind bei Dir gut, welche weniger entwickelt? Lebst Du zielorientiert? Was sind Deine Ziele? Denkst Du, dass sie mit Gottes Wort und Willen im Einklang sind? Bist Du vertrauenswürdig? Wie vertrauenswürdig empfindest Du Deine Kleingruppe? Müsste allenfalls etwas geändert werden? Seite 2 von 2
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