Denkexkurs 22

Dr. phil. Wilfried Grenz
Denkexkurs 22
Ein Tritt in den Hintern bringt den Anderen auch nach vorn …
Ein umstrittener Satz aus der alten Führungstheorie. Aber manchmal doch sehr zielführend.
Besonders dann, wenn der Andere sein zurzeit negativ gestaltetes System, welches ihn wie
ein Teufelskreis festhält, einfach nicht verlassen will.
Uralt das Schaubild der Neun Punkte mit der Aufgabe ‚Verbinden Sie diese neun Punkte mit
vier geraden Strichen wie bei ‚Dies ist das Haus vom Nikolaus’, ohne jedoch den Stift
abzusetzen‘. Es hält aber aktuell an dieser Stelle einen wichtigen Hinweis bereit. Der Anfang
der Lösung besteht darin, im ersten Schritt das System zu verlassen, die Grenzen zu durchbrechen. Erfolgreich wird der Lösungsansatz allerdings erst dann, wenn der Strich im zweiten
Schritt zurück in das Gebilde hineinführt.
Wenn also die erste Intervention den Anderen durch einen Tritt in den Hintern aus seinem
System herauswirft, darf es nicht passieren, dass er nun System- und planlos umherirrt. Die
zweite Intervention muss ihn wieder in sein System zurückführen. Sonst ergibt sich die
Situation vieler Fortbildung: Es war zwar nett, gedanklich das System zu verlassen, die
Impulse sind aber nicht in das tägliche Leben vor Ort übertragbar. Erfolgreiche und effektive
Interventionen haben dementsprechend sowohl den Weg aus dem System heraus, als auch
den der Rückkehr in das praktizierte System des täglichen Lebens hinein, konkret vor Augen.
Nach der ersten Fußtritt Intervention ist es zielführend, wenn die zweite Intervention in einer
Hilfestellung besteht, die die Selbstverantwortung des Anderen für sein Leben respektiert. Sie
sollte ihm helfen, dass er Strukturen entdeckt und implementiert, die sein System so verändern, dass es nicht mehr einen Teufelskreis der Misserfolge darstellt, sondern als Grundlage
für seine zukünftigen – von ihm definierten – Erfolge dient.
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