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Projekt „Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt“
Arbeitspausen
Johannes Wendsche & Andrea Lohmann-Haislah
Hintergrund und Fragestellung
Definition „Arbeitsunterbrechungen verschiedener Länge, die
zwischen zwei in einer Arbeitsschicht vorkommenden
Tätigkeitszeiten auftreten und der Erholung des Arbeiters
dienen sollen“ (Graf, Rutenfranz & Ulich, 1970, S. 250).
Pausenorganisation
○ Regime /Anzahl (Dauer, Intervall, Zeitpunkt, Bezahlung)
○ Auslösung
○ Inhalt/Ort
Gesetzliche Grundlagen Beispiele: Arbeitszeitgesetz,
Betriebsverfassungsgesetz, Bildschirmarbeitsverordnung,
Arbeitsstättenverordnung.
Theorien Arbeitszeit-, Stress-, Erholungs-, Motivations-,
Emotions-, Kognitions- und Lernforschung. Arbeitspausen als
organisationale Ressource (Abb. 1). Komplexes Zusammenspiel verschiedener Stellgrößen. Wechselspiel zwischen
förderlichen und hinderlichen Pausenmechanismen bestimmt
Wirkungsgrad von Pausen.
5.)Individuelle Merkmale
6.)Weitere Arbeitsbedingungsfaktoren
1.)Genereller Pauseneffekt
2.)Pausenregime
3.)Zeitliche Freiheitsgrade
4.)Pauseninhalt/Pausenort
Gestaltungswissen?
Pufferwirkung
Funktionen Erholung, Motivation, Anforderungskompensation,
Kommunikation, Information, Ein- und Umstellfunktion,
Ablenkung, Kulturfunktion.
Pausenorganisation
○ Arbeitsaufgabe
○ Arbeitsumgebung
(physikalisch, sozial)
○ Arbeitsorganisation/
Arbeitsablauf
○ Arbeitsmittel
○ Arbeitsplatz
○ Arbeitszeit

Rahmenbedingungen
Normen, z. B. Gesetze, Verordnungen
Betriebliche Faktoren, z. B. Branche, Betriebsgröße
Individuelle Faktoren, z. B.
○ Alter
○ Geschlecht
Beanspruchung, z. B.
Längerfristige Effekte, z. B.
○ negativ: Ermüdung,
Monotonie, Sättigung,
Stress, herabgesetzte
Wachsamkeit
○ negativ: Erkrankungen,
Unfälle, Fehlzeiten,
Fluktuation

○ positiv: Gesundheit,
Wohlbefinden, Übung,
Weiterentwicklung
○ positiv: Aufwärmung,
Aktivierung, Lernen
Abb.1 Schematische Darstellung zur Wirkung von Arbeitspausen und ihrer Determinanten.
○Gesundheit
○Befinden
○Motivation
○Leistung
Abb.2 Forschungsfragen
Methode
Untersuchungsansatz Scoping-Review, Literatur: 1990-2014.
• Systematische, narrative Reviews (k = 10)
• Primärstudien (k = 129, N = 87.891, 726 Einzeleffekte)
• Zusätzliches, qualitatives Gestaltungswissen (k = 12)
Stichproben EU/USA/Kanada (73%), Mdn (N) = 75, M (Alter) = 36.9 Jahre, Geschlecht
ausgeglichen.
Tätigkeiten Überwiegend mit stärker psychischen als physischen Anforderungen.
Studiendesign Längsschnitt (60%), Interventionsstudien (46%, 54% RCT).
Ergebnisse
Fragestellungen
1) Generelle Effekte von Arbeitspausen. Siehe Abb. 3.
2) Pausenregime Höhere Gesamtpausendauer mit positiven Effekten. Kleine positive Effekte von Kurzpausenregimen.
3) Zeitliche Freiheitsgrade Wenig systematisch untersucht. Eher keine Effekte. Konfundierungseffekte in Fragebogenstudien.
4) Pauseninhalt, Pausenort Kaum Effektunterschiede. Arbeitsbedingungen nicht kontrolliert. Erholungserleben als
Prädiktor. Napping reduziert Ermüdungssymptome (Schichtarbeit).
5) Individuelle Merkmale Wenig systematisch untersucht. Hinweise auf Effekte, aber teilweise inkonsistente Befundlage
(z. B. Alter, Geschlecht, Rauchen, Verausgabungsneigung, Expertise).
6) Arbeitsbedingungsfaktoren Wenig systematisch untersucht. Hinweise auf Effekte, aber teilweise inkonsistente
Befundlage (z. B. Arbeitszeit, Arbeitsintensität, Aufgabenrepetitivität, Handlungsspielraum, Organisationskontext).
Gemischt
Positiv
30
Neutral
Negativ
10
Studienanzahl
Bewertung der Methoden
Studiendesign Kurze Interventionsdauer, fehlende Randomisierung/Zufallsstichproben, geringe statistische Power,
fehlende Effektkontrolle für weitere Merkmale der Pausenorganisation.
Variablen Eher kurzfristige Effekte gemessen, kaum Indikatoren für Motivation und psychische Gesundheit untersucht.
5
20
1
10
18
10
17
5
0
9
3
6
2
2
1
2
2
ohne
mit
ohne
mit
ohne
mit
Intervention Intervention Intervention Intervention Intervention Intervention
Gesundheit
Befinden
Leistung
Anteil positiver Effekte
41 %
35 %
80 %
Stärkste positive Effekte
KörperbeschwerdenErmüdung
Arbeitsleistung,
Unfälle
Abb.3 Wirkung von Pausen auf die Gesundheit, das Befinden und die
Arbeitsleistung
Diskussion
○ Komplexe Wirkmodelle (Moderatoren, Mediatoren) systematisch prüfen.
○ Satz abhängiger gesundheitsrelevanter und motivationaler Variablen erweitern.
○ Determinanten und Mechanismen des Ausfalls von Arbeitspausen ermitteln.
Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin
Friedrich-Henkel-Weg 1-25
44149 Dortmund
Telefon +49 231 9071-0
DOI: 10.21934/baua:berichtkompakt20161005/3b
○
○
○
○
Zeitliche Dynamik der Pausenorganisation berücksichtigen.
Pausenrealität bei geistiger/interaktiver/selbstgesteuerter Arbeit prüfen.
Instrumente zur Analyse und Bewertung der Pausenorganisation sichten.
Prüfung der Vorgaben zur Pausendauer im Arbeitszeitgesetz.