Hindernisse der transnationalen Mobilität junger Auszubildender

Hindernisse der transnationalen Mobilität junger Auszubildender
zwischen Deutschland und Frankreich
und Lösungsansätze
Nur ca. drei Prozent der europäischen Auszubildenden nehmen an einer Mobilitätsmaßnahme teil, während
25% der Studierenden einen Auslandsaufenthalt während ihres Studiums absolvieren.
Die Gründe der geringen Mobilität bei Auszubildenden sind vielfältig und trotz zahlreicher Maßnahmen zur
Förderung der Mobilität zwischen Deutschland und Frankreich gibt es Hindernisse, die eine Steigerung der
Mobilität während der Ausbildung schwierig gestalten.
Die Mobilität als wesentlicher Faktor der Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung trägt nicht nur zur
Entwicklung der beruflichen Karriere unserer Jugend bei, sondern leistet auch einen Beitrag zur Steigerung
der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und zum Wohlstand unserer Staaten.
Im Rahmen des 2. Deutsch-Französischen Berufsbildungstages hat die Deutsch-Französische Industrieund Handelskammer in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW), dem
Deutsch-Französischen Sekretariat (DFS) sowie den Industrie- und Handelskammern (IHK) Aachen,
Karlsruhe, Straßburg und des Saarlandes, Mobilitätshindernisse junger Auszubildender zwischen
Deutschland und Frankreich zusammengefasst, um schließlich Möglichkeiten des Abbaus dieser
Hindernisse vorzuschlagen.
Mobilitätshindernisse zwischen Deutschland und Frankreich während der
Berufsausbildung
Mobilitätshindernisse im deutsch-französischen Raum haben viele Facetten. Die häufigsten Ursachen für ihr
Entstehen sind finanzieller, informativer, sprachlicher und kultureller sowie organisatorischer und logistischer
Art.
1) Mobilitätshindernis : Fehlende finanzielle Mittel
-
Viele Unternehmen (vor allem KMUs) fürchten einen finanziellen Verlust, für die Zeit, die ihr Lehrling
im Ausland verbringt und nicht der eigenen Einrichtung zur Verfügung steht  fehlende Bereitschaft
der Betriebe, den Auslandsaufenthalt ihres Lehrlings mit zu finanzieren.
-
Knappe Fördergelder, die nicht ausreichen, um die Kosten des Auslandsaufenthaltes zu decken
1
-
Vergünstigte Tarife sind oftmals für Auszubildende im Partnerland nicht anwendbar.
2) Mobilitätshindernis: Fehlende Informationen
-
Informationen über Existenz, Organisation, Ablauf, Finanzierungsmöglichkeiten, gewinnbringenden
Nutzen1, Anerkennung etc. fehlen den Auszubildenden, den Unternehmen sowie den Berufsschulen.
-
Mangelnde
Information
über
das
Ausbildungssystem
und
die
Weiterbildungs-
und
Karrieremöglichkeiten des Nachbarlandes
3) Mobilitätshindernisse: Sprache und Kultur
-
Mangelnde Sprach- und Kulturkenntnisse
-
Interesse an der Partnersprache sinkt.
-
Unterschiede im Ansehen der dualen Ausbildung
4) Mobilitätshindernisse: Organisation und Logistik
-
Komplizierte Antragstellung, nicht übersetzte Dokumente
-
Welche Institution ist zuständig?
-
Welche Fördergelder für welche Mobilitätsmaßnahme?
-
Fehlende öffentliche Transportmittel für grenzüberschreitende Ausbildung
-
Fehlende individuelle Unterstützung (Vorbereitung von Bewerbung, Vorstellungsgespräch etc.)
-
Fehlende zentrale Anlaufstelle
Vorschläge zum Abbau der Mobilitätshindernisse für Auszubildende
Trotz der zahlreichen bestehenden Maßnahmen zum Abbau der Mobilitätsbarrieren sollen die folgenden
Vorschläge die Mobilität der Auszubildenden fördern und dazu beitragen, dass Auslandsaufenthalte ein
fester Bestandteil der Ausbildung werden und durch das Leistungspunktesystem ECVET (European Credit
System for Vocational Education and Training) systematisch anerkannt werden. Dadurch könnte außerdem
eine erhöhte Transparenz bei der Beschreibung der erworbenen Kompetenzen geschaffen werden.
1) Maßnahmen gegen Mobilitätshindernisse finanzieller Art
-
Stärkere finanzielle Unterstützung durch Unternehmen, Regionen und Kommunen
-
Finanzierung auch der Organisatoren der Mobilität, was zu oft freiwilligem Engagement überlassen
wird
1
Dabei gestaltet sich der Nutzen einer Auslandserfahrung sehr vielseitig. Es werden unter anderem Sprachkenntnisse, kulturelle und
soziale Kompetenzen sowie berufliche Fachkenntnisse gefördert, die Motivation und die Selbstständigkeit des Lehrlings werden
gesteigert und der Ausbildungsbetrieb hat die Gelegenheit Partnerschaften im Nachbarland aufzubauen.
2
2) Maßnahmen gegen Informationsmangel
-
Auszubildende sollen zu Beginn ihrer Ausbildung über Mobilitätsprogramme informiert werden
(Informationsveranstaltungen, Vorträge etc. für Unternehmen, Berufsschulen und Eltern).
-
Stärkere Nutzung der neuen Medien
-
Informationstage für Unternehmen sollten von den Kammern organisiert werden.
-
Eine zentrale Anlaufstelle (Deutsch-Französische Mobilitätsberatungsstelle) sollte geschaffen
werden, die über sämtliche Mobilitätsmöglichkeiten informieren könnte.
3) Maßnahmen gegen Mobilitätshindernisse: Sprache und Kultur
-
Sprachkurse und interkulturelle Trainings vor Auslandsaufenthalten sollten die Regel werden.
-
Gezielter Einsatz bestehender Lehrmittel
4) Maßnahmen gegen Mobilitätshindernisse organisatorischer und logistischer Art
-
Vereinfachung der organisatorischen Abläufe und des Ansuchens um Förderung der Mobilität
-
Die Ausbilder sollten stärker in Mobilitätsmaßnahmen eingebunden werden.
-
Stärkere Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Institutionen, wie zum Beispiel zwischen
Kammern und Arbeitsagenturen, z.B. Fachstelle für grenzüberschreitende Ausbildung im Saarland
(finanziert über Land und IHK)
-
Einführung eines Zeitfensters für spezielle Projekte (z.B. Auslandsaufenthalt, Weiterbildung etc.)
während der Berufsausbildung
Außer den genannten Maßnahmen zum Abbau von Mobilitätshindernissen könnten die bereits bestehenden
nationalen Projekte, wie „Wirtschaft macht Schule“, „Les classes sortent en boîte“ oder „Classe en
entreprise“ deutsch-französisch ausgerichtet werden.
Außerdem könnten eine stärkere individuelle Betreuung und Projektbegleitung, z.B. durch Unterstützung bei
der Vorbereitung der Bewerbung, Sensibilisierung für die Unterschiede beim Herangehen an den
Arbeitsmarkt etc. zur Ausweitung der deutsch-französischen Mobilität beitragen.
Schließlich sollten den Jugendlichen die Karrieremöglichkeiten im deutsch-französischen Wirtschaftsraum
aufgezeigt werden, und dass das Beherrschen der Sprache des Nachbarlandes ein großer Vorteil für ihren
zukünftigen Lebensweg und ihre internationale Karriere sein können.
3